Ziegler / Loth / Cobet | Geschichtswissenschaft | Buch | 978-3-934359-34-5 | sack.de

Buch, Englisch, 144 Seiten, PB

Ziegler / Loth / Cobet

Geschichtswissenschaft

Europa: Geschichte und Kultur

Buch, Englisch, 144 Seiten, PB

ISBN: 978-3-934359-34-5
Verlag: Universität Duisburg - Essen SSC


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Was ist Europa, was soll Europa sein,
was wird aus Europa werden? Die
Atlanten geben keine eindeutigen
Antworten auf diese Fragen, die
Geschichtsbücher auch nicht, und
auch ein Blick in die Handbücher
über Struktur und Politik der Europäischen
Union hilft kaum weiter.
Das ist umso misslicher, als Antworten
dringend benötigt werden. Angesichts
einer Europäischen Union,
die die Politik und den Alltag der
Menschen in ihren Mitgliedsländern
zunehmend bestimmt, dabei aber
häufig nicht den Kern ihres Selbstverständnisses
erreicht, ist Orientierung
über die Grundlagen der europäischen
Zivilisation gefragt.
Für die Historiker der Universität
Duisburg-Essen bildet die
Geschichte des Europa-Gedankens
und der Europa-Politik seit vielen
Jahren einen Forschungsschwerpunkt.
Sie nehmen daher das Projekt
"Kulturhauptstadt Europas 2010"
zum Anlass, Ergebnisse ihrer Forschungen
zum "Europäischen" in
der Geschichte vorzustellen. Europäische
Geschichte, soviel wird dabei
deutlich, ist nicht die Geschichte
einer Region oder eines Erdteils. Es
ist die Geschichte einer Zivilisation,
die sich in Schüben und Brüchen
entwickelt und dabei in immer neuen
Bildern ihre Geschichte erinnert.
Die Erinnerung beginnt mit dem
Bild von den alten Reichen, die sich
um kulturell mächtige Metropolen
gebildet haben. Wie die Althistoriker
Ruprecht Ziegler, Justus Cobet, Barbara
Patzek, Regina Hauses, Helga
Scholten und Joachim Lehnen argumentieren,
sind dies nicht nur Athen,
Rom und Jerusalem als Inbegriff
der Verknüpfung von klassischer
Antike und jüdisch-christlicher Tradition.
Durch die Entzifferung der
Keilschriftliteraturen ist vielmehr
deutlich geworden, dass Babylon
als Gegenpol zu Jerusalem hinzugenommen
werden muss, um das
Spannungsverhältnis rivalisierender
Machtzentren und die daraus resultierenden
kulturellen Entwicklungen
zu verstehen. Das Edikt des Perserkönigs
Kyros, der nach dem Sieg
über Babylon 539 v.Chr. die Rückführung
aller geraubten Götter und
deportierten Völker in ihre Städte
verfügte, gilt zu Recht als erstes
Dokument der Menschenrechte.
Für die Zeit nach dem Niedergang
des Römischen Reiches wird
man Konstantinopel als weitere europäische
Metropole in die Betrachtung
einbeziehen müssen. Der Mediävist
Rolf Köhn macht darauf aufmerksam,
dass die römische Tradition
hier, begünstigt durch die Förderung
des Christentums, bis zum Untergang
des byzantinischen Reiches
1453 weiterlebte, während Rom erst
wieder in der Renaissance als Großstadt
Bedeutung erlangte. Die Usurpation
des römischen Kaisertitels
Verehrte Leserinnen und Leser,
sten, Untertanen und lokalen Autoritäten.
Das war, wie Stefan Brakensiek
argumentiert, eine wesentliche
Voraussetzung für die Entwicklung
demokratischer Verfassungsstaaten,
auch wenn es zu deren Durchsetzung
gewaltiger Freiheitskämpfe im
19. wie im 20. Jahrhundert bedurfte.
Rationalität und Fortschrittsglaube,
die die Sozialhistorikerin Ute
Schneider am Beispiel des Projekts
einer Internationalen Weltkarte
behandelt, trugen dann zum Aufstieg
Europas als globaler Vormacht bei.
Die europäische Einigung nach
dem Zweiten Weltkrieg erscheint
in der Analyse des Zeithistorikers
Wilfried Loth als Ergebnis einer
Rückbesinnung auf die Menschenrechte
und die Tradition demokratischer
Ordnung. Sie trägt alle
Zeichen einer Renaissance nach einer
beispiellosen Katastrophe. Diese
hat sich als so erfolgreich erwiesen,
dass sie andernorts zur Nachahmung
durch Karl den Großen war nicht
mit der Festlegung auf eine westeuropäische
Metropole verbunden, und
auch das "Heilige Römische Reich
deutscher Nation" kannte keine
Hauptstadt. Die Mediävistin Amalie
Fößel führt das darauf zurück, dass
die deutsche Wahlmonarchie politisch
und kulturell ganz wesentlich
in den Territorien verankert war.
Gerade die Verdichtung auf
regionaler Ebene stellt aber eine
wichtige Voraussetzung für transnationale
und supranationale Zusammenschlüsse
nach dem Zeitalter der
Nationalstaaten dar. Dabei kommt,
wie Jörg Engelbrecht am Beispiel des
Rhein-Maas-Raumes zeigt, solchen
Regionen eine Vorreiterrolle zu, die
sich schon im Spätmittelalter und in
der Frühen Neuzeit durch ein hohes
Maß an Urbanisierung auszeichnen.
Staatsbildung erfolgte im frühneuzeitlichen
Europa im Wesentlichen
durch Triangulierung zwischen Füranregt;
darauf macht Christoph
Marx, Professor für Außereuropäische
Geschichte, in seinem Beitrag
über Südafrika aufmerksam.
Gleichwohl ist sie vor Rückschlägen
nicht gefeit; dabei spielen Defizite
in der Vermittlung der Notwendigkeit
von Kompromissbereitschaft
und der Mehrschichtigkeit
europäischer Identität eine Rolle
- so die Argumentation von Bärbel
Kuhn, Professorin für die Didaktik
der Geschichte. Der Widerspruch
zwischen europäischem Ideal und
europäischem Alltag wird durchaus
reflektiert, das zeigt die Zeithistorikerin
Claudia Hiepel anhand von
Karikaturen zur Europapolitik.
Ob daraus aber auch die nötigen
Schlüsse gezogen werden, ist eine
Frage, die erst zukünftige Historiker
beantworten können.


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