Abrahams | Das Wunschkind | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 461 Seiten

Abrahams Das Wunschkind

Thriller | Fesselnde Kidnapping-Story für Fans des Netflix-Hits »Raum«
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98952-487-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller | Fesselnde Kidnapping-Story für Fans des Netflix-Hits »Raum«

E-Book, Deutsch, 461 Seiten

ISBN: 978-3-98952-487-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nach neun Monaten Vorfreude tritt der absolute Albtraum ein ... Die frischgebackene Mutter Nina Kitchener ist starr vor Schreck, als sie im Bett ihres Babys die leblosen Knopfaugen einer Puppe erblickt - von ihrem Sohn fehlt jede Spur. Traumatisiert und geschockt von der Untätigkeit der Polizei, stürzt sich Nina selbst in die Ermittlungen. Ihre erste Spur führt sie zur Kinderwunsch-Klinik, in der ihre Befruchtung stattfand, denn die Identität des anonymen Samenspenders könnte etwas mit der Entführung zu tun haben. Als sie dort erfährt, dass sie ihr Schicksal mit einer weiteren Mutter teilt, ahnt Nina Schreckliches ... Steckt hinter dem Verschwinden der Neugeborenen ein ganzes Netzwerk der Grausamkeit? Und wird sie ihren kleinen Sohn je wieder lebend in die Arme schließen können? »Abrahams hält die Spannung durchgehend aufrecht und schmückt seine Geschichte mit anschaulichen Details.« - Publishers Weekly Der bahnbrechende Psychothriller über die verzweifelte Suche einer Mutter nach ihrem entführten Säugling - für Fans von Sue Watson und Clare Mackintosh!

Peter Abrahams ist ein renommierter amerikanischer Autor zu dessen weltweiter Leserschaft auch Stephen King gehört, der ihn als seinen »liebsten amerikanischen Spannungsromanautor« bezeichnet. Einige seiner Werke wurden mit hochkarätigen Stars wie Robert De Niro für die große Leinwand adaptiert. Die Website des Autors: www.peterabrahams.com/peter-abrahams/ Bei dotbooks veröffentlichte der Autor seine Standalone-Thriller »Der Nachhilfelehrer«, »Der ideale Ehemann«, »Der Häftling«, »Das Wunschkind«, »Dear Wife«, »Blacked Out - Gefährliche Erinnerung«, »Missing Code - Verlorene Spur« und »Hard Rain - Schleier aus Angst«.
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Kapitel 2


»Alle glücklichen Familien nuckeln. Unglückliche Familien nuckeln auch.«

Um 6.47 Uhr, am Morgen ihres neununddreißigsten Geburtstags, starrte Nina Kitchener auf diese acht Wörter, den ersten Absatz des Manuskripts auf ihrem Frühstückstisch. »Wie man ohne Männer und Kinder lebt – und es genießt«, von Lois Filer, Dr. phil. Ein Tropfen ungezuckerte, geschmacklose Marmelade rutschte von Ninas Pumpernickelscheibe auf das Papier. Sie versuchte ihn wegzuwischen und zog stattdessen einen orangegelben Bogen durch den zweiten Absatz, wie die Markierung eines Lektors.

Sie ging mit dem Manuskript in das kleine Zimmer, das sie als Büro benutzte, und kletterte auf den Hometrainer. Während sie in die Pedale trat, blätterte sie die Seiten um. Seite 7: »Die Zeit für neue Modalitäten ist gekommen. Wenn Sie nicht alles haben können, was wollen Sie wirklich?« Seite 160: »Überlegen Sie mal – leben Sie für andere oder für sich selbst? Wenn Sie für andere leben, fragen Sie sich: Wer lebt für Sie? Möchten Sie immer noch daran denken, wenn Sie erkennen müssen, daß die Antwort lautet: Niemand – und wenn es zu spät ist?«

In zehn Minuten hatte sie die Quintessenz des Manuskripts erfaßt. In zwanzig war sie 7,3 Meilen geradelt. Mit einer roten Stecknadel markierte sie ihren Weg auf einer großen Weltkarte, die an der Wand hing. Sie radelte von Paris nach Rangun. Die rote Stecknadel kennzeichnete Ninas derzeitigen Standort inmitten des Hindukusch. Nächste Woche würde sie Pakistan erreichen, in einem Monat Kaschmir. Sie ging ins Bad, wo sie sich die Zähne mit einer Antibelagpasta putzte, nach einer Geheimformel hergestellt. So was konnte man am Khaiber-Paß vermutlich nicht kaufen. Sie besaß das Beste von beiden Welten.

Im Spiegel sah sie gute Zähne. Nicht so strahlend weiß wie die Kronen, die ihr Dr. Pearl einreden wollte – ihr Zahnarzt, der für drei Kinder Alimente zahlen mußte –, aber weiß genug für echte Zähne. Und sie hatte schönes Haar, dunkelbraun, dicht, gesund, schick geschnitten von Sherman’s, für 100 Dollar, das Trinkgeld nicht mitgerechnet. Das Gesicht? Da konnte man eher sagen, was es nicht war – weder aristokratisch noch bäurisch, keine Haken-, auch keine Stupsnase, weder sexy noch süß, nicht arrogant, nicht lässig. Eins stand jedenfalls fest – es war intelligent, gut proportioniert, Mittelklasse. Die Art von Gesicht, die in einem frühen Manet auftauchen könnte. Wäre die Annahme zu vermessen, die großen dunklen Augen hätten ihn inspiriert?

Beim Blick in den Spiegel dachte Nina nicht darüber nach. Sie suchte nach Anzeichen, die auf ihr Alter hinwiesen. Es gab vieles, aber nichts, was man Falten hätte nennen können, höchstens ein übelgesinnter Betrachter. Aber sie sah, wo die Falten entstehen würden. Schluß damit! Sie bespritzte ihr Gesicht mit kaltem Wasser, rieb es kräftig mit einem Frotteetuch trocken, zog sich an, stopfte »Wie man ohne Männer und Kinder lebt – und es genießt« in ihre Aktentasche und fuhr im Lift 35 Stockwerke hinunter, zu den Straßen von Manhattan.

»Guten Morgen, Miss Kitchener«, sagte Jules und hielt ihr die Tür auf. Er war wie ein Schweizer Gardist gekleidet, nur noch etwas auffälliger. »Ein schöner Tag«, fügte er hinzu, beinahe so, als würde er es ernst meinen, was ihm gar nicht ähnlich sah. Nina trat in ein Schneetreiben hinaus und erinnerte sich – der Montag nach dem Erntedankfest, der Tag, wo das Trinkgeld fällig war.

Sie ging zur Arbeit und teilte sich die Gehsteige mit steifbeinigen Massen, die sich mißgelaunt vor dem kalten Wind duckten. Atemwolken stiegen empor, wie leere Sprechblasen in Comics. Mit niemandem hatte sie Blickkontakt, außer mit einem reglosen Mann in Lumpen, der an der Ecke der Third und der Forty-ninth stand und plötzlich auf sie zuhinkte und wisperte: »Frohes Scheiß-Weihnachten!« Kein anderer beachtete ihn.

Neunundreißig! Nina stellte sich vor, die Zahlen würden läuten wie Dorfkirchenglocken in einem Frankenstein-Film. Eigentlich konnte sie sich immer noch an die letzten Stunden von achtunddreißig klammern, denn sie war zu Mittag geboren worden. Dann zwanzig glückliche Jahre, beendet vom Tod der Mutter, die an Brustkrebs gestorben war. Später hatte Nina auch den Vater verloren – Dickdarmkrebs. Akt eins: die heile Familie. Akt zwei: mit fließenden Übergängen – die Freunde. Der letzte war zweiundfünfzig, zumindest hatte er das behauptet. Aber manchmal wirkte er älter, so wie an jenem fatalen Tag, wo sie seinen Töchtern am Nacktbadestrand des Club Med auf Tahiti begegnet war. »Freunde« – dieses Wort stimmte nicht ganz, es klang zu allgemein – »Liebe« erschien ihr zu intim. »Verehrer« zu opernhaft, »Bettgenosse« nicht opernhaft genug.

Die Freunde! David hatte sie wegen eines Mädchens im Marin County verlassen. Dann hatte sie Richard Lennys wegen verlassen, der später zu seiner Frau zurückgekehrt war. Alvie hatte Drogen genommen, Marc ihr Geld. Zane war es zu früh gekommen. Ein anderer, Richard, kam nie wieder. Ken schwärmte von einem flotten Dreier, wenn er zuviel getrunken hatte, was fast täglich geschah.

Mit diesen Männern hatte sie es ernst gemeint. Die anderen konnte sie vergessen. David, Richard, Lenny, Alvie, Marc, Zane, Richard der Zweite, Ken. Sie alle teilten Ninas Vergangenheit in scheinbar begreifliche Perioden, wie eine Genealogie von Königen in einem problematischen Staat.

Nun waren sie alle vom Thron gestürzt worden. Nina hatte die Phase dieser Beziehungen beendet. Der Job gab ihr die Kraft dazu. Hin und wieder erlitt sie Rückfälle – wenn ein Freund in einem Restaurant auftauchte oder in einem Alptraum. Aber damit wurde sie fertig. Sie war unabhängig, lebte ohne Männer und Kinder. Über das, was man Liebe nannte, wollte sie noch mehr herausfinden.

Das Büro lag in einem dreistöckigen Braunsteinhaus, mit einer schmalen Eisentreppe, einer kleinen Messingplakette, auf der »Kitchener and Best« stand, und einer Hypothek, so gewaltig wie der Fels des Sisyphus. Vor den Stufen erledigte ein Pekinese mit wütender Miene sein Geschäft. Eine Frau in einem Nerzmantel und flauschigen rosa Pantoffeln hielt die Hundeleine. »Beeil dich, kleiner Trottel!« befahl sie und zerrte das Tier hinter sich her, sobald die Aktion beendet war.

»Großer Gott!« Nina stieg über einen Haufen, der ihr – verglichen mit der Größe des Erzeugers – überdimensional erschien, und betrat das Gebäude.

Jason Best telefonierte am vorderen Schreibtisch. Hinter ihm blinkte farbenfroher Unsinn auf einem Computerbildschirm. »Warten Sie bitte.« Jason drückte auf einen Knopf. »Warten Sie bitte.« Noch ein Knopfdruck. »Warten Sie bitte.« Er schaute zu Nina auf, mit jenem verwirrten Blick, den Cary Grant so gut beherrschte. Auch in anderen Belangen ähnelte er Cary Grant. Vielleicht war er ein bißchen größer, ein bißchen hübscher und hatte ein bißchen dunkleres Haar. »Ein Schlamassel im Zugverkehr«, erklärte er und legte eine Hand auf die Sprechmuschel. »Amalia kommt erst gegen Mittag.«

»Vor der Haustür liegt Hundescheiße.«

»Igitt!« Jason drückte auf einen anderen Knopf. »Kitchener and Best. Warten Sie bitte.«

Auf dem Tisch lagen die Morgenzeitungen. »Triebtäter verletzt drei Frauen, erschießt sich selbst«, verkündete die Post. Nina griff danach und lief hinaus, um die Bescherung zu beseitigen. Dann ging sie in ihr Büro im obersten Stockwerk. Jason hatte nicht erwähnt, daß es okkupiert war. Auf diese Weise arbeitete er nicht. Zwei Frauen saßen auf der Couch am Fenster, in Ninas Alter, möglicherweise etwas älter. Eine hatte Salz-und-Pfeffer-Haare, die andere kurze blonde Locken, und sie trug eine riesige Brille.

»Hallo«, grüßte Salz und Pfeffer. »Ich glaube, wir sind zu früh dran.«

»Wegen des Schnees«, erklärte die Blondine. »Wir wußten nicht, wie lange die Fahrt dauern würde.«

»womynpress?« fragte Nina und wußte nicht, wie sie das kleine w des Verlagsnamens aussprechen sollte.

Salz und Pfeffer nickte. »Ich bin Brenda Singer-Atwell, die Verlegerin.«

»M. Eliot«, stellte sich die andere vor. »Cheflektorin. Und Sie sind Nina Kitchener, nicht wahr?«

»Genau.«

»Wir haben viel Gutes über Sie gehört, Nina«, bemerkte Brenda.

»Von wem?«

»Von allen«, erwiderte M. »Zum Beispiel von Gloria Steinem.«

»Gloria Steinem?«

M. nickte.

»Komisch, die kenne ich gar nicht.«

»Jedenfalls sind Sie ein Medienstar«, meinte Brenda. »Hatten Sie Zeit, in unser Manuskript zu schauen?«

»Ja.« Nina setzte sich an ihren Schreibtisch. »Möchten Sie Kaffee?«

»Oh, das wäre wunderbar«, entgegnete Brenda, und M. nickte.

Nina rief im Erdgeschoß an und Jason berichtete: »Rosie hat sich krankgemeldet. Der Typ von NBC braucht’s schon um vier, nicht erst um fünf, und Amalia kommt nicht vor zwei.« Der Streß näherte sich dem Höhepunkt. Jasons Stimme stieg in ein Register empor, das Cary Grant nie benutzte, nicht einmal wenn er von Hubschraubern gejagt wurde.

»Ist Kaffee da?«

»Kaffee?« fragte Jason.

»In der Maschine«, erklärte Nina, von Brenda und M. aufmerksam beobachtet Zumindest von Brenda. M.’s große Brillengläser reflektierten das Licht und maskierten ihre Augen.

»Ich seh’ mal nach.«

»Danke.« Nina legte den Hörer auf.

M. bewegte den Kopf und enthüllte ihre Augen. Scharfe Augen, die Nina tatsächlich prüfend musterten. »Ein neuer Kaffeejunge?«

»Das war Jason Best, mein Partner.« Die scharfen Augen schweiften davon, und Nina erkannte, daß ihre Stimme ein wenig hart geklungen hatte.

Nach kurzem Schweigen erkundigte sich Brenda: »Nun, was meinen...



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