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E-Book

E-Book, Deutsch, 152 Seiten

Adler Brummer

E-Book, Deutsch, 152 Seiten

ISBN: 978-3-7562-8641-6
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Geschichte steht in der Tradition von den Erzählungen von Kenneth Grahame oder Michael Bond (erzählendes Kinderbuch).

Die Rahmenhandlung ist sehr einfach. Ein (Teddy-)Bär wird mit auf eine Reise genommen und geht verloren. Er wird weit von zu Hause weg gefunden und tatsächlich, auch wenn es fast unmöglich erscheint, findet er wieder zurück nach Hause.

Das verdankt er den Menschen, für die er nicht irgendein ersetzbares Spielzeug ist, sondern die wissen, dass ein Kind oftmals eine emotionale Bindung zu seinem Lieblingsspielzeug aufgebaut hat. Und er verdankt es den Menschen, auf die Verlass ist.
Spannend ist das innere Erleben und die Perspektive der jeweilig Betroffenen, die eben oft ganz anders ist, als man es von außen erahnt.

Kinder müssen bereits lesen können, wenn Sie diese Geschichte interessiert. Vielleicht ist es aber auch eine Geschichte für Erwachsene, die Kinder manchmal schreiben würden, damit die Erwachsenen verstehen.

Am ehesten eignet sich die Geschichte zum Vorlesen, so wie früher.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Wenn man einen Freund hat
Lilly stand neben dem Beamtem in dem kleinen Wärterhäuschen vor einem Apparat mit einem Mikrophon und verschiedenen Knöpfen. Eine ältere Bahnbeamtin saß an einem Tisch und beobachtete verschiedene graue Fernsehbildschirme, auf denen die Bahnsteige, und verschiedene Gleise zu sehen waren. Der Raum war stickig, weil er eigentlich für mehrere Personen und die vielen Geräte viel zu klein war. „Wie heißt Du eigentlich?“ Der Beamte war jetzt sehr geschäftsmäßig, wenngleich er viel freundlicher war als vorhin. Irgendwie hatte Lilly das Gefühl, dass es ihm ähnlich wichtig war, Brummer wiederzufinden, oder er hatte ein schlechtes Gewissen wegen vorhin, als er den Zug einfach hatte entkommen lassen. „Lilly, und wie heißt Du?“ Der Beamte zögerte einen Augenblick, dann musste er schmunzeln: „Ich heiße Robert.“ Wie lange hatte ihn niemand mehr nach seinem Vornamen gefragt, dachte er. Er drückte auf einen der Knöpfe an seinem Sprechgerät. Zunächst ertönte ein lautes Knacken und Lilly hörte, dass die Lautsprecher auf den Bahnsteigen eingeschaltete waren. Robert zuckte zusammen. „Oh“, stieß er hervor, „falsche Taste, ewig drück ich die falsche Taste.“ Dann knackte es noch einmal und er bediente eine andere Taste. Das Gerät ließ nun ein leises Kacken aus dem Lautsprecher auf dem Tisch hören. Robert begann: „472 Fahrtaufsicht Osnabrück an Zugleitung 9613, bitte kommen.“ Nichts geschah. Robert schien sich jetzt zu konzentrieren und Lilly konnte sehen, wie sich sein Gesicht erneut leicht rötete. „472 Fahrtaufsicht Osnabrück an Zugleitung 9613, bitte kommen.“ Diesmal war der Ton richtig bestimmend. Lilly war zufrieden, so hätte sie es auch gemacht. Aus dem Lautsprecher kam nur ein unverständliches Krächzen. „Immerhin, sie haben uns gehört“, meinte Robert abwartend. Dann wiederholte er noch einmal. Wieder kam ein Krächzen zurück, dann ein Rauschen. Robert runzelte die Stirn: „Das ist meist so. Wir sollten schon längst eine neue Anlage bekommen, aber wie immer sind wir die Letzten.“ Er versuchte es noch einmal. Diesmal kam nur Rauschen zurück. Lilly schaute betrübt. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Chancen jetzt sinken würden. Robert zog die Augenbrauen hoch und meinte dann: „Kann schon mal sein, aber ich bekomme ihn bestimmt, wenn er im nächsten Bahnhof hält. Vorher wird das schwierig.“ Dann drehte er sich um: „Ich muss wieder raus und den nächste Zug abfertigen. Ich probier’s nachher noch mal.“ Dann nahm er seine Mütze, die er auf einen Haken an der Wand gehängt hatte und ging hinaus auf den Bahnsteig. „Du musst jetzt gehen.“ Die Frau an den Monitoren hatte sich zu Lilly umgedreht. „Kind, wir müssen hier arbeiten.“ Lilly schaute Robert hinterher, dann schaute sie die Frau an. „Er wird es nachher noch mal probieren, aber es klappt nicht immer.“ Sie war jetzt aufgestanden und wollte Lilly zur Tür schieben. Lilly spürte plötzlich, dass die Tasche an ihren Armen zog und der Rucksack auf ihre Schultern drückte. Widerstandslos ließ sie sich zur Tür schieben. Die Frau drückte die Klinke hinunter. „Sie müssen ihn aber daran erinnern.“ Lilly betrat den Bahnsteig. „Auf Robert ist Verlass“, antwortete die Frau, dann stand Lilly im Freien. Wortlos nahm sie die Hand, die Tante Maud nach ihr ausgestreckt hatte. Sie gingen gemeinsam die Treppe hinunter, die von den Bahnsteigen hinab zum Bahnhofstunnel und in die große Halle führte. Lilly musste plötzlich schwer atmen, dann hatte sie das Gefühl, als ob alles nur noch bleischwer sei und sie niederdrücken würde und dann blieb sie stehen. Mitten in diesem halbdunklen Tunnel blieb sie stehen und konnte nicht verhindern, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen. Die Menschen liefen achtlos vorbei. Tante Maud schaute verstört auf sie hinunter. „Du warst nicht da.“ Durch den Tränennebel blickte sie auf Tante Maud. „Du warst nicht da.“ Ihre Stimme kam wie von Ferne. Sie wiederholte es nicht noch einmal. Ihre kleine Hand zog sich aus der der erwachsenen Frau. Sie rückte ihren Rucksack zurecht und fasste die Tasche fester. Dann marschierte sie entschlossen dem Ausgang zu. „Warte doch.“ Tante Maud war so verblüfft, dass sie kaum hinterher kam. Es gab keine Zeit für irgendwelche Erklärungen oder Entschuldigungen. Lilly war schon fast in der großen Halle angelangt, bevor Tante Maud sie einholen konnte. „So warte doch“, rief sie erneut. „Du, ich konnte nichts dafür. Ich war schon pünktlich, aber es gab einen Stau und dann habe ich keinen Parkplatz gefunden und du weißt doch gar nicht was los war.“ Jetzt war Tante Maud stehen geblieben und ihr stiegen die Tränen hoch. Lilly drehte sich wortlos um und die Tante blickte in ein paar finstere Kinderaugen. Für einen Augenblick sann Tante Maud darüber nach, dass sie ja morgen Lilly einen neuen Bären kaufen konnte. Bären wie diesen gab es sicherlich wie Sand an Meer. Doch schon im selben Augenblick verwarf sie diesen Gedanken wieder, als Lilly einen Schritt auf sie zu machte. Tante Maud streckte ihre Hand aus. „Komm Lilly, lass uns gehen.“ Ihre Stimme klang schwach. „Wir können jetzt nicht nach Hause“, antwortete Lilly. „Das geht nicht.“ „Wo willst Du denn jetzt hin?“ Tante Maud klang verwirrt. „Wir müssen hinterher!“ Lillys Stimme war voller Entschlossenheit. Langsam fand Tante Maud ihre Fassung wieder. So einfach, wie Lilly sich es vorstellte ging es sicher nicht. „Aber Lilly, wir gehen gleich morgen zur Bahn und fragen nach, wo sie ihn gefunden haben, dann wird er nach geschickt. Jetzt komm erst mal nach Hause. Du bist ja ganz durcheinander.“ Jetzt geriet Lilly außer sich. Sie funkelte die Tante an. Sie war nicht durcheinander. Tante Maud war ja noch schlimmer als Mama. Sie begriff überhaupt nicht, was geschehen war: „Wenn man einen Freund hat, der in der Klemme sitzt, dann fährt man nicht nach Hause und lässt ihn von der Post nachschicken, dann muss man hinterher!“ Tante Maud spürte wieder diese Entschlossenheit, die sie auch von Ihrer Schwester kannte. „Lilly, wie stellst du dir das vor, wir können doch nicht dem Zug hinterherfahren, der ist doch schon wer weiß wo.“ Tante Maud klang ehrlich verzweifelt. Vielleicht ahnte sie, dass ihre Argumente nicht sehr schlagkräftig waren. „Doch, können wir“, schrie Lilly. „Du weißt doch wo der hinfährt, Wir fahren hinterher und holen ihn raus.“ Lillys Augen sprühten jetzt. „Lilly, wir wissen doch gar nicht wo und wann er hält. Wir kommen höchstens an jedem Bahnhof zu spät und finden ihn dann nicht.“ Lilly überlegte einen Augenblick, dann meinte sie sachlich: „Ich kann immer rein in den Zug und ihn rausholen und Du hältst solange den Zug auf.“ Jetzt musste Tante Maud lächeln. „Lach mich nicht aus!“ Lilly blieb unbeirrt. „Dann fahren wir eben zur Endstation und holen ihn da.“ Es entstand eine kleine Pause. „Der Zug fährt bis nach Paris.“ Tante Maud war jetzt sehr ernst. „Wir können unmöglich bis nach Paris fahren und dort durch die Innenstadt zum Bahnhof und fragen wo er Zug umgestellt wird und wo er übernachtet.“ Lilly erschrak. Das ging wirklich nicht. Bis sie in Paris ankamen war es dunkel und bis dahin hatte irgendjemand Brummer bereits weggenommen.“ Lilly ging wie in Trance. Die Tante hatte die Tür des Autos geöffnet und ihr die Tasche und den Rucksack abgenommen. Mechanisch stieg sie ein und Tante Maud schlug die Autotür zu. Der Motor sprang an und sie setzten sich in Bewegung. Sie sagten beide nichts und nach wenigen Minuten war der Wagen aus der Stadt hinaus und sie folgten der von Bäumen gesäumten Landstraße. „Immer weiter weg vom Bahnhof“, dachte Lilly. Erst jetzt fiel ihr wieder ein, dass Tante Maud ja gar nicht in der Stadt wohnte, sondern einen kleinen Resthof am Rande des Waldes hatte. „Das ist viel zu weit“, brach es plötzlich aus Lilly hervor. „Viel zu weit?“ Tante Maud fragte erstaunt. „Es ist doch viel zu weit, wie soll er es denn finden?“ Im selben Augenblick wurde ihr bewusst, dass Brummer sie nicht finden konnte, sondern dass sie, Lilly ja ihn finden musste. Natürlich war ihr das immer klar, aber eben jetzt begriff sie, dass sie auf dem besten Weg waren, die Chance ihn zu finden, aufzugeben. Lilly schüttelte den Kopf. Sie war erneut fassungslos, dass die Tante darauf bestanden hatte, jetzt erst einmal nach Hause zu fahren. Tante Maud schien sich inzwischen vollständig auf die Straße zu konzentrieren. Sie schaltete ein paar Mal, wobei das Auto auffällig ruckte. Lilly war klar, dass sie im Augenblick nicht mit ihr reden konnte. Sie fühlte sich plötzlich erschöpft. Wieso war der Zug so schnell weitergefahren? Wieso hatte sie Brummer nicht sofort mitgenommen? Viel zu spät schien ihr, kam diese Frage. Vielleicht...


Adler, Michael
Michael Adler

Michael Adler * 26. August 1954.
Michael Adler ist in Essen geboren und lebt heute mit seiner Familie in Braunschweig.


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