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E-Book, Deutsch, Band 9, 528 Seiten

Reihe: Carl-Mørck-Reihe

Adler-Olsen NATRIUM CHLORID

Der neunte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q Thriller

E-Book, Deutsch, Band 9, 528 Seiten

Reihe: Carl-Mørck-Reihe

ISBN: 978-3-423-43919-0
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Er mordet seit 30 Jahren. Niemand konnte ihn stoppen. Bis jetzt. Der neue Fall für das Sonderdezernat Q
An ihrem 60. Geburtstag begeht eine Frau Selbstmord. Ihr Tod führt zur Wiederaufnahme eines ungeklärten Falls aus dem Jahr 1988, der Marcus Jacobsen mit seinem besten Ermittler Carl Mørck zusammengeführt hat. Carl, Assad, Rose und Gordon ahnen nicht, dass der Fall das Sonderdezernat Q an die Grenzen bringt: Seit drei Jahrzehnten fallen Menschen einem gerissenen Killer zum Opfer, der tötet, ohne dass ihm ein Mord nachgewiesen werden kann. Er wählt Opfer und Todeszeitpunkt mit Bedacht und Präzision. Dreißig Jahre lang konnte niemand ihn stoppen. Und während die Corona-Maßnahmen die Ermittlungsarbeiten zusätzlich erschweren, bewegt der alte Fall sich auf Carl zu wie eine Giftschlange, die Witterung mit ihrer Beute aufgenommen hat …
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2
Marcus Montag, 30. November 2020 Kein schöner Anblick, dachte Marcus Jacobsen, als er seinen Vizepolizeikommissar mit geschlossenen Augen und offenem Mund tiefenentspannt hinter dem Schreibtisch sitzen sah. Er schob vorsichtig die Füße beiseite. »Hoffentlich störe ich dich nicht bei etwas Wichtigem, Carl?« Er lächelte süffisant. Der schläfrige Mann war offenbar noch zu apathisch, um auf so etwas wie Ironie zu reagieren. »Ach Marcus, das ist alles eine Frage der Definition.« Er gähnte. »Ich musste nur mal testen, ob der Abstand von der Tischkante zu meinen Füßen stimmt.« Der Chef der Mordkommission nickte. Die Renovierung des Kellers unter dem Polizeipräsidium hatte den Kollegen des Sonderdezernats Q mächtig zugesetzt. Und ehrlich gesagt war er selbst auch nicht glücklich, nach dem Umzug der Ermittlungseinheit ins neue Domizil nach Teglholm am Sydhavn das anarchistischste Dezernat des Landes so nahe bei sich zu haben. Die Kombination von Carls verkniffener Miene und Roses ewiger großer Klappe würde jeden fertigmachen. Tatsächlich wünschte er sich Carl & Co. manchmal zurück in die Tiefen des Präsidiumskellers. Aber das würde nicht passieren, das war Marcus klar. Nur gerade in diesem schrecklichen Corona-Jahr wäre es für alle besser gewesen, hätte das Sonderdezernat Q im Keller des alten Präsidiums bleiben können. »Sieh dir das mal an, Carl.« Er öffnete einen Aktenordner und zeigte auf eine Todesanzeige. Jemand hatte die Seite aus einer Zeitung herausgerissen. Carl rieb sich die Augen und las. Maja Petersen *11. November 1960 – †11. November 2020 Schmerzlich vermisst. Die Familie Er sah auf. »Na ja, die Frau starb an ihrem sechzigsten Geburtstag. Aber sonst sagt mir das nichts. Was ist damit?« Marcus sah ihn ernst an. »Weißt du noch, wann wir uns zum ersten Mal begegnet sind?« »Keine Ahnung. Wann war das denn? Und warum denkst du bei dieser Anzeige daran?« »Carl, das war im Januar 1988. Du warst Polizeiassistent auf der Wache Store Kongensgade und ich Vizekriminalassistent in der Mordkommission.« Carl nahm die Beine vom Tisch und richtete sich auf. »Warum um Himmels willen erinnerst du dich jetzt daran? Kannten wir uns da wirklich schon?« »Ich erinnere mich daran, weil du und dein Kollege als Erste bei einer brennenden Autowerkstatt ankamen, die gerade in die Luft geflogen war, und dann wegen der Art, wie du dich einer halb bewusstlosen Frau angenommen hast, deren Kind bei der Explosion ums Leben gekommen war.« Marcus’ bester Ermittler starrte einen Augenblick stumm vor sich hin. Dann nahm er die Zeitung und blickte auf die Anzeige. Sollten seine Augen etwa feucht glänzen? Schwer zu glauben. »Maja Petersen«, sagte er langsam. »Ist das die Maja Petersen?« Marcus nickte. »Ja, das ist sie. Vor zwei Wochen hat man Terje Ploug und mich zu ihrer Wohnung gerufen. Dort hatte sie schon ein paar Tage im Flur gehangen. Es brauchte kaum eine weitere Untersuchung, um sicher zu sein, dass sie sich das Leben genommen hatte. Auf dem Fußboden unter ihr lag das Foto eines kleinen Jungen, das sie vermutlich bis zum Augenblick des Todes in der Hand gehalten hatte.« Er schüttelte den Kopf. »Im Esszimmer stand eine angegammelte Torte auf dem Tisch, vollkommen unberührt. In zierlicher Schrift waren darauf mit hellblauer Glasur zwei Namen geschrieben: Maja 60 Jahre. Max 3 Jahre. Und darüber hinaus war der Kuchen, etwas untypisch, darf man wohl sagen, statt mit Kerzen mit zwei Kreuzen dekoriert. Eins für jeden Namen.« »Okay.« Carl legte die Zeitung beiseite und ließ sich zurücksinken. »Das klingt traurig. Selbstmord, sagst du. Und da bist du dir sicher?« »Ja, klar. Vorgestern fand die Beisetzung statt, ich habe teilgenommen. Und bis auf den Pfarrer, mich und eine ältere Dame war die Kapelle absolut leer, viel trauriger geht es kaum. Ich habe anschließend mit der Dame gesprochen, sie war eine Cousine der Verstorbenen. Wie sich zeigte, war sie es, die die Todesanzeige aufgegeben und mit ›Die Familie‹ unterzeichnet hatte.« Carl sah ihn nachdenklich an. »Und du warst damals auch am Ort der Explosion? Seltsam, daran habe ich gar keine Erinnerung mehr. Ich erinnere mich an den Schnee und die eisige Kälte und an vieles andere, aber nicht an dich.« Marcus zuckte die Achseln. Das war mehr als dreißig Jahre her. Warum sollte er auch? »Das Feuer war gewaltig, und die Brandtechniker konnten nicht mit Sicherheit feststellen, was die Ursache für den Brand und die Explosionen war«, sagte Marcus. »Aber es kam heraus, dass zur Werkstatt eine nicht autorisierte Lackiererei gehörte. Im Gebäude befand sich mehr als genug von diesem leicht entflammbaren Zeug, ohne das es niemals zu diesen verheerenden Schäden gekommen wäre. Und ja, ich kam kurz nach dem Unglück dorthin, eher zufällig, weil ich ein paar Straßen entfernt zu tun hatte.« Carl nickte in Gedanken. »Ich erinnere mich gut, dass der kleine Junge tot war, das sah ich sofort. Der zarte kleine Körper lag quer über der Bordsteinkante, der Kopf war in den Schnee gepresst. So ein Anblick lässt einen nicht so leicht los. Ich musste seine Mutter sehr festhalten, sie wollte zu ihm, aber das musste ich verhindern, damit sie ihn in diesem Zustand nicht sah.« Er hob den Blick und sah Marcus an. »Warum bist du zu ihrer Beisetzung gegangen, Marcus?« »Warum?« Er seufzte. »Der Fall hat mich nie losgelassen. Und schon damals dachte ich, dass da etwas faul war, der Fall stank zum Himmel.« Er klopfte auf die Mappe. »Jetzt hatte ich ein paar Tage Zeit, um die Akte wieder zu lesen und darüber nachzudenken.« »Und zu welchem Schluss bist du gekommen? Dass die Explosionen kein Unfall waren?« »Das habe ich eigentlich nie geglaubt. Aber hier auf Seite zwei des technischen Berichts bin ich über einen Satz gestolpert, der mir damals nicht aufgefallen ist, und wozu es vor über dreißig Jahren vielleicht auch keinen Grund gab.« Er nahm das Blatt aus der Mappe und schob es zu Carl hinüber. »Ich habe den Satz mit Marker hervorgehoben.« Die Unterarme auf die Lehnen seines Bürostuhls gestützt, beugte Carl sich vor. Er las den gelb markierten Satz mehrere Male, dann blickte er auf und sah Marcus mit einem Ausdruck an, der seine Augen dunkler erscheinen ließ. »Salz?«, sagte er bloß und wiederholte es noch zweimal. Marcus nickte. »Ich seh’s dir an, du hast dasselbe gedacht.« »Das mit dem Salz, ja. Aber wann war das? Hilf mir auf die Sprünge.« »Ich weiß nicht genau, in irgendeinem deiner Fälle war doch mal was mit Salz. Oder?« »Ja, schon.« Unverkennbar dachte der Mann nach, dass der Kopf rauchte. Offenbar aber vergebens. »Vielleicht können sich Rose oder Assad erinnern«, meinte Carl. Marcus schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, denn das war vor ihrer Zeit. Aber vielleicht Hardy?« »Marcus, Hardy ist wieder zu irgendeiner Behandlung in der Schweiz.« »Das weiß ich, Carl. Aber du hast sicher schon von einer ziemlich cleveren Erfindung gehört, die sich Telefon nennt, nicht wahr?« »Ja, ich rufe an, ist ja gut.« Er runzelte die Stirn. »Marcus, du hattest ein bisschen Zeit, um darüber nachzudenken. Würdest du vielleicht bitte so freundlich sein und den Schleier lüften, was du damals am Sydhavn erlebt hast?« Marcus nickte. Das würde fast eine Erleichterung sein.   Beim zweiten Knall seien alle Scheiben der Wohnung, die er in der Nähe der Werkstatt gerade durchsuchte, so heftig eingedrückt worden, dass sich die Glasscherben tief ins Holz und die Möbel drückten. Gott sei Dank hielten er, Marcus, und die Kollegen sich gerade im Schlafzimmer zum Hof hin auf, so dass ihnen nichts passierte. Aber der Bewohner, ein erbärmlicher Junkie, der für die übelsten Elemente von Vesterbro Waffen versteckte, brach vollkommen zusammen und faselte etwas von damals, als er ein kleiner Junge war und das Gaswerk von Valby in die Luft geflogen war. Marcus war auf Zehenspitzen über die Glassplitter zur Küche und in die sibirische Kälte gegangen, die ungehindert durch die zerbrochenen Fensterscheiben drang. Er sah den rabenschwarzen Rauch und die Flammen, die einige Straßenzüge entfernt über den Häuserdächern in die Höhe schlugen – mindestens fünfundzwanzig Meter hoch. Zwei Minuten später bogen Marcus und sein Assistent in die Straße ein, wo bereits ein Streifenwagen mit Blaulicht quer vor dem Tor stand. Ein paar Meter weiter auf dem Hof saß ein junger Kollege und drückte eine Frau an sich. Chaos allerorten, und von brennenden Gebäudeteilen und vom Asphalt stieg weiterhin schwarzer Rauch auf. Ein Kleinkind links von Marcus war offenbar direkt an dieser Stelle getötet worden, denn der zierliche Körper lag ganz still da, das Gesicht in den Schnee gepresst. Von der Gebäudemitte schlugen die Flammen jetzt mindestens vierzig Meter in die Höhe, und die Hitze warf einen schier um. Das Wrack eines Citroën Dyane lag auf dem Dach, überall Mauerbrocken und Autoteile im Schmelzwasser, das rasch den größten Teil des Areals bedeckte. Ein paar Autos, die zum Verkauf links an der Hofwand gestanden hatten, waren zusammengepresst wie ausrangierte Fahrzeuge bei einem Schrotthändler. Ganz vorne lag eingedrückt unter den Brocken ein Lieferwagen, darunter ragten zwei verkohlte Beine hervor. In dem Moment war das das einzige Zeichen, dass im Gebäude Menschen gewesen waren. Es dauerte Stunden, ehe die Feuerwehr die Flammen unter Kontrolle hatte, aber Marcus war dortgeblieben und hatte die Arbeit der Kollegen und der Brandtechniker...


Adler-Olsen, Jussi
Jussi Adler-Olsen veröffentlicht seit 1997 Romane, seit 2007 die erfolgreiche Serie um Carl Mørck vom Sonderdezernat Q. Er ist einer der erfolgreichsten Bestsellerautoren weltweit. Seine vielfach preisgekrönten Bücher erscheinen in über 40 Ländern und werden mehrfach verfilmt.

Thiess, Hannes
Hannes Thiess studierte in Frankfurt am Main, Edinburgh und Kiel Altnordistik, Germanistik und Politikwissenschaft. Seit 1996 übersetzt er für eine Reihe deutschsprachiger Verlage aus dem Schwedischen, Dänischen und Norwegischen Belletristik, Sachbücher sowie Kinder- und Jugendliteratur. Im dtv sind in seiner Übersetzung die Bücher von Jussi Adler-Olsen erschienen. Hannes Thiess lebt in Kiel.

Jussi Adler-Olsen wurde am 2. August 1950 in Kopenhagen geboren. Er studierte Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Film. Bevor er 1995 mit dem Schreiben begann, arbeitete er in verschiedensten Berufen: als Redakteur für Magazine und Comics, als Koordinator der dänischen Friedensbewegung, war Verlagschef im Bonnier-Wochenblatt TV Guiden und Aufsichtsratsvorsitzender bei verschiedenen Energiekonzernen. Sein Hobby: das Renovieren alter Häuser.
Mit seiner Thriller-Serie um Carl Mørck und seinen Romanen ›Das Alphabethaus‹, ›Das Washington-Dekret‹ und ›Takeover‹ stürmt er die internationalen Bestsellerlisten. Seine vielfach preisgekrönten Bücher erscheinen in 42 Ländern.


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