Arnold | Fionrirs Reise | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 307 Seiten

Arnold Fionrirs Reise

Band 1
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-945532-80-5
Verlag: Reimheim-Verlag Thorsten Zeller
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Band 1

E-Book, Deutsch, 307 Seiten

ISBN: 978-3-945532-80-5
Verlag: Reimheim-Verlag Thorsten Zeller
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Fionrir ist ein junger Drache. Auf seinen siebten Geburtstag freut er sich, wie jeder kleine Drache, ganz besonders. Denn danach wird er wie ein Erwachsener behandelt werden. Was ihm dann aber zum Geschenk gemacht wird, verändert seine Welt. Der junge Drache Fionrir startet in der Nacht nach seinem Geburtstag in das bis dahin größte Abenteuer seines Lebens. Auf seiner Reise muss er sich gegen die Intrigen eines windigen Wanderkrämers behaupten, der ihm sein Geschenk abspenstig machen will, Drachenjäger sind auf der Suche nach ihm und auch in Fio selbst gehen merkwürdige Dinge vor. "Warum vermag ich plötzlich mit Tieren zu sprechen?", "Wem kann ich trauen?" und "Wer steckt hinter dem großen Drachenschatten, der mir folgt?", sind nur einige der Fragen, die ihn begleiten. Unterwegs schließt er Freundschaften und kann sich im Laufe seiner Reise auf das wohl ungewöhnlichste Rudel verlassen, das seine Welt je gesehen hat. Ein Buch für Zuhörer ab etwa acht und Selbstleser ab etwa zehn Jahren, ebenso für Erwachsene jeden Alters, die ihren Kindern gerne vorlesen oder die selbst einfach Freude an einer Fabel von Drachen, Menschen und anderen phantastischen Tieren haben. Mit 27 zauberhaften s/w-Illustrationen von Norman Heiskel.

Andreas Arnold, Jahrgang 1976, ist seit seiner Jugend Lyriker, seit 2011 Performance- Poet und Veranstalter sowie Vater zweier Kinder. Besonders auf den Bühnen seiner Heimatregion, der Wetterau, aber auch deutschlandweit unterwegs. Im Jahr 2015 veröffentlichte er als Mit-Herausgeber und Autor die Anthologie "Poetry Slam Wetterau - Das Buch. Texte von Toleranz, Respekt und Anerkennung". "Fionrirs Reise" ist sein erster Roman. Inzwischen hat er die Romantrilogie um "Fionrirs Reise" abgeschlossen und ist zu erleben auf unzähligen Lesungen in Grundschulen, Burgen und überall dort, wo kleine und große Zuhörer gespannt zusammenkommen.
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Erstes Kapitel


Am Geburtstagsmorgen

F

ionrir lag ganz still und starrte mit offenen Augen an die Decke. Er war schon früh aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. Doch war er keineswegs verärgert deswegen. Seine Mundwinkel umspielte vielmehr ein Lächeln, denn heute war sein Geburtstag. Er konnte es kaum abwarten, aufzustehen und das Geschenk seiner Eltern zu bekommen. Doch bevor die Sonne nicht aufgegangen war, durfte er nicht in die große Halle kommen, in der seine Eltern bereits damit beschäftigt waren, seinen Geburtstagstisch vorzubereiten. Er war sehr aufgeregt, denn heute war nicht irgendein Geburtstag. Fionrir würde heute in die Erwachsenenwelt eingeführt werden. Natürlich war er noch ein Kind, doch nach dem heutigen Tage würde ihn niemand mehr wie ein Kind behandeln. Was genau passieren würde, wusste er nicht. Was er wusste, war, dass nach dem heutigen Tage alles anders sein würde.

Mit glänzenden Augen schaute er auf das knisternde Kaminfeuer, das seinen Schlafraum so angenehm warm hielt, und horchte angestrengt, ob sich nicht doch verräterische Geräusche der Vorbereitungen seiner Eltern vernehmen ließen. Ein Knacken drang ihm in die Ohren. Kam das von außerhalb der Tür oder kam es aus dem Kamin? Die Flammen des Feuers leckten gerade nach dem frischen Scheit, den Fionrir in die Glut gelegt hatte, als er wach geworden war.

Es war ein kalter Winter. Der kälteste, an den er sich erinnern konnte. Funken flogen vom Holzscheit und sprangen gegen die Rückwand des rußgeschwärzten Kamins. Fionrir genoss die Wärme, die das Feuer auf ihn abstrahlte, und kuschelte sich tief in seine Decke. Es war seine Lieblingsdecke. Fionrir hatte sie zu seinem letzten Geburtstag von seiner Mutter geschenkt bekommen. Der Schäfer aus dem Dorf hatte ihr zahlreiche seiner schönsten Schafe dafür gegeben und der Kürschner hatte die wohl zarteste und kuscheligste Decke daraus gefertigt, die man sich vorstellen kann. Sie war so weiß, dass es einen blendete, wenn die frühe Morgensonne darauf fiel, und so weich, dass Fionrir sich fühlte, als sei er selbst ein Schaf. Ein recht großes allerdings. Fionrir stellte sich vor, wie er mit der Decke fest um sich geschlungen durch den Schnee stapfte und keiner würde ihn sehen können, weil er mit dem Weiß der Umgebung verschmolzen wäre. Er malte sich aus, wie er sich schleichend zwischen eine Schafsherde schmuggelte. Die Schafe um ihn herum blökten aufgeregt, aber dächten letztlich, er sei einer von ihnen. Dann käme vielleicht ein Wolf. Oder sogar ein ganzes Rudel, um Schafe zu reißen. Sie schlichen sich an ihn heran und umkreisten ihn, bis der große graue Leitwolf auf Fionrir zuspränge. Sofort würfe Fionrir das Schafsfell ab und die großen Augen des Wolfs würden sich vor Schreck und Angst weiten. Alle Wölfe nähmen sofort Reißaus und der jaulende Leitwolf kopflos hintendran. Die Schafe aber würden sich an ihn schmiegen. Fionrir, der Retter mit einem wehenden Umhang aus Schafsfell, zwischen all den glücklichen und geborgenen Schafen mit ihrem Schafsfell. Zwar irritierte es Fio stets ein wenig, dass er in seinen Tagträumen einen Umhang trug, für den gerade die Tiere geopfert werden mussten, die er vor den Wölfen immer wieder rettete, doch seine Heldengeschichte wollte er sich davon nicht verderben lassen.

Plötzlich kam ein Zischen aus dem Kamin und es wurde dunkel. Ein kalter Hauch zog durch sein Zimmer. Fionrir tastete sich vorsichtig vor. Mit seinen Händen fühlte er nach den Holzscheiten. Sie waren feucht. Schnee musste in den Schlot gefallen sein und die Flammen gelöscht haben, bevor sie im frischen Scheit genug Nahrung gefunden hatten. Fionrir hielt das Holzscheit vor sein Gesicht und pustete. Nur ganz sachte. Eine kleine hellrote Flamme fauchte leise hervor und erfasste das Holz für einige Sekunden, bis es von innen zu glühen begann. Fionrir legte es zurück in den Kamin und schichtete zwei weitere Scheite auf, die sogleich von den Flammen umspielt wurden.

Jetzt fragt ihr euch bestimmt, weshalb Fionrir Flammen pusten kann? Vielleicht war es euch aber auch schon merkwürdig erschienen, dass ein ganzes Wolfsrudel vor ihm flüchten sollte oder dass er eine Decke besaß, die aus so vielen Schafsfellen gefertigt wurde. Und natürlich habt ihr Recht mit eurer Vermutung. Fionrir war natürlich kein kleiner Menschenjunge. Er war ein Drachenkind. Genauer gesagt war Fionrir ein grünhäutiger Bergdrache. Trotz der einundfünfzig Jahre, die vergangen waren, seit er aus seinem Ei geschlüpft war, entsprach Fionrir in der Welt der Drachen noch einem Kind. Ihr müsst wissen, dass Drachen sehr, sehr alt werden können. Wäre er ein Mensch, könntet ihr ihn euch als siebenjährigen Jungen vorstellen. Als einen sehr großen Jungen allerdings, denn Fionrir wog bereits fast zweihundert Kilogramm, so viel wie zwei große Menschen. Von seinem breiten Maul bis zu seiner Schwanzspitze maß er fast so viel wie zwei Erwachsene übereinander und auch sein Körper war doppelt so breit wie der eines Erwachsenen. Stellt euch vor, ihr wärt der Leitwolf aus Fionrirs Tagtraum und stürmtet auf ein riesiges Schaf zu, das plötzlich sein Fell abwürfe und sich in einen blaugrünen Drachen verwandelte, dessen mit vierzig messerscharfen Zähnen bewehrtes Maul auf euch wartete. Bestimmt wärt ihr auch so schnell gerannt wie noch nie in eurem Leben.

„Fionrir!“, rief seine Mutter. Fio sprang sofort auf und rannte zur großen Holztür, die seine Kinderhöhle von der großen Wohnhöhle trennte. Der riesige Kamin brannte bereits. Sein großes Feuer erhellte den massigen Esstisch, der inmitten der Wohnhöhle stand. Er war so lang wie fünf Tische hintereinander und so breit wie drei nebeneinander. Und das war auch nötig, schließlich war Fionrirs Mutter so lang und schwer wie drei Kühe. Sie stand zusammen mit Fionrirs Vater, der sogar noch ein ganzes Stück größer war als seine Mutter, neben dem gedeckten Tisch, auf dem alle Lieblingsspeisen Fionrirs für sein Geburtstagsessen bereitstanden. Auf allen Vieren rannte er auf seine Eltern zu und sprang sie voller Freude an. Sie schlossen ihn in ihre langen und schweren Arme und sein Vater breitete seine Flügel um Fionrir und dessen Mutter.

„Alles Gute zu deinem Geburtstag, mein kleiner Fio!“, sagte sein Vater und streifte ihm mit seiner Pranke liebevoll über die kleinen Hornplatten, die an seinem Kopf begannen und bis zu seinem Schwanz reichten. Die Platten legten sich kurz zur Seite und richteten sich sofort wieder auf. Seine Mutter gab Fio einen dicken Kuss auf die Stirn.

„Alles Liebe und Gute, mein Schatz!“, sagte sie.

Fionrir strahlte seine Eltern glücklich an. Zwischen ihnen eröffnete sich der Blick auf den reich gedeckten Esstisch. Er sah einen Wildschweinbraten, einen Bärenbraten, mehrere Schafs- und Ziegenbraten und als er zum großen Kamin blickte, entdeckte er einen Ochsenbraten, der vor sich hin briet. Dazu gab es ganze Wannen voller gebratener Kartoffeln und gedünsteter Gemüsesorten: Blumenkohl, Brokkoli, Möhren und auch Rosenkohl, Fionrirs Lieblingsgemüse. Wilko und Mirka, die beiden Menschen, die für Fionrirs Eltern in der Höhle arbeiteten, seit Fio sich entsinnen konnte, schoben einen Servierwagen herein, auf dem das größte gebackene Brot lag, das Fionrir je gesehen hatte. Der Geruch frisch gebackenen Teigs stieg in seine Nüstern und ließ ihm das Wasser im Maul zusammenlaufen. Sanft löste er sich aus der Umarmung seiner Eltern und stakste langsam auf den Tisch zu. Fionrir schnupperte und sog all die köstlichen Gerüche ein, bis er sich an seinem Platz befand. Er setzte sich auf einen großen behauenen Felsbrocken, der ihm als Stuhl diente. Drei Stufen waren in ihn eingeschlagen, sodass Fio ihn erklimmen konnte. Schließlich war es ein Kinderstuhl. Der Tisch war so hoch, dass er einen erwachsenen Mann überragte. Sein Schwanz hing über dem Felsenstuhl und schwang aufgeregt hin und her. Auch Fios Eltern hatten sich gesetzt. Sie saßen wie immer an den schmalen Enden der Tafel und Fionrir an der breiten Seite mit Blick auf den großen Kamin. Vor ihm lag sein erdfarbener Teller, der so groß war wie ein Autoreifen. In der Mitte war ein großes F eingebrannt. Im Teller seiner Mutter war ein M für Midga und in dem seines Vaters ein T für Taras zu sehen. Natürlich waren deren Teller mehr als doppelt so groß. Schließlich waren es Teller für Erwachsene. Fionrir hatte sie zusammen mit Wilko für seine Eltern zum Midgardfest gefertigt. Vielmehr hatte er eigentlich nur zwei für seine Eltern gebrannt und Wilko hatte ihn zum Fest damit überrascht, dass er und seine Frau Mirka ihm auch einen in der gleichen Art mit dem Anfangsbuchstaben seines Namens schenkten.

Wilko und Mirka standen auf breiten Tritten und schoben das große Brot auf den Tisch. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Fio“, sagte Mirka und wünschte allen einen guten Appetit, bevor sie wieder in die Küchenhöhle ging. Auch Wilko gratulierte Fio, bevor er wieder an den Kamin ging, um den Ochsenbraten weiterzudrehen. Dabei fuhr er sich nach jeder Drehung durch die vollen schwarzen Haare und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. An dem offenen Kamin war es natürlich sehr warm. Insbesondere dann, wenn man einen so schweren Braten am Spieß drehen musste. Doch Wilko wie auch Mirka hatten, gemessen an anderen Menschen, sehr viel Kraft und Ausdauer.

„Nun“, sagte Fios Vater, „danken wir Jormungand für diesen reich gedeckten Tisch und für einen so wundervollen Sohn wie dich. Und jetzt genieße dein Geburtstagsessen. Heute ist ein wichtiger Tag und du musst Kraft tanken.“

Fio und seine Mutter falteten ihre Pranken kurz zum Gebet und nahmen sich sogleich die ersten Speisen. Fio belud seinen Teller mit einem gebratenen Ziegenschenkel und einer...



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