Basener | Schund und Sühne | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Basener Schund und Sühne


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-7187-1
Verlag: Eichborn
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-7325-7187-1
Verlag: Eichborn
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Mit Mitte dreißig ist Kat die erfolgreichste deutsche Groschenromanautorin - und hat genug von erbaulicher Fließbandromantik. Sie will ihren letzten Roman schreiben. Ausgerechnet dafür erhält sie ein adliges Literaturstipendium und wird nach Schloss Rosenbrunn eingeladen. Dort lebt eine Fürstenfamilie, die zwar keinen Titel mehr trägt, dafür aber umso mehr Vergangenheit mit sich herumschleppt.
Kat trifft auf einen schwulen Prinzen, der für Nachkommen sorgen muss, eine depressive Fürstin, die nicht an Depressionen glaubt, einen Rosenkavalier, der die Welt retten will, und eine Prinzessin mit gebrochenem Herzen und Jagdgewehr. Für vier von ihnen brechen herrliche Zeiten an. Der Fünfte wird diesen Herbst nicht überleben.

Anna Basener hat ihr Studium in Hildesheim mit Romanheften finanziert. Sie hat Dutzende Fürstenheftchen geschrieben und war laut ZEIT die »erfolgreichste deutsche Groschenromanautorin«. Sie ist die Adelsexpertin der Podcast-Welt und Moderatorin der GALA ROYALS. Ihr Debütroman ALS DIE OMMA DEN HUREN NOCH TAUBENSUPPE KOCHTE gewann den PUTLITZER PREIS, ist im Schauspiel Dortmund auf der Bühne zu sehen und wird fürs Kino verfilmt.

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Schloss der Versuchung
Wird der junge Prinz die Liebe finden?
Wir sitzen in braunen Designersesseln im Erker. Ein Geschenk der Gräfin, hat die Fürstin gesagt, und dass sie sie hässlich finde. Aber erstens könne man Geschenke nun mal nicht ablehnen, und zweitens seien die Sessel schrecklich bequem. Sie gießt uns Tee ein, während der Regen gegen die Scheiben prasselt. Schwere Wassertropfen scheinen den ganzen englischen Park unter Beschuss genommen zu haben. Ist der schöne Spätsommer vorbei? Das Wochenende war bereits grau. Ich rühre in meinem Tee, trinke einen Schluck und kneife die Augen zusammen. Der Löffel sticht in meine Wange. Die Fürstin stellt ihre Tasse ab und beugt sich vor. Sie nimmt meinen Löffel aus dem Tee, lässt ihn abtropfen und legt ihn auf die Untertasse. »Schönen Gruß vom Pfarrer.« »Wie bitte?« »Nichts. Entschuldigen Sie. Angewohnheit.« »Ah.« Ich nicke und trinke Tee. Regelmäßige Treffen mit der Hausherrin sind Teil des Stipendiums. Jeden zweiten Montag Tee bei der Fürstin, es ist unser erstes Mal. Wir ertragen es beide gerade so. »Wie war die Hochzeit?«, frage ich. »Am Wochenende? Gut. Ein schönes Fest.« »Ich war bis jetzt nur auf vier Hochzeiten.« »In diesem Jahr?« »Nein, in meinem ganzen Leben eigentlich.« Sie blinzelt mich an, als hätte ich gesagt, dass ich noch nie das Haus verlassen habe. Ich weiß nicht, was ich zu diesem Blick sagen soll. Sie auch nicht. Keiner in der Familie sieht so blaublütig aus wie sie. Beiger Glencheck ist nur für sie erfunden worden. Jedes Mal, wenn Burberry einen neuen Trenchcoat designt, denken sie an Fürstin Follie in der niedersächsischen Provinz. Dabei braucht die gar keinen neuen. Sie trägt seit zwanzig Jahren denselben, denn sie wirft nichts weg. Sie ist Mensch gewordener Adel, aber sie kann keinen Smalltalk. Als fehle ihr das Gen. Fieberhaft suche ich nach Themen, als es an der Tür klopft. »Mami.« Die Prinzessin stürmt samt rostrotem Blazer und glühenden Wangen in den Salon ihrer Mutter. »Was platzt Sie denn hier so herein?« »Es ist wichtig.« »Wichtig?« Die Fürstin hebt eine Augenbraue. Sie spricht mit all ihren Kindern in der dritten Person. Auch die dritte Person ist eine Anrede, zumindest in einer Welt, in der Fürst ein Name ist (aber lieber ein Titel wäre) und der Pfarrer offensichtlich mit Löffeln grüßt. Jedenfalls hat schon Follies Mutter das mit der Anrede so gehalten, und Follie findet das gleichermaßen familiär und respektvoll: Sie wolle nicht originell oder witzig sein, nichts läge ihr ferner. Sie wolle eine angemessene Distanz. »Ich habe noch jemanden zum Jagdwochenende eingeladen.« »Sie hat was …? Wen? Wann? Es ist doch schon viel zu spät, wir haben doch schon alle RSVPs«, sagt die Fürstin und zeigt auf einen Tisch mitten im Salon. Er hat kleine Löwenfüße. Auf ihm liegen diverse Papiere und ein vollgekritzelter Saalplan. »Moritz Gadebusch.« Ich reiße den Blick vom Tisch und sehe zu Seph. Ich grinse. »Der Rosenkavalier?« »Ja, wir werden gemeinsam eine Firma gründen.« »Wie bitte?«, fragt die Fürstin. »Lange Geschichte, Mami. Ich wollte dir erst mal nur sagen, dass wir Platz für Moritz am Tisch brauchen. Und ein Bett. Er kommt morgen und bleibt für ein paar Nächte, weil wir ein bisschen Zeit brauchen, um das alles zu besprechen.« »Aber Sie hat doch gar keine. So kurz vor dem Jagdwochenende …« »Ich krieg das schon dazwischengeschoben. Deshalb schläft Moritz ja auch hier.« »Muss er denn nicht arbeiten?« »Er hat gekündigt. Und ist krankgeschrieben. Und hat Resturlaub. So was in der Art. Und er will wirklich dringend beginnen mit unserem Unternehmen.« Die Fürstin runzelt die Stirn, viele kleine Falten, die immer mehr und immer tiefer zu werden scheinen, je länger es still im Salon ist. »Was denn für ein Unternehmen?« »Eine Rosenfarm mit regionalen Biorosen.« »Ach?« »Ja. Und er kommt wie gesagt auch zur Jagd. Ist bestimmt gut für die Presse. Die Gratzi findet das alles großartig. Bekommst du das mit dem Platz hin?« »Natürlich«, antwortet die Fürstin, als wäre darauf nun wirklich Verlass. Komme, was da wolle, als Gastgeberin wird sie sich nie, niemals geschlagen geben. »Fabelhaft«, sagt die Prinzessin, küsst ihre Mutter auf die Wange und eilt zur Tür. »Und jetzt muss ich in London anrufen, bevor die gesamte Kanzlei im Club ist und die Handys ausgeschaltet hat.« »In London?« »Ich verkaufe das Cottage. Soll ich George was von dir ausrichten?« »Unserem Notar?«, fragt die Fürstin verdattert, aber das hält nur kurz an. »Richte Sie ihm aus, dass er zu viel raucht und dass ich beleidigt bin, wenn er zum Winterball nicht zusagt.« Die Prinzessin wendet sich an mich. »Das sagt sie nur so. Sie ist niemals beleidigt. Nicht wahr, Mami?« Ohne eine Antwort abzuwarten, rauscht sie raus. Die Tür fällt hinter ihr ins Schloss. Die Fürstin sieht mich an. »Also, das habe ich nicht kommen sehen.« »Wollen Sie ihn nicht dabeihaben?« »Ich kann ihn ja schlecht ausladen. Kinder … machen, was sie wollen. Das werden Sie auch noch sehen.« »Wenn ich welche bekomme.« Sie lächelt. »Das Glück meines Lebens.« Ich mustere sie. »Wirklich?« »Selbstverständlich. Kommen Sie, Kat. Sie können mir mit der Tischordnung helfen.« Ich folge ihr zu dem Löwentisch, und ehe ich’s mich versehe, lädt sie mir Stapel von Notizen und Briefen auf den Arm. Sie räumt den Plan auf dem Tisch frei. Er zeigt den Ballsaal und auf jeder Seite einen angrenzenden Salon. Dutzende runde Tische wurden akkurat eingezeichnet. Um jeden Tisch kleben acht gelbe Post-its, die kleinsten, die es gibt. »Wie viele Gäste erwarten Sie?« »Zweihundertsechs, seit heute sind es zweihundertsieben«, murmelt die Fürstin und beugt sich über den Plan. »Ungerade Gästezahl … Das bringt Unglück, Kat.« Ich recke das Kinn über eine gefaltete Grußkarte hinweg, die mich am Hals kratzt. »Gut, dass Sie Kinder haben. Lauter kleine Glücksbringer.« Die Fürstin richtet sich auf und sieht mich an. »Finden Sie das witzig?« Ich schüttle schnell den Kopf. »Was stehen Sie denn da immer noch mit dem ganzen Plunder? Legen Sie ihn ab und helfen Sie mir, die Feinsteins zu finden.« »Okay, klar.« Ich sehe mich suchend um und entscheide mich für den Flügel, der an der Wand neben der Tür steht, und lege den Stapel darauf ab. Ich kann einen Blick auf die Grußkarte erhaschen, es ist eine Zusage zum Ball. Eine auf Büttenpapier gedruckte, individuelle Ballzusage. Zweihundertsechs Zusagen, die extra für das Waidmannswochenende gedruckt wurden. Mit goldener Schmuckfarbe. »Kat!« »Ich komme ja. Ich komme.« »Die Herzogin habe ich schon«, sagt die Fürstin und hebt einen Finger, an dem ein Post-it flattert. »Wir haben insgesamt vier Feinsteins, und sie sitzen nicht zusammen.« »Natürlich nicht«, sage ich und beiße mir auf die Zunge. Was denkt die Fürstin denn von mir? Dass ich nicht weiß, wie gute Tischgespräche entstehen? Gäste, die zusammen anreisen, werden nicht zusammensitzen. Das können sie auch zu Hause am Küchentisch. Der Plan auf dem Tisch ist abgegriffen, viele Post-its kleben hier ebenfalls nicht zum ersten Mal. Sie zittern wie Schilf im Moor der besseren Gesellschaft, wenn wir den Tisch umrunden. Ich finde den jungen Herzog und ziehe ihn ab. Follie rückt ihre Brille zurecht und nimmt mir den Post-it ab. »Der Purri. Sehr gut.« Die halbe Familie Feinstein klebt an ihrer Hand. Wobei die natürlich eigentlich größer ist als die vier, die kommen können, weshalb da genau genommen nur ein Viertel der Familie klebt. Klar. Follie findet den Herzog und positioniert ihn auf ihrem Ringfinger. »Tut mir leid, Enni«, sagt sie zu einem der verbliebenen Klebezettel am Tisch des Herzogs. »Du musst deine lüsternen Krallen in einen anderen Tischnachbarn schlagen.« »In wen?« Follie seufzt. »Wenn ich das wüsste … Ha, die Hucki!« Triumphierend zieht sie die Prinzessin Feinstein vom Plan. »Schreiben Sie den Gadebusch schon mal auf einen Zettel, Kat.« Ich nehme den gelben Block und einen Stift und schreibe Moritz in diesen Abend und das Wochenende und die nächsten Wochen hinein. Sie hält die linke Hand hoch, ihre Finger sind gespreizt, die Feinsteins flattern bei jeder ihrer Bewegungen. Beruhigend, dass selbst eine hochadelige Familie wie die Feinsteins vor dieser Frau zittert. Fühl ich mich doch gleich besser. An meiner Hand klebt nur Moritz. Ich wollte ihn eigentlich schon mal auf den Plan legen, habe ich aber nicht. Ich blicke auf seinen Namen in meiner Handschrift. Er ist an mir kleben geblieben. »Er muss neben der Seph sitzen«, sagt Follie und tippt mit dem Finger auf einen zentralen Tisch, an dem sie ihre Tochter platziert hat. »Klar«, sage ich. »Ziehen Sie den Hakki weg. Ich würde den Hakki ja lieber dort sitzen lassen, denn er ist charmant und attraktiv. Bester Stall. Aber das Gezeter von der Gratzi, wenn der Rosengast nicht neben der Rosenprinzessin sitzt, das möchten Sie nicht erleben, Kat. Und ich auch nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, wir tun alles nur noch für die PR.« »Wofür haben Sie es denn früher gemacht?« »Für …« Sie verstummt und sieht mich an. Sie blinzelt kurz....



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