Becker | Der dritte Mord | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 330 Seiten

Becker Der dritte Mord

E-Book, Deutsch, 330 Seiten

ISBN: 978-3-7325-3041-0
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Tina ist jung, hübsch und chronisch pleite. Und nach ihrem ersten Tag als Hure ist sie tot. Ermordet. Zurück bleibt ihre verzweifelte Freundin Lale, die nicht weiß, wie sie ohne Tina weiterleben soll. Als Kommissar Birk die junge Deutschtürkin zum Tod der Freundin befragt, kommen sich beide näher. Doch dann werden weitere Menschen auf ganz ähnliche Weise ermordet - allerdings handelt es sich bei den neuen Opfern um Männer. Während Birk nicht weißt, ob er es mit einem oder zwei Serienkillern zu tun hat, verbringt Lale immer mehr Zeit mit Tinas Ex-Freund Jannis. Die junge Frau ahnt nicht, in welch tödlicher Gefahr sie schwebt ...
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// 1 //
Was für ein grauenhafter Tag! Lale Erdem war genervt. Verdammt genervt. Sie vermied den Blick in den Spiegel, während sie rasch Stringtanga, durchsichtigen BH, halterlose Strümpfe und High Heels anzog. Sie hasste es, sich so zu sehen. Anschließend trug sie Schminke auf und vergewisserte sich, dass mit dem Computer alles in Ordnung und seine Kamera aktiviert war. Wie immer beschlich sie ein Gefühl der Scham und Abscheu, als sie das tat. Unwillkürlich musste sie an die gesichtslosen Widerlinge denken, denen sie sich gleich präsentieren würde. Keine Frage – ein absolut grauenhafter Tag. Angefangen hatte er mit einem Vollidioten, der ihr die Vorfahrt genommen und den vorderen rechten Kotflügel stark eingebeult hatte. Dummerweise war der Kerl blitzschnell abgehauen, und sie selbst hatte vor lauter Aufregung nicht auf dessen Nummernschild geachtet. Und zu allem Unglück gehörte das Auto auch noch nicht mal ihr selbst, sondern ihrer Freundin Tina, von der sie es nur geliehen hatte. Da würde sie einiges zu erklären haben, ganz zu schweigen von der Wiedergutmachung … Kurz darauf hatte sie eine zufällige Begegnung mit ihrer Mutter gehabt. Es war wieder einmal eine dieser äußerst peinlichen Begegnungen gewesen, bei denen ihre Stimmung stets unter den Gefrierpunkt sank. Dann war ihr noch dieses Missgeschick in dem Bistro passiert, in dem sie bediente: Ihr war ein Tablett mit zwei Tellern Chili con Carne heruntergeknallt, weswegen sie einigen Ärger bekommen hatte. Außerdem hatte sie länger arbeiten müssen und anschließend eine Ewigkeit gebraucht, um mit der wieder einmal hoffnungslos verspäteten U-Bahn zurück nach Düsseldorf-Eller zu kommen. Ihr war noch nicht einmal möglich gewesen, ein paar Worte mit Tina zu wechseln. Mindestens zehn Mal hatte sie im Laufe des Tages bei ihr angerufen – ohne mehr zu hören als dieses nervtötende »Piep-Piep«. Vermutlich hatte Tina vor Aufregung die ganze Nacht über nicht geschlafen, und das holte sie tagsüber nach. Das Klingeln an der Tür ließ Lale zusammenzucken. Jetzt? Sie erwartete niemanden, wer mochte das … Natürlich. Tina. Wer sonst? Ganz bestimmt musste Tina loswerden, wie der gestrige Abend verlaufen war. Lale schnappte sich den flauschigen Bademantel und eilte den Gang entlang. Das Klingeln war von der Wohnungstür gekommen, nicht von unten; denn die Schelle vom Hauseingang klang anders. Also musste die Haustür wieder einmal offen stehen: ein ärgerlicher Umstand, das jedoch keine Seltenheit war. Sie band den Gürtel zusammen, allerdings nur sehr nachlässig; schließlich gab es vor Tina nichts zu verbergen. Ohne durch den Spion zu spähen, öffnete Lale die Tür. Und im nächsten Moment war sie noch überraschter als zuvor beim Läuten der Klingel. Ein Mann. Er starrte sie verblüfft an, ohne ein Wort zu sagen; ganz bestimmt hatte er nicht erwartet, von einer nur leicht bekleideten Frau empfangen zu werden. Verdattert raffte sie den Bademantel enger vor der Brust zusammen. Es war jedoch zu spät: Sie hatte dem Fremden bereits einen tiefen Einblick gewährt. »Sind Sie Lale Erdem?«, wollte der Mann wissen und beendete so die für Lale unbehaglich langen Augenblicke des Schweigens. Ein Bulle, schoss es ihr durch den Kopf. Der blöde Autounfall? Dummes Zeug, der andere war doch schuldig gewesen und hatte gewiss nicht im Nachhinein die Polizei über den Vorfall informiert. Sie war so verwirrt, dass sie seine Frage nur mit einem stummen Nicken beantwortete. »Mein Name ist Birk.« Er machte eine Pause. »Hauptkommissar Birk. Von der Kriminalpolizei.« Und da wusste sie es. Sie wusste es einfach. Dass etwas Schlimmes vorgefallen sein musste. Etwas Entsetzliches. Sie war so geschockt, dass sie dem Mann gegenüber immer noch nichts sagen konnte. »Sie kennen Tina Stuppke?« »M-mein … Gott«, brachte sie in einem ungewollten Stammeln hervor. Sie war sich sicher, ganz sicher. Etwas wirklich Grauenhaftes musste geschehen sein. »Kennen Sie sie?« Lale musste schlucken. Sie nickte erneut. »Darf ich hereinkommen?« »Was ist mit Tina?« »Eine Freundin von Ihnen?« »Was ist mit ihr?« »Bitte, lassen Sie uns das drinnen besprechen.« Lale trat zur Seite, und ein paar Sekunden später standen sie sich im Wohnzimmer gegenüber. In knappen, nüchternen Sätzen schilderte der Mann, dass Tina Stuppke in ihrer Mietwohnung in der Ludwigshafener Straße tot aufgefunden worden war. Ermordet. Lale war jemand, der sich normalerweise gut im Griff hatte, der nicht leicht aus der Fassung geriet. In diesen Sekunden allerdings war ihr, als würde sich der Boden unter ihren Füßen öffnen. Auf einmal waren die Geschehnisse am heutigen Tag mit all den eben noch so wichtigen Unannehmlichkeiten überhaupt nicht mehr wichtig, während es ihr schien, als würde sie in ein schwarzes, tosendes Nichts hinabblicken. Alles in der letzten Zeit Erlebte war nichts angesichts dessen, was der Mann ihr gerade berichtet hatte. Seine Worte spürte Lale immer noch wie Schläge in ihren Magen. Ihre Gedanken überschlugen sich, waren einfach nicht zu bändigen. Tina! Sicher, Lale hatte sich Sorgen gemacht. Schon von dem Tag an, als Tina mit diesem bescheuerten Plan bei ihr aufgekreuzt war. Und wie sie sich gesorgt hatte! Aber wer würde denn wirklich das Schlimmste erwarten, das Unvorstellbare? Unter dem Blick des Mannes verließ sie abrupt das Wohnzimmer – kommentarlos –, und auch er sagte jetzt nichts mehr. Sie ging in den Nebenraum und schaltete den Computer wieder aus. Wahrscheinlich nur, um irgendetwas zu tun, um nicht mehr so hilflos dazustehen. Auch wenn sie dann doch wieder zurück ins Wohnzimmer musste, wo sie sich völlig erschüttert in einen Sessel plumpsen ließ. »Möchten Sie, dass ich morgen noch einmal vorbeikomme, um mit Ihnen zu sprechen?« In ihrer Verzweiflung empfand sie seinen unverändert auf ihr ruhenden Blick als bohrend. »Wenn Sie schon da sind, können wir’s auch jetzt durchziehen«, antwortete sie lapidar. Sie bot ihm nicht an, Platz zu nehmen. Es war ihr bewusst, dass sie sich nicht sonderlich höflich und gar freundlich verhielt, aber sie konnte im Moment einfach nicht anders. Gerade fiel ihr ein, dass er ihr nicht einmal einen Ausweis oder eine Dienstmarke gezeigt hatte. Doch das spielte keine Rolle, denn man sah ihm den Bullen auf zehn Kilometer Entfernung an. »Wie lange«, fragte er, »hat Tina Stuppke in ihrer Wohnung, nun ja, ihre Dienste angeboten?« Wenn du wüsstest, dachte Lale erschüttert, welche Tragik sich hinter dieser Frage verbirgt. Besser gesagt hinter der Antwort. »Frau Erdem?«, hakte er nach, nachdem sie einige Sekunden lang stumm in die Ferne geblickt hatte, ohne eine Antwort zu geben. »Seit gestern«, erwiderte sie schließlich und warf ihm einen vernichtenden Blick aus ihren dunklen Augen zu. Plötzlich hasste sie ihn. Ohne vernünftigen Grund. Einfach nur, weil er der Einzige war, der hier war – der Einzige, den sie hassen konnte. Emotionslos nahm er ihre Antwort auf, ließ aber ein paar Sekunden verstreichen. »Hat sie vorher schon mal als Prostituierte gearbeitet?« Lales Blick war unverändert. »Nein, nie. Toller Einstieg in diesen Traumjob, stimmt’s?« Wiederum keinerlei Reaktion bei ihm. Wahrscheinlich hätte Lale singen und tanzen können, ohne dass er auch nur ein kleines bisschen überrascht gewesen wäre. »Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?« »Jetzt fragen Sie mich wohl gleich, ob sie Feinde hatte?« »Zunächst frage ich Sie, wann Sie sie zuletzt gesehen haben.« Lale wandte den Blick ab. »Vorgestern. Abends.« »Wie hat sie da auf Sie gewirkt?« Lale machte ein abfälliges »Tz«. »Ein bisschen nervös, ein bisschen angespannt. Und, wie immer, sehr liebenswert. Falls Sie’s wirklich wissen wollen.« Sie konnte sich einfach nicht dagegen wehren, so zu sein, wie sie gerade war. Zynisch, bissig. »Hatte Tina einen Freund?« »Nein.« »Nein?« »Doch. Sie hatte zwei.« »Zwei?« Lale strich sich mit den Fingerspitzen durch ihr glattes, langes schwarzes Haar. »Mein Gott«, stöhnte sie auf und fühlte sich auf einmal todmüde, wie erschlagen. »Haben Sie eine Zigarette für mich?« Lässig griff er in die Innentasche seiner abgewetzten Drillichjacke, die einem Parka ähnelte, und hielt ihr dann ein Päckchen Kaugummi hin. »Hab mit dem Rauchen aufgehört.« Sie hob nur resigniert die Schultern, stand auf und kramte aus einer Schublade eine Schachtel Zigaretten hervor. Nachdem sie sich eine angezündet hatte, nahm sie wieder Platz. »Eigentlich«, erklärte sie, »sind es zwei Exfreunde. Nur dass sie nicht gleichzeitig mit ihnen zusammen gewesen war.« »Sie kennen die beiden, nehme ich an.« »Nein.« »Sie waren doch ihre Freundin«, bemerkte er. »Ja, aber wir waren nie zu dritt unterwegs oder so was. Wenn ich mit Tina zusammen war, dann war da niemand dabei, jedenfalls kein Typ. Sie hat mir nur von den beiden erzählt. Allerdings nicht viel. War auch nicht nötig. Ich war nie scharf darauf, einen von denen zu treffen.« »Warum?« »Weil es Komplett-Versager waren.« »Woher wissen Sie das, wenn Sie sie nicht kennen?« »Tina musste nur ein paar Halbsätze über sie verlieren, und mir war alles klar. Aber das passte zu Tina. Sie kam kaum mit dem eigenen Leben klar und musste trotzdem noch Mami...


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