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E-Book, Deutsch, Band 2, 370 Seiten

Reihe: Privatdetektiv John Dietz

Becker Drachenspur

Ein Fall für Privatdetektiv John Dietz

E-Book, Deutsch, Band 2, 370 Seiten

Reihe: Privatdetektiv John Dietz

ISBN: 978-3-7325-4505-6
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Die Wirtin der Rocker-Kneipe beauftragt John Dietz mit seinem zweiten großen Fall. Er soll ihren vermissten Sohn aufspüren - ohne dabei zu viel Staub aufzuwirbeln. Für John kommt der Auftrag genau zu richtigen Zeit, lenkt er ihn doch davon ab, dass Laura ihn verlassen hat und nach Stuttgart gezogen ist. Aber dann überschlagen sich die Ereignisse: Ein junger Asiate dringt in die Detektei ein, John stolpert über eine Kiste Schmuggelware, sein Freund Egon Hufnagel verschwindet spurlos und das chinesische Zeichen des Drachens zieht eine Spur der Gewalt durch Freiburg ... Wie hängen diese Ereignisse miteinander zusammen? Und wird John das Rätsel lösen, bevor weitere Menschen verschwinden?

"Drachenspur" ist der zweite Roman der Krimi-Serie um Privatermittler John Dietz. Der Autor Oliver Becker führt seine Leser an Originalschauplätze in Freiburg und schildert gekonnt die Idylle einer Stadt, in die unvermittelt das Verbrechen einfällt.
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1. Helldorado
Schneematsch und eisige Luft, das Münster und das historische Kaufhaus verschneit: Jedes Jahr kam der Winter und dennoch gelang es ihm jedes Mal, John Dietz zu überraschen. In Sportschuhen, Jeans, Kapuzenpullover und abgewetzter Lederjacke geriet er gehörig ins Schlottern. Nein, John mochte Freiburg im Winter nicht. Er stapfte durch den schmierigen Schnee, der das Kopfsteinpflaster gefährlich rutschig machte, und fluchte in sich hinein. Seine Nikes trieften, und es wurde wirklich Zeit, dass er sich festeres Schuhwerk besorgte. Was er wohl mal wie jedes Jahr so lange vor sich herschieben würde, bis der Frühling nahte. Um die Sache dann guten Gewissens erneut zu vertagen. Mittlerweile war es ja auch schon wieder Februar. »Warum hast du eigentlich immer das Gleiche an? Wirklich immer: bei glühender Hitze genauso wie bei Eiseskälte. Liegt das an deinem unglaublichen Dickschädel oder einfach nur an deiner Faulheit?« Diese Frage hatte Laura Winter ihm gestellt. Und sich gleich selbst die Antwort gegeben: »Ich vermute stark, an Letzterem.« John vergrub die Hände in den Hosentaschen und malträtierte mit den Zähnen seinen Kaugummi, als wollte er den Pfefferminzklumpen zermalmen. Dabei hätte er durchaus besserer Laune sein können. Es lief doch recht gut für ihn. Verglichen mit früheren Zeiten geradezu hervorragend. Ein einziger Fall hatte ausgereicht, um Johns Ein-Mann-Privatdetektei auf Touren zu bringen. Natürlich war es nicht einfach nur irgendein Fall gewesen, sondern eine Riesengeschichte, wie er nicht müde wurde zu betonen. Immerhin war es John Dietz zu verdanken, dass im vergangenen Herbst ein paar ziemlich üble Gangster verhaftet worden waren, die mit Zwangsprostitution und Drogengeschäften zu tun hatten. In der Tat, die Festnahmen hatten im sonst beschaulichen Freiburg Staub aufgewirbelt und der Detektei, die zuvor nur belächelt worden und dazu so gut wie pleite gewesen war, einen gewissen Namen beschert. Weitere Fälle waren seitdem an John herangetragen worden. Keine spektakulären, aber immerhin konnte er damit genügend Geld verdienen, um seine Rechnungen zu begleichen und die Träume von einer Zukunft als Freiburgs berühmtester Privatschnüffler zu nähren. Also alles bestens. Wäre da nicht die Sache mit Laura gewesen. Der große Fall mit den Gangstern hatte John nicht nur Renommee eingebracht, sondern – nach langer trostloser Zeit – endlich mal wieder eine Frau, die es länger mit ihm aushielt als bloß ein paar Nächte. Eine tolle Frau zudem, wunderschön, intelligent, überlegt. Und trotz dieser stets überlegten Art hatte sie sich ausgerechnet in John Dietz, Detektiv und Chaot, verliebt: Es war das mit Sicherheit noch größere Wunder als der mit Glück erfolgreich zu Ende gebrachte Fall. Bis irgendwie Sand ins Getriebe ihrer eben noch herrlich knisternden Beziehung gekommen war. So viel Sand, dass Laura, die erst im Dezember seinetwegen nach Freiburg gezogen war, sich vorhin von John verabschiedet hatte. Um ihre Eltern in Stuttgart zu besuchen, um für ein bisschen Luftveränderung zu sorgen, um alte Freunde zu treffen. So die stillschweigend zwischen ihnen beiden vereinbarten, offiziellen Begründungen. Die weniger offizielle wollte John sich lieber nicht ausmalen. Hoffentlich hast du’s dir mit ihr nicht versaut, schimpfte er stumm in sich hinein, als er die Kaiser-Joseph-Straße entlangstiefelte. Es war früher Sonntagnachmittag, die Innenstadt präsentierte sich ziemlich leer. Selbst von den Touristengruppen, die normalerweise auch die frostige Jahreszeit nicht abschreckte, war nichts zu sehen. Ein paar Minuten und einige Ausrutscher im Matsch später erreichte John das Gebäude, in dem sich sein Büro mit dem kleinen Nebenraum befand. Es bestand gar kein Grund, hierherzukommen, er hatte nichts zu tun, aber es war der erste Sonntag seit Langem ohne Laura – und John kam sich ein wenig verloren vor, wie er mit einigem Erstaunen festgestellt hatte. Auf dem Weg durchs Treppenhaus, nach oben in die dritte Etage, hörte John den Gesang von Elvis. Aber Love Me Tender, gekrächzt von einem Papageienschnabel, war auch nicht gerade das, was John fröhlicher machte. Mit den Gedanken noch bei der Frau, die ihn stärker anzog als jede zuvor, schloss er die Tür zum Büro auf – nur, dass sie gar nicht abgeschlossen war. »Mensch, du wirst wirklich immer vergesslicher«, murmelte er und schlüpfte hinein, wo er von einem Schwall kühler Luft überrascht wurde. Auch nicht mehr daran gedacht, das Fenster zuzumachen?, fragte John sich – und im nächsten Moment huschte ein Schatten an ihm vorbei, so flink, dass ihm kaum Zeit blieb, auch nur zusammenzuzucken. »Hey!«, blaffte John und wirbelte herum. Eine schlanke Gestalt überwand das Treppengeländer mit elegantem Schwung und landete geschmeidig auf den Stufen. »Hiergeblieben!« John nahm die Verfolgung auf, weitaus weniger geschmeidig, aber Wut im Bauch ließ ihn schneller werden. Sie rannten nach unten, das Klatschen der Sohlen von vier Sportschuhen hallte im Treppenhaus in rasendem Rhythmus wider. Und da war etwas unter Johns Füßen. Wiederum reichlich verblüfft, erkannte John, dass der Flüchtende etwas verlor, offenbar bei jedem Schritt. Es fiel auf die Bodenplatten: Körner, Kügelchen, was auch immer – John konnte sich nicht darum kümmern, wenn er den Kerl kriegen wollte. Schnell war der, verdammt schnell, und Johns Lungen pumpten. Wann hast du eigentlich zuletzt ein bisschen trainiert, du Faulpelz?, fragte er sich. Der Flüchtende spähte über die Schulter zurück, nur für einen Sekundenbruchteil, aber alles, was John von ihm wahrnehmen konnte, waren zwei dunkle Augen. Dann war der Bursche an der Eingangstür. Er rannte hinaus auf die Straße, John hinterher, ohne aufgeholt zu haben. Sein Blick heftete sich verbissen auf die Gestalt vor ihm. Eine halbe Portion, wie er feststellte. Schmal, beinahe grazil, mindestens einen Kopf kleiner als John, eine schwarze Mütze tief über den Schädel gezogen, eine weite Sportjacke, noch weiter geschnittene Kakihosen, die sich um die anscheinend ziemlich dünnen Beinchen bauschten. »Hey!«, rief John noch einmal, jetzt auch darüber wütend, dass der Abstand einfach nicht geringer, sondern eher größer wurde. Er schlitterte durch den grau gewordenen Schnee, landete auf dem glitschigen Kopfsteinpflaster, die Jeans im Nu getränkt, und war schon wieder auf den Beinen. »Hey!« Die halbe Portion schien seltsamerweise überhaupt nicht ins Rutschen zu geraten, sondern flog förmlich über den tückischen Untergrund dahin. Mit nach wie vor hohem Tempo stürmte der Kerl direkt in eine Gruppe von Touristen – wohl die einzige auf der langen, großen, breiten Kaiser-Joseph-Straße. Er glitt mühelos durch die schwatzende Menge und war schon unter dem Bogen des Martinstores angekommen, als er aus Johns Blickfeld verschwand. Was an der Touristin lag, in deren pralle Üppigkeit John mit voller Wucht hineinrauschte. Wieder landete er auf dem Boden, ebenso wie die ahnungslose Dame, die sofort auf ihn einschimpfte. John rappelte sich auf, den Blick nach vorn gerichtet, ohne auf das berechtigte Gezeter zu achten. Aber von dem Flüchtenden war nichts mehr zu entdecken. Rein gar nichts. Oder? Doch. Eine Sache schon. John ging weiter, stoppte dann unter dem Bogen des Martinstores und kämpfte heftig mit dem eigenen Atem. Er betrachtete die Kügelchen, die der Unbekannte schon im Treppenhaus verloren hatte und von denen auch einige in den Schneeresten zu Johns Füßen lagen. Sie bildeten eine Art Fährte, sogar eine recht zuverlässige, und John zeigte ein grimmiges Lächeln. Er folgte der Spur, Schritt für Schritt, und einmal bückte er sich, um ein paar von den Kügelchen aufzuheben. Nein, es waren keine Kügelchen, sondern tatsächlich Körner, und zwar aus den Futtervorräten für Elvis. John schüttelte den Kopf. Warum steckt sich jemand Vogelfutter in die Tasche?, fragte er sich. Einige Meter hinter dem großen Tor führten die Körner ihn nach rechts, geradewegs in eine schmale Gasse, die ansonsten selten betreten wurde, wie der noch weiße, kaum von Fußspuren verzierte Schnee bewies. Umso klarer stach der Weg des Unbekannten heraus, die Abdrücke der Sportschuhe. Linker Hand verlief die lang gezogene Seitenfront eines Gebäudes, ein paar Meter weiter rechts versperrte einer der Universitätsblöcke den Weg. Also weiter geradeaus, wohin sonst? Und dann sah John, dass er sich zu früh gefreut hatte. Die Spur der Körner endete – einfach so. Ein letztes Korn ruhte im Schnee. Gut, damit war zu rechnen gewesen, merkwürdig allerdings fand John die Tatsache, dass offenbar auch die Fußabdrücke ein abruptes Ende nahmen. Eine letzte Spur, und das war’s. John stand da und kratzte sich verwundert das Kinn. Da war keine Tür in der Nähe, kein Fenster. Zumindest keines, durch das man rasch hätte verschwinden können. Auch nicht in dem Haus auf der linken Seite, dessen Parterrefenster waren allesamt mit Jalousien verschlossen. Ein paar Mülltonnen aus Kunststoff standen herum, ansonsten nichts, die Gasse war leer. »Hm«, murmelte John. »Bist du plötzlich geflogen?« Als halte er diese Möglichkeit tatsächlich für denkbar, richtete er den Blick nach oben. Über den Dächern der Stadt klebte ein fahler grauer Himmel, aus dem sich neuerlicher Schneeregen löste. Von den Stürzen in die Pfützen klebte der Jeansstoff an Johns Beinen, seine Socken, seine Füße waren klatschnass, eine seiner Handflächen war aufgeschürft. Nein, John Dietz mochte Freiburg im Winter nicht. * Er wartete. Nun schon fast eine Stunde. Genau wie am Vortag kaute er griesgrämig auf einem Kaugummi herum. Über ein...


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