E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical Gold
BENNETT Flucht vor der Liebe
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-6938-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical Gold
ISBN: 978-3-7337-6938-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die schöne Margaret begehrt ihren Verlobten Gregor jeden Tag mehr - und doch zerreißt ihr diese Liebe fast das Herz. Denn die bevorstehende Vermählung ist vom Vater geplant - und Gregor wird dafür mit ihrem Erbe belohnt! Egal wie leidenschaftlich er ihr sein Verlangen zeigt - nie kann sie vergessen, dass er für Geld zu ihr kam. Flucht scheint ihr die einzige Rettung aus dieser bittersüßen Qual. Doch die ist gefährlich: Es gibt noch einen Mann, der sie wegen ihres Erbes will - den Duke of Abercauldy, der auch vor Entführung und Gewalt nicht zurückschreckt und vor dem Margaret nur in Gregors Armen sicher ist ...
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1. KAPITEL
Die schottischen Highlands August 1728
Lady Margaret Mackintosh umfasste die Zügel ihrer Stute noch fester, während sie sich im Sattel vorbeugte. Sie hatte eine dunkelblaue Jacke mit geschlitzten Ärmeln und eng anliegende karierte Hosen an, die ihre hoch gewachsene, schlanke Gestalt betonten. Diese Kleidung trug sie gewöhnlich zum Reiten. Wenn es den Menschen von Glen Dhui seltsam erschien, Lady Meg in Männerkleidern galoppieren zu sehen, so hätten sie es niemals zugegeben. Sie liebten ihre eigenwillige Herrin.
Meg spähte in die sanfte, dunstige Abenddämmerung. War es nur Wunschdenken, oder erblickte sie wirklich die flackernden Lichter und schattenhaften Gebäude von Clashennic vor sich? Bestimmt gab es dort ein Gasthaus, wo sie ein heißes Bad und ein weiches Bett bekommen konnte. Ihre Haut und ihr Haar fühlten sich nach dem langen Ritt aus Glen Dhui staubig an, und ihr Körper schmerzte von den Tagen, die sie im Sattel verbracht hatte.
Seit Beginn ihrer Reise hatte sie sich oft gefragt, ob sie nur einem Phantom nachjagte und lieber umkehren sollte. Aber dann erinnerte sie sich stets an die Worte ihres Vaters, die eher einem Befehl als einer Bitte geglichen hatten.
„Bring Gregor Grant nach Glen Dhui zurück, Meg. Bring ihn hierher zu mir. Er ist der Einzige, der uns jetzt noch helfen kann.“
Gregor Grant. Seit ihrem zwölften Lebensjahr spielte er eine Rolle in ihrem Leben, obwohl sie ihm noch nie begegnet war. Sie kannte ihn aus den Erzählungen ihres Vaters und den Geschichten der Menschen von Glen Dhui und von den Zeichnungen, die sie auf dem Dachboden von Glen Dhui Castle gefunden hatte. Meg hatte das Gefühl, ihn sehr gut zu kennen.
„Clashennic liegt vor uns, Mylady.“
Duncan Forbes, ihr Gutsverwalter, rief ihr die beruhigenden Worte zu. Vor Erleichterung, endlich am Ziel zu sein, klang sein sonst mürrischer Tonfall geradezu begeistert. Er und einige seiner Männer hatten sie zum Schutz vor Strauchdieben und Banditen auf dieser Reise begleitet, obwohl die Menschen gesetzestreuer geworden waren, seit die Regierungstruppen ihre Lager in den Highlands aufgeschlagen hatten.
Eingebettet in den Hügeln vor ihnen lag die Kasernenstadt Clashennic, und irgendwo in dieser Stadt war Gregor Grant – Captain Gregor Grant –, der Mann, von dem ihr Vater glaubte, er könne sie retten.
„Wie kannst du dir so sicher sein, Vater?“ hatte sie ihn gefragt, ihre Hand fest in der seinen, als sie vor dem Feuer saßen.
Er hatte sie mit seinen trüben blauen Augen, die einst so scharf gewesen waren wie ihre eigenen, angeblickt, als könne er ihr Gesicht noch sehen. „Weil der Junge, an den ich mich erinnere, ehrenhaft ist und Glen Dhui ebenso sehr liebt wie wir, Meg. Weil er für den Glen und die Menschen hier kämpfen wird. Weil er außer dir, mir und den Menschen selbst der Einzige ist, der dazu bereit ist.“
Da gab es nur ein Problem. Glen Dhui gehörte Gregor Grant nicht mehr. Es war zwölf Jahre her, dass er der Laird von Glen Dhui gewesen war. Zwölf Jahre, seit die Grants sich in der Rebellion von 1715 auf die Seite der Stuarts gestellt hatten. Er war mit seinem Vater, dem alten Laird, in die Schlacht geritten und hatte alles verloren. Der siebzehnjährige Gregor war nach der Schlacht von Preston zusammen mit Hunderten von Männern eingekerkert worden. Unter den furchtbaren Bedingungen im Gefängnis war sein Vater an einem Schlaganfall gestorben. Und dort, im Kerker, war Gregor Megs Vater, der Kommandant der Regierungstruppen war, begegnet, der für seine Freilassung gesorgt hatte.
Frei mochte er gewesen sein. Der Schlinge des Henkers entkommen oder auch den heißen Plantagen von Jamaika oder Barbados, Carolina oder Virginia. Doch Gregor hatte seine Heimat verloren, Glen Dhui. Für die Teilnahme an der Rebellion wurde die Familie damit bestraft, dass ihr Zuhause konfisziert und ihm der Titel des Laird aberkannt wurde. Gregor, seine Mutter und seine kleine Schwester waren geflohen und nie mehr zurückgekehrt. Sie hatten keine Wahl gehabt. Aber die Menschen trauerten ihnen nach, vor allem ihm – schließlich war er der junge Laird. Meg vermutete, dass sie es immer noch taten. Sie wusste, dass sie ihn geliebt, ihm vertraut, ihre Hoffnung in ihn gesetzt hatten. Er war ihr Beschützer gewesen, das Licht ihrer Zukunft.
„Der Bursche wird uns nicht im Stich lassen“, hatte Duncan Forbes ihr versichert, als sie vor zwei Tagen losgezogen waren.
Meg betete, dass er sich nicht irrte. Und doch war auch sie von einer neuen, pulsierenden Hoffnung beseelt, als sie ihrem Ziel entgegenritten. Wenn Gregor Grant all das war, was von ihm gesagt wurde …, wenn er ein Mann war, der seine gegenwärtige Stellung aufgeben würde, um in den Glen zurückzukehren, den er als Junge gekannt hatte …, dann befürchtete Meg, dass sie bereits jetzt mehr als nur ein wenig in ihn verliebt war.
„In Clashennic gibt es ein Gasthaus“, sagte Duncan, der ihre Erschöpfung bemerkt hatte. Er blieb zurück, um an ihrer Seite zu reiten. In der Dunkelheit, die allmählich zunahm, begegnete sie dem Blick seiner glänzenden dunklen Augen. „Wir machen erst dort Halt, Mylady, dann könnt Ihr Euch ausruhen. Die Männer und ich werden Captain Grant für Euch suchen.“
„Ich danke dir, Duncan. Wirst du ihn erkennen?“
„Aye, obwohl es lange her ist.“
Meg nickte. Auch wenn sie Gregor Grant nie gesehen hatte, würde sie ihn erkennen. Dessen war sie sich sicher. Seine Sammlung von Kinderzeichnungen, die sie auf dem Dachboden gefunden und in einer Ecke ihrer Kammer aufbewahrt hatte, übte bis heute eine Faszination auf sie aus. Die Skizzen waren fein, detailgetreu und gefühlvoll ausgeführt. Ihr Ausdruck berührte sie. Der Mann … der Junge, der solche Werke schuf, musste etwas Besonderes sein. Von dem, was sie aus den Erinnerungen ihres Vaters an den siebzehnjährigen Gregor wusste, und so, wie sie ihn sich in ihren eigenen Tagträumen vorstellte, musste er schlank und blond sein, mit dem Gesicht eines Dichters und den feinen Händen eines Künstlers. Sein Lächeln war sicherlich schüchtern und so süß, dass ihr Herz schmelzen würde.
Meg war sich darüber im Klaren, dass die Person, die sie vor ihrem geistigen Auge sah, dem echten Gregor Grant nicht ganz entsprechen konnte. Denn mittlerweile war er Soldat, ein Captain im Dragoner-Regiment der Campbells. Die Campbells waren gegen die Rebellen eingestellt. Es schien eine Ironie des Schicksals, dass ein Mann, der 1715 mit den Jakobiten gekämpft hatte, nun für die Regierung den Frieden in den Highlands sichern sollte. Aber so war es eben. Seiten wurden gewählt und dann gewechselt. Der Highlander unterschied sich nicht von anderen Männern, die eigennützig handelten. Meg konnte es Gregor Grant nicht verübeln, dass er sich auf die andere Seite gestellt hatte, um sein Brot zu verdienen.
Sie wurde in ihren Gedanken unterbrochen, als das Gasthaus vor ihnen in Sicht kam. Eine Fackel flackerte plötzlich auf und erleuchtete ein sauberes, gepflegt wirkendes Gebäude – was mehr war, als Meg von der Schenke auf der anderen Seite des gepflasterten Platzes behaupten konnte. Sie blickte über die Schulter in das Halbdunkel, wo lärmende Stimmen und betrunkene Rufe die Stille des Abends erschütterten.
Nachdem sie von ihren Pferden abgestiegen waren, betrat Duncan das Gasthaus, während sein Kilt um die stämmigen Beine schwang. Meg folgte in ihren Hosen, die Jacke gerade lang genug, um den Oberschenkel halb zu bedecken. Sie redete sich ein, dass ihre Aufmachung vollkommen respektabel und sehr vernünftig war, um darin durch die Highlands zu reisen. Es war nicht ihre Schuld, wenn der Wirt sie die ganze Zeit anstarrte.
„Mein bestes Zimmer ist frei, Mylady“, teilte er ihr mit und machte einen Kratzfuß, wobei seine zerfledderte braune Perücke vom Kopf zu rutschen drohte. „Wenn Morag, meine Tochter, hier wäre, könnte sie Euch behilflich sein … Ah, da ist sie!“
Ein dunkelhaariges Mädchen kam leise in den Raum und blickte schuldbewusst zu seinem Vater. „Es tut mir Leid, Vater, ich musste …“
„Wir werden uns später darüber unterhalten, wo du gewesen bist!“ entgegnete er wütend. „Ich habe dir gesagt, du sollst dich nicht in der Nähe der Soldaten herumtreiben!“ Plötzlich schien er sich aber wieder zu erinnern, in wessen Gesellschaft er war, und lächelte Meg breit an. „Aye, so sind Mädchen nun mal, und wie schon gesagt, wir sprechen später darüber. Geh jetzt mit der Dame, hol ihr Wasser und Seife und kümmere dich um sie. Wir haben nicht oft solch hohe Herrschaften zu Gast hier in Clashennic.“
Duncan Forbes verbeugte sich leicht vor Meg. „Ich sehe Euch später, Mylady. Wenn die Pferde versorgt sind, gehen meine Burschen und ich zur Kaserne und sehen, ob wir nicht das finden können, wonach wir suchen.“
„Gut, Duncan.“
Meg wäre es lieber gewesen, mit ihm zu gehen, um Gregor Grant selbst zu sprechen, aber das wäre wohl zu viel verlangt gewesen. Duncan wollte, dass sie sicher im Haus blieb. Er hieß es nicht gut, wenn Frauen die Initiative ergriffen. Wenn er es in Glen Dhui auch duldete – hier in Clashennic würde er es nicht tun. Seit ihr Vater erblindet war, hatte Meg viel von der Verwaltungsarbeit auf dem Anwesen selbst übernommen. Es erfüllte sie mit Stolz, dass sie ihre Sache gut machte, doch sie stieß immer noch auf Widerstände. Raue Highlander wie Duncan ließen sich nicht gerne Anweisungen von einer Frau geben.
Morag, die Tochter des Wirts, brachte Meg auf ihr Zimmer und kehrte bald mit einem Krug warmen Wassers zurück. Die Kammer war klein, aber ebenso sauber und...




