Berry-Dee | Wie Serienmörderinnen denken | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Berry-Dee Wie Serienmörderinnen denken

Ein schockierender Blick in die Abgründe des Bösen. Ein Klassiker der True Crime Literatur. Weltbekannter Kriminologe über Verbrechen und Mord

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-7453-2010-7
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Frauen mögen seltener morden als Männer, vor allem in Serie - doch wenn sie es tun, gehen sie dabei keinesfalls weniger grausam und kaltblütig vor. Ob Beverley Allitt, die als Kinderkrankenschwester unter anderem ein sieben Wochen altes Baby ermordete, Joanna Dennehy, die innerhalb von nur zwei Wochen drei Männer erstach und versuchte, noch zwei weitere zu töten, oder Christa Gail Pike, die ein Schädelfragment ihres Opfers mit nach Hause nahm, um damit ihr Müsli zu frühstücken: Die Untaten, zu denen Frauen fähig sind, können zutiefst schockieren. Allerdings töten Serienmörderinnen häufig aus einem anderen Antrieb und auf perfidere Weise als Männer. In Wie Serienmörderinnen denken taucht der weltweit angesehene britische Kriminologe Christopher Berry-Dee tief in die Psyche dieser Verbrecherinnen ein, enthüllt ihre spezifischen Motive und Vorgehensweisen. Ein aufschlussreiches, packendes und erschütterndes Buch.

Christopher Berry-Dee wurde 1948 im englischen Winchester geboren. Er ist Gründungsdirektor des Criminology Research Institute und war Herausgeber der Zeitschrift »The Criminologist«. Berry-Dee hat die berüchtigtsten (Serien)Mörder und -Mörderinnen der Weltinterviewt und verhört. Seine Bücher sind in Großbritannien Bestseller und zählen bereits jetzt zu den Klassikern der True-Crime-Literatur.
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Vorwort: Das Frauengefängnis von Sablino
Während all der Jahrzehnte, in denen ich mich mit Serienmördern und Psychopathen aller Art beschäftigt habe, bin ich auch in vielen Haftanstalten speziell für Frauen gewesen. Eine davon stach unter den anderen ganz besonders heraus: das Frauengefängnis von Sablino. Es verdient aus Gründen, die später deutlich werden, gleich zu Beginn dieses Buchs eine Erwähnung. Das Gefängnis liegt 45 Kilometer südlich von St. Petersburg, nahe dem Örtchen Uljanowska, das früher Sablino hieß und von dem es seinen Namen hat. 1800 weibliche Häftlinge sitzen dort ein. Es gibt weit und breit nichts, das Gefängnis befindet sich im absoluten Niemandsland. Eine einzige Straße führt dorthin und auch wieder weg. Im Winter ist die Umgebung weiß und hart wie ein Gipsverband. Die Temperaturen können bis auf 35 Grad minus fallen, sodass sogar der Atem gefriert. Mein Bart war weiß wie der vom Weihnachtsmann … Es dauert Monate, bis der Schnee taut und sich die Äcker in der Umgebung in sumpfige Flächen verwandeln. Dort, wo sich der Schnee an den kurzen, kalten Tagen durch Verwehungen gesammelt hat, dauert es sogar noch länger. Nachts wird die karge Natur gelegentlich von den Scheinwerfern vorbeifahrender Autos erleuchtet und der Blick fällt dann auf vertrocknete Gräser, festgetretenen Schnee, einen zugefrorenen, schmutzig-braunen See – die gleiche giftige Farbe, die auch das Wasser aufweist, das die Anwohner im Umkreis von Hunderten Quadratkilometern aus ihren Wasserhähnen zapfen – und einen umgekippten Strommasten, der wie eine Holzplanke als behelfsmäßige Brücke dient und von Nebel umwabert wird. Es gibt keinen Bahnhof in Sablino und es ist auch keine Endstation. Kein Zug mit grimmigen Schaffnern in grünen Uniformen und dampfend-heißen Samowaren muss an diesen Ort fahren. Ab und an verirrt sich ein Busfahrer hierher, doch nur, wenn er gute Laune hat und man ihm einen kleinen Bonus zahlt, für den er sich sein Lieblingsgetränk kaufen kann: Wodka. Auf der Rückfahrt ist er vermutlich sturzbetrunken, doch Polizisten halten Busse und lizensierte Taxis normalerweise nicht an, außer sie müssen irgendeine frei erfundene Geldstrafe verhängen, um sich dann selbst etwas zu trinken kaufen zu können. Als ich das Frauengefängnis von Sablino besucht habe, herrschten 15 Grad minus und die Temperatur sank immer weiter. Draußen tobte ein Schneesturm und die Wärterinnen stapften mit Hunden an der Leine auf ihrer Patrouille durch knietiefen Schnee. In Sablino gab es keinen glänzenden Stacheldraht oder bunte Blumenrabatten am Empfang für die Besucher. Kurzum: Dies war der tristeste Ort der Welt. Als ich das Eingangstor passierte, bearbeiteten die »Mädels« gerade das Eis mit schweren Schaufeln und schippten den Weg frei. Alle waren über meinen Besuch informiert. Die Polizei von St. Petersburg hatte mein Kommen im Vorfeld angekündigt – im Gegenzug für einen Bonus, versteht sich. Sie wussten davon, seit ich in Busuluk, im Westen der Oblast Orenburg angekommen war. Mein Gastgeber – ein ehemaliger Helikopterpilot der russischen Spezialeinheit Spetznaz – ich gebe ihm hier aus rechtlichen Gründen den fiktiven Namen »Igor« – hatte den Kontakt für mich hergestellt. Sowohl im Zug nach Samara als auch beim Flug nach St. Petersburg reiste ich erste Klasse und gratis. Vielen Dank dafür! Ich musste mich nicht einmal um ein gutes Hotelzimmer kümmern, auch das wurde – natürlich ebenfalls für einen Bonus – von der Polizei vor Ort organisiert. Taxis? Brauchte ich auch nicht. Die Polizei stellte mir einen ihrer Dienstwagen zur Verfügung. Mit Blaulicht ging es dann schnurstracks in ein völlig ausgebuchtes Restaurant, wo das Vorzeigen des Dienstausweises genügte, damit andere zahlende Gäste, die bereits mit ihrem Abendessen beschäftigt waren, fortgescheucht wurden. Anschließend floss Alkohol in rauen Mengen, bis er jedem zu Kopf gestiegen war und sich alle ewige Freundschaft schworen. In Sablino leben in den meisten Schlafsälen mit ihren zerbrochenen Fensterscheiben mehr als 100 Frauen zusammengepfercht wie Sardinen in einer Dose. Einige müssen sich ein Bett teilen und schlafen in Schichten, manche haben eine Katze als Haustier. Die Mischung aus den Ausdünstungen vieler Menschen auf engstem Raum, Katzenexkrementen und Urin verursachte bei mir Würgereiz. Es gibt dort keinerlei Privatsphäre. Kein Radio. Nur zensiertes Fernsehen. Keine Heizung. Und das Essen der Häftlinge ist so ekelhaft, dass man es hierzulande nicht einmal an Hunde verfüttern würde. Und nun schippten sie in kleinen grauen Grüppchen zusammengeschart draußen in der Kälte gebückt Schnee. Alte und junge Frauen, zitternd, in dünner Kleidung und in billigen Plastikschuhen. Dennoch versuchen die Insassinnen von Sablino das Beste aus ihrer Situation zu machen. Wie eine Mutter Teresa sorgt Gefängnisleiterin Anna für ihre Frauen und bringt Analphabetinnen sogar persönlich Lesen und Schreiben bei. Weil die Mittel vom Staat knapp sind, fertigen die Häftlinge Plastikhüllen für Musikkassetten in einer alten Scheune, durch die der Wind pfeift und in die es reinscheint. Damit verdienen sie gerade genug, um nicht zu verhungern. Die Chefköchin, die in der dunstigen Gefängnisküche schuftete, ist verurteilt worden, weil sie ihren gewalttätigen Ehemann zerstückelt, sorgfältig zubereitet und ihre nichtsahnenden Freunde und Nachbarn anschließend zu einem kulinarischen Festmahl eingeladen hat. Marinka ist ihr Name und Sie werden später in diesem Buch noch von ihr hören. Ich schreibe ihr noch immer, bis heute. Es gibt ein, zwei Serienmörderinnen in Sablino, alles Gangsterbräute aus dem Dunstkreis der Russenmafia, von denen keine wegen Sexualverbrechen verurteilt wurde. (Tatsächlich gab es in der gesamten Einrichtung keine einzige Sexualstraftäterin.) Auch zu deren rostigen Zellen im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses erhielt ich freien Zugang. Dort konnte ich diese Mörderinnen interviewen, nachdem ich päckchenweise Zigaretten verteilt hatte. Sie waren an mehreren Raubmorden und Mafia-Hinrichtungen beteiligt gewesen. Die Gefängnisleiterin lobten sie allerdings in den höchsten Tönen. Und auch mir gegenüber verhielten sie sich äußerst respektvoll. Hier in Sablino gibt es also keine Serienmörderin wie Rose West oder Myra Hindley. Auch Luxus gibt es dort nicht, abgesehen von einem irgendwie ganz hübschen kleinen Friseursalon in einem winzigen Raum mit pink gestrichenen Wänden, die Promifotos zieren, die sorgfältig aus westlichen Klatschmagazinen ausgeschnitten worden sind. Als die Frauen mich dazu überreden wollten, mir dort die Haare schneiden zu lassen, lehnte ich dennoch dankend ab. Es existiert auch eine gut ausgestattete Bibliothek und eine kleine Kapelle, die mir eine der Insassinnen zeigte. Dort betete sie dafür, bald wieder mit ihren Kindern vereint zu sein. Danach führte man mich in eine große Gemeinschaftshalle, wo ich auf Kosten der Häftlinge, deren mageres Gehalt man dafür gekürzt hatte, einem tollen Konzert beiwohnen durfte. So konnte ich mich ein wenig unter die Leute mischen und die Frauen konnten mir »Danke« sagen – nur weil ich bei ihnen war. Ich war der erste Westler, der je ein russisches Frauengefängnis besucht hatte und dort nach Belieben filmen durfte. Soviel ich weiß, hat man auch nach mir niemanden aus dem Westen dort hineingelassen. In Sablino werden keine 180 000 Pfund Steuergeld für sogenannte Resozialisierungsmaßnahmen verschwendet wie vor einigen Jahren im britischen Frauengefängnis HMP & YOI Bronzefield, wo die blutrünstige Serienmörderin Joanna Dennehy nun ein deutlich angenehmeres Dasein fristet, als sie eigentlich verdient hätte. Bei der Aufführung in Sablino standen russische Trachten, Volksmusik und Mütterchen Russland selbst im Mittelpunkt. Die Frauen tanzten nicht in Strapsen und knappen Unterhöschen herum, um im Namen der »Resozialisierung« irgendwelche Spanner heißzumachen, die dafür 40 Pfund Eintritt bezahlt hatten, so wie es in HMP Bronzefield geschehen war. So etwas habe ich weder in Sablino noch in einem der anderen Gefängnisse erlebt, die ich in den vergangenen vier Jahrzehnten besucht habe. Der – auf Video dokumentierte – Abschied von der Gefängnisdirektorin in Sablino war herzlich. Bevor ich ging, wollte sie unbedingt, dass ich noch vier ihrer Mädchen kennenlerne, die bereits geduldig im Flur vor dem Büro warteten. Sie sprachen gebrochen Englisch. Vor ihrem Aufenthalt in Sablino waren sie, ihren eigenen Worten zufolge, alle mehr oder weniger ungebildet. Nun standen sie vor mir, gebildet, kichernd und voller Vorfreude, weil sie demnächst wieder in die Freiheit entlassen werden würden. 96 Prozent aller inhaftierten russischen Straftäterinnen werden nie wieder straffällig. Ich kann wirklich verstehen, warum das so...


Christopher Berry-Dee wurde 1948 im englischen Winchester geboren. Er ist Gründungsdirektor des Criminology Research Institute und war Herausgeber der Zeitschrift »The Criminologist«. Berry-Dee hat die berüchtigtsten (Serien)Mörder und -Mörderinnen der Weltinterviewt und verhört. Seine Bücher sind in Großbritannien Bestseller und zählen bereits jetzt zu den Klassikern der True-Crime-Literatur.


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