Bodner Berg/Leute

Ethnografie eines ausgebliebenen Bergsturzes am Eiblschrofen bei Schwaz in Tirol (1999)
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-8309-8826-7
Verlag: Waxmann Verlag GmbH
Format: PDF
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz

E-Book, Deutsch, 564 Seiten

Ein Berg als Streitfall, der die Gemüter erhitzte und an dem sich die Geister schieden - darum geht es in diesem Buch. Im Zentrum des Interesses stehen die Felsstürze, die sich 1999 am Eiblschrofen bei Schwaz in Tirol ereigneten. Weil der Eintritt eines Bergsturzes nicht ausgeschlossen schien, wurden alle AnrainerInnen aus ihren Häusern evakuiert. Eine Debatte darüber begann, ob die Geschehnisse ein Naturereignis oder Menschenwerk waren. Ein Bergwerk wurde geschlossen, wenn auch nicht definitiv stillgelegt. Die 'letzten Knappen Tirols' verloren ihren Arbeitsplatz.
Auf der Grundlage von Interviews und von Feld- und Archivforschungen zeichnet der Autor das Verhältnis von Berg und Leuten nach, das 1999 aus dem Gleichgewicht und in eine Schräglage, wenn nicht ins Kippen zu geraten drohte. Den Perspektiven und Praktiken von AnrainerInnen und Bergleuten gilt dabei besondere Aufmerksamkeit. Die Studie verknüpft Fragestellungen der Montanethnografie und Katastrophenforschung und erkundet Möglichkeiten und Grenzen einer ethnographisch-kulturanalytischen Auseinandersetzung mit Themen der politischen Ökologie. Als eine Fallstudie im nur zu wörtlichen Sinn setzt sie sich auch mit Berg als Nicht-Fall auseinander - mit dem Ausbleiben von Ereignissen.

Reinhard Bodner, Jg. 1980, studierte Europäische Ethnologie (Volkskunde) und Germanistik an der Universität Innsbruck und war von 2009-2013 Universitätsassistent Praedoc im Fach Europäische Ethnologie an der Universität Innsbruck. Seit 2014 ist er dort und bei den Tiroler Landesmuseen (Bereich Tiroler Volkskunstmuseum, Innsbruck) als Projektmitarbeiter tätig.

Autoren/Hrsg.

Bodner, Reinhard

Inhaltsverzeichnis

1;Buchtitel;1
2;Impressum;4
3;Vorwort;5
4;Inhalt;7
5;1. Einführung;9
5.1;1.1 Berg/Leute. Skizze des Themas;11
5.2;1.2 Natur/Kultur. Volkskundliche Perspektiven;21
5.3;1.3 Casus/Causa. Empirische Zugänge;33
5.3.1;1.3.1 Die HiMATler kommen;33
5.3.2;1.3.2 Die Interviews mit den früheren Evakuierten;40
5.3.3;1.3.3 Die Interviews mit den früheren Bergleuten;51
5.3.4;1.3.4 Transkription, Anonymisierung und Interpretation der Interviews;59
5.3.5;1.3.5 Ethnografie – im Feld und im Archiv;65
5.4;1.4 Bergbau/Katastrophe. Forschungskontexte;76
5.4.1;1.4.1 Der bestuntersuchte Berg der Welt?;76
5.4.2;1.4.2 Katastrophenforschung;82
5.4.3;1.4.3 Schwazer Bergwerksgeschichte(n);98
5.4.4;1.4.4 Bergbauforschung;108
6;2. Ethnografische Annäherungen;121
6.1;2.1 Was der Fall war. Die Felsstürze vom 10. Juli 1999;123
6.1.1;2.1.1 Im Feld – nicht vor Ort;124
6.1.2;2.1.2 Auf einen Tag gefallen. Datieren und Ereignisieren;134
6.1.3;2.1.3 In einen Tag gefallen. Blitzlichterinnerungen;141
6.1.4;2.1.4 Starre Körper und Blicke. Vergegenwärtigte und verneinte Angst;148
6.1.5;2.1.5 Ins Gehör gestürzt, ins Auge gefallen. Klang- und Seherinnerungen;156
6.1.6;2.1.6 Was tun? Erzählungen über erste (Nicht-)Reaktionen;167
6.1.7;2.1.7 War das fällig? Zwei Modi des Gewissheitsstrebens;179
6.2;2.2 Wie es sich leerte. Evakuierung und Bergbaugeschichte;192
6.2.1;2.2.1 Die Stunde der Entscheider? Landesgeologe und Bürgermeister;194
6.2.2;2.2.2 Vom Haus gehen müssen. Wirkungsgeschichten einer Anordnung;204
6.2.3;2.2.3 Evakuieren als Versammeln I. Die Registrierung am Interspar-Parkplatz;214
6.2.4;2.2.4 Am Berg gebaut. Das Wohn- und Gewerbegebiet;225
6.2.5;2.2.5 Im Berg gebaut. Die (vorläufig) letzte Bergbauphase;235
6.2.6;2.2.6 Der verlassene Ort. Das Sperrgebiet als Geisterstadt;253
6.2.7;2.2.7 Die verlassenen Örter. Leerstände und Hohlräume;261
6.3;2.3 Wie es sich sammelte. Sperrgebiet und Öffentlichkeiten;277
6.3.1;2.3.1 Evakuieren als Versammeln II. Im Turnsaal auf dem Laufenden bleiben;278
6.3.2;2.3.2 Im Haus herumrasen. Das Prozedere der Sperrgebietsfahrten;287
6.3.3;2.3.3 Einquartiertes Ausquartiertsein. Unterkünfte, Kinderlager, Containerdorf;298
6.3.4;2.3.4 Bergleute unter den Bürgern? Der Tumult im Silberberg 1993;311
6.3.5;2.3.5 Die Bürger in der Höhle? Wissenschaftliche Repräsentationen des Bergs;321
6.3.6;2.3.6 Sich (selbst) sammeln. Persönliche Krisenumgänge und Notfallpsychologie;338
6.3.7;2.3.7 Szenarien und Kriegserklärungen. Phantasierte und realisierte Maßnahmen;351
6.4;2.4 Was nicht der Fall war. Weder Bergsturz noch Bergbau-Ende;363
6.4.1;2.4.1 Die Saga und ihre Helden. (Selbst-)Feiern zum Evakuierungsende;364
6.4.2;2.4.2 Zum Berg heimgekehrt? Wieder heimisch, weiter unheimlich;372
6.4.3;2.4.3 Sicherer Berg, versicherte Leute? Dämme und Schäden;383
6.4.4;2.4.4 Das Gipfelkreuz. Neue Abbrüche und die Angstlust am Berg;395
6.4.5;2.4.5 Ums Mundloch. Neue Sperren, neues Versammeln;407
6.4.6;2.4.6 Berg-Manns-Bilder. Berufsbewusstsein und Arbeitserinnerungen;417
6.4.7;2.4.7 Silberstadt – Schotterstadt. Bergbauerbe und Stadtidentität;439
7;3. Schluss;459
7.1;3.1 Zusammenfassung;462
7.1.1;3.1.1 Fall- und Evakuierungsgeschichten;462
7.1.2;3.1.2 Versammlungs- und Nichtfallgeschichten;468
7.2;3.2 Ausblick;474
7.2.1;3.2.1 Ökologie und Ökonomie;474
7.2.2;3.2.2 Politik und Politisches;485
7.2.3;3.2.3 Zwischenräume und Zwischenzeiten;496
7.3;3.3 Epilog;507
8;4. Quellen und Literatur;512
8.1;4.1 Interviewserie 1;512
8.2;4.2 Interviewserie 2;514
8.3;4.3 Weitere Interviews;514
8.4;4.4 Archivquellen;515
8.5;4.5 Literatur;515
9;5. Abkürzungs- und Abbildungsverzeichnis;562
9.1;5.1 Abkürzungen;562
9.2;5.2 Abbildungen;563