Böick / Schmeer / Andresen | Im Kreuzfeuer der Kritik | Buch | 978-3-593-51039-2 | sack.de

Buch, Deutsch, 556 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 141 mm x 214 mm, Gewicht: 681 g

Böick / Schmeer / Andresen

Im Kreuzfeuer der Kritik

Buch, Deutsch, 556 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 141 mm x 214 mm, Gewicht: 681 g

ISBN: 978-3-593-51039-2
Verlag: Campus Verlag GmbH


Ob Gewerkschaften, Unternehmen oder Parteien: Organisationen prägten die Geschichte des 20. Jahrhunderts ganz maßgeblich. Daher ist die Beschäftigung mit diesen - oftmals umstrittenen - Gebilden und ihren Hervorbringungen einer der Schwerpunkte zeithistorischer Forschung. Gerade in Deutschland erlebte die Geschichtsschreibung zu Organisationen durch die Aufarbeitung möglicher NS-Kontinuitäten in Behörden oder Ministerien einen bemerkenswerten Boom, dem bisher allerdings eine übergreifende Selbstreflexion fehlt. Anhand prägnanter Beispiele diskutiert dieser Band erstmals grundlegende Probleme bei der Analyse von Organisationen im Schnittfeld von Sozial- und Geschichtswissenschaft.
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InhaltAus dem toten Winkel ins »Kreuzfeuer der Kritik«?Organisationen in der zeithistorischen Theorie und Praxis 9Marcus Böick und Marcel SchmeerI. Organisationsforschung und GeschichtswissenschaftUmstrittene Organisationen.Theoriekonzepte, Falltypologien und interdisziplinäre Forschung 69Wolfgang SeibelKein Dienst nach Vorschrift.Geschichtswissenschaft und Organisationstheorie 87Thomas WelskoppZur Programmatik einer historisch-soziologischenOrganisationsforschung 103Rena SchwartingDer kritische Blick auf sich selbst.Zur Verantwortung der historischen Zunft inder Behördenforschung 139Christian MentelII. Organisationen in der Sphäre des ÖkonomischenUmstrittene Konzerne.Der Umgang deutscher Großunternehmen mitihrer NS-Vergangenheit am Beispiel von Daimler-Benzin den 1980er Jahren 165Sebastian BrüngerEin umstrittenes Unternehmen.Die Debatte über die Lufthansa 1929 und ihre Folgen 195Lutz Budrass(Un-)Sicherheitsproduzent und Gefahrensonde.Die Versicherungswirtschaft und die Kontroverseüber die Atomenergie in den 1970er Jahren 215Christoph WehnerFluss in Sicht. Methodisch-konzeptionelle Herausforderungenund Möglichkeiten einer Organisationsgeschichte der Emschergenossenschaft und des Lippeverbandes 239Eva Balz und Christopher KirchbergIII. Staat als Organisation - Staatliche OrganisationenDer Staat als umstrittene Organisation. Die Verwaltungsreform der Habsburgermonarchie in den 1910er Jahren 263Peter BeckerSoziologen, Straßenkämpfer, Psychobullen.Die West-Berliner Polizei als umstrittene Organisation 285Marcel SchmeerDer Sozialstaat auf dem Prüfstand.Ausdeutungen und Narrationen seit den 1970er Jahren 323Christoph LorkeRisikoregulierung als soziale Praxis.Organisationsgeschichtliche Zugänge zur Unfallversicherung 351Daniel TrabalskiZwischen Erwartungen und Instrumentalisierung.Die Stasi-Unterlagen-Behörde als umstrittene Organisation 379Markus GoldbeckUmstrittene Kokarden.Militär und Militärs zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik 405Martin PlattIV. Organisationen jenseits von Wirtschaft und StaatDie Gewerkschaften.Ein klassisches Objekt der Organisationssoziologie 437Knud AndresenMeta-Organisationen in Zeiten des Wandels. Die »Deutsche Jugend des Ostens« als Gegenstand gesellschaftspolitischer Kontroversen der Nachkriegszeit 453Anne-Christine HamelParteien(geschichte) in der Krise? 485Bernd FaulenbachDie umstrittene Nachfolge des nationalsozialistischen Deutschen Alpenvereins in Österreich 503Gunnar MertzRadikale für den Kapitalismus.Die Objektivisten in New York City, 1962-1968 527Vojin Sasa VukadinovicAutorinnen und Autoren 551Dank 555


Aus dem toten Winkel ins»Kreuzfeuer der Kritik«? Organisationen in der zeithistorischen Theorie und PraxisMarcus Böick und Marcel SchmeerOrganisationen: Praktisch sind sie überall, theoretisch aber nirgendwo. So könnte man, sicher zugespitzt, den derzeitigen Reflexions- und Diskussionsstand weiter Teile der deutschen Zeitgeschichtsforschung zur Organisationsgeschichtsschreibung beschreiben. Organisationen bilden in der Praxis eine zentrale Referenz zeithistoriografischen Arbeitens und Forschens: oft als fokussierte Forschungsobjekte, stets auch als wesentliche Produzenten von verwendeten Archivalien und Quellen, fast immer als institutionelle Arbeit- oder Auftraggeber, etwa in Form von Universitäten, Forschungsinstituten, Fachverbänden, Stiftungen und von Museen, Gedenkstätten und insbesondere Archiven. Historiker/innen sind, allem langjährig kultivierten Einzelkämpfertum zum Trotz, durch und durch selbst organisierte Organisationswesen; die Geschichtswissenschaft als wissenschaftlich-akademische Disziplin ist Produkt moderner Organisationsbildungen an Universitäten, Instituten oder in ihren Fachverbänden. Und vielleicht ist es auch gerade diese arbeitsweltlich-professionelle Omnipräsenz des Organisationellen, die in der zeithistoriografischen Theorie insbesondere Organisationen als scheinbar unhinterfragte Selbstverständlichkeiten weitgehend zum Verschwinden bringt - und dies aller theoretischen Debatten um immer neue methodische Trends und »turns« zum Trotz. Aber warum ist das so?Es ist durchaus mehr als ein semantisches Glasperlenspiel, dass die deutschsprachige Geschichtswissenschaft - im markanten Gegensatz zur hiesigen Soziologie - nie trennscharf zwischen Organisationen und Institutionen zu unterscheiden pflegte und pflegt. Während die Begriffe im zeithistorischen Feld weitgehend synonym gebraucht werden, differenziert die Sozialwissenschaft sehr trennscharf zwischen Organisationen als genuin moderner Sozialform mit spezifischen Funktionen und benennbaren Strukturen (wie etwa Mitgliedschaften, Zwecken oder Hierarchien ) einerseits sowie Institutionen andererseits Diese werden als der bewussten Reflexion entrückte »soziale Tatbestände« begriffen, die ihrerseits als übergeordnete gesellschaftliche Normen scheinbar überzeitliche oder gar universelle Gültigkeit beanspruchen. Der Verwaltungsexperte Wolfgang Seibel hob diese fundamentale Unterscheidung plastisch hervor:»Organisationen (...) werden vor unseren Augen gegründet, und sie können, wenn sie sich als relativ oder absolut unzweckmäßig erweisen, verändert oder auch wieder aufgelöst werden. Mit institutionalisierten sozialen Strukturen verhält es sich grundlegend anders. Sie treten uns zunächst als quasi-gegenständlich gegenüber, und sie können auch nicht von heute auf morgen geändert werden, selbst wenn starke Veränderungsimpulse in der Gesellschaft dies nahelegen.«Für Seibel erscheint die staatliche Verwaltung als nachgerade klassisches Paradebeispiel für eine (moderne) Organisationsform, Familie oder die Ehe hingegen als klassische Institutionen - eben als jene umfassend akzeptierten sozialen Tatsachen, über deren »Sinn« man - wie schon Emile Durkheim in den Anfängen der wissenschaftlichen Soziologie herausgearbeitet hat - nicht tagtäglich grundlegend reflektieren müsse oder gar könne. Die kategorische Differenzierung zwischen Organisationen und Institutionen ist auf diese Weise wesentlicher Ausgangspunkt sozialwissenschaftlicher Organisationsforschungen, der diese als Forschungs- und Analysegegenstände greifbar werden lässt.In der geschichtswissenschaftlichen Theorie und Praxis spielt diese kategorische Unterscheidung bezeichnenderweise keine nennenswerte Rolle. Man könnte auch sagen, dass sich Organisations- und Institutionenbegriff in der zeithistorischen Anwendung oft auf problematische wie bezeichnende Weise miteinander vermengen: Zwar werden Organisationen in zahlreichen Einzelstudien als spezifisch-konkrete Ordnungsprinzipien des Sozialen betrac


Marcus Böick ist Akademischer Rat an der Professur für Zeitgeschichte der Universität Bochum.Marcel Schmeer ist dort wissenschaftlicher Mitarbeiter.


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