E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Tiffany
Bond Nie mehr brav!
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-6775-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Tiffany
ISBN: 978-3-7337-6775-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Seit vier Jahren leitet die rassige Cindy erfolgreich das altehrwürdige 'Chandelier House' in San Francisco. Doch seit es kürzlich von einer Hotelkette übernommen wurde, hat sich viel verändert. Denn die neuen Besitzer scheinen einfach nicht zu verstehen, dass dieses Hotel eher ein nostalgisches Märchenschloss als eine moderne Investition ist! Sogar einen Prüfer will man Cindy jetzt schicken - inkognito. Misstrauisch betrachtet sie die Gäste. Wo steckt der Feind? Nur bei dem umwerfend charmanten Eric ist sie sicher, dass sie ihm vertrauen kann. Leider macht sein Sex-Appeal sie so nervös, dass ihr in seiner Nähe ständig Missgeschicke passieren. Doch die Leidenschaft, die er in Cindy weckt, ist so groß, dass sie wehrlos vor Verlangen ist. Und dann passiert es: Entgegen aller Vorsätze verbringt sie mit ihm eine Nacht voller Sinnlichkeit. Ist es Liebe? Ja - bis sie erfährt, dass sie mit ihrem Feind im Bett war ...
Kurz bevor Stephanie Bond ihr Studium der Informatik abschloss, schlug einer ihrer Dozenten vor, es mit dem Schreiben zu versuchen. Natürlich hatte dieser eher akademisches Schreiben im Sinn, doch Stephanie Bond nahm ihn wörtlich und veröffentlichte ihre ersten Liebesromane. Nach dem großen Erfolg ihrer Bücher widmete sie sich ganz dem Schreiben und wurde darauf mehrfach ausgezeichnet. Heute lebt Stephanie Bond mit ihrem Ehemann und ihrem Laptop in Atlanta, Georgia.
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1. KAPITEL
Mit einer Hand hielt die Friseuse das lange dunkle Haar hoch über Cindy Warrens Kopf, mit der anderen die Schere. „Sind Sie sich sicher, Ma’am? Soll ich es wirklich tun?“
Cindy nagte unsicher an ihrer Unterlippe. Langes Haar war unkompliziert. Und man kann sich dahinter verstecken, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf.
Der alte Jerry, der ein paar Schritte weiter hinter einem Frisiersessel stand, räusperte sich bedeutungsvoll und schob die Weihnachtsmannmütze auf seinem Kahlkopf zurück. Der schwarze Barbier, eine Institution im „Chandelier House“, lehnte es kategorisch ab, seine Kunst an Frauenköpfen auszuüben. Jerrys subtiler Kommentar wurmte Cindy. Es war schließlich ihr Haar, oder?
Sie las das Namensschild der jungen Friseuse. „Sagen Sie, Bea, wie lange arbeiten Sie schon in unserem Salon?“
„Mit heute sind es vier Tage, Ma’am. Vor genau zwei Wochen habe ich an der Friseur-Fachschule meine Abschlussprüfung gemacht.“
„Aha.“ Cindy verdaute die Information, während Jerry seinen Kunden auf dem Sessel herumwirbelte, damit sie beide die Aktion verfolgen konnten. „Also, eine Veränderung ist jedenfalls fällig“, sagte Cindy entschlossen. „Langes Haar wirkt in meinem Alter einfach lächerlich.“
„Hör sich das einer an“, bemerkte Jerry.
„Was ist an langem Haar auszusetzen?“, fragte sein Kunde.
Cindy warf seinem Spiegelbild einen Blick zu, und ihr stockte der Atem. Der Mann sah unverschämt gut aus. Markantes Gesicht, leuchtend blaue Augen, dunkles, welliges Haar. „Wie bitte?“
„Ich habe gefragt, was an langem Haar auszusetzen ist.“, wiederholte er, und seine Augen funkelten belustigt.
Sie unterdrückte das aufwallende Gefühl von Erregung und entgegnete kühl: „Ich sehe damit wie eine Studentin aus.“
„Die meisten Frauen wären glücklich darüber“, meinte der Kunde und schlug seine Beine übereinander, die lang unter dem grauen Frisiercape herausragten.
Erst jetzt bemerkte Cindy, wie groß er war. Sie wandte ihren Blick hastig ab und erwiderte knapp: „Diese Frau ist es jedenfalls nicht.“
Jerry sagte in verschwörerischem Ton zu seinem Kunden: „Sie will jemanden beeindrucken.“
„Jerry!“ Cindy zog warnend die Augenbrauen hoch.
Der Kunde nickte Jerry wissend im Spiegel zu. „Einen Mann?“
„Natürlich.“ Jerry nahm seinem Kunden das Cape ab und enthüllte ein weißes Oberhemd und burgunderrote Hosenträger.
„Jerry, das reicht!“
„Ihren Freund?“, fragte der Mann.
„Nee. Für so was hat Miss Cindy keine Zeit. Sie arbeitet Tag und Nacht.“
„Wirklich? Tag und Nacht?“ Der Mann machte ein mitfühlendes Gesicht. „Wen will sie dann beeindrucken?“
„Irgend so einen Unternehmensfritzen“, sagte Jerry, während er mit einem Pinsel den Hemdkragen und die breiten Schultern des Mannes abfegte.
„Jerry, ich habe noch nie in meinem Leben jemanden beeindruckt!“ Cindy wurde plötzlich klar, was sie da gesagt hatte. „Ich meine, ich habe mich noch nie bemüht, jemanden zu beeindrucken“, korrigierte sie sich ärgerlich.
Der alte Barbier ignorierte sie. „Der Bursche kommt nächste Woche, um das Hotel zu überprüfen. Und auch Miss Cindy, schätze ich.“
„Warum sollte er Miss Cindy überprüfen wollen?“ Der Mann sah kurz in Cindys Richtung. „Von den offensichtlichen Gründen mal abgesehen …“
„Weil sie den ganzen Laden schmeißt“, sagte Jerry.
Sein Kunde war beeindruckt. „Tatsächlich?“
„Ja“, sagte Cindy und erdolchte Jerry förmlich mit ihrem Blick.
„Ma’am?“, meldete Bea sich, deren Hände bereits zitterten.
„Lassen Sie’s nicht abschneiden“, sagte Jerrys Kunde.
„Wenn es nach den Männern ginge, würden alle Frauen mit Haaren bis zu den Knien rumlaufen.“ Cindy wollte sich nicht umstimmen lassen.
„Genau.“ Jerry und sein Kunde wechselten einen vielsagenden Blick.
„Ma’am“, flehte Bea, „meine Arme machen gleich schlapp.“
„Schneiden Sie’s ab. Das wird mein Weihnachtsgeschenk an mich selbst.“
„Als Bestrafung, weil Sie ungezogen waren?“, fragte der Mann.
„Als Bestrafung weil sie nett war“, berichtigte ihn der Barbier.
Cindy reichte es jetzt. „Los. Schneiden Sie“, befahl sie.
„Tun Sie’s nicht“, sagte der Kunde eindringlich.
„Ab damit!“, konterte Cindy energisch. „Schneiden Sie Stufen rein. Machen Sie eine neue Frau aus mir.“
Der Kunde und Jerry tauschten einen besorgten Blick.
„Nun machen Sie schon, Bea. Bringen wir’s hinter uns.“ Cindy fühlte sich unwohl.
Bea schluckte hörbar, setzte die Schere an und kniff ihre Augen zu.
Plötzlich bekam Cindy Panik. „Warten Sie!“, rief sie in dem Moment, als die Schere zuschnappte. Bea öffnete die Augen und starrte auf ihre Hand.
Der Kunde verzog sein Gesicht und Jerry grunzte schmerzvoll, als die Friseuse dreißig Zentimeter abgetrennten Haars hochhielt. Cindy erstickte ihr Entsetzen und ermunterte die frisch gebackene Friseuse, fortzufahren.
Sie hoffte, dass Bea länger bleiben würde als ihre diversen Vorgängerinnen. Da die weibliche Belegschaft sich weigerte, zum Friseursalon des Hotels überzuwechseln, wollte Cindy mit gutem Beispiel vorangehen. Aber als Bea zwanzig Minuten später zurücktrat, um ihre Kreation im Spiegel zu begutachten, verstand Cindy, weshalb keine der Angestellten sich den ungeübten Hotel-Friseusen anvertraute.
„Du liebe Güte“, murmelte Jerry geschockt.
Sein Kunde stieß einen leisen Pfiff aus. „Ein Jammer.“
„Sie finden es fürchterlich, nicht?“, fragte Bea verzagt.
„Nein“, versicherte Cindy ihr eilig. „Nein, es ist …“ Sie hob die Hand, brachte es aber nicht fertig, ihr stumpf abgeschnittenen Haare zu berühren, die ihren Kopf wie eine lange Wollmütze umhüllten. „Ich muss mich nur dran gewöhnen, das ist alles.“ Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf.
„Glauben Sie, er wird beeindruckt sein?“, fragte der Mann Jerry.
„Bestimmt. Falls er in der Lage ist, ihre Frisur zu ignorieren.“
„Ich kann gut auf diese Kommentare verzichten“, zischte Cindy. Sie zog das Cape von ihren Schultern und stand hastig auf. Jerry konnte sie verkraften, aber dieser arrogante Hotelgast trampelte ihr auf den Nerven herum, die in dieser hektischen Vorweihnachtszeit sowieso schon angegriffen waren.
Der Kunde stand ebenfalls auf, und in ihrer Eile, aus dem Salon zu kommen, rutschte Cindy auf einem Häufchen ihres Haars aus und schlitterte mit rudernden Armen wie eine Aufziehpuppe über den Marmorboden. Der Gast fing sie geistesgegenwärtig auf. Cindy sah sekundenlang in seine funkelnden blauen Augen, dann löste sie sich aus seinem Griff. „Danke“, murmelte sie. Ihr Gesicht brannte.
„Der Haarschnitt muss Sie aus dem Gleichgewicht gebracht haben“, bemerkte er mit einem spöttischen Lächeln.
Cindy kam sich vor wie eine komplette Idiotin. Ohne ein Wort schnappte sie sich ihre grüne Uniformjacke, gab der verzweifelten Bea ein großzügiges Trinkgeld und schritt so würdevoll wie möglich zum Ausgang. Bloß keine große Sache aus dieser peinlichen Episode machen. Alles halb so wild. Dieser irritierende Mann war schließlich nur ein Hotelgast auf der Durchreise. Und Manny würde schon wissen, wie man ihre Frisur retten konnte.
„Ach du liebe Zeit.“ Manny beugte sich mit aufgerissenen Augen über seinen Schreibtisch. „Sag, dass es eine Perücke ist, Cindy.“
„Es ist eine Perücke.“ Cindy musste lachen. Manny hatte eine einmalige Art, sie aufzuheitern. Überhaupt war Manny Oliver einmalig, als Freund und als Mitarbeiter. Seine Einstellung als Empfangschef war ein absoluter Glücksgriffs gewesen. Er sah gut aus, war höflich, hilfsbereit und geistreich. Und kochen konnte er auch. Cindy seufzte. Warum waren alle guten Männer immer schwul?
Manny zupfte an ihrem Haar. „Du warst bei Bea, der Metzgerin, stimmt’s?“
„Du weißt über sie Bescheid?“
„Ich musste eine verzweifelte Frau, die gestern unter Beas Schere geraten ist, mit einem Gratis-Dinner trösten.“
Cindy stöhnte. „Warum hast du mir nichts davon gesagt?“
„Du weißt, dass ich dich nicht mit Kleinigkeiten belästige. Was hast du dir bloß dabei gedacht, dein schönes Haar abschneiden zu lassen?“
„Ich wollte bei der weiblichen Belegschaft für unseren Salon werben.“
„Und du bist in der Tat eine ausgezeichnete Reklame.“
Cindy zog eine Grimasse. „Also – kann man was retten?“
„Klar. Unten am Knab Hill ist dieser entzückende kleine Hutladen.“
„Manny!“
„Tut mir leid, Boss. Also, ich hab um eins Schluss. Dann können wir uns in deiner Suite treffen. Das Werkzeug bring ich mit.“
„Prima.“ Cindy ließ ihren Blick durch die Lobby schweifen und senkte die Stimme. „Sag mal, hast du jemanden gesehen, der ein getarnter Schnüffler sein könnte?“
„Kein Trenchcoat weit und breit“, flüsterte er mit Verschwörermiene. Als Cindy grinste, fügte er hinzu: „Wieso glaubst du, dieser Stanton könnte früher kommen, um uns inkognito zu beobachten?“
„Ich an seiner Stelle würde das tun.“
„Dumm, dass wir nicht wissen, wie er aussieht.“
„Ja, wirklich dumm.“ Wieder sah Cindy sich unauffällig um. „Und wie gesagt, er könnte verkleidet sein. Halte also...




