E-Book, Deutsch, Band 2, 312 Seiten
Reihe: Wildrose Landing
Brooks Shameless
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-96797-320-4
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 312 Seiten
Reihe: Wildrose Landing
ISBN: 978-3-96797-320-4
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Gegensätze ziehen sich aus.
Ein eigenes Geschäft war schon immer mein Traum, den ich nun in Wildrose Landing endlich verwirkliche. Mit meinem Faible für Kristalle, Öle und Energien bringe ich nicht nur frischen Wind in die Kleinstadt, sondern auch in das Leben von Jack Cooper. Er kämpft verzweifelt darum, den Verlust seiner Frau zu verarbeiten und gleichzeitig ein guter Vater für seine drei Kinder zu sein. Sein Leben ist geprägt von Struktur, Regeln und akribischen To-do-Listen - eine Ordnung, an der er festhält wie an einem rettenden Anker. Für eine neue Liebe scheint er noch lange nicht bereit zu sein.
Doch während ich mehr und mehr seinem Charme erliege, frage ich mich: Sind unsere Unterschiede nicht der Grund für unnötige Komplikationen? Oder könnte es gerade diese Vielfalt sein, die uns beide glücklich macht?
Abby Brooks ist amerikanische Romance Autorin und lebt mit der Liebe ihres Lebens und ihren drei Kindern in einer Kleinstadt in Ohio. Sie liebt es, in der Küche zu tanzen, zu lachen und bis spät in die Nacht zu lesen.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
Jack
Brannte irgendetwas im Haus?
Schon wieder?
Ich schaltete den Föhn aus, der auf den Kopf meiner Tochter Charlie gerichtet war, und schnupperte daran. Nein. Der Apparat war zwar alt, aber nicht die Ursache des Gestanks. Danach roch ich an Charlies halb trockenen Locken und fing einen Hauch Erdbeershampoo auf. Die waren es Gott sei Dank auch nicht. Charlie hatte mir viele Fehler beim Frisieren ihrer Haare vergeben, doch ich hätte es mir nie verziehen, wenn ich sie in Brand gesetzt hätte.
Ihre leuchtenden Augen begegneten meinen. »Was ist los, Daddy?«
Ich schnupperte wieder. Von irgendwoher kam definitiv Rauch. »Riechst du …«
»Dad!«, schallte Connors Stimme durch den Flur, dicht gefolgt vom Schrillen des Feueralarms.
Hastig drückte ich Charlie, der vor Überraschung der Mund offen stehen blieb, den Föhn in die Hand. »Rühr dich nicht von der Stelle.«
»Aber, Daddy …«
»Mach einfach, was ich dir sage, Charlie.« Ich rannte zu der Rauchwolke, die aus der Küche drang. Als ich um die Ecke bog, goss Garrett gerade ein Glas Wasser in die Pfanne auf dem Herd.
»Schon erledigt!«, rief er, während Qualm und Dampf von der Sauerei aufstiegen.
Dann schnappte Garrett sich einen Stapel Briefe, und Connor zog einen Stuhl unter den kreischenden Feuermelder. Zusammen kletterten meine Söhne hinauf, wedelten unter dem Gerät herum, und ich riss ein Fenster auf, um die Morgenluft hereinzulassen. Vogelgezwitscher ersetzte das Geheul, als Charlie im Türrahmen auftauchte, deren halb trockenes Haar total kraus war. Hoffentlich wusste die Babysitterin, wie sie ihr helfen konnte, denn ich war nicht imstande, das wieder in Ordnung zu bringen – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ich schon jetzt zu spät dran war.
»Was ist passiert?«, fragte Charlie mit ihrer Kleinmädchenstimme.
Ich fuhr mir mit einer Hand durch die dunklen Locken und trug die immer noch dampfende Pfanne vorsichtig zum Spülbecken. »Als ich dir die Haare geföhnt habe, habe ich die Pfannkuchen vergessen. Dieser hier ist völlig verkohlt.«
»Oh.« Charlie guckte traurig. »Tut mir leid.«
Zischend landete die Pfanne im Spülbecken, weil ich quer durch die Küche eilte und mich vor meine Tochter hockte. »Nein, nein, nein, meine Kleine. Das ist nicht deine Schuld.«
»Stimmt.« Garrett nickte und zog eine Flunsch. »Es ist Dads Schuld.«
Ich schnaubte und schaute mich ungläubig zu ihm um. »Ach ja? Meinst du, du könntest das besser?«
»Wahrscheinlich.« Mein Ältester zuckte die Achseln und sah mir herausfordernd in die Augen, ehe er den Blick abwandte. Seine Botschaft war klar: Du machst das nicht gerade toll, alter Mann.
»Mommy hat Charlie immer nach dem Frühstück die Haare gemacht.« Connor lächelte hilfsbereit.
Seufzend stand ich wieder auf und nickte. »Verstanden. Zuerst die Raubtierfütterung und danach der Kampf mit dem Lockenmonster.«
Und irgendwann zwischendurch musste ich Zeit finden, um zu duschen, mich zu rasieren und für die Arbeit anzuziehen, ohne das Haus niederzubrennen. Als die Kinder zur Schule gegangen waren, war das sehr viel einfacher gewesen. Jetzt, wo die Sommerferien angefangen hatten, lief jeder Morgen anders ab, was für mich eine Katastrophe war. Ich brauchte eine feste Routine. Dieses Jeder-wie-er-will in der Frühe würde mich noch umbringen. Sollte ich vielleicht einen straffen Zeitplan einführen? Ihnen den Wecker stellen, als müssten sie sich für die Schule fertig machen? Die Idee, eine To-do-Liste an den Kühlschrank zu heften, die meine Kinder den Vormittag über dann brav abarbeiteten, war verlockend.
Alles klar, so wurde man Vater des Jahres.
Doch während das für mich alles einfacher machen würde, wären die Kinder zu Recht böse auf mich. Das konnte ich ihnen nicht antun.
Ich verwuschelte Connor das blonde Haar und öffnete den Küchenschrank. »Sieht so aus, als gäbe es heute wieder Cornflakes.«
»Ich kann das machen.« Garrett riss die Kühlschranktür auf, holte eine Großpackung Milch heraus und begegnete meinem unsicheren Blick mit einem Stirnrunzeln. »Ehrlich, Dad. Ich kann das.«
Als der Älteste der Cooper-Crew hatte er nach Natalies Tod sein Bestes getan, um mich zu unterstützen, doch die Hilfe eines Neunjährigen brachte mir oftmals noch mehr Arbeit ein. Dennoch ließ das Ticken der Uhr mich zustimmend nicken, ehe ich wieder ins Bad lief, mir einen Kamm durchs Haar zog und hastig eine Krawatte umband. Plötzlich krachte in der Küche eine Schüssel auf den Boden, und ich schlug mir verzweifelt mit der Hand vor die Stirn.
»Schon in Ordnung!«, rief Charlie mir zu. »Wir machen es wieder sauber!«
Eineinhalb Jahre waren inzwischen seit Natalies Tod vergangen, aber ich hatte immer noch Mühe, alles allein hinzukriegen.
Die Kinder verkamen.
Das Haus ebenfalls.
Und ich?
Ich hatte keine Zeit, über mich nachzudenken. Ich musste mich zusammenreißen und dafür sorgen, dass für die Kinder weiterhin alles normal lief. (So normal wie möglich jedenfalls.) Sie hatten ihre Mom verloren, und ich wollte verdammt sein, wenn ich sie auch alles andere verlieren ließ, was sich in der Welt gut und richtig anfühlte. Sie brauchten Beständigkeit, und wenn das bedeutete, dass ich bei dem Versuch, beide Rollen zu übernehmen, wie ein Irrer herumlaufen musste, dann war das eben so.
Meine Kinder hatten es verdient.
Ein Läuten an der Tür kündigte die Ankunft der Babysitterin an. Ich stöhnte laut. »Bitte lass sie heute lieb sein«, raunte ich meinem Spiegelbild zu, bevor ich zur Haustür lief und sie hastig öffnete.
Das Mädchen, das ich angeheuert hatte, um auf die Kinder aufzupassen, zuckte vor Überraschung zusammen, riss sich von seinem Handy los und schaute mich mit großen Augen an. »Oh! Mr. Cooper. Hi. Sie haben mich erschreckt.« Das Mädchen spähte über meine Schulter, schnupperte und zog besorgt die Brauen zusammen. »Ist wieder etwas angebrannt?«
***
Ein Klopfen an meiner Bürotür ließ mich auf die Uhr schauen. Mein Termin mit den Tarringtons war erst in einer halben Stunde, obwohl sie oft zu früh kamen – meist weil sie mit mir über ihre noch unverheiratete Tochter Lisa reden wollten. Sie meinten es gut, aber verflucht noch mal, das Letzte, was ich brauchte, war noch jemand, um den ich mir Sorgen machen musste. Wenn es nach mir ginge, würde ich nie wieder eine ernsthafte Beziehung eingehen. Hin und wieder ein Date zu haben, konnte ich mir vorstellen. Mehr aber auch nicht. Die Kids konnten mich nicht noch abgelenkter gebrauchen, als ich es ohnehin schon war.
Ich kippte den Rest meiner zweiten Tasse Kaffee herunter. »Herein!«
Doch statt des korpulenten Isaac Tarrington und seiner gertenschlanken Frau Gwen machte Jude Malone die Tür auf und lehnte sich an den Rahmen. Er und ich und unsere Kumpel Austin O’Connor und Alex Prescott waren seit der Mittelschule befreundet. Im Laufe der Jahre hatten wir vier uns ziemlich viel Ärger eingehandelt, meist wegen einer von Judes »großartigen Ideen«.
»Verdammt, Jack. Du siehst scheiße aus. Und du riechst nach …« Er zog die Nase kraus. »… verbranntem Toast?«
»Pfannkuchen.« Ich schnupperte an meinen Hemdsärmeln, und es stimmte, ich stank. Na toll. Mit hochgezogenen Brauen betrachtete ich Jude. »Alles in Ordnung?«
Die Frage schien ihn zu erstaunen. »Warum sollte was nicht in Ordnung sein?«
»Weil es erst neun Uhr ist, und du nicht unbedingt ein Frühaufsteher bist. Und nach meinem letzten Kenntnisstand arbeitest du nicht hier. Ich zähle nur eins und eins zusammen.«
»Ich muss mich im Cheers ’n’ Beers blicken lassen, um mit jemandem über eine Werbekampagne zu sprechen, und danach die Vorräte überprüfen. Diesen nervtötenden Chef-Kram machen, der mich noch umbringen wird, wenn ich es zulasse. Ich sag dir, wenn ich früher gewusst hätte, was man wirklich tun muss, um eine Bar zu betreiben, hätte ich den Laden nie aufgemacht. Aber … ich dachte, ich schau unterwegs mal kurz vorbei und heitere dich ein wenig auf. Dir ist doch bestimmt langweilig! Ich weiß nicht, wie du dich den ganzen Tag mit Zahlen beschäftigen kannst, ohne...