Carmack | Faking it - Alles nur ein Spiel | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 02, 384 Seiten

Reihe: Alles ...

Carmack Faking it - Alles nur ein Spiel


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8025-9657-5
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 02, 384 Seiten

Reihe: Alles ...

ISBN: 978-3-8025-9657-5
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Max Miller hat ein Problem: Ihre Eltern haben sich zu einem Besuch angekündigt, und all die beschönigenden Halbwahrheiten, die sie ihnen über ihr Leben in Philadelphia erzählt hat, drohen aufzufliegen. Vor allem ihr Freund Mace ist mit seinen Tätowierungen alles andere als vorzeigbar. Da trifft Max den angehenden Schauspieler Cade und bittet ihn, sich ihren Eltern gegenüber als ihr Freund auszugeben. Doch Cade spielt seine Rolle zu gut, und Max weiß schon bald nicht mehr, wo ihr Spiel endet und wo echte Gefühle beginnen ...
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1
Cade Man sollte annehmen, dass ich mich mittlerweile daran gewöhnt hätte. Dass es sich nicht jedes Mal anfühlte, als würde jemand mein Herz mit einem rostigen Schneebesen zerfetzen, wenn ich sie zusammen sah. Man sollte annehmen, ich würde aufhören, mich dieser Folter zu unterziehen, die Frau, die ich liebte, mit einem anderen Typen zusammen zu sehen. All diese Annahmen sind komplett falsch. Ein Nordostwind war gerade durchgezogen, deshalb war die Luft in Philadelphia frisch. Unter meinen Stiefeln knirschte der Neuschnee. Das Geräusch wirkte ungewöhnlich laut, als wäre ich auf dem Weg zum Galgen anstatt ins Café mit Freunden. Freunde. Ich stieß einen dieser lustigen Eigentlich-ist-das-gar-nicht-witzig-Lacher aus, und mein Atem sah dabei aus wie Rauch. Ich sah sie vorne an der Ecke stehen. Bliss hatte die Arme um Garricks Nacken gelegt, die beiden standen eng umschlungen auf dem Bürgersteig. So eingepackt in Mäntel und Schals sahen sie aus wie auf einem Werbefoto in einer Zeitschrift oder einem dieser perfekten Bilder, wie man sie fertig gerahmt kaufen kann. Ich hasste diese Bilder. Ich versuchte, nicht eifersüchtig zu sein. Ich würde darüber hinwegkommen. Wirklich. Ich wollte unbedingt, dass Bliss glücklich war. Und wie sie so dastand, die Hände in Garricks Manteltasche vergraben, während sich zwischen ihnen eine Nebelwolke aus Atem bildete, sah sie eindeutig glücklich aus. Aber genau das war ein Teil des Problems. Selbst wenn ich es schaffte, meine Gefühle für Bliss vollkommen loszulassen, so war es das Glück der beiden, das mich eifersüchtig machte. Weil ich verdammt unglücklich war. Ich versuchte, mich zu beschäftigen, schloss Freundschaften und hatte mich hier ganz gut eingelebt, aber es war einfach nicht dasselbe. Neu anzufangen war ätzend. Auf einer Skala von eins bis Ghetto war meine Wohnung eine solide Acht. Zwischen mir und meiner besten Freundin herrschte immer noch eine unangenehme Stimmung. Ich hatte so hohe Studienkredite aufgenommen, dass ich jederzeit unter ihnen zu ersticken drohte. Ich hatte mir vorgestellt, dass ich durch meinen Master wenigstens einen Teil meines Lebens richtig machen würde … FALSCH. Ich war der Jüngste in diesem Programm, und alle anderen hatten bereits jahrelange Arbeitserfahrung gesammelt. Sie hatten ihr Leben im Griff, während meines ungefähr so aufgeräumt war wie die Gemeinschaftsbadezimmer im Wohnheim für Erstsemester. Ich war inzwischen drei Monate hier, und die einzige Rolle, die ich bekommen hatte, war ein Kurzauftritt als Obdachloser in einer Werbung für den Arbeiter-Samariter-Bund. Ja, das war alles ganz toll. Ich wusste genau, wann Bliss mich entdeckte, denn sie zog die Hände aus Garricks Taschen und legte sie behutsam an ihre Seiten. Sie löste sich aus seinen Armen und rief »Cade!«. Ich lächelte. Immerhin kam ich so wenigstens ein wenig zum Schauspielern. Ich ging auf dem Gehweg auf sie zu, und Bliss umarmte mich. Kurz. Pflichtschuldig. Garrick schüttelte mir die Hand. Sosehr es mich auch ärgerte, ich mochte diesen Kerl wirklich. Er hatte Bliss nie daran gehindert, mich zu treffen, und offenbar hatte er mir eine ziemlich herausragende Empfehlung geschrieben, als ich mich für Temple beworben hatte. Er lief nicht herum und markierte sein Territorium oder sagte mir, dass ich verschwinden solle. Er schüttelte mir die Hand, lächelte, und klang aufrichtig, als er sagte: »Schön, dich zu sehen, Cade.« »Auch schön, euch zu sehen, Leute.« Es folgte ein Augenblick unbehaglichen Schweigens, dann fröstelte Bliss übertrieben. »Ich weiß nicht, wie es euch geht, Jungs, aber ich bin am Erfrieren. Lasst uns reingehen.« Gemeinsam gingen wir durch die Tür. Das Mugshots war tagsüber ein Café, abends wurde Alkohol ausgeschenkt. Ich war noch nicht hier gewesen, weil es ziemlich weit weg war von meiner Wohnung am Campus der Temple University und weil ich keinen Kaffee trinke, aber ich hatte viel Gutes darüber gehört. Bliss liebte Kaffee, und ich liebte es immer noch, Bliss glücklich zu machen, deshalb hatte ich eingewilligt, sie dort zu treffen, als sie mich angerufen hatte. Ich überlegte, ob ich nach Alkohol fragen sollte, obwohl es noch Morgen war. Stattdessen entschied ich mich für einen Smoothie und fand einen Tisch für uns, der so groß war, dass wir alle viel Abstand zueinander halten konnten. Bliss setzte sich zuerst, während Garrick auf ihre Getränke wartete. Ihre Wangen waren rosa von der Kälte, aber das Winterwetter stand ihr gut. Der blaue Schal, den sie sich um den Hals geknotet hatte, brachte ihre Augen zur Geltung, und ihre Locken fielen ihr windzerzaust und wunderbar auf die Schultern. Verdammt. Ich musste damit aufhören. Sie zog ihre Handschuhe aus und rieb die Hände aneinander. »Wie geht es dir?«, fragte sie. Ich ballte meine Hände unter dem Tisch zu Fäusten und log. »Mir geht es großartig. Der Unterricht ist gut. Ich mag Temple. Und die Stadt ist toll. Es geht mir großartig.« »Wirklich?« Ihrer Miene nach zu urteilen wusste sie, dass ich log. Sie war meine beste Freundin, deshalb war es ziemlich schwer, ihr etwas vorzumachen. Sie war schon immer gut darin gewesen, mich zu durchschauen … außer als es darum ging, was ich für sie empfand. Sie erfasste so ungefähr alle meine anderen Ängste und Unsicherheiten, aber das nicht. Manchmal glaube ich, dass dies reines Wunschdenken gewesen war. Vielleicht hatte sie meine Gefühle nicht erkannt, weil sie es nicht wollte. »Ja, wirklich«, versicherte ich ihr. Sie glaubte mir immer noch nicht, aber sie kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ich an meiner Lüge festhalten musste. Ich konnte mir meine Probleme ihr gegenüber nicht von der Seele reden, nicht im Moment. Diese Art von Beziehung hatten wir nicht mehr. Garrick setzte sich. Er hatte unsere drei Getränke mitgebracht. Ich hatte nicht einmal gehört, wie meine Bestellung ausgerufen wurde. »Danke«, sagte ich. »Keine Ursache. Worüber reden wir?« Jetzt geht das schon wieder los. Ich nahm einen langen Schluck von meinem Smoothie, damit ich nicht gleich zu antworten brauchte. Bliss sagte: »Cade hat mir gerade von seinem Unterricht erzählt. Er hat die höhere Bildung fest im Griff.« Wenigstens ein paar Dinge hatten sich nicht geändert. Sie kannte mich noch immer gut genug, um zu wissen, wann ich eine Auszeit brauchte. Garrick schob Bliss ihr Getränk hin und lächelte, als sie einen langen, dankbaren Schluck nahm. Er wandte sich mir wieder zu. »Schön zu hören, Cade. Ich bin froh, dass es gut läuft. Ich verstehe mich immer noch gut mit den Dozenten in Temple. Falls du mal Hilfe brauchst, dann frag mich einfach.« Gott, warum konnte er kein Arschloch sein? Dann würde nämlich ein ordentlicher Faustschlag viel dazu beitragen, die Anspannung in meiner Brust zu lindern. Und es wäre viel billiger, als eine Wand in meiner Wohnung einzuschlagen. »Danke. Ich werd’s mir merken«, sagte ich. Wir plauderten über Belanglosigkeiten. Bliss erzählte von ihrer Aufführung von Stolz und Vorurteil, und mir wurde klar, dass Garrick wirklich gut für sie war. Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet sie von uns allen diejenige sein würde, die so kurz nach dem Abschluss professionell Theater spielt. Nicht, dass sie kein Talent dazu hätte, aber sie war nie selbstbewusst gewesen. Ich hatte geglaubt, sie würde den sichereren Weg wählen und Inspizientin werden. Mir gefiel der Gedanke, ich hätte das auch aus ihr herausholen können, aber da war ich mir nicht mehr so sicher. Bliss erzählte von ihrer gemeinsamen Wohnung am Rande des Lesben- und Schwulenviertels. Bisher hatte ich es immer geschafft, mich aus allen Einladungen irgendwie herauszuwinden, aber früher oder später würden mir die Ausreden ausgehen und ich müsste mir die Wohnung mal ansehen, in der sie wohnten. Zusammen. Offenbar lag sie in einem ziemlich großen Vergnügungsviertel. Sie wohnten direkt gegenüber einer wirklich beliebten Bar. Garrick sagte: »Bliss hat einen so leichten Schlaf, dass es zu einem regelmäßigen Ereignis geworden ist, aufzuwachen und dem Drama zuzuhören, das sich unvermeidbar vor unserem Fenster abspielt, wenn der Laden zumacht.« Sie hatte einen leichten Schlaf? Ich hasste, dass er das wusste und ich nicht. Ich hasste es, so zu empfinden. Sie fingen an, eines dieser nächtlichen Ereignisse auszubreiten, aber sie sahen mich dabei kaum an. Sie starrten sich gegenseitig an, lachten und durchlebten die Erinnerung noch mal gemeinsam. Ich war der Beobachter ihrer vollkommenen Harmonie, und es war eine Show, derer ich überdrüssig war. Ich gab mir selbst das Versprechen, dass ich mir das nicht wieder antun würde. Nicht bevor ich meinen ganzen Krempel in den Griff bekommen hatte. Das musste das letzte Mal sein. Ich lächelte und nickte den Rest der Geschichte über und war erleichtert, als Bliss’ Handy klingelte. Sie schaute auf das Display und sagte nicht mal was, bevor sie den Anruf annahm und das Handy ans Ohr drückte. »Kelsey? Oh mein Gott! Ich habe seit Wochen nichts mehr von dir gehört!« Kelsey hatte genau das gemacht, was sie schon angekündigt hatte. Am Ende des Sommers, als alle in eine neue Stadt zogen oder sich an einer Universität einschrieben, war Kelsey nach Übersee gegangen und machte die Reise ihres Lebens. Jedes Mal, wenn ich auf Facebook war, hatte sie ein neues Land auf ihre...


Carmack, Cora
Cora Carmack hat unterrichtet und am Theater gearbeitet, bevor sie mit dem Schreiben begann. Gleich mit ihrem ersten Roman gelang ihr ein weltweiter Bestseller.

Cora Carmack hat unterrichtet und am Theater gearbeitet, bevor sie mit dem Schreiben begann. Gleich mit ihrem ersten Roman gelang ihr ein weltweiter Bestseller.



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