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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 6, 560 Seiten

Reihe: Ein Fall für Harry Bosch

Connelly Angels Flight

Der sechste Fall für Harry Bosch
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-311-70351-8
Verlag: Kampa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der sechste Fall für Harry Bosch

E-Book, Deutsch, Band 6, 560 Seiten

Reihe: Ein Fall für Harry Bosch

ISBN: 978-3-311-70351-8
Verlag: Kampa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mitten in der Nacht an den Schauplatz eines Verbrechens gerufen zu werden, das ist Harry Bosch gewohnt. Doch als der Detective erfährt, wer das Opfer ist, weiß er: Das hier ist kein Routineeinsatz. Howard Elias liegt erschossen in der berühmten Standseilbahn von L. A.: Angels Flight. Der schwarze Staranwalt und Bürgerrechtler führte seit Jahren einen Kreuzzug gegen das LAPD, überhäufte Beamte mit Klagen wegen Amtsmissbrauchs, Polizeigewalt und Rassismus. Harry Bosch ahnt, dass er den Mörder in den eigenen Reihen suchen muss. Die Führung des LAPD würde die ganze Sache am liebsten unter den Teppich kehren, aber der Druck der schwarzen Community von L. A. wird immer größer, die Presse wittert einen Skandal. Harry Bosch, der bei seinen Ermittlungen unter ständiger Beobachtung steht, muss schnell sein - vor allem aber darf er keinen Fehler machen.

Michael Connelly ist mit über 89 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen einer der US-amerikanischen Krimi-Superstars. 1956 geboren, wuchs er in Florida auf, wo er als Journalist arbeitete, bis ihn die Los Angeles Times als Gerichtsreporter in die Stadt holte, in der sein literarisches Idol Raymond Chandler seine Romane spielen ließ, was Connelly ihm später gleichtun sollte. Im Kampa Verlag erscheinen neben den Fällen des legendären Ermittlers Harry Bosch und der Nachtschicht-Detective Rene?e Ballard auch Connellys Romane mit Jack McEvoy und Michael »Mickey« Haller. Connelly lebt in Kalifornien und in Florida.
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2


Bosch verabredete sich mit seinen zwei Partnern in der Hollywood Division, um sich dort Autos zu holen, mit denen sie zur Angels Flight fahren würden. Auf der Fahrt zu der Polizeistation hatte er im Radio seines Jeeps auf KFWB eine Meldung über einen Mordfall in der historischen Standseilbahn gehört. Der Reporter vor Ort berichtete, in einem der Waggons seien zwei Leichen gefunden worden und es seien bereits mehrere Detectives der Robbery-Homicide Division am Tatort eingetroffen. Das war allerdings alles, was der Reporter zu berichten hatte, da er darauf hinwies, dass die Polizei den Tatort ungewöhnlich weiträumig mit gelbem Plastikband abgesperrt hatte, weshalb er nicht mehr vom Geschehen mitbekam. Diese spärlichen Informationen gab Bosch an Edgar und Rider weiter, als sie sich aus dem Wagenpark der Polizeistation drei Slickbacks ausliehen.

»Sieht ganz so aus, als dürften wir für die RHD die Laufburschen spielen«, schloss Edgar daraus. Er machte keinen Hehl aus seinem Ärger, aus dem Bett geholt worden zu sein, und das vermutlich nur, um den RHD-Bullen das ganze Wochenende Handlangerdienste leisten zu dürfen. »Wir reißen uns den Arsch auf, und die ernten die Lorbeeren. Dabei haben wir dieses Wochenende nicht mal Bereitschaftsdienst. Warum hat Irving nicht Rice und seine Leute geholt, wenn er schon unbedingt eine Hollywood-Truppe haben will?«

Damit hatte Edgar nicht ganz unrecht. Team One – Bosch, Edgar und Rider – hatte dieses Wochenende keinen Bereitschaftsdienst. Hätte sich Irving an den Dienstplan gehalten, hätte er Terry Rice verständigen müssen, dessen Team Three an der Reihe war. Aber nachdem Irving ganz direkt, ohne vorherige Rücksprache mit seiner Vorgesetzten Lieutenant Grace Billets, an ihn herangetreten war, stand für Bosch längst fest, dass der Deputy Chief diesmal nicht den Dienstweg beschritt.

»Tja, Jerry«, sagte Bosch, der das Gejammer seines Partners zur Genüge kannte, »das kannst du gleich den Deputy Chief persönlich fragen.«

»Aber klar doch, mache ich ganz bestimmt – damit ich die nächsten zehn Jahre in der Harbor Division versauern kann. Schön blöd müsste ich sein.«

»Was hast du eigentlich gegen die Harbor Division?«, zog Rider ihren Kollegen auf. Sie wusste, Edgar wohnte im Valley, und eine Versetzung zur Harbor Division hätte einen neunzigminütigen Arbeitsweg – eine Strecke! – für ihn bedeutet: die Freeway-Therapie in Reinkultur, die wirksamste Methode der Polizeiobersten, unzufriedene und aufmüpfige Polizisten inoffiziell zu bestrafen. »Da unten haben sie höchsten sechs, sieben Mordfälle im Jahr.«

»Ist ja prima, aber darauf kann ich gern verzichten.«

»Okay, okay«, ging Bosch dazwischen. »Sehen wir lieber zu, dass wir hier loskommen. Über alles Weitere können wir uns dann später Gedanken machen. Verfahrt euch nicht!«

Bosch nahm den Hollywood Boulevard zum Freeway 101 und rauschte auf der Stadtautobahn bei minimalem Verkehr in Richtung Downtown. Auf halbem Weg warf er einen Blick in den Rückspiegel. Trotz der Dunkelheit und der anderen Autos konnte er seine Partner mühelos ausmachen. Er fand die neuen Wagen für die Detectives unmöglich. Sie waren schwarz-weiß lackiert und sahen wie Streifenwagen aus, außer dass sie auf dem Dach kein Rotlicht hatten. Es war die Idee des letzten Polizeichefs gewesen, die neutralen Einsatzwagen der Detectives durch die sogenannten Slickbacks zu ersetzen. Das Ganze war ein fauler Trick gewesen, um sein Versprechen von mehr Polizeipräsenz auf den Straßen wahr zu machen. Indem er die nicht gekennzeichneten Wagen durch deutlich als Polizeifahrzeuge erkennbare ersetzte, erweckte er in der Öffentlichkeit den falschen Eindruck, auf den Straßen seien mehr Polizisten unterwegs. Wenn er vor Bürgervereinigungen sprach und stolz vermeldete, er habe die Zahl der Cops auf den Straßen um Hunderte erhöht, zählte er auch die Detectives mit, die Slickbacks fuhren.

Das hieß, Detectives im Einsatz fuhren inzwischen wie Zielscheiben durch die Gegend. Schon mehr als einmal hatten Bosch und seine Leute, wenn sie zur Vollstreckung eines Haftbefehls oder zu Ermittlungen unauffällig irgendwo aufkreuzen wollten, ihr Erscheinen durch ihre Autos schon von Weitem selbst angekündigt. Es war idiotisch und gefährlich, aber es war eine Anordnung des Polizeichefs, der in allen Polizeistationen des LAPD Folge geleistet werden musste, auch wenn der Chief nicht mehr für eine zweite fünfjährige Amtszeit berufen worden war. Wie viele andere Detectives hoffte auch Bosch, der neue Polizeichef würde wieder die alten Einsatzwagen einführen. Bis dahin fuhr er mit dem ihm zugeteilten Wagen nicht mehr vom Dienst nach Hause. Es war eine angenehme Vergünstigung eines Detective Supervisor gewesen, seinen Dienstwagen mit nach Hause nehmen zu dürfen, aber er wollte kein als Polizeiauto erkennbares Fahrzeug vor seinem Haus stehen haben. Nicht in L.A. Man konnte nie wissen, was für Ärger man sich damit einhandelte.

Sie trafen um zwei Uhr fünfundvierzig in der Grand Street ein. Auf der California Plaza stand eine ungewöhnlich große Anzahl von Polizeifahrzeugen am Straßenrand. Bosch sah die Autos der Spurensicherung und des Coroners, mehrere Streifenwagen und ein paar zivile Einsatzfahrzeuge – keine Slickbacks, sondern die neutralen Limousinen, die die RHD-Bullen noch fuhren. Während er wartete, dass Rider und Edgar hinter ihm hielten, öffnete er seinen Aktenkoffer, nahm sein Handy heraus und rief zu Hause an. Nach dem fünften Läuten schaltete sich der Anrufbeantworter ein und forderte ihn mit seiner eigenen Stimme auf, eine Nachricht zu hinterlassen. Er wollte schon die Verbindung unterbrechen, beschloss dann aber, etwas auf Band zu sprechen.

»Eleanor, ich bin’s. Ich wurde zu einem Einsatz gerufen … pieps mich aber trotzdem an oder ruf mich auf dem Handy an, wenn du nach Hause kommst, damit ich weiß, es ist alles okay … Ah, okay, das war’s. Bye – ach, es ist gerade zwei Uhr fünfundvierzig. Samstagmorgen. Bye.«

Edgar und Rider waren an seinem Wagen aufgetaucht. Er steckte das Handy weg und stieg mit seinem Aktenkoffer aus. Edgar, der Größte der drei, hob das gelbe Absperrband hoch. Sie duckten sich darunter hindurch, nannten einem uniformierten Polizisten mit der Tatortzulassungsliste ihre Namen und Dienstnummern und überquerten die California Plaza.

Die Plaza war der Mittelpunkt von Bunker Hill: ein gepflasterter Platz, der von zwei miteinander verbundenen marmornen Bürotürmen, einem Wohnhochhaus und dem Museum of Modern Art eingefasst war. In seiner Mitte befand sich ein Wasserbecken mit einer hohen Fontäne. Allerdings waren um diese Uhrzeit Pumpen und Lichter ausgeschaltet, sodass das Wasser still und schwarz dalag.

Hinter der Fontäne war die im neoklassizistischen Stil gehaltene Bergstation von Angels Flight. Vor diesem kleinen Gebäude trieben sich die meisten Ermittlungsbeamten und Streifenpolizisten herum, als warteten sie auf etwas. Bosch hielt nach dem glänzenden glatt rasierten Schädel von Deputy Chief Irvin Irving Ausschau, entdeckte ihn aber nirgendwo. Als er mit seinen Partnern in die Menge eintauchte und sich einen Weg zu dem Wagen am Ende der Gleise bahnte, entdeckte er zahlreiche bekannte Gesichter, hauptsächlich Detectives der Robbery-Homicide Division. Lauter Männer, mit denen er zusammengearbeitet hatte, als er noch dieser Eliteeinheit angehörte. Ein paar von ihnen nickten ihm zu oder grüßten ihn namentlich. Bosch sah seinen früheren Partner Francis Sheehan etwas abseits stehen und eine Zigarette rauchen. Er entfernte sich von seinen Partnern und ging auf ihn zu.

»Frankie, was ist hier eigentlich los?«

»Harry, was machst du denn hier?«

»Irving wollte uns hier haben. Alle drei.«

»Scheiße. Tut mir leid, Partner, das würde ich nicht mal meinem schlimmsten Feind wünschen.«

»Wieso, was ist …«

»Sprich lieber erst mit dem Boss. Er hält den großen Deckel auf die ganze Sache.«

Bosch zögerte. Sheehan wirkte ziemlich angeschlagen, aber Bosch hatte ihn schon Monate nicht mehr gesehen. Er hatte keine Ahnung, woher die dunklen Ringe unter seinen Spürhundaugen kamen und wann sie sich in sein Gesicht gegraben hatten. Einen Moment musste Bosch an sein eigenes Gesicht denken, das er vor Kurzem im Fenster gespiegelt gesehen hatte.

»Und wie geht’s dir sonst, Francis?«

»Könnte gar nicht besser sein.«

»Okay, wir unterhalten uns später.«

Bosch kehrte wieder zu Edgar und Rider zurück, die neben dem Wagen stehen geblieben waren. Edgar deutete mit dem Kopf auf eine Stelle links von Bosch.

»Hast du schon gesehen, Harry?«, fragte er leise. »Da drüben sind Sustain Chastain und seine Truppe. Was machen diese Wichser hier?«

Bosch drehte sich um und sah die Männer von der Internal Affairs Division, der Dienstaufsicht.

»Keine Ahnung.«

Chastain und Bosch sahen sich kurz an, aber Bosch wandte den Blick rasch wieder ab. Es wäre pure Energieverschwendung gewesen, sich über den IAD-Mann aufzuregen. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, sich einen Reim auf das Ganze zu machen. Er hatte alle Antennen ausgefahren. Die vielen RHD-Bullen, die Typen von der Dienstaufsicht, ein Deputy Chief am Tatort – er musste herausfinden, was hier los war.

Mit Edgar und Rider im Schlepptau arbeitete sich Bosch zu dem Seilbahnwagen durch. In seinem Innern waren mehrere Scheinwerfer aufgestellt, und er war beleuchtet wie ein Wohnzimmer. Außerdem machten sich zwei Männer von...


Leeb, Sepp
Sepp Leeb hat Amerikanistik und Germanistik studiert und lebt in München. Er hat unter anderem Michael Connelly, Lawrence Block und Thomas Harris übersetzt und findet, obwohl ein großer Fan von Harry Bosch, dass Renée Ballard seinem Lieblingsermittler bei ihrem ersten Auftritt in »Late Show« in nichts nachsteht.

Connelly, Michael
Michael Connelly ist mit über 89 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen einer der US-amerikanischen Krimi-Superstars. 1956 geboren, wuchs er in Florida auf, wo er als Journalist arbeitete, bis ihn die Los Angeles Times als Gerichtsreporter in die Stadt holte, in der sein literarisches Idol Raymond Chandler seine Romane spielen ließ, was Connelly ihm später gleichtun sollte. Im Kampa Verlag erscheinen neben den Fällen des legendären Ermittlers Harry Bosch und der Nachtschicht-Detective Rene´e Ballard auch Connellys Romane mit Jack McEvoy und Michael »Mickey« Haller. Connelly lebt in Kalifornien und in Florida.



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