E-Book, Deutsch, Band 1, 285 Seiten
Reihe: Die Young Family
Cox Not over you
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-96797-423-2
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1, 285 Seiten
Reihe: Die Young Family
ISBN: 978-3-96797-423-2
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine zweite Chance für die Liebe - oder eine erneute Gefahr für ihr Herz?
Rayma Young hat in diesem Jahr viele Gründe, dankbar zu sein - doch die Rückkehr ihres Ex-Freundes Jordan Lassiter gehört nicht dazu. Vor vier Jahren zerbrach ihre Liebe, als er ohne Zögern eine Versetzung annahm und sie mit einem gebrochenen Herzen zurückließ. Nun steht er wieder vor ihr, überzeugt davon, dass sie einfach dort weitermachen können, wo sie aufgehört haben.
Aber Rayma ist nicht mehr das verletzliche Mädchen von damals. Sie hat gelernt, ihre Mauern hochzuziehen - und diesmal wird sie sie nicht so leicht einreißen lassen. Doch als sie sich an Thanksgiving wiedersehen, flackert die alte Leidenschaft auf. Ein Blick, eine Berührung ... und plötzlich kämpft sie nicht nur gegen die Erinnerungen, sondern auch gegen ihre Gefühle.
Kann Jordan beweisen, dass er diesmal bleibt? Oder wird er sie erneut enttäuschen - und mit ihm die Hoffnung auf eine zweite Chance für die Liebe?
Whitley Cox ist an der kanadischen Westküste geboren und aufgewachsen. Sie studierte Psychologie und unterrichtete zeitweise in Indonesien, bevor sie in ihre Heimat zurückkehrte. Heute ist sie mit ihrer Highschool-Liebe verheiratet und Mutter von zwei Töchtern.
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Kapitel 1
Weihnachten vor vier Jahren …
»Ich bin nicht so betrunken, dass ich das Alphabet nicht rückwärts aufsagen könnte, aber ich sollte wirklich nicht fahren«, sagte Rayma, drückte mit einem trägen Lächeln ihre schlafende kleine Nichte an die Brust und schloss die Augen. »Außerdem wäre ich auch damit zufrieden, für den Rest meines Lebens genau so zu bleiben.«
»Dazu hat Eve vielleicht auch was zu sagen«, meinte Heath, Eves Vater und Raymas Schwager, mit einem so aufreizenden Lachen, dass Rayma unwillkürlich die Augen wieder aufschlug und ein Stöhnen unterdrückte. Der Mann ihrer Schwester hatte nicht nur eine ziemlich geile Stimme, sondern auch eine ziemlich geile Figur, und obwohl er natürlich tabu war, schaffte Rayma es nicht, das, was seine Stimme mit ihren weiblichen Körperteilen machte, zu kontrollieren. »Schließlich hat sie so jede Dreiviertelstunde gewaltigen Hunger.« Er legte einen Arm um die Schultern seiner Frau, Raymas ältester Schwester.
Pasha nickte seufzend. Sie wirkte ebenfalls müde. »Das stimmt.«
»Na, dann pump doch einfach Milch ab und gib mir eine Flasche. Das kleine Fräulein und ich sind nämlich im Moment vollkommen zufrieden.« Rayma küsste Eve auf das Köpfchen. »Natürlich bloß bis sie ein Häufchen macht, dann kannst du sie wiederhaben.«
»Schon klar«, erwiderte Pasha trocken.
»Wo wohnen Sie denn?«
Rayma schaute sich zu der Stimme um. Sie gehörte Officer Jordan Lassiter. Einem Polizisten, der bei der West Shore RCMP, der kanadischen berittenen Polizei, neu war. Er arbeitete mit Krista zusammen – Pashas Schwägerin –, die seine Vorgesetzte war. Da er gerade erst nach Victoria gezogen war und keine Verwandten in der Nähe hatte, hatte Krista Mitleid mit ihm gehabt und ihn zum Weihnachtsessen mit ihrer lauten, wilden Familie eingeladen, in der es sehr viele testosterongesteuerte Alphamänner gab.
Joy, Raymas Ersatzmutter, aber mehr noch ihre gute Fee und ihr Schutzengel, zeigte immer wieder mit den Augenbrauen auf Rayma und dann auf Jordan.
Rayma hatte es gleich gewusst, bereits in dem Moment, in dem sie sich an den Esstisch gesetzt hatte, wo sie neben Jordan platziert worden war: Sie sollte verkuppelt werden.
Nana Joy hatte einen guten Geschmack. Jordan war nett. Aber er war auch den ganzen Abend recht sprechfaul gewesen, und wenn er mal etwas gesagt hatte, war er superhöflich und liebenswürdig gewesen.
Also nicht ihr Typ. Obwohl sie sich das vielleicht noch mal überlegen sollte.
Weil sie immer wieder Luschen auflas.
»Willst du gar keine Antwort geben?«, fragte Joy von ihrem Platz neben ihrem Freund Grant aus – einem sehr attraktiven Mann, auch wenn er schon sechzig war.
»Entschuldigen Sie«, sagte Rayma mit einem Gähnen, »ich wollte nicht unhöflich sein. Ich wohne gleich bei der Universität. In Gordon Head. In der Nähe dieses hübschen Silberfuchses da drüben.« Sie deutete auf Grant.
Grant steckte ihr Gefrotzel locker weg und schüttelte den Kopf. »Ich fahre heute nicht nach Hause, tut mir leid.«
Rayma sah Joy an. »Stimmt, Nana. Lass es dir gut gehen.«
Brock, der älteste und sturste von Joys vier Söhnen, grunzte.
Rayma verdrehte die Augen.
»Ich wohne in Cadboro Bay, also würde es mir nichts ausmachen, Sie nach Hause zu bringen«, sagte Jordan. »Es liegt auf meinem Weg.«
Joy war sichtlich erfreut.
Rayma verdrehte sie Augen, dann lächelte sie aber und wandte sich wieder Jordan zu. »Das wäre großartig, danke.«
»Wir können dir deinen Wagen ja morgen vorbeibringen, Süße«, sagte Joy. »Lass uns einfach die Schlüssel hier.«
»Ich hab’ dich lieb, Nana«, antwortete Rayma schläfrig.
Eve begann zu quengeln und drückte den Kopf fordernd an Raymas Brust.
»Ich weiß, was das heißt«, sagte Pasha, stand von der Couch auf und kam zu ihrer Schwester, um ihren Nachwuchs zu holen. »Sie fängt schon an zu suchen, ehe sie ganz wach ist.«
»Ich liebe diese Phase«, säuselte Joy. »Als Babys sind sie so primitiv.« Sie sah sich nach ihren Söhnen um. »Allerdings legen manche von ihnen dieses Primitive nie mehr ganz ab. Sie lernen nur sprechen – auch wenn das meistens nicht mehr als ein Grunzen ist – und sich selbst den Hintern abzuwischen.«
»Ich schätze, wir sollten jetzt beleidigt sein«, meinte Heath, der seinen siebzehn Monate alten Sohn Raze, Eves älteren Bruder, auf den Knien schaukelte.
»Jawohl«, meinte Brock.
»Tja, wenn der Schuh passt«, sagte Rex, Bruder Nummer drei, mit einem Gähnen.
»Zieht man ihn sich gern an«, beendete Chase, Bruder Nummer zwei, den Satz.
Daraufhin kicherten sie alle.
Rayma schaute in Jordans leuchtend grüne Augen. »Ich bin bereit, wenn Sie es sind.«
Er nickte und stand auf, denn er hatte den beiden ältesten Kindern – Zoe und Connor – beim Puzzeln geholfen. »Dann gehen wir.«
Sie verabschiedeten sich dankend von Joy, Grant und allen anderen, dann kletterte Rayma zufrieden auf den Beifahrersitz in Jordans weißem Dodge Ram.
»Sie können sich die Sitzheizung gern passend einstellen, wenn Sie möchten«, sagte er, ließ den Motor an und bog auf die ruhige Straße ein, die mit einer dünnen, flauschigen Schneeschicht bedeckt war.
Rayma nickte und drehte die Heizung so hoch, dass sie sich fast den Po verbrannte.
»Studieren Sie an der Universität?«, fragte Jordan, nachdem sie einige Minuten in unangenehmem Schweigen dahingefahren waren.
»Ja, Business und Marketing im Hauptfach, im zweiten Jahr.«
»Das ist cool.«
»Ja.«
Weiteres Schweigen.
Hmpf.
Rayma hasste unangenehmes Schweigen, wahrscheinlich war sie deshalb mehr als einmal im Leben als Quasselstrippe bezeichnet worden. Noch dazu als eine ohne Hemmungen. Aus diesem Grund suchte sie auch nun fieberhaft nach einem Gesprächsthema.
»Wie lange sind Sie eigentlich schon bei der Polizei?«
»Noch nicht ganz ein Jahr«, erwiderte Jordan. »Ich habe meinen Abschluss an der Akademie in Regina gemacht, danach war ich ein Jahr in Fort St. John stationiert und Ende Januar bin ich ins West-Shore-Revier versetzt worden.«
»Und wie gefällt Ihnen Victoria?«
»Es ist teuer«, sagte er mit einem unbehaglichen Lachen. »Aber sehr schön.«
»Das stimmt.«
»Sind Sie von hier?«
Rayma schüttelte den Kopf. »Eigentlich komme ich aus Baltimore. Ich bin hierhergezogen, um näher bei meiner Schwester zu sein.« Zumindest erzählte sie das den Leuten, wenn sie gefragt wurde, warum sie von der anderen Seite des Kontinents gekommen war. In Wahrheit hatte sie allerdings während des letzten Jahrs auf der Highschool in Victoria bei Joy gewohnt, außerdem hatte Pasha sich erst nachher in der Stadt niedergelassen. Ursprünglich war sie bei Joy eingezogen, weil sie zu Hause in Schwierigkeiten geraten war, und anschließend, als sie bei Pasha in Seattle untergekommen war, so richtig in der Klemme steckte, dass sie beinahe gestorben wäre.
Joy hatte sich eingemischt, da das einfach ihre Art war, hatte ihr ein Stück weit bei der Bewältigung ihrer posttraumatischen Belastungsstörung geholfen und sie wieder auf einen guten Weg gebracht.
Jetzt fühlte sie sich in Victoria heimischer als früher in Baltimore, und obwohl die Stadt so verdammt teuer war, konnte sie sich nicht mehr vorstellen, woanders zu leben.
»Wo kommen Sie denn her?«
»Aus Charlet Heights. Das liegt an der Grenze von Québec und Ontario. Allerdings auf der kanadischen Seite. Ein paar Stunden weit weg von Montreal. Große Schneehügel, recht touristisch, aber ansonsten ein elendes Kaff.«
Rayma schnaubte. Das war das erste Mal, dass Jordan einen Witz machte. Und ein Schimpfwort benutzte. Sie bemerkte bei ihm keinen französischen Akzent, doch wahrscheinlich war er bloß gut darin, ihn zu verbergen. Sie machte es mit ihrem Ostküsten-Akzent genauso. Nur gelegentlich – vor allem, wenn sie angesäuselt war – klang er etwas durch, aber für gewöhnlich ahnten die Leute nicht, dass sie nicht an der Westküste geboren war.
»Hat es Ihnen gefallen, in einer Kleinstadt groß zu werden?« So wie er elendes Kaff gesagt hatte,...




