E-Book, Deutsch, Band 5, 410 Seiten
Reihe: Tattoo-Bad-Boy-Romance
Crownover Marked Men: In seiner Nähe
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7325-8218-1
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 5, 410 Seiten
Reihe: Tattoo-Bad-Boy-Romance
ISBN: 978-3-7325-8218-1
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Jay Crownover lebt in Colorado, wo auch ihre Romane spielen. Sie liebt Tattoos und Körperschmuck, und so ist es kein Wunder, dass ihre Helden allesamt tätowierte und gepiercte Bad Boys sind. Ihre Leidenschaft galt schon immer dem Lesen und Schreiben, und mit dem Erfolg ihrer Serie Marked Men ist ein Traum für sie wahr geworden. Mehr Informationen unter: www.jaycrownover.com
Weitere Infos & Material
Prolog
Salem Ich habe nicht viele gute Erinnerungen an meine Kindheit. Es gab zu viele Regeln. Zu viele Vorschriften. Zu viele missbilligende Blicke meines Vaters und nicht genug Unterstützung von meiner Mutter. Wir lebten in Loveless, einer winzigen Stadt in Texas mit einem schmerzlich treffenden Namen. Ich war die Tochter des Pfarrers, und wenn das nicht an sich schon genügend Erwartungen mit sich brachte, trug der Mann noch mehr davon an mich heran. Auf der Kanzel wurde er geliebt, bei uns zu Hause war er aber ein Tyrann. Von mir wurde erwartet, still, fügsam und normal zu sein. Das Problem dabei war: Das alles war ich nicht. Als ich neun war, überredete ich meine Mom, mich bei einer exklusiven Tanzgruppe bewerben zu dürfen. Ich sehnte mich nach etwas Besonderem, nach etwas, das den Alltag weniger qualvoll machen würde. Ich war so stolz, so aufgeregt, als ich in die Gruppe aufgenommen wurde, nur um dann von meinem Vater gesagt zu bekommen, diese Art von Tanzen sei nicht gestattet, und seine Tochter werde sich so nicht zur Schau stellen. Er würde es nicht dulden. So lief alles in meinem Leben, und meine Mom war nie bereit, ihm die Stirn zu bieten, selbst wenn sie ihrer Tochter dadurch etwas hätte geben können, wonach die sich so verzweifelt sehnte. Alles, was gegen die Wünsche meines Vaters verstieß oder als unangemessen und schändlich galt, wurde verboten – und damit jedes Gefühl von Einzigartigkeit oder Freude. Meine Eltern wollten mich in eine zu kleine Schachtel zwängen, weiß bemalt und mit einer hübschen Schleife versehen. Ich selbst zu sein, war nie gut genug. Die Situation wurde noch verschlimmert, weil meine jüngere Schwester der Liebling meiner Eltern war. Das perfekte Vorzeigekind. Auch ich liebte Poppy von ganzem Herzen. Sie war sanft und freundlich, aber auch gefügig und gehorsam, bereit zu springen, wann immer mein Vater einen Befehl blaffte. Ich würde niemals so perfekt sein wie meine süße kleine Schwester. Ich hatte nicht vor, als Ehefrau und Mutter zu enden wie meine Mom. Und nie im Leben würde ich in die Schablone einer traditionellen mexikanischen Frau passen, wie mein Vater es sich so verzweifelt von mir wünschte. Also beschloss ich im Alter von neun Jahren, meinen eigenen Weg zu gehen. Ich sah ein Licht am Ende des Tunnels und musste nur Geduld haben. Als es so weit war, befreite ich mich. Ich machte mich mit genau dem Typ Mann auf den Weg, den mein Vater hasste. Ich war gerade erst achtzehn, nicht wirklich erwachsen, aber ich musste weg. Ich musste fliehen. Ich sah keine andere Möglichkeit zu überleben. Ich floh aus Loveless, ließ es hinter mir und schaute nicht zurück. Ich bereute später nur sehr wenige der Entscheidungen, die ich damals für mich getroffen hatte. Bis heute bin ich eine Frau, die zu ihren Entscheidungen steht – seien sie gut oder schlecht. Ich war unabhängig. Ich war willensstark. Ich hatte mir meinen eigenen Weg im Leben gebahnt und war extrem erfolgreich damit gewesen. Es hatte Zeiten gegeben, da war ich gestrauchelt. Es hatte Zeiten gegeben, da hatte ich allein im Dunkeln gelegen und geweint. Es hatte Momente gegeben, in denen ich mich daran erinnert hatte, dass meine Eltern nicht die einzigen Menschen in dieser winzigen Stadt in Texas gewesen waren, vor denen ich davongelaufen war. Aber alles in allem versuchte ich, die volle Verantwortung für mein Glück und mein Wohlergehen zu übernehmen, und so gefiel es mir auch. Ich hielt immer noch Kontakt zu meiner Schwester Poppy. Wir standen uns nah, obwohl sie vor einigen Jahren einen Mann geheiratet hatte, den ich nicht allzu sehr mochte. Sie lebte immer noch in Loveless. Mein Hass auf diesen Ort und die Erinnerungen, die ich mit ihm verband, war so tief, dass ich mich nicht einmal dazu überwinden konnte, bei der Hochzeit meiner Schwester dabei zu sein, die natürlich unter den wachsamen Augen meines Vaters in seiner Kirche stattfand. Ich zog gern von Ort zu Ort, also besuchte Poppy mich und bekam immer einen Eindruck der jeweiligen großen Stadt, die ich gerade mein Zuhause nannte. Ihre Besuche waren im Laufe der Jahre viel seltener geworden, und inzwischen bekam ich sie nur noch ab und zu für ein kurzes Gespräch am Telefon zu fassen. Zuerst hatte mein Nomadendasein mich nach Phoenix und dann nach Reno geführt, bevor L.A. nach mir rief, dem dann schnell New York gefolgt war. Ich hatte der Größe halber New Orleans ausprobiert und vor einigen Jahren eine lustige Zeit in Austin gehabt. In jüngerer Vergangenheit war ich in Vegas gelandet. Etwas an den Lichtern, dem Lärm, dem steten Strom von Menschen und der Tatsache, dass es sich wirklich anfühlte wie eine Durchgangsstadt, hatte mich gefesselt. Ich war viel länger in diesem Neondschungel geblieben als an irgendeinem anderen Ort und hatte eine sehr einträgliche Karriere gestartet, die auf all den früheren Entscheidungen fußte, von denen meine Eltern so sicher gewesen waren, dass sie meine Zukunft ruinieren würden. Ich hatte einen tollen Job, eine großartige Wohnung und war sogar mit einem Mann zusammen, mit dem es sich etwas ernster anfühlte, als mir das normalerweise lieb war, bis ich eines Tages aus heiterem Himmel einen Anruf von Phil Donovans Sohn bekam. Phil Donovan war in meiner Welt eine Legende – geradezu ein Gott in der Tattoo-Branche. Er war der Tattoo-Typ, in dessen Haut andere Tattoo-Typen gern gesteckt hätten. Er war der Künstler, von dem man sagen wollte, er habe an einem gearbeitet. Er war wegweisend. Er war berühmt. Die Liste derer, die bei ihm in die Lehre gehen wollten, war ewig lang. Phil war ein extrem talentierter Mann, und seinem Sohn Nash zufolge war er krank, und seine Chancen durchzukommen, waren minimal bis nicht existent. Nash hatte Phils Laden im Herzen von Denver geerbt und war außerdem mit der Aufgabe betraut worden, ein neues Tattoo-Studio im trendigeren Lower Downtown – »LoDo« – aufzubauen. Phil hatte mich empfohlen und Nash gebeten, mich als Managerin des neuen Ladens in Erwägung zu ziehen. Ich war dem älteren Mann nur ein einziges Mal begegnet. Das war bei einer Convention in Vegas gewesen, wo ich den berühmt-berüchtigten, gut aussehenden Künstler hatte kennenlernen wollen. Nun, Phil war tatsächlich ein schnuckliges Beispiel für einen Rock-and-Roller gewesen, der sich gut gehalten hatte, aber er war außerdem charmant und höflich gewesen, und etwas an seinem Benehmen hatte zu meiner eigenwilligen Seele gesprochen. Am Ende hatten wir uns stundenlang unterhalten. Er bot mir an, mich zu tätowieren, und das lehnte ich natürlich nicht ab. Den nächsten Tag verbrachte ich unter seiner Nadel, und dann sprudelte unter seinem wachsamen Blick aus veilchenblauen Augen meine ganze Lebensgeschichte hervor. Es hatte sich angefühlt, als hätte mir ein stark tätowierter und cooler Papst jede Sünde erlassen, die ich je begangen hatte. Als er mich fragte, woher ich käme, und ich ihm antwortete: »von überallher«, hatte er nur gelacht. Als ich erwähnte, dass ich in einer sehr konservativen Kleinstadt in Texas namens Loveless aufgewachsen sei, hatte ich gespürt, dass sich etwas in seinem Benehmen veränderte. Er wurde aufmerksamer und stellte einen Haufen weiterer Fragen, und als das elegante, wunderschöne und sehr traditionelle Tattoo Unserer Lieben Frau von Guadalupe auf meiner Wade fertig gewesen war, hatte ich das Gefühl gehabt, dass Phil mich besser kannte, als ich selbst es tat. Wir sagten Lebewohl, und ich dachte nie mehr viel über diese Begegnung nach, abgesehen davon, dass ich ein Wahnsinnstattoo von Phil Donovan hatte, womit ich natürlich immer gern angab. Nashs Anruf überrumpelte mich, deshalb war ich drauf und dran, ihn abzuwimmeln. Es tat mir leid, von Phils Krankheit zu hören, aber ich wollte Vegas eigentlich nicht verlassen. Colorado war kalt und hatte Berge. Ich hatte für keins von beidem viel übrig und wollte gerade auflegen, als Nash mich bat, mir den Laden im Internet, die Künstler und ihre Arbeit genauer anzusehen. Er sagte mir, Phil sei sich absolut sicher gewesen, dass ich, sobald ich das täte, an dem Job und dem Umzug interessiert sein würde. Ich tat es mit einem Achselzucken ab und legte auf, aber meine Neugier war dennoch geweckt, daher rief ich die Webseite des Ladens tatsächlich auf meinem Handy auf. The Marked hatte einen herausragenden Ruf. Die Bewertungen waren herausragend, und die Portfolios der Arbeiten, die seine Künstler produzierten, waren atemberaubend. Aber erst als ich zu den Seiten der einzelnen Künstler weiterklickte, war ich überzeugt: Ich würde Vegas verlassen und nach Denver ziehen. Innerhalb eines Herzschlags war meine Welt auf den Kopf gestellt worden. Dort auf dem winzigen Display meines Handys sah ich das Einzige vor mir, das mir als gute Erinnerung aus meiner Jugend geblieben war. Das Einzige, das ich an einem Ort in meinem Herzen aufbewahrte. Und das warme Gefühle auslöste, wenn ich daran dachte – wo immer ich gerade war und wie immer ich mich fühlte. Vom Bildschirm meines Handys aus blickte mich die erwachsene Version des Jungen mit den blauen Augen an, dem einzigen Menschen in meinem ganzen Leben, der mir je das Gefühl gegeben hatte, akzeptiert zu sein. Dem einzigen Menschen, der mir je das Gefühl gegeben hatte, es wäre in Ordnung, einfach ich zu sein, und dass es tatsächlich eine ziemlich tolle Sache war, ich zu sein. Rowland St. James … Rowdy. Der Junge von nebenan, der so süß gewesen war, so große Augen und solche Angst davor gehabt hatte, in das staatliche Pflegekinderprogramm zurückgeschickt zu werden, solche Angst davor gehabt hatte, allein zu sein. Ich erinnerte mich daran, dass er Mühe gehabt hatte, Spaß zu haben und sich zu entspannen, als Poppy ihn das erste Mal in unseren...