Dark John Sinclair - Folge 0061
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8387-2815-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Kino des Schreckens
E-Book, Deutsch, Band 61, 64 Seiten
Reihe: John Sinclair
ISBN: 978-3-8387-2815-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Kino des Schreckens. Das kleine Mädchen lief auf das Monster zu und lächelte. >>Ich bin da.<< Das Monster nickte. Sein Zyklopenauge glühte. Nebel wirbelte fahrig um seine Gestalt. Von irgendwoher tönte seine Stimme. >>Dir wird nichts geschehen, Kleine, denn du bist die Garantie. Aber die anderen, die noch kommen, sind verloren.<< Das Mädchen nickte, obwohl es nicht verstand, was das Monster meinte. Auch wir begriffen lange Zeit nichts. Bis wir auf der Suche nach Sukos Freundin das Dimensionstor durchbrachen und im Land der Verlorenen landeten ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!
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Die nackte Angst peitschte ihn voran! Ted Summer taumelte durch die schmale Straße. Er hatte die Hände halb vors Gesicht geschlagen und sie dabei gespreizt. Tränen sickerten durch seine Finger, seine Knie waren weich wie Pudding, und über seinen Körper jagten regelrechte Fieberschauer. Ted Summer hatte das Grauen gesehen! Für ihn war es jetzt noch unbegreiflich, aber die Tatsachen sprachen dafür. Linda war weg. Linda May, seine Freundin, seine Geliebte – sein alles. Man hatte sie geholt. Schwer atmend blieb Summer stehen. Er musste einfach eine Pause einlegen, das Laufen hatte ihn zu sehr angestrengt. Schlimm quälten ihn die Seitenstiche. Seine Lungen arbeiteten wie Blasebälge. Ted Summer stand kurz vor dem Zusammenbruch. Wie ein Betrunkener näherte er sich torkelnd der abgeblätterten Fassade einer Hauswand und lehnte sich dagegen. Schwer rang er nach Atem. Sein Puls raste. Unnatürlich weit drangen die Augen aus den Höhlen. Das dunkle Haar klebte ihm schweißnass in der Stirn. Der Magen schien in die Kehle zu steigen und verursachte ein Würgen. Ein Wagen fuhr durch die Straße. Der Mann wandte den Kopf. Er schaute in das blendende Licht der beiden grellen Kreise und blickte schnell zu Boden. Er hatte nicht mehr die Kraft, sich zu verstecken. Wenn sie ihn jetzt holten, dann war es ihm egal. Er würde keinen Widerstand mehr leisten, er war gar nicht dazu in der Lage. Der Wagen fuhr vorbei. Summer konnte sich nicht mehr freuen. Er war zu müde. Allmählich ebbte die Schwäche ab. Seine Kräfte kehrten zurück. Doch die Angst blieb. Wieder dachte er an Linda, und wieder stieg das heiße Würgen in seiner Kehle hoch. Er konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Zu schrecklich war alles gewesen. Er ging weiter. Schwerfällig, wie ein alter Mann. Seine Füße schlurften über den Boden. Er schaffte es kaum noch, sie anzuheben. »Polizei«, murmelte er, »ich muss zur Polizei …« Aber er war nicht mehr in der Lage, diesen Gedanken auch in die Tat umzusetzen. Und wer würde ihm glauben? Ted schüttelte den Kopf. Nein, das musste er allein durchstehen. Ihm konnte keiner helfen. Weg aus London, hinaus aufs Land, wo er niemanden sah und wo auch keiner Fragen stellte. Doch Linda blieb verschwunden. Und es würden Fragen auftauchen. Und man würde ihn finden. Bestimmt sogar. War es dann nicht besser, wenn er mit den Polizisten redete? Wenn er alles sagte. Von Anfang an erzählte? Die Begegnung mit der Polizei kam früher, als er erwartete. Er hatte in Gedanken versunken eine Straßenkreuzung erreicht und stieß plötzlich mit den beiden Bobbys zusammen. »He, wen haben wir denn da«, sagte der Größere der beiden und hielt Ted Summer fest, bevor dieser an ihm vorbeiwischen konnte. Summer blieb stehen. Der Bobby hatte einen harten Griff. Er zog den Mann so zu sich heran, dass er ihn genau ansehen konnte. Aus einer Handbreit Entfernung starrten sie sich ins Gesicht. Der Bobby war schon einige Jahre im Streifendienst tätig. Er wollte keinen anderen Posten, denn hier kam er mit Menschen zusammen, erlebte immer etwas Neues und konnte sich um die großen und kleinen Probleme der Leute kümmern. Er war zu einem Menschenkenner geworden. Und bei Ted Summer sah er sofort, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Dieser Mann hatte Angst. »Bitte, Sir«, stammelte Ted, »lassen Sie mich. Ich …« Der Bobby schüttelte den Kopf. »Nichts da, Mister. Mit Ihnen stimmt doch etwas nicht.« »Ich – ich …« »Also, was ist los?« Der Bobby machte seinem Kollegen ein Zeichen. Der verstand und lief schon auf den Streifenwagen zu, der einige Schritte entfernt mit abgeblendeten Lichtern parkte. »Ich schätze, Sie haben uns einiges zu berichten.« »Was sollte ich …?« »Ja, ja, schon gut.« Der Polizist brachte Ted Summer zum Wagen. Sein Kollege hatte schon die Tür aufgestoßen. »Hier redet es sich viel gemütlicher, Mister.« Ted Summer wurde in das Fahrzeug bugsiert. Die Tür knallte ins Schloss. »So, nun erzählen Sie mal«, lächelte der großgewachsene Bobby. Ted holte tief Luft. »Sie ist weg«, sagte er. »Wer ist weg?« »Linda.« »Okay, und wer ist Linda?« »Meine Freundin, Sir. Ich war – nein, wir waren zusammen im Kino. In einem schrecklichen Film. Einem Horror-Schocker. >Blutige Nächte< lautete der Titel.« Ted schwieg und schluckte. »Und dann?«, fragte der Bobby und grinste. »Dann haben Sie sich bestimmt verkracht, und Ihre Freundin ist Ihnen abgehauen. Sie sind ihr hinterhergerannt und wollten sie zurückholen. Dabei sind Sie uns in die Arme gelaufen. So war es doch – oder?« »Nein, so war es nicht.« Die Bobbys schauten sich an. »Sind Sie überfallen worden? Mister? Hat man Sie zusammengeschlagen? Was ist? Reden Sie? Weshalb sind Sie so gelaufen? Vor wem haben Sie Angst?« »Vor dem Skelett«, flüsterte Ted. »Wie bitte? Ich habe nicht verstanden?« »Schon gut, Sir. Es – es ist mir nur so herausgerutscht. Glauben Sie mir.« Da war Ted Summer aber an den Falschen geraten. Wenn dieser Bobby sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann focht er es auch durch. Da ging er jedem Detail nach. Dass hier etwas nicht stimmte, sagte ihm sein Gefühl. Und hier roch er förmlich, dass es sich um eine faule Sache handelte. Der Mann war nicht normal. Er reagierte auch nicht wie jemand, der überfallen worden war, eher wie einer, der aus der Anstalt entwichen war. Ja, ein Verrückter. »Was war im Kino, Mister?«, fragte der Bobby beinahe sanft. »Sie haben sie geholt.« »Wer hat sie geholt?« »Die Monster. Sie waren auf einmal da. Erst nur auf der Leinwand, wissen Sie. Es war ja ein Film.« Ted Summer hob den Kopf. In seinen Augen lag ein irres Funkeln. Seine Hände fanden sich, und die Finger krampften sich ineinander. »Sie kamen!«, stieß er abgehackt hervor. »Die Monster stiegen zu uns. Ich … ich …« Wild schüttelte er den Kopf, sodass die Haare flogen. »Sie haben sie mitgenommen. Geraubt. Der Film … alles ist wahr … das Böse ist da … es ist nah …« Über den Kopf des Mannes hinweg trafen sich die Blicke der beiden Polizisten. Der Ältere schüttelte den Kopf, und sein Kollege nickte bestätigend. Der Mann gehört in eine Irrenanstalt. Beide Bobbys dachten das gleiche. »Fahr ab«, sagte der Ältere. Sein Kollege setzte sich hinter das Lenkrad. Als der Motor angelassen wurde, ruckte der Kopf Summers hoch. »Wo schaffen Sie mich hin?«, flüsterte er. »Dort wo Sie sicher sind, mein Bester.« »Nein!« Die Stimme des Mannes zitterte. »Wir müssen ihr doch helfen. Wir müssen sie zurückholen. Bitte …« »Ja, ja. Später, mein Lieber.« Der Bobby schüttelte den Kopf. Er glaubte den Erzählungen des jungen Mannes nicht und hielt ihn für geistesgestört. Er irrte … * Draußen hatte es ein heftiges Gewitter gegeben, aber das störte mich nicht. Es war Freitag, und vor mir lag das Wochenende. Ich kam vom Dienst, schleuderte die Schuhe von den Füßen, ging zum Kühlschrank und nahm mir eine Flasche Bier. Es zischte, als das kalte Getränk ins Glas rann. Das war Musik in meinen Ohren. Ich wartete, bis sich eine kleine Schaumkrone gebildet hatte, setzte das Glas an die Lippen und trank in langen Schlucken. Das tat gut. Mit dem Glas in der Hand schritt ich durch die Wohnung, stellte im Vorbeigehen das Radio ein und trat ans Fenster. Die Gewitterfront hatte sich verzogen. Sie war in Richtung Westen gewandert, dem Meer entgegen. Über London lag wieder ein strahlend blauer Sommerhimmel. Wir befanden uns mitten in der ersten Hitzeperiode des Jahres, und die Hitze nistete mittlerweile auch in den Wohnungen der Häuser. Was ich am Wochenende machte, das wusste ich noch nicht. Aber es würde irgendetwas mit Wasser zu tun haben. Ich konnte an die Küste fahren und Jane Collins mitnehmen. Ich würde sie später anrufen, da sie – das wusste ich – noch nicht zu Hause war. Sie hatte einen Versicherungsfall am Hals, der sie ziemlich in Anspruch nahm, jedenfalls hatte sie während der Woche nur einmal angerufen. Die Conollys waren auch verreist, und Suko hatte mit seiner neuen Freundin Shao alle Hand voll zu tun. Das Girl hatte doch einige Schwierigkeiten, sich in London einzuleben, obwohl sich Suko mit ihr viel Mühe gab. Beim zweiten Zug war das Glas leer. Ich wischte mir den Schaum von den Lippen und goss noch einmal nach. Der Feierabendschluck war wirklich eine Wohltat. Im Bad wartete die Dusche auf mich. Ich zog meine verschwitzte Kleidung vom Körper und stellte mich unter die eiskalten Strahlen. Sie hämmerten förmlich auf meine Haut, die langsam eine krebsrote Farbe annahm. Ich genoss es, unter der Dusche zu stehen, seifte mich ein und spülte meine Haut dann wieder ab. Plötzlich schellte es. Es war zum Heulen. Ich stellte die Dusche ab, wickelte mir ein Handtuch um die Hüften und schritt zur Tür. Zum Glück besaß die Tür ein Guckloch, und ich peilte hindurch. Im Flur stand Shao. Das war ein Ding. Ich öffnete. Die Chinesin lächelte mich an. Sie trug ein grünes Sommerkleid, das figurbetont geschnitten war und hatte die langen Haare hochgesteckt. In den schrägstehenden Mandelaugen blitzte es, als sie meinen Aufzug sah. »Ich stand gerade unter der Dusche«, erklärte ich. »Komm rein.« Shao schritt an mir vorbei. Sie hatte einen sagenhaften...