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E-Book, Deutsch, 162 Seiten
David Thomas Christian David, Begegnungen
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-6951-6691-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
1945-2006
E-Book, Deutsch, 162 Seiten
ISBN: 978-3-6951-6691-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Martin David, Sohn von Thomas Christian David, ist Kinderarzt in Wien.
Autoren/Hrsg.
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Anlässlich des 80. Geburtstags in der Österreichischen Gesellschaft für Musik (ÖGM)
Dr. Harald Goertz (1924-2019) am 25.Okt.2005
1980 wurde Goertz als ordentlicher Professor der MdW für die musikalische Leitung der musikdramatischen Darstellung an die Wiener Staatsoper als Chordirektor und Solokorrepetitor berufen. Er war Gründer und langjähriger Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Musik (ÖGM).
Wir haben Sie zur Kammermusik für Thomas, Christian David geladen und der Anlass ist, wie Sie wissen, der bevorstehende 80. Geburtstag am 22. Dezember 2005.
Nun ist so etwas gewöhnlich eine Sache der Tonkonserve, aber David mobilisiert seine Freunde und seine Anhänger, die von überallher kommen, wie heute Abend aus England, aus den USA, aus Norddeutschland. Der einzige Näherkommende ist mein Freund Heinrich Gattermeyer aus Hietzing, die anderen kommen von sehr weit und werden Ihnen aus seiner Kammermusik spielen.
Sie wissen auch, dass die letzten Monate tragisch überschattet waren für den Künstler durch seine eigene Krankheit und durch den Verlust seiner Frau. Ich kann nicht anders als in großer Demut an diese noble und bescheidene Frau denken, die eine sehr gute Sopranistin gewesen ist, die ich häufig begleitet habe, früher bei Rundfunkaufnahmen.
Und es war bis vor zehn Minuten nicht recht klar, ob er (David) nun doch kommt. Er war gestern wieder im Spital, heute wieder zu Hause, aber es ist vielleicht das Risiko doch zu groß. Wir wollen alles aufnehmen, damit er wenigstens, damit er dann aus der Konserve hört, was Sie live hören können.
Ich will noch sagen, dass David mit unserem Institut und mit diesem Saal seit jeher eng verbunden gewesen ist. Ich habe heute eine Einladung in der Hand gehabt, dasteht, wir laden in die neuen Räume am 30. November 1965 mit Lukas David und mit den Brüdern Wallisch zu Trio und Kammermusik vom Vater Johann Nepomuk David. Ich habe ihn in meiner Stuttgarter Zeit mit ehrfürchtigem Schauder kennengelernt an der Hochschule. Er ist aber persönlich hier bei uns nicht gewesen, aber Thomas Christian David und Lukas David waren sehr, sehr oft, sicher ein gutes Dutzend Mal im Lauf all dieser Jahre.
Und dann ist natürlich unsere Gemeinschaft auch von der Hochschule her geprägt gewesen, an der er sehr viel geleistet hat. Er war offen, auch für alle anderen Stilrichtungen. Ich erinnere mich an ein Seminar, das wir an der Hochschule hatten. Da kam ein deutsch-russischer Komponist, den kein Mensch kannte und hat ein Seminar gehalten. David war derjenige, der ihn zum ersten Mal gebracht hat. Das war „Alfred Schnittke“. Dieser hat dann großen Erfolg gehabt und wurde dadurch hier in Wien eingefädelt.
Ich fasse mich ganz kurz, damit der Abend nicht zu lang wird und bitte dich jetzt, lieber Heinrich (Gattermeyer), zum Programm oder zur Reihenfolge, wie du dir das überlegt hast, etwas zu sagen.
Heinrich Gattermayer (1923 -2018). am 25.Okt.2005
Komponist, Dirigent, Pianist, Organisator, Funktionär und Hochschullehrer, Kollege von Thomas Christian David
Sehr verehrte Damen und Herren,
wie Sie eben vernommen haben, feiert Thomas Christian David in Kürze seinen 80er. Leider sind die letzten Wochen und Monate sehr ungünstig verlaufen und aus gesundheitlichen Gründen hat er sich für heute auf ärztlichen Rat hin entschuldigen müssen.
Wie Dr. Goertz schon gesagt hat, sind wir ihm als Kollegen sehr eng verbunden gewesen und es ist meine Aufgabe, jetzt eine kleine Darstellung seines überreichen aktiven Lebens zu machen.
Ich werde mich so kurz als möglich fassen, denn es steht Ihnen ja viel Besseres bevor, nämlich sein Wirken in Noten umgesetzt zu hören.
Woher er kommt, werden Sie alle wissen, nämlich aus Wels. Er ist der Sohn des sehr bedeutenden Komponisten, Johann Nepomuk David.
Es wäre eine Frage an ihn gegangen und ich werde sie auch Lukas David stellen. Kann man da ein bisschen nachfühlen, wie es den Söhnen Bachs gegangen ist, wenn man einen so prominenten Vater hat in der Musikbranche?
Also ich darf Ihnen sagen, ich glaube, dass es tatsächlich so war, denn er hat relativ spät den Wunsch geäußert, Musik zu studieren.
Schon vielleicht in gewisser Abneigung, aber die Talente waren vorhanden. Viel lieber hat er als Kind gemalt, gezeichnet. 1934 sind die Davids nach Leipzig übersiedelt.
Dort ist dann plötzlich der Wunsch entstanden, Musiker zu werden. Er hat Querflöte, studiert und Klavier im Hauptfach. Sehr rasch hat er sich zu einem Virtuosen entwickelt. Er war ein ausgezeichneter, Klavierspieler. Er war nicht das, was man einen Pianisten nennt, der Stücke heruntertigern kann, sondern einer, der wirklich immer das Wesentliche am Stück erfasst hat und zu spielen vermocht hatte. Ich habe das selber noch später, des Öfteren genießen dürfen.
Von Leipzig musste er dann 1944, relativ spät zur Wehrmacht. Eine Ausbildung hat ihn zunächst vor dem Krieg gerettet, er ist aber dann doch noch an die Ostfront nach Russland gekommen und dort bei einem Fliegerangriff schwer verwundet und verschüttet worden. Und ein usbekischer Russe hat ihn ausgegraben und gefangen genommen.
In der Gefangenschaft begann eigentlich seine erste Karriere, denn er hat, wie er mir selbst erzählt hat, dort sofort einen Chor gegründet und hat russische Volkslieder gesetzt. Damit hat er sich eine gute Nase gemacht bei den Russen und das hat auch bewirkt, dass er schon 1945 aus der Gefangenschaft entlassen wurde.
Ursprünglich waren die David Eltern mit der Familie in Gmunden von Leipzig kommend und dann ist Thomas Christian mit nach Salzburg gegangen.
Er hat dort zunächst in einem Jahr eine Fülle von Leistungen erbracht, die ihn befähigt haben, im Mozarteumorchester Flötist zu sein und den Chor der Abteilung Dirigentenklasse zu leiten. Er bekam dann in der Folge in Stuttgart den Chor seines Vaters, den süddeutschen Madrigalchor. Da hat er seine großen Erfahrungen im Chorsatz, in den Klängen, in den Möglichkeiten der menschlichen Stimme erfahren.
Von Stuttgart aus ist er dann sehr früh schon nach Wien gekommen.
Doktor Hans Sittner hat ihn damals zu sich gerufen und ihn unterrichten lassen in Tonsatz und Querflöte. Es war aber nicht sehr intensiv, was er betrieben hat, denn daneben war er bereits viel unterwegs.
Mit dem Akademie Kammerchor hat er eine Tournee mit 40 Konzerten von Amerika bis Japan gemacht. Wieder also sein starker Hang zur menschlichen Stimme. Das hat sich dann in der Folge gewendet eigentlich. Er ist dann immer mehr Instrumentalist geworden und da er von nun an sehr viel dirigiert hat, ist er oft weg gewesen, wenn man bedenkt, dass er immerhin sieben Jahre lang erster Dirigent des Berliner Sinfonieorchesters war. Er hat auch hier in Österreich sehr viel dirigiert, speziell Kammerchor. Nun hat er auch für diese Ensemble, Ensemblemusik mit komponiert. Nicht zuletzt, wie ich dann in der Befragung von Lukas David Ihnen noch deutlicher machen kann, natürlich für Solisten.
Er hat allein 24 Solokonzerte geschrieben. Und übrigens, das muss ich kurz erwähnen, begrüße ich hier den Geschäftsführer der Firma Doblinger, Helmut Pany, denn Davids gesamtes Werk ist bei Doblinger verlegt.
Es ist sehr bedauerlich, dass moderne Musik so selten aufgeführt wird, und das hängt nicht mit Thomas Christian David zusammen, sondern mit der Tatsache, dass die Aufführungsmöglichkeiten für zeitgenössische Musik in Österreich immer geringer werden. Er selbst hat sehr viel von Kollegen aufgeführt, unter anderem auch mein Gitarrenkonzert in Wien und in Prag dirigiert mit der unvergesslichen Luise Walker. Wir haben miteinander eigentlich sehr viele Ideen gehabt.
Wie er dann, Abteilungsleiter für die Komposition, Theorie und Dirigentenausbildung geworden ist, hat er eine unselige Zeit erwischt. Es war der Umbruch der Akademie auf die Hochschule mit dem Kunsthochschulstudiengesetz. Er ist mehr im Ministerium gesessen als in der Hochschule.
Dennoch, wenn man die Fülle seiner Werke betrachtet, fragt man sich, wann hat er komponiert? Wahrscheinlich, das würde niemandem verraten, sehr rasch.
Er ist ein Mensch gewesen, der sehr spontan sein konnte. Als Abteilungsleiter haben wir ihn beide genossen. Ich bin ja sein Nachfolger geworden und Dr. Görtz der meinige, also fast eine Familie, die wir hier gebildet haben. Und wir haben sehr viel miteinander gemacht.
Die großen Sprünge hat er dann gemacht, wie er nach Persien gegangen ist.
Dort hat er enorme pädagogische Arbeit geleistet. Er hat das Sinfonieorchester, das noch sehr schwach war, da ja kaum Geigenspieler vorhanden waren, gegründet und das Orchester des Fernsehens jahrelang geleitet. Dann hat er selbstverständlich im Auftrag des Schahs damals noch die Musikschule, die staatliche Musikschule, aufgebaut.
Also er ist organisatorisch sehr, sehr gut gewesen. Er war ein spontaner Mensch und hat natürlich die Situationen auszunützen gewusst.
Und das ist sein großer Verdienst.
Selbstverständlich hat er neben seinen vielen anderen erfolgreichen Eigenschaften noch einige gehabt, die ihm sehr...




