E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Devon Die widerspenstige Lady
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-5415-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5415-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der galante Sir Hugo feiert bei den Damen der feinen Gesellschaft einen Triumph nach dem anderen. Deshalb glaubt er, ein leichtes Spiel zu haben, als ihm im Park seines Landsitzes Rosemont eine hinreißende junge Dame über den Weg läuft. Ihre ungewöhnliche Schönheit fesselt ihn ebenso wie ihr temperamentvoller Eigensinn und ihr Widerspruchsgeist. Ein hitziges Streitgespräch endet mit einem leidenschaftlichen Kuss. Heftig brennt das Verlangen in Sir Hugo auch dann noch, als sich ihre Wege getrennt haben. Er muss sie wiedersehen, diese geheimnisvolle Fremde, die ihm, dem erfahrenen Verführer, mit ihrer unvergleichlichen Art das Herz gestohlen hat...
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1. KAPITEL
Annabell Fenwick-Clyde stand auf, stützte die Hände in den Rücken und streckte sich. Seufzend sah sie hinauf in den Aprilhimmel, während sich ihre Muskeln entspannten. Seit Stunden kniete sie schon über den antiken Scherben, die sie bei der Ausgrabung der römischen Villa gefunden hatte.
Dunkle Wolken zogen vorüber und versprachen Regen. Sie musste die freigelegten Grabungen unbedingt gut abdecken, bevor sie ging.
„Oh“, ließ sich hinter ihr plötzlich eine tiefe Stimme vernehmen. „Eine Nymphe – und noch dazu in derart faszinierender Aufmachung.“
Erschrocken wandte sie sich um. Sie war so in die Arbeit vertieft gewesen, dass sie niemanden kommen gehört hatte. Jetzt stand keine zehn Fuß von ihr entfernt ein – sehr attraktiver – Mann und musterte sie eingehend.
Er war groß, schlank, hatte breite Schultern und lange Beine. Seine unverhohlenen Blicke ließen sie erröten. Das braune lockige Haar trug er nicht so kurz, wie die Mode es derzeit verlangte. Der Gehrock und das am Kragen aufgeknöpfte Hemd waren ein wenig verknittert. Mit den hellen grünen Augen schien er Annabell geradezu auszuziehen.
Unsicher trat sie einen Schritt zurück. Himmel, man hätte den Eindruck haben können, sie wäre eine besonders leckere Delikatesse! „Ich habe Sie nicht kommen hören“, erklärte sie und ärgerte sich über ihre leicht zitternde Stimme.
Er lächelte ihr begehrlich zu, und sie bekam weiche Knie.
„Sie waren ganz versunken in den Dreck da – mich hingegen bezaubert eine weit schönere Aussicht.“ Damit ließ er den Blick zu ihren Hüften wandern.
„Kein wahrer Gentleman würde eine Dame derart dreist anstarren.“ Glücklicherweise klangen die Worte nun gleichermaßen fest und kühl, was ihn allerdings nicht zu beeindrucken schien, denn er unterzog nun ihren Oberkörper einer eingehenden Musterung.
Endlich zuckte er die Schultern. „Und seit wann kleiden sich vornehme Damen wie arabische Bauchtänzerinnen?“ Er neigte den Kopf. „Obwohl Ihre weiten Pumphosen einen entzückenden Gegensatz zu dem wirklich sehr englischen Strohhut und gestärkten weißen Hemd bilden. Das dürfte doch wohl eher für einen Herrn geschneidert worden sein, wenn ich nicht irre. Wirklich ganz hinreißend.“
Ihr wurde heiß und kalt. Zum Teufel mit diesem Kerl! Wieso verunsicherte er sie nur derart? Es war ihr schlicht ein Rätsel! Dabei war sie es wahrlich gewohnt, sich gegen Männer durchzusetzen, ganz gleich, was sie gerade trug. Ihre gegenwärtige Kleidung hatte allerdings schon ihre Brüder Guy, der den Titel Viscount Chillings trug, und Dominic zutiefst schockiert. Obwohl die beiden eine ganze Weile immer wieder wütend verlangt hatten, dass sie sich für eine englische Dame angemessen kleidete, gab sie nicht nach. Inzwischen hatten die zwei sich allerdings beruhigt – nun, zumindest fast … Sie lächelte fein. Wenn sie den Brüdern jetzt in dieser Aufmachung begegnete, sahen sie sie nur noch vorwurfsvoll an, schwiegen aber ansonsten.
Vorwurfsvoll waren die Blicke des Herrn, der gerade vor ihr stand, jedoch wohl kaum zu nennen. Vielmehr schien er sie sich ganz ohne Kleidung vorzustellen, wenn sie sich nicht schwer irrte, was sie für unwahrscheinlich hielt. Annabell kannte diesen Gesichtsausdruck von ihrem verschiedenen Gemahl. Allerdings empfand sie heute dabei keinen Ekel, sondern fühlte sich plötzlich wie ein blutjunges Schulmädchen!
„Da hat man mir schon geschliffenere Komplimente gemacht“, erklärte sie spitz.
Mit wenigen Schritten näherte er sich ihr. „Das glaube ich gern“, flüsterte er.
Verärgert presste sie die Lippen aufeinander und sah ihm fest in die Augen, während er noch näher kam.
Die Sonne brach durch die dunkle Wolkendecke und tauchte das Paar in warmes Licht. Annabell betrachtete ihn. Die feinen Linien um die tief liegenden Augen mit den schweren Lidern verrieten einen gewissen Hang zu Ausschweifungen. Er musste ungefähr Mitte dreißig sein und schien ein anstrengendes Leben geführt zu haben. Wenn sie allerdings den Glanz seiner Augen so recht betrachtete, hatte er wohl zumindest die Ausschweifungen sehr genossen. Zweifellos war er ein Verführer und Draufgänger, wie er im Buche stand. Nun, ihr konnte es gleich sein. Außerdem war sie schon früher mit Männern dieses Schlages fertig geworden. Tatsächlich war ihr jüngerer Bruder ebenfalls ein solcher Frauenheld, und es gelang ihr stets, ihn wieder zur Räson zu bringen – selbstverständlich war sie nie selbst das Opfer von Dominics Gelüsten geworden.
„Nachdem Sie mich nun also hinreichend lange wie einen aufgespießten Schmetterling angestarrt haben, können Sie ja wohl endlich Ihrer Wege gehen.“ Scharf fügte sie hinzu: „Ich bin nämlich beschäftigt.“
Er schenkte ihr einen verlangenden Blick. „Das will fast so scheinen.“ Wieder machte er einen Schritt auf sie zu. „Allerdings befinden Sie sich dabei auf meinem Besitz.“ Vielsagend erklärte er dann: „Ich bin sehr gespannt, wie Sie mich dafür zu entschädigen gedenken.“
„Ich schulde Ihnen nicht das Geringste“, widersprach sie verärgert und trat beiseite. „Falls Sie Sir Hugo Fitzsimmon sind, so hat Ihr Verwalter mir die Erlaubnis erteilt, mich hier aufzuhalten.“
Noch immer erwartungsvoll lächelnd versperrte er ihr den Weg. „Bedauerlicherweise hat er mich hierzu nicht um meine Zustimmung ersucht.“
„Darüber müssen Sie sich dann wohl mit ihm unterhalten“, gab sie zurück. „Und nicht mit mir.“
Himmel, was war nur mit ihr los? Sie kannte den Mann überhaupt nicht, und dennoch spürte sie ein unerklärliches Verlangen …
In diesem Augenblick packte er sie beim Arm und zog sie dann langsam an sich. Sein sonnengebräuntes Gesicht war dem ihren jetzt ganz nah, und sie fühlte, wie muskulös er war. Zweifellos hatte er sich wie viele elegante Herren der sportlichen Ertüchtigung ebenso verschrieben wie dem Laster.
Mit diesen Überlegungen versuchte sie sich verzweifelt davon abzulenken, welche Spannung von ihrem ganzen Körper Besitz ergriff. Dieser Mann besaß etwas, das ungeahnte Empfindungen in ihr weckte. Was immer es auch sein mochte, ihr wollte es ganz und gar nicht gefallen!
Er sah sie an, als könnte er jeden ihrer Gedanken lesen – was ihn offensichtlich amüsierte. Mit der freien Hand zog er an dem kirschroten Satinband ihres breitkrempigen Huts, das Annabell unter dem Kinn zu einer Schleife gebunden hatte. Der Hut rutschte ihr bis auf den Rücken hinunter.
„Wie können Sie es wagen?“
Er lächelte. „Das war erst der Anfang.“
Und schon spürte sie seine Lippen auf den ihren. Sie hatte einen harten, grausamen Kuss erwartet … stattdessen war er unwiderstehlich.
Mit sinnlicher Zärtlichkeit eroberte er ihren Mund, umfasste ihren Hinterkopf und verflocht die Finger mit dem seidigen Haar. Dabei zog er sie noch fester an die Brust, so dass sie kaum atmen konnte.
Als sein Kuss sich vertiefte, schloss sie die Augen und gab sich ganz seinen Zärtlichkeiten hin. Heiß und kalt schien es ihr über den Rücken zu laufen. Ohne auch nur nachzudenken, wurde sie das willfährige Opfer seiner Verführung und des eigenen Verlangens. Ihr Verstand war dagegen machtlos.
„Ah …“, hauchte er endlich leise und gab ihren Mund frei. „Sie haben mich wirklich annehmbar entschädigt.“
Entsetzt öffnete Annabell die Augen und erwachte aus ihrem Tagtraum. Was hatte sie nur getan? Sich wie eine Kokotte benommen! Und dabei erfüllten die fleischlichen Beziehungen zwischen Mann und Frau sie doch eher mit Ekel! Das hatte ihr der Gemahl früher oft genug zum Vorwurf gemacht – und sie konnte ihm nicht widersprechen.
Mit aller Kraft versuchte sie, den Fremden von sich zu stoßen.
„Lassen Sie mich gehen!“ Die Schamesröte ließ ihre Wangen förmlich lodern.
Amüsiert lachte er auf, hielt sie aber weiter fest. „Und was bekomme ich dafür?“
Funken der Wut schienen in ihren Augen zu tanzen. „Die Frage ist wohl eher, was ich mit Ihnen mache, falls Sie sich weigern, Sir!“
Der Wind spielte in seinem Haar. „Ist das eine Drohung oder eher ein Versprechen?“ Wohlgefällig ließ er den Blick über sie gleiten. „Eher Letzteres, darf ich doch wohl hoffen?“
„Sie sind kein Gentleman und besitzen offenbar auch nicht eben einen scharfen Verstand.“ Annabell war meistens sehr ehrlich mit sich selbst. Und so konnte sie leider nicht abstreiten, dass er allen Grund zu dieser Selbstgefälligkeit besaß... Schließlich hatte sie sich ihm haltlos hingegeben. Die Erkenntnis stachelte ihre Wut allerdings nur noch mehr an.
„Ach nein?“, fragte er drohend, und jeder Anflug eines Lächelns war aus seinem Gesicht verschwunden. „Dabei durchschaue ich Sie vollkommen. Soll ich es Ihnen noch einmal beweisen, indem ich unser beider Verlangen erhitze?“
„Sie sind bereits einmal zu weit gegangen“, entgegnete sie aufgebracht. „Ich habe Ihnen vielleicht gestattet, mich zu küssen ….“
„Gestattet? Sie haben meinen Kuss leidenschaftlich erwidert!“
„Ganz im Gegenteil.“
Offensichtlich hatte er seinen Humor wiedergefunden, denn er lachte nun herzlich. Wieder schien es ihr heiß und kalt über den Rücken zu laufen. Jetzt war es aber genug! Sie schob ihn fort und hakte dabei ein Bein hinter sein Knie, so dass er zu Boden stürzte.
Dort blieb er sitzen und betrachtete sie erstaunt. „Sie wissen sich zu verteidigen, Teuerste.“
„Ich habe zwei Brüder. Da lernt man schnell.“ Während Sir...




