Düfelmeyer / Prolibris Verlag | Einer fehlt beim Hochzeitsfest | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 286 Seiten

Düfelmeyer / Prolibris Verlag Einer fehlt beim Hochzeitsfest

Langeoog-Krimi
Originalausgabe 2018
ISBN: 978-3-95475-180-8
Verlag: Prolibris
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Langeoog-Krimi

E-Book, Deutsch, 286 Seiten

ISBN: 978-3-95475-180-8
Verlag: Prolibris
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Heiraten auf der Insel fürs Leben! Der Traum vieler Brautpaare wird plötzlich zum Albtraum für die Hochzeitsgesellschaft. Denn einer überlebt die Feier auf Langeoog nicht. Der Journalist Enno Jaspers, ehemaliges Mitglied des Mobilen Einsatzkommandos der Polizei, und seine Lebensgefährtin, die Fotografin Anke Eilers, sollten von dem Ereignis berichten und werden nun unmittelbare Zeugen des furchtbaren Geschehens. Zusammen mit Ennos Ex-Frau Gesa, Hauptkommissarin der Polizei in Wittmund, verfolgen sie eine Spur, die in die Abgründe der menschlichen Seele führt.

Rolf Düfelmeyer, geboren 1953 in Herford, war lange Jahre als evangelischer Pfarrer und Religionslehrer in Werther und Lübbecke tätig. Seit 2012 schreibt er Krimis. Dabei legt er Wert auf eine spannende Handlung, die eingebettet ist in das gesellschaftliche Leben unserer Zeit. Er lebt mit seiner Frau am Nordrand des Teutoburger Waldes. Die Insel Langeoog kennen er und seine Frau von zahlreichen Besuchen.

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1 Enno Jaspers saß am Hafen von Bensersiel. Ihm blieb noch etwas Zeit, bevor er sich auf den Heimweg nach Wittmund machte. Deshalb hatte er seinen Wagen abgestellt und war zu einer Bank gegangen, von der aus er am Hafenbecken vorbei und über das Wattenmeer hinweg den Blick hinüber zur Insel Langeoog genießen konnte. Im Augenblick war es eine große Wasserfläche. Erst in einigen Stunden würde die Ebbe die weiten Schlickflächen und Priele wieder freigeben. Der Blick aufs Meer und die salzige Seeluft – für ihn war das Therapie. Am meisten beruhigte ihn das immer gleiche Auf und Ab von Ebbe und Flut. Dieser ewige, unerschütterliche Kreislauf faszinierte ihn. In stoischer Ruhe und unbeirrt von allen Zeitläufen setzte die See ihren Weg fort und vermochte alles zu nivellieren und zu relativieren, was sonst übermächtig wurde. Die eingeebneten Sand- und Wattflächen, die die Flut zurückließ, gaben deutliches Zeugnis davon. Diese Folge der Gezeiten war ein starkes Sinnbild dafür, dass auch die zahlreichen Unebenheiten und Verwerfungen seines eigenen Lebens sich relativieren konnten, wenn man ihnen ausreichend Zeit gab, sich zu verflüchtigen. Und wenn man, wie das Wasser, langsam aber beständig mahlend an ihnen arbeitete. Deshalb hatte der Blick auf das Meer und die Beobachtung der Gezeiten für ihn therapeutische Wirkung. Das Land am Meer war Ennos Heimat, eine Insel im Meer sogar. Langeoog, der Ort seiner Kindheit. Ein steter Quell der Geborgenheit, der Ruhe, des Einsseins mit sich selbst, das wusste er inzwischen. Aber so war es nicht immer gewesen. In seiner Jugend war ihm die Insel schnell zu klein geworden. Alles, was er heute an ihr schätzte, damals war es der Grund, ihr zu entfliehen. Ein unbestimmter Traum von der großen, weiten Welt hatte ihn hier weggelockt, hin zur Polizei. Aber zur richtigen, wie er jedem erzählte. Was genau er damit meinte, erläuterte er nicht. Nur eins war klar: Nach der Ausbildung als Dorfsheriff in die ostfriesische Provinz zurückkehren, so wollte er auf keinen Fall enden. Alles viel zu eng und vor allem nichts los! Nach Hamburg zog es ihn. Denn wo sonst war für einen Jungen aus Ostfriesland die Welt größer und weiter als in der pulsierenden und schillernden Hafenstadt an der Elbe. Zu den ganz taffen Jungs wollte er gehören und er ging über die Bereitschaftspolizei zum Mobilen Einsatzkommando. Wenn er heute von den Einsätzen beim MEK erzählte, sah er, wie seine Zuhörer ihn respektvoll staunend ansahen. Wie naiv kann man sein, dachte er dann. Er hatte einfach keine Lust, Heldengeschichten zu erzählen. Denn ein Held war er ganz bestimmt nicht, allenfalls ein tragischer. Vor allem hatte er keine Lust, über die sichtbaren Spuren zu sprechen, die sein letzter Einsatz an vielen Stellen seines Körpers hinterlassen hatte. Am Hals, aber besonders an Armen und Beinen zeugten Narben von dem Angriff auf ihn. Deshalb sprach er nur selten über seine Zeit in Hamburg. Als im letzten Jahr die Bilder vom Straßenkampf in der Schanze beim G20-Gipfel tagelang über den Bildschirm flimmerten und er mit ansehen musste, wie seine Kollegen von den Dächern mit Steinen und Gehwegplatten beworfen wurden, da brachen die Dämme und er musste hemmungslos weinen. Enno wäre einer der MEK-Beamten gewesen, die auf die Dächer raufgingen, um schwerbewaffnet und mit Blendgranaten ausgestattet die schwarz Vermummten einzukassieren. Zum Glück war Anke da, seine Lebensgefährtin, und nahm ihn in den Arm. Sie war eine von ganz wenigen Personen, die Details über seine Zeit bei der Polizei wussten. Dinge, die ihn schließlich dazu gebracht hatten, den Dienst zu quittieren. Die anderen waren sein Therapeut und Gesa, seine geschiedene Frau. Inzwischen war das alles Vergangenheit. Hamburg und die harten Jungs vom MEK hatte er hinter sich gelassen und er war doch in die ostfriesische Heimat zurückgekehrt, wenn auch nicht direkt auf seine Insel, so aber doch in deren unmittelbare Reichweite, nach Wittmund. Häufig fuhr er hinüber nach Langeoog. Immer wieder gern über das Wochenende. Nach seiner Scheidung hatte er damit angefangen und seit einiger Zeit begleitete ihn oft Anke. Dann wohnte er im Haus seiner Eltern, in dem er sich ein kleines Appartement eingerichtet hatte, trank bei Muttern in der Küche gemütlich Tee und klönte über alte und neue Zeiten. Aber das Wichtigste, wenn er auf der Insel war, waren endlose Laufrunden am Strand. Das machte den Kopf frei und hielt ihn fit. Überhaupt war der Sport das Einzige, was ihm aus seiner Zeit bei der Polizei geblieben war. Jedenfalls das, was ihn mit Freude und Genugtuung erfüllte.
Das harte Klingeln des Handys riss Enno Jaspers aus seinen Gedanken. Er sah auf das Display. Es war Anke. »Moin, Enno. Wo bleibst du denn?«, begann sie, ohne abzuwarten. »Wolltest du nicht heute Abend ausnahmsweise mal frühzeitig da sein? Was ist los? Haben die Kaninchenzüchter eine Ausstellung, und keiner von deinen Kollegen hat Bock darauf, über etwas so Wesentliches zu berichten?«
Bei der Zeitung war er gelandet. Freier Mitarbeiter für Klatsch und Lokales bei den Wittmunder Nachrichten. Merkwürdige Karriere für einen ehemaligen MEKler. Aber für Enno war das vollkommen in Ordnung. »Moin, Anke. Ja, ich freu mich auch, dich zu hören. Nein, keine kleinen Tiere heute. Dafür aber demnächst ein großes. Eines der ganz großen sogar, aus Hannover, du verstehst. Aber erzähl ich dir gleich, wenn ich zu Hause bin.«
»Und wo bist du jetzt?« In Ankes Stimme hörte Enno Besorgnis. Sie kannte ihn sehr genau, auch dass ihn die bitteren Erinnerungen an die Ereignisse im Polizeidienst oft völlig ohne Vorwarnung heimsuchten und ihn außer Gefecht zu setzen drohten. Aber er hatte gelernt, damit umzugehen, genauso wie Anke. »Bin im Moment noch in Bensersiel und sitze am Hafen. Nach dem Termin in der Nordseetherme, konnte ich nicht widerstehen und hab noch einen Moment den Blick aufs Meer genossen. Na ja, und die alten Gedanken … Egal, ich mach mich jetzt sofort auf den Weg, versprochen. Es gibt übrigens spannende Neuigkeiten, von denen ich vor meinem Termin in Bensersiel in der Redaktion erfahren habe.«
»Schön. Ich muss dir auch was erzählen. Also bis gleich.«
Enno wollte schon auflegen, als Anke sich noch einmal meldete. »In unserer Teedose ist übrigens schon wieder Ebbe. Bringst du bitte auf dem Weg Nachschub vom Teehaus mit?«
»Klar doch. Die ostfriesische Spezialmischung?«
»Yep!«
Etwa dreißig Minuten später erreichte Enno die gemeinsame Wohnung in der Brückstraße. Am Ende der Fußgängerzone betrieb Anke Eilers ein Fotostudio und in den Räumen darüber lag ihr Zuhause. Seit gut einem Jahr lebte Enno dort mit seiner neuen Lebensgefährtin. Ihm kam es vor wie ein stiller Hafen nach rauer See. Bei den Wittmunder Nachrichten war er untergekommen, was schwierig genug war. Er hatte schließlich nichts anderes gelernt, als Polizist zu sein. Aber als junger Mann war er gelegentlich gebeten worden, für das Lokalblatt über Ereignisse auf Langeoog zu berichten. Nette Anekdoten aus dem Leben in Ostfriesland. Die Touristen lasen so etwas gern. Das hatte ihm nach der Rückkehr die Türen der Zeitungsredaktion geöffnet. Wie damals, waren auch heute Klatsch und Tratsch seine Hauptbetätigungsfelder. Allerdings wusste Enno, dass die Verantwortlichen bei der Zeitung darauf gehofft hatten, ihn als Polizeireporter zu gewinnen. Aber genau das wurde er nie. Er konnte es einfach nicht. Seine Erinnerungen ließen es nicht zu. Schließlich behelligte ihn sein Chef nicht mehr, zumal Enno, ohne zu murren, genau die Aufträge übernahm, die sonst keiner wollte, eben die im Fachjargon sogenannten bunten Themen. Ennos damalige Frau Gesa hingegen war mit der neuen Situation weniger zurechtgekommen. Und das ließ sie ihn spüren. Sie hatten sich auf der Polizeischule kennengelernt und die gemeinsame Zeit in Hamburg war für Gesa die bisher schönste ihres Lebens. Sie Kommissarin bei der Kripo und Enno, ihr Held, einer von den harten Jungs beim MEK. Er wusste schon damals, dass dieses Bild schief war, aber Gesa wollte es nicht sehen. Dennoch ging sie mit ihm nach Wittmund, was ihn sehr freute. Bei der Kripo dort fand sich ein passender Posten. »Ich hab versprochen, mit dir durch Dick und Dünn zu gehen«, versicherte sie ihm. Aber im Laufe der Zeit betrachtete sie seinen Job als freier Mitarbeiter bei den Wittmunder Nachrichten zunehmend mit Argwohn. »Warum kümmerst du dich nicht wenigstens um wirklich wichtige Themen?«, fragte sie ihn mit zunehmender Bitterkeit. »Sie wollen dich doch als Polizeireporter. Neulich hattest du die Gelegenheit, von dem großen Brand auf dem Bauernhof an der Harle zu berichten. Dein Kollege Mäder war krank. Aber was machst du? Lehnst dankend ab! Stattdessen immer wieder diese bescheuerten Loser-Aufträge! Jubiläen, Geburtstage und Kaninchenzüchter. Und zu unserem gemeinsamen Einkommen trägst du auch kaum etwas bei. Wenn ich mein festes Gehalt nicht hätte, kämen wir überhaupt nicht...


Rolf Düfelmeyer, geboren 1953 in Herford, war lange Jahre als evangelischer Pfarrer und Religionslehrer in Werther und Lübbecke tätig. Seit 2012 schreibt er Krimis. Dabei legt er Wert auf eine spannende Handlung, die eingebettet ist in das gesellschaftliche Leben unserer Zeit. Er lebt mit seiner Frau am Nordrand des Teutoburger Waldes. Die Insel Langeoog kennen er und seine Frau von zahlreichen Besuchen.



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