E-Book, Deutsch, 112 Seiten
Eames Diesmal will ich alles
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7457-5339-4
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 112 Seiten
ISBN: 978-3-7457-5339-4
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Jenny freut sich auf die Ferien bei ihrer Freundin Savannah. Doch die ist bei Weitem nicht der einzige Mensch, der Jenny so magisch auf die Malone-Ranch zieht. Shane, Savannahs Schwager, hat in Jenny lustvolle Wünsche geweckt. Wird es ihr diesmal gelingen, diesen überaus attraktiven Mann zu erobern?
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1. KAPITEL
Es verging kaum ein Tag, an dem Jenny Moon sich nicht fragte, warum sie Montana und die Malone Ranch überhaupt verlassen hatte. Vor achtzehn Monaten war sie nach Detroit zurückgekehrt und hatte mehr als nur ihre beste Freundin Savannah zurückgelassen. Sie hatte die Berge, die Flüsse und den weiten Himmel lieben gelernt, und das zu einer Zeit in ihrem Leben, als sie sich heftig dagegen wehrte, überhaupt irgendetwas zu lieben … oder irgendjemanden.
Geschweige denn einen Mann wie Shane Malone.
Ihr Job war damals eine gute Entschuldigung für ihre Abreise gewesen, doch heute, als das Flugzeug auf dem Flughafen von Bozeman landete, überlegte sie, ob sie nicht davongelaufen war.
Jenny schloss die Augen und versuchte diesen lächerlichen Gedanken zu verdrängen. Nein, ihre Zweifel hatten nichts mit diesem unmöglichen Mann zu tun. Die bevorstehenden Feiertage machten sie melancholisch. Das war alles.
Ich kehre nur zurück, um ein paar Tage mit Savannah zu verbringen, redete sie sich ein, als sie von Bord ging. Lügnerin , widersprach eine innere Stimme, und ihr Herzschlag beschleunigte sich bei dem Gedanken an den Mann, der sie vom Flughafen abholen würde.
Sie blickte sich in der Ankunftshalle um und entdeckte Shane, der lässig an einer Säule lehnte. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und seinen Stetson tief ins Gesicht gezogen. Shane rührte sich nicht von der Stelle, sondern wartete darauf, dass Jenny zu ihm kam, was sie sofort verärgerte.
„Das hat aber lange gedauert“, sagte er, als sie zu ihm trat.
Jenny stellte ihr Bordcase vor seine Füße und stemmte die Hände in die Hüften. „Es gibt keinen Direktflug. Ich musste über Minneapolis fliegen und …“
Shane nahm ihr Handgepäck und ging los. „Ich meinte, bis du zurückgekehrt bist.“
Unwillkürlich warf sie einen Blick auf seine engen Jeans, bevor sie ihn einholte. „Wer hat gesagt, dass ich überhaupt jemals wiederkommen werde?“
Er sah sie von der Seite an und ging weiter in Richtung Gepäckausgabe. Es war, als sei sie nie weg gewesen. Wieder forderte er etwas von ihr, nur mit seinem stummen Blick. Nun, er würde es nicht bekommen – was auch immer es sein mochte. Sie würde die Situation unter Kontrolle behalten, koste es, was es wolle.
„Ist Savannah nicht mit dir gekommen?“
„Es ging ihr nicht so gut.“
Sie zupfte Shane am Arm, bis er sich zu ihr umdrehte. „Was ist mit ihr?“
„Sie ist schwanger.“
Jenny verdrehte die Augen. „Das weiß ich.“ Sie hatte vergessen, wie wortkarg er war. Es kostete sie Nerven, ihm alles aus der Nase ziehen zu müssen. „Ist das alles?“
„Reicht das nicht?“
Sie entdeckte ihren Koffer auf dem Förderband und griff danach. Shane war schneller. „Hast du noch mehr Gepäck?“
„Nein.“ Sie sah in seine dunklen Augen.
„Ich hole den Wagen.“ Er ließ sie einfach stehen und marschierte zum Ausgang.
Wütend folgte sie ihm. Ich kann meinen Koffer selbst tragen und auch zum Auto laufen, wollte sie ihm gerade zurufen, als er durch die Tür verschwand und ein eisiger Windzug sie erfasste. Zitternd vor Kälte blieb sie stehen.
Nun gut, sollte er den Wagen holen.
Die Flughafenhalle leerte sich langsam. Jenny trat von einem Fuß auf den anderen, um sich zu wärmen. Sie würde sich von diesem Cowboy nicht unterkriegen lassen. Auf keinen Fall. Sie hatte die letzten Tage im November und den ganzen Dezember Zeit, um ihren Urlaub mit Savannah zu genießen und ihr bei den letzten Vorbereitungen auf das Baby zu helfen. Falls ihre Freundin Lust hatte, konnten sie nach Bozeman fahren und Weihnachtseinkäufe erledigen. Jenny betrachtete die Schneemassen und lächelte. Eine Schneeballschlacht würde auch Spaß machen.
Lautes Hupen riss sie aus ihren Träumen. „Auf in den Kampf“, murmelte sie und atmete tief durch, bevor sie das Flughafengebäude verließ und trotz der schneidenden Kälte keine Eile hatte, zum Wagen zu kommen und einzusteigen.
Bei diesem Wetter würden sie Stunden bis zur Ranch brauchen. Das hatte Jenny gerade noch gefehlt: Die ganze Zeit allein mit diesem schweigsamen Mann im Auto. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte stur nach vorn.
„Lebst du immer noch mit diesem alten Indianer in der Hütte hinter den Ställen?“, fragte sie.
Shane warf ihr einen grimmigen Blick zu, dann konzentrierte er sich wieder auf die verschneite Straße.
„Und bist du noch genauso intolerant wie damals?“, fragte er zurück.
Okay, dachte Jenny, dann eben nicht. Sie hatte keine Lust, schon in den ersten Minuten mit Shane zu streiten. Wortlos stellte sie das Radio an und ignorierte ihn. Er und alle anderen auf der Ranch wussten, dass ihr Vater ein Crow-Indianer war und ihre Mutter noch vor der Geburt der Tochter verlassen hatte. Wie konnte Shane also glauben, sie hätte ihre Meinung über Indianer geändert?
Schweigend legten sie einige Meilen zurück. Jenny blickte hinaus auf die schneebedeckten Felder. Ganz anders als im Sommer, dachte sie, als überall wild wachsende Blumen blühten, aber nicht weniger hübsch. Wie sehr hatte sie doch diese Gegend und das Leben auf der Ranch vermisst.
Verstohlen musterte sie Shane und überlegte, wie es ihm wohl seit ihrer Abreise ergangen sein mochte. Gab es inzwischen eine Frau in seinem Leben?
Und wenn schon. Jenny richtete sich auf. Welchen Unterschied machte es? Über kurz oder lang würde sie wieder in Michigan sein, und er … egal. Es spielte keine Rolle.
Unvermittelt fragte Shane: „Arbeitest du immer noch als Köchin bei diesem Catering-Service?“
Jenny wollte schon eine patzige Antwort geben, doch sie beherrschte sich. Nur keinen Streit. Ein unverfängliches Gespräch konnte nicht schaden. Zumindest würde die Zeit schneller vergehen. „Ja, und es macht mir sehr viel Spaß. Kürzlich habe ich an einem Kursus für Kräuterkunde teilgenommen. Ich habe viel Interessantes gelernt … nicht nur welche Kräuter ich wie und wo beim Kochen verwende, sondern auch in der Medizin.“
„Hm.“
„Wusstest du zum Beispiel, dass ein Mückenstich nicht mehr juckt, wenn man frischen Knoblauch auf den Stich reibt?“
„Ja, aber wenn man zu viel verwendet, wird der Stich noch dicker.“
„Woher weißt du das?“
„Von Buck. Die Indianer benutzen seit eh und je Naturheilmittel.“ Shane lächelte sie spöttisch an. „Wenn du an Kräutern interessiert bist, könntest du eine Menge von Buck lernen.“
Ja natürlich. Das hättest du gern.
Wieder das alte Thema. Warum drehte sich nur jede Unterhaltung bei ihnen um Indianer? Man könnte fast meinen, er sei selbst einer.
Nachdenklich betrachtete Jenny ihn von der Seite. Seine Haare waren fast schwarz, er hatte hohe Wangenknochen und ein markantes Profil. Lebte er schon so lange mit Buck zusammen, dass er sich ihm sogar äußerlich angepasst hatte? Sie zuckte mit den Schultern und sah wieder aus dem Fenster.
Wen interessierte es? Wenn Shane sich zu den Indianern hingezogen fühlte, dann war das seine Sache. Vielleicht würde er ihre ablehnende Haltung besser verstehen, wenn ihm das gleiche Schicksal wie ihr widerfahren wäre. Sein Vater aber war Max Malone – ein reicher Chirurg und erfolgreicher Rancher. Und ein herzlicher, sympathischer Mann. Wie sollte Shane also verstehen, wie sie fühlte?
Ihre Mutter hatte sie verstanden. Doch sie war vor kurzem gestorben.
Aus dem Grund war Jenny auch nach Montana gekommen. Es wäre ihr erstes Weihnachtsfest allein gewesen. Immer war ihre Mutter da gewesen, und viele Male – außer im letzten Jahr – auch Savannah. Seit sie mit Shanes Bruder verheiratet war, lebte sie nicht mehr in Michigan. Das bedauerte Jenny sehr. Savannah fehlte ihr. Mehr als erwartet.
„Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Willst du dich nicht etwas zurücklegen und schlafen? Ich wecke dich, sobald wir angekommen sind.“
„Gute Idee.“ Sie verstellte die Rückenlehne in Liegeposition und atmete tief durch. Der frische Duft nach Seife und Aftershave stieg ihr in die Nase. Gereizt drehte sie den Kopf zur Seite, schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Sein Duft und seine bloße Nähe hielten sie jedoch wach.
Vielleicht hätte sie nicht ausgerechnet zu den Feiertagen kommen sollen. Weihnachten, das war das Fest der Liebe. Wie sollte sie es da schaffen, Distanz zu dem Mann neben sich zu wahren? Und schlimmer noch, wollte sie es denn überhaupt?
Shane verhielt sich wie ein Schuft, und er war sich dessen sogar bewusst. Was hatte diese Frau an sich, dass ihm ihre Nähe so unter die Haut ging?
Er ließ den Blick über ihre engen Jeans gleiten und biss die Zähne zusammen. Sein Körper reagierte wie beim ersten Mal sofort auf sie, und die Erinnerung an die schönen Dinge, die sie zusammen unternommen hatten, wurde wach. Ritte durch das Vorgebirge, Nächte am Lagerfeuer …
Die Bilder verfolgten ihn.
Es ist verrückt, Kerl. Er umklammerte das Lenkrad und versuchte sich auf die Straße zu konzentrieren. Lass dich nicht mit ihr ein , warnte ihn seine innere Stimme. Sie wird wieder abreisen, genau...




