Espach | Wedding People (deutsche Ausgabe) | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 478 Seiten

Espach Wedding People (deutsche Ausgabe)

Roman | Witzig und berührend zugleich: eine Hommage an die Kraft menschlicher Bindungen
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-8397-2
Verlag: Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman | Witzig und berührend zugleich: eine Hommage an die Kraft menschlicher Bindungen

E-Book, Deutsch, 478 Seiten

ISBN: 978-3-7517-8397-2
Verlag: Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Zwei Frauen. Zwei Pläne. Und eine Woche, die alles verändert.

Als Phoebe Stone in einem grünen Seidenkleid und goldenen High Heels im prächtigen »Cornwall Inn« ankommt, wird sie von allen für einen Hochzeitsgast gehalten. Doch sie ist die Einzige, die nicht zum Feiern angereist ist. Seit Jahren hat sie davon geträumt, mit ihrem Mann hierherzukommen. Nun ist sie ohne ihn hier, am Tiefpunkt ihres Lebens, fest entschlossen, sich ein letztes Mal etwas zu gönnen, bevor sie mit allem Schluss macht. Dumm nur, dass sie ausgerechnet der Braut in die Quere kommt. Die hat jedes Detail und jede denkbare Katastrophe sorgfältig einkalkuliert - mit einer Ausnahme: Phoebe und deren Vorhaben. Als sich ihre Wege kreuzen, gerät alles aus dem Takt, und es setzt etwas in Gang, das keine von ihnen erwartet hat.

Absurd komisch und tief berührend erzählt Wedding People von den verschlungenen Wegen des Lebens und von den zufälligen Begegnungen, die manchmal nötig sind, um uns auf einen neuen Kurs zu bringen.

»Charmant und grandios. Ich wünschte, ich hätte es geschrieben.«

JOJO MOYES»Ein pures Vergnügen.« GUARDIAN



Alison Espachwuchs in Trumbull, Connecticut, auf, wo sie den Großteil ihres Lebens verbrachte. Sie erwarb ihren Bachelor-Abschluss am Providence College und ihren Master in Kreativem Schreiben an der Washington University in St. Louis. Ihre Texte wurden inFIVE CHAPTERS,GLAMOUR,SALON,THE DAILY BEAST,WRITER'S DIGESTund anderen Zeitschriften veröffentlicht.

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Das Hotel sieht genauso aus, wie Phoebe gehofft hat. Es sitzt oben auf der Klippe wie ein stattlicher, alter Hund und wartet geduldig auf ihre Ankunft. Das Meer dahinter kann sie nicht sehen, aber sie weiß, dass es da ist, genau wie sie früher beim Einbiegen in ihre Einfahrt spüren konnte, dass ihr Mann in seinem Arbeitszimmer saß und an seinem Manuskript schrieb.

Die Liebe war wie eine unsichtbare Ader, die sie beide durchzog.

Phoebe steigt aus dem Taxi. Ein Mann in Weinrot nähert sich mit großem Ernst, und es fühlt sich an, als sei dieser Moment schon vor langer Zeit choreografiert worden. Sie nimmt es als Bestätigung, dass das, was sie vorhat, richtig ist.

»Guten Abend«, sagt der Mann. »Willkommen im Cornwall Inn. Darf ich Ihnen Ihr Gepäck abnehmen?«

»Ich habe kein Gepäck dabei«, sagt Phoebe.

Als sie in St. Louis aufgebrochen ist, war es unabdingbar, alles hinter sich zu lassen – den Ehemann, das Haus, das Gepäck. Es war Zeit weiterzuziehen, darauf hatten sie sich letztes Jahr mit dem Ende des Scheidungsverfahrens geeinigt. Phoebe war fassungslos gewesen angesichts der Endgültigkeit des Gesprächs, darüber, wie ihr Mann »Also dann, mach’s gut« gesagt hatte, als wäre er der Briefträger und hätte einen anderen Job gefunden. Danach konnte sie erst mal gar nichts mehr, nur ins Bett gehen, Gin Tonic trinken und dem Kühlschrank dabei zuhören, wie er neue Eiswürfel produzierte. Nicht, dass es Alternativen gegeben hätte, es war mitten im Lockdown. Sie verließ das Haus nur in Sachen Gin und Klopapier und gab ihre Online-Seminare in der immer gleichen schwarzen Bluse, worin auch sonst? Als der Lockdown vorbei war, konnte sie sich nicht erinnern, was man sonst so trug.

Jetzt aber steht Phoebe in Newport vor einem Hotel aus dem 19. Jahrhundert und trägt ein smaragdgrünes Seidenkleid, das einzige Teil in ihrem Schrank, von dem sie sagen kann, dass es ihr immer noch gefällt, wahrscheinlich, weil es das einzige ist, das sie noch nie angezogen hat. Ihr Mann und sie haben nie irgendwas unternommen, wozu so ein schickes Kleid gepasst hätte. Sie waren Professoren, und zwar welche von der lässigen, entspannten Sorte. Fühlten sich am wohlsten vor dem Kamin mit ihrer kleinen Katze auf dem Schoß. Sie mochten das Übliche, das, was gerade ausgeschenkt wurde, was auch immer im Fernsehen kam oder sich im Kühlschrank fand und Klamotten, die möglichst normal aussahen, denn ging es darum nicht bei Kleidung? Zu beweisen, dass man normal war? Jeden Tag aufs Neue unter Beweis zu stellen, dass man, komme was wolle, in der Lage war, sich ein normales Oberteil anzuziehen?

Heute Morgen jedoch, bevor sie ins Flugzeug gestiegen ist, ist Phoebe aufgewacht und hat gewusst, dass sie nicht mehr normal ist. Trotzdem machte sie sich einen Toast. Duschte, föhnte sich die Haare und suchte die Unterlagen für den zweiten Vorlesungstag des Herbstsemesters zusammen. Dann öffnete sie ihren Schrank und musterte die Klamotten, die sie nur deswegen gekauft hatte, weil sie aussahen wie etwas, das eine Professorin zur Arbeit anzieht. Reihenweise unifarbene Blusen, die weibliche Variante der Hemden, die ihr Mann trug. Sie zog eine graue hervor, hielt sie sich vor dem Spiegel an, konnte sich aber nicht dazu durchringen, sie anzuziehen. Konnte nicht zur Arbeit gehen und am Drucker stehen und mit gleichförmig interessiertem Gesichtsausdruck dem Kollegen zuhören, der ausufernd darüber referierte, welche erstaunlich wichtige Rolle der Käse in der mittelalterlichen Theologie spielte.

Stattdessen zog sie sich das smaragdfarbene Kleid über. Dazu die goldenen Stilettos von ihrer Hochzeit und die dicken Perlen, die ihr Mann ihr in der Hochzeitsnacht wie eine Binde um die Augen gelegt hatte. Sie stieg in ein Flugzeug, trank einen beeindruckend guten Gin Tonic, der ihr so angenehm und kühl die Kehle hinunterrann, dass sie, als sie den Flieger verließ, kaum noch die Blasen an den Füßen spürte.

»Hier entlang, Madam«, sagt der Mann in Weinrot.

Phoebe gibt ihm zwanzig Dollar, und er scheint überrascht zu sein, dass sie ihm schon Trinkgeld gibt, obwohl er noch gar nichts gemacht hat. Aber für Phoebe ist das nicht gar nichts. Es ist lange her, dass ein Mann sofort zur Stelle war, sobald sie aus dem Auto stieg. Jahre, seit ihr Mann aus seinem Arbeitszimmer auftauchte, um sie zu begrüßen, wenn sie nach Hause kam. Es ist nett, wenn jemand für einen aufsteht und den Eindruck vermittelt, dass die eigene Ankunft ein wichtiges Ereignis darstellt. Auch ihre Absätze auf den alten Pflastersteinen zu hören, während sie die Zufahrt hochläuft, ist nett. Sie wollte schon immer mal so ein Geräusch machen und sich beim Betreten des Hörsaals vornehm und ehrwürdig vorkommen, aber in ihrer Universität ist alles mit Teppich ausgelegt.

Sie geht die Treppen hoch, vorbei an den großen schwarzen Laternen und den Granitlöwen, die die Türen bewachen. Durch die Vorhänge hindurch betritt sie die Lobby, und auch das fühlt sich richtig an. Wie ein Schritt zurück in eine Zeit, in der wahrscheinlich nicht alles besser war, aber immerhin mit schwerem Samt behangen.

Dann sieht sie die Schlange an der Rezeption. Sie ist dermaßen lang – so eine Schlange hätte sie am Flughafen erwartet, aber nicht in diesem viktorianischen Herrenhaus mit Blick über den Ozean. Doch sie ist da, zieht sich einmal quer durch die Lobby und vorbei an der historischen Eichentreppe. Auch die darin aufgereihten Leute sehen falsch aus – tragen Funktionsjacken und Jeans und Turnschuhe. Normale Oberteile, wie Phoebe sie zu tragen pflegte. Neben den Samtvorhängen und den bärtigen Männern in Goldrahmen an den Wänden sehen sie lächerlich alltäglich aus. Sie wirken wie bodenständige, moderne Leute, die mit ihren robusten Hartschalenkoffern fest auf dem Boden der Tatsachen stehen. Manche telefonieren. Manche lesen etwas auf dem Handy und machen den Eindruck, als wären sie darauf eingerichtet, für immer in dieser Schlange zu stehen, und vielleicht liegen sie damit richtig. Vielleicht haben sie auch keine Familien mehr. Es ist ein angenehmer Gedanke, diese Vorstellung, andere seien ebenso allein.

Aber bei näherem Hinsehen sind sie das nicht. Sie stehen zu zweit oder zu dritt an, manche untergehakt, bei manchen liegt die Hand eines anderen auf dem Rücken. Sie freuen sich, was Phoebe weiß, weil es gelegentlich einer von ihnen laut verkündet.

»Jim!«, sagt ein alter Mann und hält seine Arme auf wie ein Bär. »Freut mich sehr, dich zu sehen!«

»Hallöchen, Opa Jim«, gibt ein jüngerer Mann zurück, denn so ziemlich jeder hier in der Schlange heißt Jim. Die Jims tauschen stürmische Umarmungen aus, dazu gibt es ein großes Hallo. »Wo ist Onkel Jim? Schon auf dem Platz?«

Sogar die junge Frau vorn an der Rezeption scheint sich zu freuen – hingebungsvoll blickt sie allen Gästen tief in die Augen, fragt nach dem Grund ihrer Reise, auch wenn alle dasselbe antworten. »Oh, Sie sind wegen der Hochzeit hier! Wie wunderbar.« Sie klingt aufrichtig begeistert über die anstehende Hochzeit, vielleicht freut sie sich wirklich. Vielleicht ist sie noch so jung, dass sie bei jeder Hochzeit das Gefühl hat, es ginge irgendwie um sie. So hat Phoebe das empfunden, als sie jung war, hat sich schon einen Monat vorher Gedanken um ihr Kleid gemacht, auch wenn sie auf der Feier nur irgendwo in der Peripherie gesessen hat.

Phoebe reiht sich ein. Sie steht hinter zwei jungen Frauen, die je das gleiche grüne Kleid über dem Arm hängen haben. Eine hat immer noch ihr Gepardenmuster-Nackenkissen aus dem Flugzeug um den Hals. Die andere hat einen Dutt, der so weit oben sitzt, dass die unordentlichen roten Strähnen in ihre Stirn hängen, während sie durch ihr People Magazine blättert. Sie sind in eine leise Diskussion darüber verwickelt, wessen Hinflug schlimmer war, wie alt dieses Hotel wohl ist und was die Leute alle an Kylie Jenner finden. Warum sollte es uns interessieren, ob sie heißer ist als Kim Kardashian?

»Ist sie das denn?«, fragt die mit dem Nackenkissen. »Eigentlich dachte ich schon immer, dass sie beide auf eine Art hässlich sind.«

»Das gilt allerdings, glaub ich, für alle Leute«, sagt die mit dem hohen Dutt. »Alle Leute haben irgendwas, das sie hässlich macht. Sogar Leute, die sozusagen von Berufs wegen heiß sind. Das ist so was wie eine goldene Regel.«

»Du meinst eine Kardinalsregel.«

»Kann sein.« Hoher Dutt sagt, dass, auch wenn sie selbst grundsätzlich attraktiv sei – und es habe sie fünf Jahre Therapie gekostet, das einzusehen –, sie trotzdem wisse, dass man zu viel Zahnfleisch sieht, wenn sie lächelt.

»Ist mir nie aufgefallen«, sagt Nackenkissen.

»Das liegt daran, dass ich nicht richtig lächle.«

»Du hast mir in den ganzen Jahren, die wir uns jetzt kennen, noch nie dein volles Lächeln gezeigt?«

»Nicht seit der Highschool.«

Die Schlange rückt ein Stück vor, und Phoebe sieht nach oben zu der Kassettendecke, die so hoch ist, dass sie sich fragt, wie man sie wohl sauber halten kann.

Ein weiteres »Oh! Sie sind wegen der Hochzeit hier!« ertönt, und allmählich wird Phoebe klar, wie viel Hochzeitsvolk diese Lobby bevölkert. Es ist verstörend, wie in diesem Hitchcock-Film Die Vögel, den ihr Mann so toll fand. Mit einem Mal sieht sie sie überall: Hochzeitsleute sitzen auf der blasslila Samtbank, Hochzeitsleute lehnen an den Einbauregalen mit den Büchern. Hochzeitsleute ziehen futuristisch aussehendes Gepäck hinter sich her, das vermutlich eine Mondlandung überstehen könnte. Die Männer in Weinrot stapeln alles zu soliden, hohen Koffertürmen auf, direkt neben...


Espach, Alison
Alison Espach wuchs in Trumbull, Connecticut, auf, wo sie den Großteil ihres Lebens verbrachte. Sie erwarb ihren Bachelor-Abschluss am Providence College und ihren Master in Kreativem Schreiben an der Washington University in St. Louis. Ihre Texte wurden in FIVE CHAPTERS, GLAMOUR, SALON, THE DAILY BEAST, WRITER'S DIGEST und anderen Zeitschriften veröffentlicht.



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