Feehan | Dunkle Stimme meines Herzens | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 36, 493 Seiten

Reihe: Die Karpatianer

Feehan Dunkle Stimme meines Herzens

E-Book, Deutsch, Band 36, 493 Seiten

Reihe: Die Karpatianer

ISBN: 978-3-7517-4767-7
Verlag: Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Seine Seele ist ihr Schicksal

Eins wusste Vasilisa, die einer lykanischen Adelsfamilie entstammt, bereits ihr ganzes Leben: Ihre Bestimmung ist es, den Mann zu finden, dessen Seelengegenstück sie in sich trägt. Als sie in der Kälte Sibiriens schließlich auf Afanasiv trifft, einem der urältesten Karpatianer, entflammt die Leidenschaft zwischen den beiden sofort und sie wissen, sie gehören zusammen. Doch ihr gemeinsames Glück muss warten. Denn als wäre ihre gegensätzliche Herkunft nicht schon genug, schmiedet Vasilisas Tante einen heimtückischen Komplott gegen die Liebenden, und plötzlich müssen sie sich einer gefährlichen Reise in die Unterwelt stellen, bei der nicht nur ihr beider Leben auf dem Spiel steht ...
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- 1 -
Vasilisa Sidkorolyavolkva blickte einen langen Moment zu der silbernen Mondsichel am dunkelblauen Himmel hinauf. Sie liebte diese Zeit der Nacht, wenn Millionen von Sternen über den Himmel verstreut funkelten und er klar und vollkommen war. Sie atmete ein, um all die Düfte in ihrer Nähe aufzunehmen, eine Angewohnheit, die man ihr zum Zwecke der Selbsterhaltung bereits in der Kindheit anerzogen hatte. Der Pavillon mit dem schwarz-weiß gefliesten Mosaikboden lag verlassen da; hier war oft bis spät in die Nacht getanzt und gefeiert worden, aber das war schon lange nicht mehr der Fall gewesen. Ihre Familie wollte, dass sie sich einen Ehemann suchte, und auf jedem Ball drängte man ihr geeignete Junggesellen auf. Sie hasste die Enttäuschung in den Augen ihrer Familie zu sehen, besonders in denen ihres ältesten Bruders. Wenn sie nicht bald nachgab, würde er von ihr verlangen, sich seiner Wahl zu fügen – und sie wusste, dass sie das nicht tun würde. Andros, das Oberhaupt ihrer Familie, verlor langsam die Geduld mit ihr. Er glaubte, sie würde sich seinem Befehl unterwerfen, vor allem, weil er daran gewöhnt war, dass ihm jeder gehorchte. Ihre anderen Brüder, die Zwillinge Garald und Grigor, kannten sie viel besser. Sie wussten um ihren Starrsinn, und sie behielten sie nach jedem Ball genau im Auge. Je mehr Andros sie bedrängte, umso schärfer wurde ihre Überwachung. Vasilisa musste lächeln. Sie hatte ihre ganz eigenen Methoden, sich aus ihrem palastartigen Haus zu schleichen, und ihre Brüder hatten sie nie erwischt. Nicht ein einziges Mal in all den Jahren, in denen sie es getan hatte. Ihre kleine Gemeinschaft lebte in einer sehr abgelegenen Gegend im ostsibirischen Wald und existierte schon seit Hunderten von Jahren. Mehr noch. Seit Generationen war man unter sich geblieben, auch wenn die Jüngeren die Dörfer verlassen hatten, um in urbaneren Gegenden Arbeit zu suchen. Sie fügten sich nahtlos ein. Die Dörfer existierten bereits seit so vielen Jahrhunderten, dass sie sich immer noch der Monarchie zugehörig betrachteten und die Regierung nicht anerkannten, obwohl jeder Mann und jede Frau der Erfahrungen wegen beim Militär diente. Vasilisa entstammte dieser Monarchie, und ihr Bruder Andros war der derzeitige König. In der letzten Zeit war Vasilisa sehr unruhig gewesen. Unruhig und launisch. Nervös. Dabei bewahrte sie nach außen hin stets ihre ruhige Gelassenheit. Sie war zu geschickt in der Kampfkunst, um sich etwas anmerken zu lassen. Dieses kühle Äußere bedeutete aber keineswegs, dass sie nicht tief im Inneren vor Leidenschaft brannte. Sie brauchte ein Ventil. Sie wusste, dass sie dringend den wachsamen Blicken ihrer Brüder entkommen musste. Sie hatten es auch gespürt – diese Unruhe in ihrem Land –, weshalb sie noch mehr auf sie achteten. Vasilisa fürchtete sich in erster Linie vor dem, was diese gereizte Nervosität, die sie auf jeden losgehen lassen wollte, der sie auch nur schief ansah, zu bedeuten hatte. Auf die Dinge, die sich veränderten, hatte sie keinen Einfluss. Dinge, die sie möglicherweise direkt betrafen. Sie brauchte eine Freundin, mit der sie offen über alles reden konnte. Eine Person, die niemals ihr Vertrauen missbrauchen würde. Die Leidenschaft in ihrem Inneren wuchs, genau wie die schreckliche Angst, die sie nie näher ergründete. Mit schnellen, lautlosen Schritten eilte sie die breiten Stufen hinunter auf den schneebedeckten Weg, der zu einem Pfad in den Lärchenwald führte. Ihre Familie nutzte ihn häufig, um zu dem kleinen Gasthaus zu gelangen, in dem die Einheimischen am Abend einkehrten, um zu trinken und zu tratschen. Ein prasselndes Feuer im großen Steinkamin hielt die bittere Kälte fern. Je mehr Leute sich dort versammelten, desto wärmer wurde es. Das Gasthaus wurde von Kendal und Odessa Balakin betrieben. Das alte Paar gab es schon so lange, wie Vasilisa denken konnte. Sie waren freundlich und zuvorkommend zu jedem, obwohl die Dorfbewohner sehr abergläubisch waren und Fremden oft misstrauisch begegneten. Während sie sich einen Weg durch die dicht beieinanderstehenden Bäume bahnte, schaute sie wieder zum Mond. Ein paar mutige Mäuse huschten über die weiße Landschaft, erhaschten Samen und gruben sich eilig unter den Ästen ein, die auf die Schneedecke gefallen waren, um nicht von den Eulen auf Nahrungssuche entdeckt zu werden. Im Lärchenwald gab es Schnee-Eulen, Bartkäuze und Sperlingskäuze, die unermüdlich jagten. Plötzlich erschien ein schneeweißer Feldhase hinter einem Baumstamm und hielt abrupt inne, ehe er sich auf die Hinterbeine aufrichtete. Vasilisa blieb ebenfalls ruckartig stehen. Die beiden starrten sich an. Ihr Herz schlug schneller, das Blut zirkulierte heiß und rauschend durch ihren Körper. Der kleine Hase klopfte mit der Hinterpfote auf die dicke Schneedecke, eine Warnung, mit der er den Rest seiner Sippe wissen ließ, dass sie auf der Suche nach Nahrung nicht länger allein waren. »Keine Angst, kleine Schwester. Ich bin nicht auf der Jagd«, sagte Vasilisa sanft zu dem Tier. Der Hase witterte, richtete die Ohren mit den schwarzen Spitzen in ihre Richtung, als könnte er jedes Wort verstehen. Wer vermochte schon zu sagen, ob es nicht so war? Sie benutzte ihre Muttersprache. Vielleicht war der Hase so intelligent. Er hatte lange genug überlebt, um erwachsen zu werden. Viele schafften das nicht. Sie beachtete das Tier nicht weiter und schritt den schmalen Pfad entlang, der sich durch den Lärchenwald zum Gasthaus wand. Es war ein gutes Stück von ihrem Heim entfernt, aber sie begrüßte den Spaziergang. Manchmal kam sie sich in ihrem eigenen Haus wie eine Gefangene vor. Sie hatte dringend rausgemusst, und die Nachtluft war das perfekte Gegenmittel. Vasilisa trug einen knöchellangen weißen Pelzmantel, dazu eine passende weiße Pelzmütze, die ihre Ohren bedeckte, damit sich die Kälte nicht durch den Kopf in ihre Knochen schlich. Ihre Handschuhe waren ebenfalls weiß. Sollte sie mit der weißen Schneelandschaft verschmelzen müssen, würde ihr das selbst mit ihrem Lippenstift und den strahlend blauen Augen gelingen. Der eng sitzende Mantel schien ihre Figur zu umschmeicheln, verbarg aber eine Vielzahl von Waffen. Sie war keine vertrauensselige Frau. Sie war dazu erzogen worden, sich zu verteidigen. Ihr Unterricht hatte früh begonnen, und man hatte von ihr erwartet, dass sie ihn sehr ernst nahm. Ihre Mutter hatte ihr eingebläut, dass es keinen Platz für Fehler gab – es ging um Leben und Tod. Seltsamerweise waren ihre Brüder nie bei den täglichen Übungsstunden zugegen gewesen, und man hatte sie ermahnt, niemals mit ihnen oder ihrem Vater über das zu sprechen, was ihre Mutter ihr beibrachte. Als sie heranwuchs, verstand sie den Grund – ihre Mutter hatte ihr ein Erbe hinterlassen, das von der Mutter an die Tochter weitergegeben wurde. Sie spürte die Last dieses Vermächtnisses in jedem wachen Moment. In letzter Zeit hatte diese Last sogar noch zugenommen, denn etwas hatte sich verändert. Es hatte eine gefährliche Verschiebung gegeben, ein Erdbeben, das irgendwo tief im Boden einen Spalt geöffnet hatte. Dessen war sie sich sicher. Sie spürte die Furcht, die es verursacht hatte, die ständige Gefahr, die ihr geliebtes Volk umgab. Kleine Dinge gingen plötzlich schief. Man hatte Kleintiere gefunden, die meilenweit vom Dorf entfernt grausam ausgeweidet worden waren, und das hatte ausgereicht, um einige Jäger zu alarmieren, die sich auf die Suche nach dem Schuldigen gemacht hatten. Natürlich gab es Spuren, aber die waren sehr klein und den Männern nicht vertraut, als wäre ein unbekanntes Tier aus der Tiefe nach oben gestiegen und hätte sich dann wieder in den Boden eingegraben, nachdem es mehrere Kaninchen und Eichhörnchen getötet hatte. Seitdem verspürte Vasilisa diese ständige Unruhe. Die Albträume beeinträchtigten ihren Schlaf. Sie schlief nachts nur selten, zog es vor, sich tagsüber auszuruhen, aber selbst wenn die schweren Vorhänge an ihren Fenstern zugezogen waren und ihre Musik lief, schien nichts zu helfen. Da war dieses bedrohliche Gefühl, das im Laufe der Zeit nur schlimmer wurde. Das Gasthaus war wie so oft hell erleuchtet; durch die unbedeckten großen Fenster in der Schankstube fiel ein fröhlicher, heller Schein. Reisende konnten hier ein Zimmer mieten, aber meistens waren nur Einheimische hier, die wegen des Wodkas, Tees, Kwass und warmen Schwarzbrots kamen. Vasilisa stieß die Tür auf, und die baumelnden Wolfskopf-Glöckchen an ihren Riemen verkündeten ihre Ankunft. Sie trat auf die Fußmatte, um den gröbsten Schmutz von ihren Stiefeln zu entfernen, während sie nach Luft schnappte. Nach der klirrenden Kälte der Nacht fiel es schwer, sich an diese Hitze zu gewöhnen. Sie war schon Hunderte Male im Wolfsgehege gewesen, doch dieses Mal fühlte es sich anders an. Diesmal war es anders. Ihr stockte der Atem, und sie blickte in Richtung der Treppe zu den Gästezimmern, die Kendal und Odessa vermieteten. Ihre Hand fuhr schützend an ihre Kehle. Schon fühlte sie die überwältigende Präsenz. Zuerst war da dieser Geruch. Etwas Wildes. Animalisches. Kein Wolf. Wölfe kannte sie. Etwas noch Wilderes. Noch ungezähmter als der Wolf. In Sibirien gab es Tiger. Nein. Sie schüttelte den Kopf. Kein Tiger. Etwas noch Gefährlicheres. Sie wollte nicht einatmen, aber sie konnte nicht anders. Es hätte sowieso keine Rolle gespielt. Sie wurde eingekreist. Eingehüllt. Weitere Gerüche drangen auf sie ein, dieses Mal durch ihre Poren. Brandmarkten sie. Zedernholz. Birke. Quellwasser. Falls sie die Schwelle überschritt, würde sich ihre Welt verändern, davon war sie überzeugt, und es...


Feehan, Christine
Christine Feehan lebt gemeinsam mit ihrem Mann und ihren elf Kindern in Kalifornien. Sie schreibt seit ihrer frühesten Kindheit. Ihre Romane stürmen regelmäßig die amerikanischen Bestsellerlisten, und sie wurde in den USA bereits mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Auch in Deutschland erfreut sich die Autorin einer riesigen Fangemeinde. 
Auf Christine Feehans englischsprachiger Homepage www.christinefeehan.com erhalten Sie weitere Informationen über die Autorin.

Christine Feehan lebt gemeinsam mit ihrem Mann und ihren elf Kindern in Kalifornien. Sie schreibt seit ihrer frühesten Kindheit. Ihre Romane stürmen regelmäßig die amerikanischen Bestsellerlisten, und sie wurde in den USA bereits mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Auch in Deutschland erfreut sich die Autorin einer riesigen Fangemeinde.

Christine Feehan lebt gemeinsam mit ihrem Mann und ihren elf Kindern in Kalifornien. Sie schreibt seit ihrer frühesten Kindheit. Ihre Romane stürmen regelmäßig die amerikanischen Bestsellerlisten, und sie wurde in den USA bereits mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Auch in Deutschland erfreut sich die Autorin einer riesigen Fangemeinde.


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