Gardner James Bond 23: Flottenmanöver
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-86425-756-8
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 23, 380 Seiten
Reihe: James Bond
ISBN: 978-3-86425-756-8
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Bereits im Zweiten Weltkrieg wurde Gardner im Alter von 17 Jahren erst für die britische Luftwaffe und danach für die Royal Navy eingezogen. Daraufhin beschloss Gardner Priester zu werden und diente, nach einiger Zeit als Vikar, als Kaplan der Royal Airforce. 1959 veröffentlichte er sein erstes Buch und arbeitete daraufhin bis 1964 als Theaterkritiker. 1980 wurde er als offizieller James Bond-Autor der Öffentlichkeit vorgestellt und schrieb bis 1996 vierzehn Bond Romane, von denen GoldenEye und Lizenz zum Töten verfilmt wurden. Er war zwei Mal verheiratet. Aus der ersten Ehe von 1952 bis 1997 entstanden drei Kinder. Seine zweite Ehe mit einer Jugendfreundin wurde 2004 geschloßen. Gardner verstarb im August 2007.
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EIN SIEG IM GOLF
Eine Stunde vor Sonnenaufgang, in der Straße von Hormus: Eine dunkle und gefährliche Zeit an einem dunklen und gefährlichen Ort. Die Luft war kühl und roch salzig und süß zugleich. Nichts deutete auf die Hitze hin, die in nur wenigen Stunden herrschen würde. Der riesige in Japan registrierte Öltanker Son of Takashani bahnte sich langsam seinen Weg zur relativen Sicherheit des Golfs von Oman. Sein riesiges Deck schwankte leicht. Der gigantische Deckaufbau, der vom Achterdeck aufragte und wie ein Wohnblock aussah, schien wegen seiner Höhe heftiger zu schwanken.
Jeder Offizier und Matrose an Bord verspürte eine gewisse Anspannung und das absurd losgelöste Gefühl, das Personen überkommt, wenn sie wissen, dass sie sich in einer potenziell tödlichen Lage befinden, sei es durch Feuer, eine Explosion, eine Kugel oder Wasser. Diese hatten während des Golfkriegs in dieser Gegend viele getötet.
Sowohl die Amerikaner als auch die Briten hatten bei der Minenräumung und den Eskorten der Öltanker geholfen. Doch dieses Mal hatte die Son of Takashani die Reise ohne die Unterstützung der amerikanischen Flotte oder der königlichen Marine unternehmen müssen. Allerdings hatten die Japaner Vorsichtsmaßnahmen ergriffen.
Auf der Brücke, im Aufbau und selbst auf dem Deck waren bewaffnete Männer. Einige hielten während der Reise von den irakischen Ölfeldern durch den Golf permanent Wache, aber während der Abend- und Morgendämmerung bezogen zusätzliche Männer Posten. Dies waren die Stunden mit dem höchsten Risiko.
Die Männer auf der Brücke waren mit kleinen tödlichen Beretta M12 ausgestattet – der S-Version mit Metallschaft und einer zyklischen Kadenz von mehr als fünfhundert Kugeln pro Minute. Die schwereren Maschinenpistolen waren auf schwenkbaren Halterungen befestigt: zwei an Backbord und zwei an Steuerbord auf dem Deck, während sich vier weitere in dem hohen Aufbau befanden. Dadurch entstand ein breites Schussfeld, sowohl vorn als auch achtern. Es waren alles .50-kalibrige Browning M2 HBs, in ihrer Klasse unerreicht, was Reichweite und Feuerkraft anging. Ihre Patronengürtel waren mit Leuchtspurmunition versehen. Kiyoshi Akashi, der Kapitän der Son of Takashani, ließ es sich nie nehmen, während dieser Zeit auf der Brücke zu sein. Er genoss das Gefühl der Anspannung und Gefahr.
Das Radar auf der Brücke suchte das Gewässer nach anderen Schiffen und die Luft nach feindlichen Flugzeugen ab. Gegen Minen konnten sie nicht viel tun, aber zumindest hatten sie eine Chance, falls die sogenannten iranischen Revolutionäre einen ihrer überfallartigen Angriffe mit kleinen Motorbooten ausführten.
Außerdem konnte das Radargerät Flugzeuge auf eine Entfernung von sechzehn Kilometern in einer Höhe bis zu dreitausend Metern aufspüren. Weiter reichten die unsichtbaren Strahlen nicht, aber Luftangriffe wurden im Golf meistens tief ausgeführt. Es war bedauerlich, dass der Angriff an diesem speziellen Morgen aus der unerwarteten Höhe von siebentausend Metern erfolgen würde.
Ohne dass die Offiziere und Seeleute der Son of Takashani es mitbekamen, flog etwa achtzig Kilometer östlich von ihnen eine riesige Transportmaschine, eine C-130 Hercules, durch den Himmel. Die Hercules war mattschwarz lackiert und nicht gekennzeichnet. Im Cockpit gab der Navigator dem Piloten gerade eine knappe Anweisung. Die sieben Propellerturbinen wurden gedrosselt, und die sechzig Tonnen schwere Maschine begann, von etwa neuntausend Metern auf siebentausend zu sinken.
Der Navigator legte eine Hand auf seinen Kopfhörer und lauschte der Stimme, die auf ihrer Frequenz wichtige Informationen wie die Windstärke und -richtung durch die verschiedenen Höhen bis auf Meereshöhe durchgab. Diese Berichte wurden von einer Jacht aus gefunkt, die mit den neuesten meteorologischen Instrumenten ausgestattet war und vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate kreuzte.
Die Daten wurden eilig in den Computer eingegeben. Sekunden später war der Navigator in der Lage, dem Piloten die genauen Punkte zu nennen, an denen sie ihre Ladung abwerfen sollten. »In exakt siebentausend Metern. Die erste Ladung vierundzwanzig Kilometer hinter dem Ziel, die zweite zwei Punkte nach Steuerbord, die dritte Ladung vier Punkte Backbord.«
Der Pilot bestätigte, sank auf siebentausend Meter und wiederholte die Anweisungen gegenüber dem Absetzer, der wie die zwanzig anderen Männer im Frachtraum eine Sturmhaube, eine Schutzbrille und eine Sauerstoffmaske trug. Ein Kehlkopfmikrofon leitete seine Frage an den Piloten weiter: »Wie lange noch, Skipper?«
»Fünf Minuten. Ich öffne jetzt die Frachtluke.« Ein hydraulisches Heulen ertönte, als die Tore aufglitten und die Verladerampe wie eine Zugbrücke ausfuhr. Hier, in siebentausend Metern Höhe, war der Morgen bereits angebrochen und das rosa Licht hinter ihnen sichtbar. Unter ihnen herrschte noch Dunkelheit. Auf der Flughöhe der Hercules war die dünne Luft klirrend kalt, daher waren die Männer im Laderaum auch komplett eingehüllt, um Erfrierungen zu vermeiden.
Der Absetzer gab ein Signal, und die zwanzig Männer, die auf harten Metallbänken gesessen hatten, standen auf. Sie waren in Schwarz gekleidet: schwarze Overalls, Stiefel, Helme und die Sauerstoffmasken und Schutzbrillen, zusammen mit einer Auswahl an Waffen, einschließlich AK-47 Kalaschnikows, Galil-Sturmgewehren und Skorpion-Maschinenpistolen, Granaten und in zwei Fällen zwei klobigen Granatenwerfern, alles sicher an ihren Overalls befestigt.
Über ihnen hing etwas, das wie große schwarze Fledermäuse aussah, von geölten Schienen, die sechs Meter vor der Laderampe endeten. Die Männer stellten sich nun in einer Reihe unter diesen seltsamen Objekten auf, bei denen es sich um große Hängegleiter handelte. Diese hatten keinen Antrieb, die starren Flügel waren jedoch aus verstärktem Leinen und mit einer speziellen Enteisungslösung behandelt. Von jedem Flügelpaar hing ein Leichtmetallrahmen, den sich jeder der Männer jetzt auf den Rücken schnallte. Dazu benutzten sie ein Gurtzeug, das mit einem bei Fallschirmen üblichen Schnellverschluss ausgestattet war. Das Gurtzeug war vor dem Start angepasst worden und gestattete unterschiedliche Hänge- und Sitzpositionen in dem Leichtmetallrahmen.
Diese Männer hatten im Flugzeug über Wüsten und einsamen Landstrichen und unter verschiedenen Wetterbedingungen geübt. Es handelte sich um eine sorgfältig ausgesuchte Gruppe, die nach sechs Monaten harten Trainings aus einer Höhe von siebentausend Metern innerhalb eines markierten Bereichs landen konnte.
Im Frachtraum war es durch die Motoren und das Dröhnen der durch die offene Ladeluke strömenden Luft sehr laut. Die Anweisungen beschränkten sich auf Handzeichen. Der Absetzer schlug sich mit der flachen rechten Hand auf die Brust, hob dann beide Hände und spreizte die Finger – zehn; dann noch mal zehn; gefolgt von fünf.
Die Männer, die im Gestänge ihrer Hängegleiter standen, warfen einen Blick auf das kleine Höhenmessgerät an ihren rechten Handgelenken und stellten es auf siebentausend Meter ein. In etwa einer Minute würde ihr Leben von den richtigen Einstellungen über dem Meeresspiegel abhängen. Die meisten von ihnen sahen ebenfalls auf den kleinen Kompass an ihrem linken Handgelenk. Diese beiden einfachen Instrumente waren die einzigen Hilfsmittel, die sie bei dem langen Sprung nach unten hatten. Die Operation trug den Namen Sieg.
»Sprunggruppe eins, vorbereiten.« Die Stimme des Piloten erfüllte die Ohren des Absetzers, und er gab der ersten Gruppe ein Handzeichen. Sie gingen zur offenen Luke. Ihre Hängegleiter bewegten sich in den Schienen an der Decke mit ihnen.
»Alle Sprunggruppen, bereithalten«, sagte der Pilot. Wieder machte der Absetzer ein Handzeichen und die beiden nächsten Gruppen nahmen ihren Platz ein.
»Sprunggruppe eins, bereit machen. Sprunggruppe eins, los.«
Die Hand des Absetzers sank nach unten, und die ersten zehn Männer sprangen mit jeweils zehn Sekunden Abstand ins Leere.
Die Hercules drehte scharf nach links ab.
»Sprunggruppe zwei, bereit machen. Sprunggruppe zwei, los.«
Ein weiteres Signal, und fünf Männer verschwanden in der Dunkelheit unter dem Flugzeug, das nach rechts abdrehte. Sprunggruppe drei startete auf das Handsignal des Absetzers ebenso zeitgenau. Die Frachtluke schloss sich, das Flugzeug drehte und kehrte in sein Versteck zurück.
Die Hängegleiter fielen für etwa dreihundert Meter, bis die Flügel die Luft griffen. Dann verlagerten die Piloten ihre Position so, dass sie sich verlangsamten, stellten mit den anderen Mitgliedern ihrer Sprunggruppe Kontakt her und glitten als lose Formation auf die ersten rosa Schlieren der Morgendämmerung zu. Die Körper der Männer hingen bewegungslos in der dünnen Luft, und während der frühen Phasen ihres Abstiegs waren sie...




