Gaston | Ballade der Liebe | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Historical

Gaston Ballade der Liebe


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-6915-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Historical

ISBN: 978-3-7337-6915-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



London, 1817: Strahlend hell geht der Stern der jungen irischen Sängerin Rose O'Keefe am Künstlerhimmel auf! Die Gentlemen liegen ihr zu Füßen - doch Roses Herz gehört nur einem: dem attraktiven und ambitionierten Jameson Flynn, Sekretär des Marquess of Tannerton. Rose ahnt nicht, wie verhängnisvoll die zärtliche Leidenschaft für Flynn werden könnte, die zwischen ihnen entbrennt. Denn er hat zwar von seinem Förderer und Lohnherrn den Auftrag, sie zu verwöhnen und ihr sogar zu einem ersehnten Auftritt im King's Theatre zu verhelfen. Aber nur, damit der Marquess sie im richtigen Moment selbst zu seiner Geliebten machen kann...



Schon immer war Diane Gaston eine große Romantikerin. Als kleines Mädchen lernte sie die Texte der beliebtesten Lovesongs auswendig. Ihr Puppen ließ sie tragische Liebesaffären mit populären TV- und Filmstars spielen. Damals war es für sie keine Frage, dass sich alle Menschen vor dem Schlafengehen Geschichten ausdachten. In ihrer Kindheit musste sie als Tochter eines Armeeoffiziers oft umziehen. Sie lebte in Japan, Alabama und Washington DC, wo sie auch heute noch wohnt. In ihrer Jugend lernte sie Werte wie Pflichtbewusstsein und Disziplin schätzen, aber auch Einsamkeit kennen, wenn sie wieder einmal in einer neuen Stadt Fuß fassen musste. Doch inmitten ihrer Bücher war sie nicht wirklich allein. Mit Lesen vertrieb sie sich die Zeit. Romantik durfte in ihrer Lektüre noch nie fehlen. Romane mit Happy End, etwa 'Jane Eyre', zog sie dramatisch-düsteren Werken wie 'Sturmhöhe' vor. Doch erst als sie anfing zu studieren, entdeckte sie die Faszination romantischer Liebesromane. Und da sie für ihr Leben gern las, beschloss sie, englische Literatur als Hauptfach zu wählen. Später entschied sie sich jedoch für ein Psychologiestudium, um nach ihrem Abschluss Menschen helfen zu können, ihr eigenes Happy End im Leben zu finden. Auch nach ihrer Heirat und der Geburt ihrer beiden Kinder arbeitete sie ganztags als Psychologin. Irgendwann kehrte dann genug Ruhe in ihren Alltag ein, und sie fand wieder Zeit zum Lesen insbesondere romantischer Liebesromane. Nachdem sie einen ziemlich schlecht geschriebenen Bestseller gelesen hatte, dachte sie sich: Das kann ich besser! Der Erfolg kam nicht über Nacht, doch schließlich wurde ihr erster Regency-Roman veröffentlicht, und sie gewann sogar einen Preis. Diane gab ihren Beruf auf, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen, und hat damit die Erfüllung ihres Lebenstraums erreicht.

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1. KAPITEL

London, Juli 1817

Vauxhall Gardens war nicht der Ort, den Jameson Flynn für abendliche Zerstreuungen wählen würde, hätte sein Dienstherr, der Marquess of Tannerton, seine Begleitung nicht erwünscht.

Der beliebte Londoner Vergnügungspark mit seinen Nachbildungen griechischer Tempel und chinesischer Pagoden aus Holz und Pappmaschee übte auf Flynn keinerlei Reiz aus. Auch die Besucher erschienen ihm gekünstelt und unecht, denn viele trugen Masken vor dem Gesicht, um ihre Identität zu verbergen. Niemand wollte sich zu erkennen geben, ob Herren von Rang und Reichtum oder einfaches Volk und Damen von zweifelhaftem Ruf.

„Nehmen Sie noch etwas Schinken.“ Tannerton reichte ihm die Platte mit hauchdünn geschnittenen Schinkenscheiben, eine von Vauxhalls Spezialitäten.

Der steinreiche Tanner – wie der Marquess sich gerne nennen ließ – aß mit Appetit, als diniere er in Carlton House und nicht in einem zugigen Separee unter den Arkaden. Flynn lehnte dankend ab und nippte an einem Glas Arrak, eine zu Kopf steigende Mixtur aus Zuckerrohrschnaps, Palmwein und Gewürzen, deren Wirkung den Reiz des Vergnügungsparks in seinen Augen nur geringfügig erhöhte. Es war nichts Ungewöhnliches, dass der Marquess seine Gesellschaft suchte, wobei Flynn sich keinen falschen Illusionen hingab. Er war Tanners Sekretär, nicht sein Freund.

Ein Außenstehender hätte allerdings Mühe gehabt, zu erkennen, welcher der beiden Herren der Aristokrat war. Flynn legte großen Wert auf seine äußere Erscheinung. Er trug sein dunkelbraunes Haar stets wohlfrisiert; schwarzer Gehrock und eng anliegende Pantalons waren von tadellosem Sitz. Tanner, einige Jahre älter und dunkelblond, nahm es weniger genau mit seinem Erscheinungsbild und machte meist den Eindruck, als sei er gerade vom Pferd gestiegen.

Flynn stellte das Glas auf den Tisch. „Sie wünschten meine Begleitung gewiss nicht ohne Grund, Sir. Wann darf ich Genaueres erfahren?“

Schmunzelnd griff Tanner in die Innentasche seines Gehrocks, zog einen Zettel hervor und reichte ihn Flynn. „Werfen Sie einen Blick darauf.“

Es handelte sich um ein Programmheft, das einen Liederabend mit Orchesterbegleitung ankündigte. Die Sängerin, eine gewisse Miss Rose O’Keefe, war der neue Stern in Vauxhall Gardens.

Flynn hätte es wissen müssen. Eine Frau.

Nachdem Tanners Mission in Brüssel erfolgreich abgeschlossen war, hatte er sein gewohntes Leben in London wieder aufgenommen, das vorwiegend darin bestand, sich seichten Zerstreuungen zu widmen, dem Pferdesport, durchzechten Nächte am Spieltisch und natürlich schönen Frauen. Kaum eine von ihnen hätte dem reichen, blendend aussehenden Aristokraten ihre Gunst verweigert. Zudem eilte Tanner der Ruf voraus, seine Geliebten zu verwöhnen und nicht mit kostbaren Geschenken zu geizen. Wenn sein Interesse schwand, was unweigerlich irgendwann eintraf, konnte die jeweilige Dame sich mit einer stattlichen Abfindung über den Verlust ihres spendablen Gönners hinwegtrösten. Tanner hatte also freie Wahl im reichen Angebot von Schauspielerinnen, Tänzerinnen und Opernsängerinnen.

„Ich tappe immer noch im Dunklen, nehme aber an, dass Ihr Interesse dieser Miss O’Keefe gilt. Allerdings ist mir nicht klar, wozu Sie mich brauchen.“ Wenn es um Tanners Frauen ging, bestanden Flynns Aufgaben darin, Verhandlungen mit der jeweiligen Angebeteten zu führen, finanzielle Details zu regeln und der Dame am Ende einen Abschiedsbrief zu überreichen, da Tanner hysterische Weinkrämpfe hasste.

Tanners Augen blitzten schalkhaft. „Sie werden mir helfen, die junge Dame zu erobern.“

Flynn verschluckte sich beinahe an seinem Arrak. „Ich? Seit wann brauchen Sie meine Unterstützung in Herzensangelegenheiten?“

Tanner beugte sich vor. „Diese Frau ist etwas ganz Besonderes. Bis vor Kurzem hatte noch kein Mensch von ihr gehört. Eines Abends stand sie plötzlich auf der Bühne, sang irische Lieder und verschwand anschließend auf geheimnisvolle Weise. Niemand weiß, woher sie kommt, wer sie ist. Jedenfalls scheint sie keine leichte Eroberung zu sein.“

Flynn bedachte seinen Dienstherrn mit einem skeptischen Blick.

Tanner redete unbeirrt weiter. „Pomroy und ich hörten sie vor zwei Abenden. Eine hinreißende Stimme. So etwas haben Sie noch nie erlebt, Flynn. Ich muss die Kleine kennenlernen.“ Stirnrunzelnd nahm er einen tiefen Schluck. „Leider bewacht ihr Vater sie wie ein Schießhund. Ich schaffte es nicht einmal, ihm meine Karte zu geben. Nach dem Auftritt seiner Tochter wurde er von Scharen ihrer Verehrer bestürmt.“

Flynn konnte sich kaum vorstellen, dass der Marquess sich durch eine schubsende Menge aufgeregter junger Männer drängelte, um einer Vauxhall-Sängerin seine Aufwartung zu machen.„Aber wie kann ich Ihnen behilflich sein?“

„Sie finden einen Weg, wie Sie an den Vater herankommen, und führen die Verhandlungen für mich.“ Er nickte zufrieden. „Sie sind der geborene Diplomat, eine Gabe, die mir, wie Sie wissen, vollständig fehlt.“

Nach Flynns Ansicht bestanden die Verhandlungen lediglich darin, eine stattliche Summe zu nennen, und die Dame würde dem Charme des Marquess erliegen, allerdings hütete er sich, diese Meinung zu äußern. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass er den Vermittler spielte, bisher war er jedoch immer erst nach Tanners ersten Schritten in Aktion getreten. Solche Gespräche unterschieden sich nur unwesentlich von Tanners geschäftlichen Verhandlungen. Flynn handelte die Konditionen aus, legte Termine fest und formulierte die Abschlussklausel. Und der Marquess frönte dem Vergnügen.

Die Orchesterklänge, die aus der Ferne zu den Arkaden herüberwehten, verstummten. Tanner zog seine goldene Taschenuhr. „Ich glaube, es ist Zeit für ihren Auftritt. Wir müssen uns beeilen.“

Flynn folgte seinem Dienstherrn, der mit langen Schritten der Rotunde zustrebte, an deren Stirnseite das Orchester auf einem Podium platziert war. Tanner drängte sich vor, um freien Blick auf die Bühne zu erhalten. Er war aufgeregt wie ein kleiner Junge vor dem Aufstieg eines Heißluftballons.

Die Musik setzte ein und spielte eine Melodie, die Flynn vertraut war, und dann trat Miss O’Keefe unter Applaus und Jubelrufen vor das Orchester und begann zu singen:

When, like the dawning day

Eileen Aroon

Love sends her early ray …

Ihre kristallklare Stimme schwang sich empor, erfüllte die laue Sommernacht, und das Publikum lauschte in andächtigem Schweigen. Flynn hob den Blick zur Bühne, und die Lichter der bunten Lampions, die das Podium bekränzten und in den Ästen der Bäume hingen, verschwammen vor seinen Augen. Er sah nur die schlanke Frauengestalt in einem dunkelroten Kleid, das in der leichten Brise flatterte.

Ihr Haar, dunkel wie der Nachthimmel, bildete einen dramatischen Kontrast zu ihrer hellen Haut, geheimnisvoll schimmernd wie Seide. Ihr Mund, im Gesang geöffnet, leuchtete rosig wie der Kelch einer Sommerrose.

Das also war Rose O’Keefe, Vauxhalls neuester Stern. Sie erschien ihm wie eine Traumgestalt, eine Märchenfee, die ihre schlanken hellen Arme ausbreitete, als wolle sie ihr Publikum umarmen.

Were she no longer true

Eileen Aroon

What would her lover do …

Flynn schluckte gegen den Knoten an, der ihm unvermutet die Kehle zuschnürte. Das irische Liebeslied „Eileen Aroon“, das die Sängerin mit einer leicht angedeuteten irischen Modulation vortrug, löste eine Flut von Gefühlen in ihm aus, wie er sie seit Jahren nicht verspürt hatte. Er kniff die Augen zusammen, und das Bild seiner Mutter stieg in ihm auf, die auf dem alten Pianoforte spielte, daneben stand sein Vater mit den Geschwistern. Er glaubte beinahe, den volltönenden Bariton seines Vaters zu hören, der sich harmonisch mit dem süßen Sopran seiner Schwester Kathleen vereinte. Und ihm war, als rieche er die feuchte Erde, die würzige Luft, das grüne Gras der Heimat.

Seit er vor zehn Jahren nach Oxford gegangen war, den Kopf voller ehrgeiziger Zukunftspläne, hatte er Irland nicht wiedergesehen. Und diese Verführerin mit ihrem Sirenengesang weckte nicht nur seine Sinnlichkeit, sondern auch eine schmerzliche Sehnsucht nach Abenden voller Lachen und Gesang im Kreise seiner Familie.

„Habe ich zu viel versprochen? Ist sie nicht fabelhaft?“ Tanner schlug ihm auf die Schulter.

Flynn blickte wieder zur Bühne. „Sie ist außergewöhnlich.“

Tanners unverhohlene Bewunderung für Rose O’Keefe spiegelte sich in seiner Miene. Flynn gab sich Mühe, seine Begeisterung weniger deutlich zu zeigen, obwohl seine Faszination mit jedem ihrer Lieder glühender brannte.

Mit ihrem Gesang rief diese junge Frau ihm alles in Erinnerung, was er in Irland zurückgelassen hatte. Plötzlich machte er sich Vorwürfe, die monatlichen Briefe seiner Mutter nicht öfter als dreimal im Jahr zu beantworten. Er sehnte sich schmerzlich danach, seine Eltern in die Arme zu schließen, mit seinen Brüdern Ringkämpfe auszutragen, seine Schwestern zu necken. Wie lang war es eigentlich her, dass er laut gelacht hatte? Eine Frau in den Armen gehalten hatte? Wann hatte er „Eileen Aroon“ zuletzt gesungen?

Ehrgeizige Zukunftspläne hatten ihn frühzeitig zum Mann reifen lassen, ihn seiner Jugend entfremdet. Seit sechs Jahren war er der Sekretär des Marquess, wobei diese Stellung lediglich eine Sprosse auf seiner Karriereleiter sein sollte. Denn...



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