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E-Book, Deutsch, 592 Seiten

Geerken Leicht beieinander

found footage memorabilia spule zwei
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7526-1481-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

found footage memorabilia spule zwei

E-Book, Deutsch, 592 Seiten

ISBN: 978-3-7526-1481-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Hier ist die Fortsetzung einer Autobiographie. Es ist die von anderen angestachelte, heraufbeschworene Entfaltung eines Ichs, bei der es in erster Linie nicht auf die geschilderten Sachverhalte ankommt, sondern das eigentlich Berichtens Werte findet im Als-ob, im ungefähr, im In-Between statt. Das Buch argumentiert mit begriffen, für die es oft noch keine annehmbaren Regeln gibt, & die vergangenen & zukünftigen Bilder weisen auf die Denkweisen einer Gesellschaft hin, die weitab vom hier ist. Die dabei entstehende Ästhetik (was dies auch immer sei) ist das denkbar größte Risiko, & der Leser muss immer wieder innehalten, um sich neu zu orientieren.

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ich freue mich sehrstens auf später. wo die wolken tiefer liegen, sind die tropfen grösser. die indienreise mit dem motorrad liegt noch in weiter ferne. da hartmut etwa 8 semester, das sind 4 jahre, studieren wird & während des studiums kaum abkommen kann, hat das problem noch zeit. hartmut ist von münchen am montag nacht zurückgekommen. es sei pfundig gewesen! (lina in einem brief) im alter von dreizehn oder vierzehn jahren bekam ich von meiner tante athene aus usa einen ‚view master‘ geschenkt. dies war ein dreidimensinales durchguckgerät für das es runde pappscheiben mit kleinen farbfotos aus allen möglichen wissensgebieten gab. man schob sie vorne in das gerät hinein & konnte die bilder durch einen hebeldruck weitertransportieren. gary cooper, angeberisch auf dem pferd sitzend, ist mir heute in peinlicher erinnerung. nicht so die bilder vom yosemite national park mit den riesigen mammutbäumen, durch deren stamm die amerikaner sogar mit dem auto durchfahren konnten. was ist ein gemeinsamer orgasmus anderes als eine konzertierte atemnot. das goethe-institut war für mich die angenehmste und interessanteste möglichkeit des broterwerbs, auch wenn ich oft bei konservativen kollegen mit gegenwind zu kämpfen hatte. die bezahlung war nicht schlecht. nach einer grundausbildung zum dozenten für deutsch als fremdsprache in deutschland, habe ich mich nach kairo beworben, da ich nach einem studium der islamwissenschaft etwas von der landessprache arabisch wusste. ich war dort zuerst im sprachunterricht tätig, leitete dann die sprachabteilung mit etwa 40 lehrern und 2000 studenten. während dieser zeit habe ich mich immer mehr auch im kulturbereich engagiert, gründete zusammen mit einem ägypter und einem tschechen die „cairo jazz band“ und leitete das von mir gegründete „cairo free jazz ensemble“ und die „gruppe nil“, eine viele jahre existierende gruppe von experimentell deutsch schreibenden ägyptern, die sich besonders der konkreten poesie und ähnlichen literaturformen verbunden fühlten. alle meine unterlagen der „gruppe nil“, samt den arbeiten der studenten, liegen heute im archiv der universität cambridge/uk. ich erkenne dich & habe das glück, von dir erkannt zu sein. gunther hört mit & holt frau mösenlechners fiktive annalen aus dem regal. bevor ich die gesammelten werke von shakespeare, gottfried keller, knut hamsun u. a. aus platzmangel, unverkäuflichkeit & zur wärmeerzeugung in meinem zimmerofen verbrenne, hole ich aus jedem der einzelbände (ausser denen von hamsun) aus respekt ein zufälliges zitat heraus & setze es zwischen meine eigenen zeilen. diese zitate sind dann nur über den index der namen auffindbar. die asche kommt sowieso auf meinen tempel, den kompost, & wird später dafür sorgen, dass das gemüse aussergewöhnlich spriesst & im gedenken daran mit einem gewissen literarischen goût verzehrt werden kann. man hat im norden seltsame bräuche. so wie die munteren eichen den finstren tannen & linden weichen mussten, so wird auch der mensch finster. günter eichs gedicht inventur war für mich in der zeit der jensvorlesungen ein wichtiges stück literatur. der text ist deckungsgleich eine lyrische klarheit gepaart mit einer absolut präzisen form. jannis kounellis hatte anfang der 80er jahre in der ehemaligen grossen eishalle einer athener bierbrauerei eine ausstellung. an einer wand standen männliche puppen in menschenformat , ihr gesicht der wand zugewandt. ich besuchte die ausstellung zusammen mit meinem boss öhler, um dort den künstler zu treffen, der aber noch nicht eingetroffen war. da ich dringend pissen musste, stellte ich mich spontan zwischen die männlichen puppen & pisste an die wand. der urin lief zwischen meinen schuhen durch richtung hallenmitte. kounellis kam, sah den neuen akzent in seiner ausstellung & sagte lachend: poli kala! sie eröffnen den juden alsdann, dass sie festgenommen sind, um abgeschoben zu werden, wobei darauf hinzuweisen ist, dass sie in zwei stunden abmarschbereit sein müssen. für diese fehlkonstruktion mensch, genannt ‚krone der schöpfung‘, wollte ich, wenn ich sein schöpfer wäre, nicht verantwortlich sein. die zwiebeln gegossen. die roten beete gegossen. schnittlauch, petersilie & gartenkresse gegossen. mangold gegossen. spinat gegossen. lollo rosso gegossen. den löwenzahn nicht gegossen. aber die gesäten rettiche & die schon fast reifen radieschen gegossen. auch die drei rhabarberstauden & die rosen, vor allem die aus dem garten von hannah höch, gegossen. die schwertlilien von wilhelm waiblingers römischem grab nicht gegossen. auch den guten heinrich nicht gegossen. sigis oberschenkel genossen. manche wesen brauchen nicht so viel wasser. die verblühten tulpen abgeschnitten & kompostiert. den eingelegten ochsenschwanz auf kleine flamme gestellt & den kartoffelsalat vorbereitet. das frühstück gerichtet mit vier weichen eiern, weissem käse, marmelade, brot, kakao. im garten gefrühstückt. über früchte & blüten der walnuss gelesen. den kartoffelsalat angemacht. zwölf uhr neun&vierzig. der duft vom ochsenschwanz im haus. du musst das nicht übel nehmen, es soll nicht der leiseste sein. die vertrockneten zigarettendicken stengel der waldrebe haben wir nach dem krieg geraucht. man nannte dieses rauchwerk „judenstengel“. wie fürchterlich ehrlich diese namensgeber doch waren! minderwertiges rauchwerk, das durch den kamin ging, wurde offen mit juden in verbindung gebracht. das hölzerne fensterkreuz in meinem blickfeld auf den see hinaus sagt mir, wie eindeutig ich in einem innern bin. jawohl, das mädchen, das islamkunde studiert, ist sigi. woher kennst du die eigentlich? hab ich dir mal was geschrieben? das ist klar, dass unsere indienreise nicht aufgehoben ist! was denkst du, wie ich mich darauf freue! ich sitze manchmal vor den strassenkarten & fahre die strecke mit dem finger nach! gibt es in usa vielleicht irgendwo strassenkarten von persien & afghanistan? hier ist es ziemlich schwierig, welche aufzutreiben. (hartmut an bruder horst) mein leserbrief vom 11. juli 2008 an die faz zum artikel ‚schwere stunde für die deutsche schillergesellschaft‘: „noch ganz warm ist die wut über die kälte des marbacher literaturmuseums der moderne. es blickt einer zurück in hundert jahren & sagt: wie kalt müssen diese menschen gewesen sein, & der ich, grade noch unter schock stehend, herausgekommen bin, in jetztzeit, sage: wie primitiv muss es um die gehirne der planer bestellt sein. eine geisterbahn im lichtchaos innen, ein nazibau aussen, ein betonsarg für die sinnlichste der künste, die poesie. hier wird literatur geschlachtet, vitrine um vitrine, ein grossschlachtbetrieb. wenn papiere nur schreien könnten als protestierender lärm zur tortur dieser geisterbahn. ein eindrucksvolles beispiel der kapitalvernichtung. ein wärter am empfang, der meint es sei alles herrlich & in ordnung, gut infiltriert von den vernichtern des menschlichen. überall immer wieder diese widerwärtig willigen vollstrecker. diese scheinheiligen statements über flaches papier: wände, räume, temperatur, luftfeuchtigkeit. nicht mehr literatur verbindet die papiere mit den menschen, sondern elektronik, dummes gewäsch zu dummer präsentation. was wäre ein architektonisches gebilde von finsterlin, taut, hilberseimer, goesch, poelzig, mendelsohn oder olbrich! die schillerhöhe würde glänzen im namen hölderlins. jetzt dämmert sie dahin & dümpelt im namen stefan georges & ernst jüngers.“ – soweit ich weiss, nicht abgedruckt! jeder grammatikalisch richtige satz ist von natur aus eine lüge, denn jeder buchstabe der wörter birgt in seinem innen hochkomplexe widersprüche in formaler & inhaltlicher hinsicht. ich esse niemals kaninchenfleisch! erklärte soulis lauthals. auf die frage, warum? sagte er, er habe einmal gesehen, wie ein kaninchen eine ratte...



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