Graneß | Das menschliche Minimum | Buch | 978-3-593-39395-7 | sack.de

Buch, Deutsch, 381 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 141 mm x 216 mm, Gewicht: 509 g

Graneß

Das menschliche Minimum

Globale Gerechtigkeit aus afrikanischer Sicht: Henry Odera Oruka

Buch, Deutsch, 381 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 141 mm x 216 mm, Gewicht: 509 g

ISBN: 978-3-593-39395-7
Verlag: Campus Verlag GmbH


Globale Gerechtigkeit ist in der heutigen Philosophie ein zentrales Thema. Allerdings werden in der bisherigen Diskussion nicht westliche Ansätze kaum berücksichtigt. Anke Graneß zeigt am Beispiel des kenianischen Philosophen Henry Odera Oruka, wie wichtig eine interkulturelle Öffnung des Diskurses ist. Für Odera Oruka steht die Sicherung eines menschlichen Minimums an erster Stelle – vor jeglichen Freiheitsrechten, dem Recht auf Eigentum oder der nationalen Souveränität. Er vertritt damit eine Theorie, die gerade in den 'philosophischen Randgebieten', also in Afrika, Lateinamerika und den arabischen Ländern, angesichts der dortigen Armut von großer Bedeutung ist. Die Autorin öffnet in diesem Buch den Gerechtigkeitsdiskurs für eine Perspektive, die der Sicherung körperlicher Bedürfnisse Priorität einräumt und damit zentrale Fragen der Debatte neu stellt.
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Weitere Infos & Material


InhaltEinleitung91.Überlegungen zur interkulturellen Philosophie181.1.Vorbemerkungen 181.2.Kultur und Philosophie - Versuch einer Begriffsbestimmung221.2.1.Kultur 221.2.2.Philosophie 331.3.Was ist interkulturelle Philosophie? 392.Hauptströmungen und Diskussionen der Philosophie in Afrika472.1.Einleitung 472.2.Die Négritude 502.3.Ethnophilosophie 572.4.Kritik an der Ethnophilosophie 612.5.Das Projekt der Weisheitsphilosophie 672.6.Philosophie in Afrika am Beginn eines neuen Jahrtausends 683.Die Philosophie Odera Orukas713.1.Biographische Notiz 713.2.Schwerpunkte seiner Philosophie 723.3.Weisheitsphilosophie 753.4.Der Philosophiebegriff Odera Orukas 954.Odera Orukas Ethik 984.1.Globale Gerechtigkeit 1004.2.Der Begriff der Person 1174.3.Versuch einer näheren Bestimmung des "menschlichen Minimums" 1264.4."Parental Earth Ethics" 1365.Was ist Gerechtigkeit?1455.1.Der Begriff der Gerechtigkeit in der Geschichte der europäischen Philosophie 1455.2.John Rawls' Theorie der Gerechtigkeit 1515.3.Die Frage der Priorität von Grundfreiheiten oder Existenzminimum1575.3.1.Odera Oruka und John Rawls 1575.3.2.Die Ethik der Befreiung von Enrique Dussel 1735.3.3.Amartya Sen und die Wohlfahrtsökonomie 1906.Kritik am Konzept der Verteilungsgerechtigkeit 1996.1.Otfried Höffe: Tausch statt Verteilung 2006.2.Karl Marx: Was ist "gerechte" Verteilung? 2146.3.Nachtrag: Odera Oruka und Karl Marx 2497.Ein Prinzip der Gerechtigkeit jenseits von Verteilung?2567.1.Philosophische Ansätze (Steinvorth, Kersting, Pogge) 2567.2.Das bedingungslose Grundeinkommen 2877.3.Zusammenfassung3258.Ist "Entwicklungshilfe" moralisch zu rechtfertigen? 3298.1.Entwicklungshilfe oder -zusammenarbeit? 3338.2.Philosophische Positionen zur Entwicklungshilfe 3379.Was leistet Odera Orukas Gerechtigkeitsbegriff? Eine Zusammenfassung 35210.Literatur 366


Armut ist ein existentielles Phänomen, das uns auf den Straßen Wiens und Berlins ebenso begegnet wie in Lagos, Kairo, Mexiko-City, Rio de Janeiro oder New York. Es ist, so scheint es, ein weltumspannendes Phänomen, ja man möchte fast sagen ein allgemein menschliches, das in seiner schärfsten Form in den Entwicklungsländern zu finden ist. Aber auch in den reichen Industrienationen ist es präsent. Nicht umsonst hat die Europäische Union das Jahr 2010 zum Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung ernannt. Die Europäische Union ist eine der reichsten Gegenden der Welt. Nichtsdestotrotz haben 17 Prozent der Europäer nicht genügend Mittel, um sich ihre grundlegendsten Bedürfnisse zu erfüllen. Insofern sprechen internationale Organisationen zu Recht von einem Weltarmuts- und Welthungerproblem. Laut FAO litten im Jahr 2009 über eine Milliarde Menschen an Unterernährung und Hunger.Dabei ist Armut kein rein wirtschaftliches Problem, mit dem sich ausschließlich Ökonomen und Soziologen beschäftigen müssen. Armut geht für die betroffenen Individuen an die Existenz: im extremsten Fall führt sie an die Grenze zwischen Sein und Nichtsein - immer jedoch deutet sie auf die Frage nach der Bestimmung dessen, was den Menschen als Menschen ausmacht. Umso erstaunlicher ist es, dass dieses existentielle Phänomen in der Philosophie bisher kaum behandelt wird oder zumindest ein Randdasein fristet.Armut ist dabei nicht nur ein individuelles, existenzielles Problem für den Betroffenen. Es handelt sich vielmehr um ein gesellschaftliches Problem, denn Armut stellt die Möglichkeit des Zusammenhalts menschlicher Gemeinschaften auf die Probe. Armut führt zur Frage nach den Voraussetzungen menschlicher Gemeinschaft und nach den Bedingungen der Möglichkeit moralischen Handelns. Darf der Verhungernde stehlen (oder gegen andere moralische Regeln der Gemeinschaft verstoßen), um sein Leben zu retten? Ist der Verhungernde überhaupt noch Mitglied einer ethischen Gemeinschaft und für sein Handeln verantwortlich? Ist der Verhungernde, der mit dem schieren Überleben kämpft, überhaupt noch ein moralisch Handelnder?Armut zielt mit diesen Fragen offensichtlich in das Herz philosophisch-ethischer Problemstellungen: Was ist die Voraussetzung ethischen Handelns? Was soll ich tun? Was ist der Mensch?Erfreulicherweise sind auf dem Gebiet der Armutsforschung auch in philosophischer Hinsicht in den letzten Jahren wichtige Beiträge geleistet worden, zum Beispiel von Amartya Sen und Martha Nussbaum, Thomas Pogge oder Enrique Dussel.Allerdings hat ein afrikanischer Philosoph die Bedeutung philosophi-scher Reflexion auf das Armutsproblem bereits 1981 zu einem Hauptthema seiner Arbeiten gemacht: Henry Odera Oruka. Als Philosoph aus Kenia, und damit in einer in jeder Hinsicht marginalisierten Position (als Philosoph - Philosophie gilt vielen ja als "Orchideenfach" - und als Afrikaner), sind seine Arbeiten zu dieser Thematik bis heute weitgehend unreflektiert geblieben - und zwar ganz zu unrecht, wie dieses Buch zeigen wird.Odera Oruka (1944-1995), der im deutschsprachigen Raum noch so gut wie unbekannt ist, ist bis heute einer der einflussreichsten und am meisten rezipierten Philosophen Afrikas. Seine philosophischen Arbeiten stechen durch zwei Merkmale besonders hervor: Sie sind zum einen geprägt durch eine erfrischende Radikalität und zum anderen durch eine besondere Nähe zur Lebensrealität der Menschen. Fragen, die ihn zu philosophischer Auseinandersetzung angespornt haben, waren stets diejenigen, die aufs engste mit praktischen Fragen seiner Landsleute und deren Lebensbedingungen verknüpft waren: Fragen nach Freiheit und Unabhängigkeit in einer postkolonialen Welt, nach Werten und Leitlinien in eben dieser Welt, Fragen nach Demokratie und Menschenrechten in den afrikanischen Ländern, Fragen nach der moralischen Legitimität von Entwicklungshilfe, Fragen nach dem Schutz der Umwelt und die Frage nach sozialer Gerechtigkeit. Immer wieder mündete


Graneß, Anke
Anke Graneß ist Chefredakteurin der Zeitschrift Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren und lehrt an der Universität Wien.

Anke Graneß ist Chefredakteurin der Zeitschrift Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren und lehrt an der Universität Wien.


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