Guth | Maddrax - Folge 419 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 419, 64 Seiten

Reihe: Maddrax

Guth Maddrax - Folge 419

Das Schwarze Haus
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7325-2485-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Schwarze Haus

E-Book, Deutsch, Band 419, 64 Seiten

Reihe: Maddrax

ISBN: 978-3-7325-2485-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eine Kooperation mit Professor Dr. Jacob Smythe - kann das funktionieren? Solange er sich nicht an seine Vergangenheit auf der Erde und seine Feindschaft zu Matthew Drax erinnert - durchaus. Schließlich ist er dabei, sich in der Hierarchie Binaars ganz nach oben zu kämpfen. Er könnte das Ticket zum Ringplaneten für Matt und Aruula werden...
... wenn er tatsächlich seine Erinnerungen verloren hätte. Die beiden ahnen nicht, dass Smythe ein grausames Spiel mit ihnen plant. Ein Spiel, das zwar auf Binaar ausgetragen werden soll - aber in einer holografischen Welt, die ihnen im ersten Augenblick vertraut scheint, aber ganz anders ist...

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Kea/Log warf sich herum und rannte weiter. Er musste Zeit gewinnen – Zeit, um seine Energiespeicher wieder aufzuladen. Wie bei den Monden war er nur in diese verzweifelte Lage geraten?

Noch vor einer Rotation war er auf dem besten Weg gewesen, die Spitze in der Hierarchie von Binaar zu erreichen. Er hatte den Gipfel der Macht fast erklommen, so gut wie alle Konkurrenten aus dem Weg geräumt. Und nun war er hier und kämpfte um seine Existenz wie ein Nagetier auf der Flucht vor dem Fressfeind.

Schon wieder tauchte aus dem Zwielicht eine glatte Mauer vor ihm auf. Er hörte die Humanoiden jubeln, änderte erneut die Richtung und rannte an der Mauer entlang. Fünf Seiten besaß die seltsame Arena, in der er gefangen war, doch eine Tür hatte er bislang noch nicht entdeckt. Zwar gab es im unteren Bereich Fenster, doch die waren zugemauert.

Kea/Log legte den Kopf in den Nacken und suchte die Wände im oberen Bereich nach einem Ausweg ab. Sie waren von einer Brüstung begrenzt. Dicht an dicht drängten sich die seltsamen Humanoiden, um ihm bei seinem Kampf zuzusehen. Obwohl sie definitiv lebende Bios waren, wirkten sie wie tot, und auch seine Positronik sendete ihm verwirrende Signale – vielleicht war auch sie beim Aufprall beschädigt worden. Doch was auch immer diese Wesen waren: Von ihnen hatte er keine Hilfe zu erwarten. Sie hatten ihn schließlich von der Mauer gestoßen.

Beim Aufprall in der Arena war die Mechanik seines vorderen linken Armes in Mitleidenschaft gezogen worden, sodass er bei weit ausholenden Bewegungen leise knirschte. Doch noch schaffte es die Positronik, den Defekt zu kompensieren.

Die Arena erbebte, als einer der Achtbeiner vor ihm gegen die Mauer prallte und ihm so den Weg abschnitt. Die trockene Erde der Arena wurde aufgewirbelt und der leichte Staubschleier gab der Szene etwas Unwirkliches. Kea/Logs Optik erfasste zwei schwarze Kauscheren, die bedrohlich klackten. Ein Tropfen grünlichen Sekrets fiel zu Boden und zischte leise. Augen nahm Kea/Log hingegen keine wahr – ungewöhnlich für Bios.

Kurz blieb der Cyborg stehen, berechnete die Optionen, die ihm blieben. Ein Achtbeiner näherte sich von hinten, der Dritte vom Zentrum der Arena aus. Sie hatten ihn in die Enge getrieben.

Doch Kea/Log hatte es auf Binaar nicht so weit nach oben geschafft, um jetzt einfach aufzugeben. Er duckte sich und wartete ab, berechnete den richtigen Zeitpunkt und nutzte die kostbaren Ticks, um Energie zu sammeln. Dann stieß er sich ab und schoss zwischen den Beinen der sich seitlich nähernden Kreatur hindurch auf die Mitte der Arena zu. Die Positronik hatte eine mögliche Waffe ausfindig gemacht.

Üblicherweise benutzte Kea/Log keine Waffen – er verließ sich auf seine Untergebenen, was körperliche Konfrontationen anging. Doch im Zweifelsfall waren seine sechs Arme stark genug, um es mit fast jedem Gegner aufzunehmen. Die Achtbeiner jedoch reagierten instinktiv auf ihn, und sie waren zu dritt.

Er hatte die Stelle erreicht. Eine rostige Stange aus Metall steckte im erdigen Untergrund; an ihrem Ende flatterte ein Stück Stoff. Das Muster darauf zeigte weiße und rote Streifen und Sterne auf blauem Grund. Kea/Log packte die Stange mit drei Händen, zog sie mit einem Ruck aus dem Boden und wandte sich um. Die augenlosen Achtbeiner waren ihm gefolgt – vielleicht orientierten sie sich durch Vibrationen oder akustische Wahrnehmung. Sie umkreisten ihn langsam, blieben dann stehen.

Einige Augenblicke vergingen, in denen sich Kea/Log nicht rührte und die Achtbeiner beobachtete. Sie wiegten sich langsam vor uns zurück. Vielleicht wussten sie nun, da er stillstand, nicht mehr, wo er war.

Das Lärmen der Humanoiden erstarb, gespannte Stille herrschte plötzlich. Dann bewegten sich die Bios und Kea/Log gleichzeitig. Die Achtbeiner stürmten auf den Cyborg zu, der zur Seite wirbelte und mit der rostigen Stange nach einem der Wesen stach. Er erwischte den pelzigen runden Körper an der Seite.

Das Wesen kreischte auf und schnappte gleichzeitig nach Kea/Log. Der wich vor den Zangen zurück, musste jedoch die Stange loslassen, die im Körper der Kreatur stecken blieb. Die Optik zeigte eine Bewegung rechts hinter ihm an. Sein Kopf rotierte.

Der zweite Achtbeiner war heran und spuckte die grünliche Flüssigkeit nach ihm. Der Strahl schoss um Haaresbreite an seinem Kopf vorbei. Für olfaktorische Wahrnehmungen war seine Positronik nicht ausgelegt, ebenso wenig wie für Abscheu – dennoch war Kea/Log klar, dass er mit dieser Flüssigkeit auf keinen Fall in Kontakt kommen sollte.

Er machte einen Satz zur Seite, um weiteren Angriffen zu entgehen. Dabei blieb er mit einem Bein in dem Stofffetzen am Ende seines improvisierten Speers hängen. Er stolperte und fiel rückwärts zu Boden.

Der verletzte Achtbeiner hatte sich ihm währenddessen wieder genähert. Ehe Kea/Log sich aufrichten konnte, traf ein dickflüssiger Schwall des giftgrünen Sekrets sein Bein.

Cyborgs waren entgegen allgemeiner Vermutung durchaus in der Lage, Schmerz zu empfinden – vor allem, wenn ihre organischen Komponenten betroffen waren. Das, was nun mit Kea/Logs Bein geschah, reichte aus, sein Gehirn mit einem enormen Fluss an chemischen Botenstoffen zu fluten, die ihm eines deutlich machten: Was mit seinem Gewebe geschah, war unfassbar qualvoll. Kea/Log beobachtete, die das Sekret innerhalb von Ticks die Bioschicht zerfraß und dann auch die Robotik zu zersetzen begann. Zwischen grünen Blasen tauchten Metallstücke auf, die sich fast sofort auflösten.

Er wollte aufspringen, doch schon gehorchte das Bein seinen Befehlen nicht mehr. Stattdessen fiel er nun vollends auf den Rücken.

Die Humanoiden jubelten. Kea/Log blinzelte zur Brüstung hinauf – und erstarrte. Dort oben, zwischen den ausgemergelten Körpern der Humanoiden, stach eine Gestalt deutlich hervor. Breitbeinig stand der Kerl da, die Arme vor der Brust verschränkt, ein zufriedenes Grinsen im Gesicht.

Es war der Emporkömmling! Jacob Smythe! Kea/Logs Positronik lief auf Hochtouren. Wie kam der Roboter hierher? Steckte er hinter all dem?

Smythe begann zu lachen. Das war das Letzte, was Kea/Log sah, ehe ein Säurestrahl sein Gesicht traf und zuerst seine Optik und dann seine Positronik auslöschte.

„Smythe!“, entfuhr es Matt. Er konnte nicht verhindern, dass das einzelne Wort wie ein Fluch klang. Nicht unbedingt der beste Weg, um eine Kommunikation zu beginnen. Doch dass er hier auf einem fremden Mond plötzlich seinem alten Erzfeind gegenüber stand, kam unerwartet.

Dabei setzte er seine Hoffnung darauf, dass es dem Smythe-Roboter so ergangen war wie allen, die durch das Wurmloch nach Terminus, Binaar oder sonst wohin entführt worden waren: dass man seine Erinnerungen an seine frühere Existenz gelöscht hatte – und damit auch das Wissen um ihre alte Feindschaft. Im Gegensatz zu Matt und Aruula, die dank der Hydree auf Aquus mittlerweile ihr Gedächtnis an das Leben auf der Erde zurückerlangt hatten.1)

Sein Blick auf Aruula zeigte, dass sie ebenso angespannt war wie er: Sie hatte wie zufällig die Hand auf den Griff ihres Säbels gelegt.

Doch ihre Sorgen schienen unbegründet: Der Roboter, der zumindest äußerlich Matts altem Rivalen bis aufs Haar glich, betrachtete ihn und Aruula mit einem gleichgültigen, emotionslosen Gesichtsausdruck. Nichts an ihm verriet den Hass, mit dem er Matt auf der Erde stets begegnet war. Er legte den Kopf leicht schief, wie um dem Wort nachzulauschen. Nach einer kurzen Pause fragte er: „Smythe? Ist das mein Name?“

Matt und Aruula wechselten einen schnellen Blick. Ihre Hoffnung schien sich zu bestätigen: Jacob Smythes Gedächtnis war gelöscht oder zumindest blockiert worden. Das musste bei elektronischen Gehirnen wohl noch einfacher sein als bei biologischen – und vielleicht nicht einmal mehr reversibel.

„Das war früher Ihr Name“, sagte Matt zögernd. „Jacob Smythe. Wissen Sie das nicht mehr?“

„Jacob Smythe“, wiederholte der Roboter ausdruckslos. Er schwieg einige Sekunden. Vielleicht überprüfte er gespeicherte Daten. „Nein, das sagt mir nichts.“

Aruulas Anspannung ließ sichtbar nach, und auch Matt fühlte, dass ihm eine unsichtbare Last von den Schultern fiel. Mit Sicherheit vereinfachte dieser Umstand die anstehenden Verhandlungen. Trotzdem blieb er wachsam und nahm sich die Zeit, Smythe genauer zu betrachten.

Der ehemalige Wissenschafter, dessen wahnsinniger Geist von den Schwarzen Philosophen in das positronische Gehirn dieses Roboters transferiert worden war, machte einen ungewohnten Eindruck. Er trug einen blauen Anzug mit orangefarbenem Muster. Das sah futuristisch aus – weit entfernt von dem Smythe, den Matt einst kennen gelernt hatte. Damals, als Leiter der Astronomic Division der U.S. Airforce, hatte er meist einen weißen Arbeitskittel getragen, wie die verrückten Wissenschaftler in alten Filmen. Damals hatte Matt noch nicht geahnt, dass der Mann tatsächlich eines Tages durchdrehen sollte.

Außerdem entdeckte Matthew nun doch einen äußerlichen Unterschied zum einstigen Jacob Smythe: Der rechte Arm des Roboters lag frei und war nicht mehr von künstlicher Haut umhüllt, sondern von einem ähnlichen, aber sichtbar anderen Material, das deutlich daran erinnerte, was das Wesen vor ihnen war – nämlich nicht menschlich.

„Wie ist das passiert?“, fragte Matt und deutete auf den Arm. Smythe senkte den Blick und bewegte langsam die Finger.

„Sie meinen den Verlust des Bio-Überzugs? Ein bedauerlicher Unfall, der meine Funktionalität allerdings nicht beeinträchtigt.“ Er...



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