E-Book, Deutsch, Band 84, 400 Seiten
Reihe: Historical Gold Extra
Harrington Berühr mich, wilder Highlander!
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-6528-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 84, 400 Seiten
Reihe: Historical Gold Extra
ISBN: 978-3-7337-6528-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
England, 1503. Mit diesem ungezähmten Highlander an der Seite soll sie nach Schottland reisen? Die schöne Lady Francine ist entsetzt! Um ihre Pflicht als Hofdame zu erfüllen, muss sie nach Edinburgh - und auf Befehl des Königs soll der breitschultrige Clanchef Lachlan MacRath sie begleiten. Unheimliche Gerüchte kursieren über den wild-attraktiven Laird: Es heißt sogar, er habe geheime Zauberkräfte. Bald ist Francine überzeugt: Es stimmt! Denn es muss ein sinnlicher Bann sein, der Francine unaufhaltsam in seine starken Arme treibt. Sie versucht ihm zu widerstehen - bis sie entsetzt erkennt, dass sich eine ganz andere Gefahr nähert ...
Kathleen Harrington lässt in ihren historischen Romanen eine faszinierende Mischung aus aufregendem Abenteuer und unsterblicher Liebe entstehen. Ihre mitreißenden Bücher haben inzwischen eine weltweite Fangemeinde gefunden. Mit ihrem Ehemann lebt die vielfach preisgekrönte Autorin im sonnigen Kalifornien.
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PROLOG
Mai 1496
The Cheviot Hills
Grenze zwischen England und Schottland
Ausgestreckt auf dem blutgetränkten Boden, das erschöpfte Stöhnen der Verwundeten im Ohr, blickte Lachlan MacRath auf zum wolkenlosen Morgenhimmel.
Die Toten und die Sterbenden lagen verstreut im üppigen Frühlingsgras. Am Himmel über den Hügelkuppen brachen sich die schwachen Strahlen der Morgendämmerung Bahn, und Hahnenfuß und Glockenblumen schaukelten in der sanften Brise. Die grausigen Leichen lagen inmitten der Wildblumen, die Augen blicklos gen Himmel gerichtet, während aus den Stümpfen abgetrennter Arme und Beine immer noch geronnenes Blut sickerte. Zerbeulte Helme, zerbrochene Schwerter, Äxte und Spieße legten stummes Zeugnis ab von der Grausamkeit der Kämpfer. Hier und da graste ein treues, kriegserprobtes Schlachtross in aller Ruhe neben seinem gefallenen Herrn.
Kurz nach Tagesanbruch würden sich die Plünderer anschleichen, bereit, die Leichen um alles zu berauben, was auch nur einen Shilling wert war: Rüstung, Dolche, Stiefel, Gürtel. Handelte es sich um Schotten, hätte Lachlan Glück. Wenn nicht, wäre er bald ein toter Mann. Halb unter seinem toten Pferd begraben, konnte er nichts anderes tun als warten. Jeglicher Versuch, sich im Lauf der Nacht zu befreien, hatte sich als vergeblich erwiesen.
In dem grausamen Gefecht des Vorabends hatten die berittenen Krieger alle Gefallenen an Ort und Stelle des furchtbaren Geschehens gelassen. Schotten und Engländer hatte sich in der offenen Hügellandschaft eine wilde Schlacht geliefert, bis es zu dunkel gewesen war, um Freund und Feind unterscheiden zu können. Wie die Schlacht ausgegangen war, wusste Lachlan nicht, denn die Entscheidung über Sieg und Niederlage war weit entfernt getroffen worden.
Zum Teufel, Lachlan war selbst schuld. Nur zum Spaß hatte er König James auf einem Vorstoß nach England begleitet. Nachdem er vier neue Kanonen samt den flämischen Büchsenmeistern, die sie bedienen sollten, im Schloss bei Roxburgh abgeliefert hatte, beschloss er, nicht wie geplant gleich auf sein Schiff zurückzukehren. Die eintönige Überfahrt auf der Sea Hawk von den Niederlanden nach Edinburgh, gefolgt von der beschwerlichen Reise zur Burg mit den großen von Ochsengespannen gezogenen Geschützen hatte die Lust auf Abenteuer in ihm geweckt.
Als er erfuhr, dass der König mit einem kleinen Trupp in Northumberland einfallen wollte, um von angelsächsischen Gesetzlosen gestohlenes Vieh zurückzuholen, hatte er der Versuchung, sich ihnen anzuschließen, nicht widerstehen können. Nichts ließ das Blut heißer durch die Adern eines Mannes fließen als ein ordentliches Handgemenge mit dem Erzfeind.
Doch Lord Dacre, der Marschvogt, hatte die Schotten mit einer viel größeren gut bewaffneten Truppe überrumpelt, und das erwartete harmlose Scharmützel hatte in einer Schlacht auf Leben und Tod geendet.
Ein Hilferuf riss Lachlan aus seinen Grübeleien. In Sichtweite stützte sich ein verwundeter englischer Soldat, der während der Nacht vor Schmerzen geschrien hatte, auf einen Ellenbogen auf.
„Lychester! Hier drüben, Sir! Ich bin’s, Will Jeffries!“
Lachlan sah unter halb geschlossenen Lidern einen weiteren Angelsachsen in sein Blickfeld kommen. Der Neuankömmling trug die prächtige Rüstung eines Adligen und ritt ein großes mit einer Schabracke bedecktes schwarzes Pferd. Er war unübersehbar auf der Suche nach jemandem, denn am Zügel führte er einen kleineren gesattelten Fuchs.
„Hier bin ich, Mylord“, rief der junge Mann namens Jeffries mit schwacher Stimme. Er hob eine Hand und winkte zitternd, als der Marquess of Lychester sich seinem Landsmann näherte. Er saß ab und ging auf den verwundeten Soldaten zu.
„Gott sei Dank“, sagte Jeffries mit einem heiseren Stöhnen. „Ich habe eine Schwertwunde am Oberschenkel, die unablässig blutet. Ich fürchtete schon, ich würde die Nacht nicht überleben.“
Lychester sprach kein Wort. Er blieb hinter dem Verletzten stehen, ließ sich auf ein Knie nieder und richtete seinen Kameraden in sitzende Haltung auf. Er griff ihm ins gelbblonde Haar, riss seinen Kopf zurück und schnitt ihm flink von Ohr zu Ohr die bloßgelegte Kehle durch. Dann wischte er in aller Ruhe die Klinge am Wams des Jungen ab, hob ihn hoch und warf den Leichnam bäuchlings über den Rücken des Fuchses.
Der englische Adlige blickte sich um, zweifellos, um sich zu vergewissern, dass niemand die kaltblütige Hinrichtung mit angesehen hatte. Lachlan hielt den Atem an, schloss die Augen und rührte sich nicht. Augenscheinlich zufrieden saß der Marquess auf, ergriff den Zügel des zweiten Pferdes und ritt davon.
Lachlan stieß langsam den angehaltenen Atem aus.
Hurensohn.
Er wusste, dass die Engländer ein blutrünstiges Volk waren. Doch er hatte nicht gedacht, dass sie nicht einmal vor dem Mord an einem hilflosen Landsmann auf einem verlassenen Schlachtfeld zurückschreckten.
Was für ein Schweinehund war zu einer solch verräterischen Tat fähig?
Keine zwanzig Minuten später ließ ein vom Morgenwind herbeigewehtes Pfeifen Lachlan schlagartig aufhorchen. Die Melodie war ihm vertraut. Zum Teufel, wie sollte sie auch nicht? Er hatte das verdammte Liedchen einer Lady zu Gefallen komponiert. Sehr zu Lachlans Verdruss und zum Vergnügen seines jüngeren Bruders Keir hatte sie es am gesamten schottischen Hof verbreitet. Denn Keir hatte die höfischen Verse durch derbe Zoten ersetzt, die nur Lachlan und seine Liebste nicht so recht zu schätzen wussten. Inzwischen erinnerte sich am Hofe niemand mehr an die ursprüngliche zärtliche Ballade, doch jeder kannte Keir MacNeils Ode an eine muntere Milchmagd, die sich gern mit dem Stallburschen im Heu tummelte.
Unter den gegebenen Umständen war Lachlan heilfroh, dieses ärgerliche Lied wieder einmal zu hören.
Als das Pfeifen lauter wurde, erkannte er die Gestalt seinesgroß gewachsenen Bruders auf seinem kräftigen Braunen, der sich einen Weg durch die mit Leichen übersäte Frühlingslandschaft bahnte.
Lachlan rappelte sich auf, schob zwei Finger in den Mund und erzeugte einen schrillen Pfiff.
„Du armer, dummer Lümmel“, sagte Keir schmunzelnd. Sein Umriss verstellte die aufgehende Sonne, bevor er absaß und zu Lachlan trat. „Weißt du denn nicht, dass du abspringen musst, wenn dein Pferd unter dir zusammenbricht?“
„Ich hatte keine Chance“, antwortete Lachlan mürrisch. „Jetzt hol mich hier raus, zum Henker.“
„Ist dein Bein gebrochen?“
„Ich glaube nicht. Aber es ist verdammt taub, nachdem mein Pferd die ganze Nacht darauf gelegen hat. Gott sei Dank, dass du mich gefunden hast.“
„Als du zum Tanz nicht mit König Jamie im Schloss aufgetaucht bist, wusste ich, dass du in Schwierigkeiten steckst.“ Keir lächelte frech, seine grünen Augen blitzten vor Vergnügen. „Wenn es nicht sein muss, lässt du dir doch keine Gelegenheit entgehen, mit den Damen zu schmusen.“
„Glaub mir, ich hätte die vergangene Nacht tatsächlich bedeutend lieber in einer weichen, bereitwilligen Umarmung verbracht“, entgegnete Lachlan.
Leise vor sich hin pfeifend schnitt Keir die geflochtene Kordel von einer verloren gegangen Standarte ab, befestigte ein Ende an seinem Sattelknauf und schlang das andere Ende um das tote Pferd. Mit einem sanften Klaps auf die Hinterhand trieb er den braunen Wallach an. „Ruhig, Brauner“, sagte er zu seinem Ross. „Langsam und immer mit der Ruhe, mein Großer.“
Lachlan biss die Zähne zusammen, als der schwere Kadaver von seinem Bein gezogen wurde. „Allmächtiger“, sagte er stöhnend.
„Nein, ich bin’s nur“, erwiderte Keir mit einem fröhlichen Grinsen. Er löste Lachlans Beinharnisch, warf Knieschutz und Beinschiene zur Seite und tastete das Bein behutsam nach gesplitterten Knochen ab.
„Nichts gebrochen“, versicherte er seinem älteren Bruder und stellte ihn auf die Füße. Er legte sich Lachlans Arm über die breiten Schultern. „Bleib auf deinem gesunden Bein stehen, bis das Blut im anderen wieder zu fließen beginnt.“
Der Schmerz schoss Lachlan durch Oberschenkel und Wade, als das Gefühl in sein Bein zurückkehrte.
Keir blickte in die Runde auf die toten Soldaten. „Hast du heute Nacht irgendwen auf Schottisch rufen gehört?“
Lachlan schüttelte den Kopf, schnitt eine Grimasse und massierte seinen verkrampften Oberschenkel. „Nichts wie weg hier“, sagte er mit gepresster Stimme, „bevor wir uns gegen Plünderer oder Schlimmeres zur Wehr setzen müssen. Du wirst nicht glauben, was ich eben gesehen habe.“
„Was ist passiert?“, fragte Keir, und seine Augen funkelten vor Neugier, als er seine Handschuhe überstreifte.
„Ich erzähl’s dir auf dem Rückweg.“
Keir saß auf und streckte seinem Bruder einen Arm entgegen. Ohne den brennenden Schmerz zu beachten, ergriff Lachlan die dargebotene Hand und schwang das verletzte Bein über die Flanke des Braunen.
Lachlan umschlang die Taille seines jüngeren Bruders und hakte die Daumen unter Keirs Gürtel. „Und pfeif nicht auf dem gesamten Rückweg nach Roxburgh diese Melodie“, warnte er.
Keir lachte bellend. „Das ist der Dank dafür, dass ich dich gesucht habe.“ Er schüttelte den dunkelhaarigen Kopf. „Und ich habe ein Blatt Karten auf dem Tisch liegen gelassen, das ein verdammtes Vermögen wert war. Lass dich das nächste Mal von Rory retten.“
„Wo zum Teufel steckt unser ältester Bruder?“
„Laird MacLean wärmt sich in diesem Moment...