Heitz Collector - Operation Vade Retro
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-641-10182-4
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Band 2 - Roman
E-Book, Deutsch, Band 2, 592 Seiten
Reihe: Collector
ISBN: 978-3-641-10182-4
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Zukunft – unsere Zukunft: Das Weltall ist erobert, die Galaxis erforscht, aber nun ist die Menschheit einem unheimlichen Feind zum Opfer gefallen: den Collectors. Außerirdische, die scheinbar durch nichts zu bezwingen sind und Planet um Planet in ihre Gewalt bringen. Doch es regt sich Widerstand, und ein gefährlicher Plan zur Befreiung wird geschmiedet. Drei Menschen – ein ehemaliger Gefangener der Collectors, ein draufgängerischer Priester der Church of Stars und eine Söldnerin mit ungeahnten Fähigkeiten – finden auf abenteuerlichen Wegen zu der Lösung, die zum Neubeginn der Galaxis führen könnte: einer Geheimoperation namens »Vade Retro«.
Wir schreiben das Jahr 3043. Nachdem bereits zahlreiche Planeten von den feindlichen Collectors in ihre »Obhut« genommen wurden, fassen die interstellaren Staaten und Konzerne endlich den Mut und greifen an. Dabei müssen die Menschen jedoch feststellen, dass die ihnen so fremde wie unheimliche Zivilisation der Collectors in sich gespalten ist, und der Kampf in ihren eigenen Reihen droht für die Menschheit zur tödlichen Falle zu werden. Drei Menschen – ein ehemaliger Gefangener der Collectors, ein draufgängerischer Priester der Church of Stars und eine Söldnerin mit ungeahnten Fähigkeiten – finden auf abenteuerlichen Wegen zu der Lösung, die zum Neubeginn der Galaxis führen könnte: einer Geheimoperation namens »Vade Retro«.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Erste Szene
31. August 3042 a.D. (Erdzeit)
System: Lacaille 9352
Planet: Hail (GUSA-Besitz)
Ort: 34 Meilen südwestlich von Hail-City
»Preiset den Herrn!«, rief der Mann im weißen Priestergewand, auf dessen Brust ein eingearbeiteter, flexibler LED-Bildschirm prangte; ein brennendes Kreuz loderte effektheischend in Dauerschleife darauf. Sein Haupt war von einer hellen Kegelkapuze verhüllt, in der ihm zwei Löcher das Sehen ermöglichten. An seinem rechten Oberarm prangte eine Binde mit dem Emblem der GUSA. »Heute Nacht ist die Nacht des gerechten Zorns!«
Seine helle, kräftige Stimme hallte durch den Saal, in dem sich vierzig weitere Vermummte versammelt hatten. Sie saßen ein wenig unwürdig auf betagten Alu-Klappstühlen, trugen dafür aber saubere weiße Roben und Masken, hatten dunkelgrüne Kevlarpanzerungen darübergeschnallt und Waffen mitgebracht, die allesamt aus den Beständen der lokalen GUSA-Trooper zu stammen schienen.
Der Hexenmeister nahm das großkalibrige Schnellfeuergewehr der Baureihe Impact vom Tischchen vor sich und schulterte es lässig. »Heute ist die Nacht, in der wir zornig hinausgehen und die Siedlung der Pferdeanbeter von Alpha Centauri in Brand stecken. Wir brauchen sie nicht auf Hail. Werfen wir ihre lächerliche Pferdestatue und ihre Leichen in den Vulkan. Unser gutes Höllenfeuer, in der wir sämtliche Sünderseelen versenken. So ist es Brauch, und so werden wir es halten!«
Die Maskierten riefen ihre Zustimmung frenetisch hinaus. Ihre Aufmerksamkeit war auf den Imperialen Hexenmeister von Hail gerichtet, den Anführer des örtlichen Ky-Klos-Clang. Zustimmung wurde gemurmelt, Fäuste wurden gehoben, und das Summen sich aufladender Energiewaffen erklang.
Der Hexenmeister zeigte zum Fenster hinaus. »Niemand hat sie eingeladen, zu uns nach Hail zu kommen. Wir sind gute Christen, Protestanten des Herrn, von Geburt an allen anderen überlegen. Wer nicht zu uns passt und sich nicht beugt, wird entfernt. Wir baten sie freundlich, zu konvertieren oder Hail zu verlassen. Aber wollten sie das?«
Die aufgebrachten »Nein«-Rufe rollten durch den Saal.
»Eben, Brüder und Schwestern! Sie wollten NICHT! Die Geduld, die uns der HERR anmahnte, ist vorüber. Jetzt müssen sie mit den Konsequenzen leben!« Der Imperiale Hexenmeister richtete die Mündung des Impact auf die Doppeltür ihm gegenüber. »Schreiten wir hinaus und stellen die von Gott gegebene Ordnung wieder her.«
Die Mitglieder des Ky-Klos-Clangs erhoben sich von ihren Plätzen. Die Vereinigung war aus dem erloschenen Ku-Klux-Clan hervorgegangen und führte die Traditionen der militanten Verachtung fort. Auch auf Hail.
»Ach ja: Und niemand behält etwas von den Sachen für sich. Sämtliche Wertgegenstände und gefundenen Tois gehen in die Kollekte. Die Häuser werden erst abgefackelt, wenn alles Teure draußen ist.« Der Anführer umrundete das Tischchen und setzte sich an die Spitze des Trosses.
Er hatte den Ausgang eben erreicht, als die Flügel vor ihm aufschwangen.
Auf der schmalen Veranda stand ein älterer Mann mit verlebtem Gesicht, Drei-Tage-Bart und langen schwarzen Haaren, die ihm in Strähnen über die Schulter hingen. Die blassgrünen Augen erinnerten den Hexenmeister sofort an einen Trinker, der einen Großteil seines Verstands versoffen hatte. Der einfache graue Mantel, der keinen Blick auf die Kleidung darunter erlaubte, starrte vor planetarem Dreck. Er musste mit einem Hoverbike gefahren sein, und das, obwohl die Atmosphäre gerade vor schweren Graphitpartikeln strotzte.
Als der Unbekannte die Gruppe sah, lächelte er und hob den rechten Arm. In den Fingern hielt er einen Zettel, auf dem er sich anscheinend sehr altmodisch die Adresse notiert hatte. »Ich bin neu auf Hail und wollte bei euch reinschauen.« Seine Stimme klang wie geraspeltes Metall mit Rauch und Whiskey, gekrönt von einem Bass, der in solch niedrige Frequenzen vordrang, dass es durch Mark und Bein ging. Er sprach bedächtig, als hätte er alle Zeit des Universums. Die Gruppe Bewaffneter beeindruckte ihn nicht sichtlich. »Gläubige, die radikal ihre Ansichten vertreten, das mag ich.«
Der Hexenmeister stutzte. »Oh, das ist heute schlecht. Wir wollten eben … aufbrechen.« Er trat nach vorn und wollte ihn zur Seite drängen. »Komm morgen wieder. Es passt gerade nicht.«
Der Unbekannte nickte in Richtung Schnellfeuergewehr, ohne sich zu rühren. »Geht es gegen die Heiden?«
»Amen«, rief jemand eifrig aus dem Pulk des Clangs. »Gott sendet uns in der Nacht des gerechten Zorns gegen die Pferdeficker.«
Der Unbekannte machte einen Schritt zur Seite. Als ihn die Hälfte der Gruppe passiert hatte, sagte er: »Wieso nennt ihr euren Vorsitzenden Imperialer Hexenmeister?«
Die Menge blieb stehen und starrte ihn an. Die spitzen Kapuzen bildeten einen lustigen Wald, der an Spargel oder unbemalte Pylonen erinnerte. »Was?«, erklang es von irgendwo irritiert.
»Imperialer Hexenmeister«, wiederholte der Fremde ruhig und begab sich auf die zwei kleinen Stufen, die zum Eingang des Saals hochführten, damit man ihn besser sah und hörte. »Das ist nicht gerade christlich.«
Jetzt schauten sich die Clangs reihum an. Köpfe drehten sich hin und her, die Roben und Masken raschelten. Die Szene hatte etwas Comichaftes. Es fehlten lediglich die gemalten Fragezeichen über den Köpfen. Niemand konnte etwas zur Erklärung vorbringen, bis endlich jemand rief: »Jeff!«
Jeff entpuppte sich als der Hexenmeister, der mit einem leisen Fluch zurückeilte und sich vor den breit gebauten Fremden stellte. Er musste mit einer Hand seine Maske festhalten, die sonst herabgerutscht wäre.
»Es gibt auch die Bezeichnungen Großer Drache und Großer Zyklop«, redete der Unbekannte weiter, verschränkte die Arme vor der Brust und klemmte die Hände unter die Achselhöhlen. »Der Drache ist gemäß der Bibel ein Synonym für den Teufel. Und ein Zyklop ist eine Gestalt aus heidnischen Geschichten.«
»Das ist eben die Tradition.« Jeff machte unter seiner Maske ein verwundert-verärgertes Gesicht. »Wir werden dich nicht zwingen, bei uns mitzumachen, aber ich kann dir versichern, dass wir alles im Namen des HERRN tun und es bei uns nichts gibt, das auch nur annähernd sein Ansehen und seine Macht in Frage stellt. Es sind einfach nur … Bezeichnungen«, stellte er mit Nachdruck fest, um zu vertuschen, dass er es selbst nicht wusste. »Wie gesagt, wir haben gerade keine Zeit.«
»Ich weiß. Die Pferdeficker, die ihr umbringen müsst«, gab der Fremde entspannt zurück. »Eins noch, damit ich das verstehe: Warum sind die weißen Protestanten anderen Gruppen von Geburt an überlegen, laut dem Clang? Und die Unterdrückung von Schwarzen, Juden und Katholiken, von Schwulen … wie genau ist denn Gottes Plan mit ihnen, den ihr erfüllt?«
Jeff sah ihn nachdenklich an. Etwas passte ihm nicht an den Fragen, die zu kritisch waren für jemanden, der beim Clang mitmachen wollte. »Habe ich dein Gesicht nicht schon mal gesehen, Bruder? Und wie lautet dein Name?« Er richtete den Lauf der Impact auf das Gesicht des Fremden. »Magst du die Pferdeficker?«
Der Mann lächelte kühl und blieb so ruhig, als würde er mit einer harmlosen OtrenaBalu-Banane bedroht. »Ich mag viele Dinge. Aber eines ist mir zuwider: Dummheit. Damit meine ich nicht gutmütige Dummheit. Sondern so was wie euch.«
Jetzt wurden noch mehr Waffen gezogen und auf ihn angelegt.
»Das meinte ich.« Der Unbekannte bewegte sich behutsam rückwärts und ließ die Hände sinken. Sein harter Blick schweifte umher. »Mein Name ist Civer Black, und ich bin als Nuntius im Namen des Ministrators nach Hail gekommen, um mir ein Bild von den Vorgängen zu machen, die den halben Planeten in Aufruhr versetzen.«
Sofort wurden die Waffen gesenkt, aber Jeff schrie sie an, dass es ein Trick sei, und hielt das Schnellfeuergewehr unverändert auf Black. »Was machen wir denn schon Böses?«, rief Jeff. »Es kann doch nur im Sinn des Ministrators sein, wenn wir die Pferdeficker …«
Black hob langsam wieder die Arme und präsentierte ihnen seine geballten Fäuste, in denen nun wie von Zauberhand kleine, blinkende Fernbedienungen steckten. »Es sind keine Pferdeficker, sondern Menschen und damit Geschöpfe Gottes«, fiel ihm Black schneidend ins Wort. »Sie mögen noch Heiden sein, die einem Pferdegötzen namens Pegason huldigen, doch der Ministrator sagt, dass man sie zu unserem Glauben führen soll, um ihre Seelen zu retten. Aber man bringt sie nicht um, wenn sie nicht konvertieren möchten.« Er betrachtete die Menge. »Geht nach Hause.«
»Wir sehen es ein bisschen anders. Wir müssen dem Abschaum eine Lektion erteilen, die er nicht vergisst.« Jeff war nervös. Ihm brannten die Augen, und sein Atem roch unter der Kapuze sauer.
»Ihr wollt immer noch ausrücken«, vergewisserte sich Black.
»JA!«, schrie die Menge.
»Gott will es.« Jeff grinste. »Wie geht es jetzt weiter?«
»Ich werde dem Ministrator Bericht erstatten.« Black drückte den Knopf des Geräts in seiner rechten Hand. Mit einem Summen entstand ein fast unsichtbares Kraftfeld, das die Luft vor ihm zum Wabern brachte. »Und er wird hören, dass ihr alle einem Hexer gefolgt seid und von dessen Dämonen besessen wart. Es gab keinen anderen Weg als …«
»Du Dreckschwein!« Jeff drückte ab, ließ eine Salve gegen die Barriere prasseln.
Aber die Projektile...




