Hill | Maddrax 518 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 518, 64 Seiten

Reihe: Maddrax

Hill Maddrax 518

Taratzen!
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-8995-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Taratzen!

E-Book, Deutsch, Band 518, 64 Seiten

Reihe: Maddrax

ISBN: 978-3-7325-8995-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Taratzen!

In Paris erscheint ein Stück einer Parallelwelt, in der die Taratzen die außerirdischen Daa'muren besiegt haben und nun als intelligenteste, telepathisch begabte Spezies die Erde beherrschen. Die Menschen spielen hier eine untergeordnete Rolle als Sklaven und Haustiere. Das stellen auch Matt, Aruula und Rulfan fest, als sie in dem Areal landen. Doch die Gefahr kommt nicht von innen, sondern rennt draußen gegen den Dornenwall an: zehntausende primitiver Taratzen, die ein unseliger Ruf in das Zentrum zu locken scheint und die sich durch nichts aufhalten lassen ...

Hill Maddrax 518 jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Das Krachen des Donners hörte sich an, als würde der Himmel auseinandergerissen werden!

Mirosch wimmerte und presste sein Gesicht fester an Karmiis Schulter, die ihrem Sohn beruhigend über das struppige Haar strich. Ihre linke Hand lag auf seiner mageren Brust. Durch den Stoff des Hemdes konnte sie jede Rippe fühlen. „Keine Angst, Mirosch. Mama ist bei dir! Und Lussia auch. Wir werden nicht zulassen, dass dir etwas passiert.“

Karmii wusste, dass sie sich mit diesem Versprechen weit aus dem Fenster lehnte. In diesen Zeiten konnte niemand für irgendjemandes Sicherheit garantieren. Schon gar nicht für die zweier unterernährter Kinder.

Ihr Blick begegnete dem ihrer Gefährtin, deren Gesicht in dem Spiel aus Licht und Schatten, das von der flackernden Petroleumlaterne produziert wurde, nur schemenhaft zu erkennen war. Das schwarze Haar hing ihr strähnig über die eingefallenen, schmutzigen Wangen. Anschella, ihre siebenjährige Tochter, war in einen unruhigen Erschöpfungsschlaf gefallen.

Lussia sah aus, als wollte sie etwas sagen, presste dann aber lieber die Lippen aufeinander. War vielleicht auch besser so. Karmii wusste, wie schwer es ihrer Partnerin fiel, ihrer derzeitigen Lage irgendetwas Positives abzugewinnen. Doch sie war klug genug, zu schweigen, und zumindest dafür war ihr Karmii dankbar. Obwohl sie es lieber gesehen hätte, wenn Lussia sie unterstützt hätte, statt nur stumm dazusitzen.

Das Schicksal hatte sie zusammengeführt, beziehungsweise die Väter ihrer beiden Kinder. Es waren Brüder gewesen, die in den Ruinen von Parii ums Überleben gekämpft hatten.

Als Tochter ehemaliger Technos war Karmii nur unzureichend auf das Leben außerhalb der Bunker vorbereitet gewesen. Ihre Eltern waren jenseits der geschützten Atmosphäre rasch zugrunde gegangen. Nur Karmii hatte sich als immun erwiesen. Trotzdem waren die Überlebenschancen für ein zwölfjähriges Mädchen verschwindend gering gewesen.

Bis Antonn sie gefunden und mitgenommen hatte. Nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit, wie sich schnell herausgestellt hatte.

Karmii hatte für Antonn und seinen Bruder Piarr gekocht und geputzt. Und nachdem ihre weiblichen Reize nicht länger zu übersehen gewesen waren, hatte sie den Brüdern auch anderweitig dienstbar sein müssen. Drei oder vier Jahre ging das so, bis sie das erste Mal schwanger wurde.

Es war eine Fehlgeburt, die sie fast das Leben gekostet hätte. Überlebt hatte sie nur dank Lussia, die Piarr irgendwann angeschleppt hatte. Das Mädchen hatte kein Wort gesprochen, nur ihr stummer Blick hatte verraten, dass sie nicht freiwillig mitgegangen war. Lussia war ungefähr in Karmiis Alter, vielleicht ein wenig jünger. So genau wusste sie das selber nicht.

Und wie das unter Leidensgenossinnen so war, hatten sie sich rasch angefreundet.

Schließlich wurde auch Lussia schwanger. Sie hatte es vor Antonn und Piarr geheim halten wollen, doch das war nicht lange gut gegangen. Und wenn die Brüder eines hassten, dann, irgendwelche Bälger durchzufüttern.

Noch heute konnte sie das glühende Ende der Stricknadel sehen, mit der Antonn das ungeborene Leben in dem Mädchen hatte töten wollen. Piarr hatte die vor Angst erstarrte Lussia festgehalten. Der Blick seiner Augen war voller sadistischer Vorfreude gewesen. Niemand hatte in diesen Sekunden auf Karmii geachtet. Sie würde den Ausdruck des Entsetzens in Piarrs Gesicht niemals vergessen, als sie hinter seinen Bruder trat und ihm mit einer rostigen Klinge die Gurgel durchschnitt.

Röchelnd kippte Antonn zur Seite. Sein Blut schimmerte im Licht der Sturmlaterne wie altes Öl. Piarr sprang auf und stürzte sich mit wutverzerrter Fratze auf Karmii.

Sie stieß ihm das Messer tief in den Bauch, was Piarr nicht davon abhielt, seine Hände um ihren Hals zu legen und erbarmungslos zuzudrücken. Sein massiger Leib presste Karmii zu Boden. Sein stinkender Atem wehte ihr ins Gesicht, während sein Blut über ihr Handgelenk sickerte. Vergebens wartete sie darauf, dass er starb.

Karmii versuchte die Klinge tiefer in sein schwammiges Fleisch zu drücken, doch die Kraft verließ sie mit jedem Schlag ihres heftig klopfenden Herzens. Das Blut rauschte ihr in den Ohren und ihre Sicht verschwamm.

Ein Schatten bewegte sich am Rande ihres Blickfeldes. Etwas zischte und der Gestank nach verbranntem Fleisch drang ihr in die Nase.

Piarr bäumte sich auf und brüllte vor Schmerzen. Karmii, die sich noch immer an das Messer klammerte, das fast gänzlich im wabbelnden Bauchfleisch verschwand, zog die Klinge hervor. Blut spritzte heraus.

Die Hände lösten sich von ihrem Hals. Ihre Lungen füllten sich mit Luft. Stechende Schmerzen zuckten durch ihre Kehle, ihr Blick klärte sich.

Piarr hielt die Hände vor das Gesicht, traute sich aber nicht nach der glühenden Nadel zu greifen, die in seinem rechten Auge steckte. Er wollte sich auf die Beine stemmen und drehte sich halb zu Lussia um, die neben ihm stand und stumm auf den Mann hinunterblickte.

Er versuchte sie zu packen, doch sie brachte sich mit einem schnellen Schritt rückwärts in Sicherheit. Piarr verlor das Gleichgewicht und fiel auf sein Gesicht. Die Nadel bohrte sich tief in den Schädel. Seine Beine zuckten, während er vor Karmiis Augen verendete.

Schwer atmend, sich vorsichtig den Hals massierend, richtete sich Karmii auf. Ihr Blick begegnete dem von Lussia und …

Karmii schrak auf, als erneutes Donnergrollen erklang. Die Bilder der Vergangenheit verblassten und wurden zu schemenhaften Erinnerungen.

Nachdem sie ihre Peiniger beseitigt hatten, waren Lussia und Karmii zusammengeblieben. Nur sechs Monate nach Anschellas Niederkunft, war Mirosch geboren worden.

Bis heute wussten sie nicht, wer von den beiden Brüdern die Väter waren, und es interessierte sie auch nicht. Ungeachtet ihrer Erzeuger liebten sie ihre Kinder und beschlossen, fortan zusammenzubleiben. Mehr noch: Aus der Notwendigkeit zu überleben erwuchs Liebe.

Im Rücken spürte Karmii den rauen Beton des Kellerraumes, der zu einer labyrinthartigen Anlage gehörte, die sich unterhalb des weitläufigen Geländes erstreckte, das vor „Christopher-Floyd“ ein Flughafen für Passagiermaschinen gewesen war, deren stählerne Kadaver auf den Rollfeldern vor sich hin rosteten.

Karmii und ihre Familie saßen auf durchgelegenen Matratzen, die sie mit einigen Vorräten und Medikamenten in dieses Verlies gebracht hatten. Ursprünglich, um die drohende Mondkatastrophe abzuwarten, die mit heftigen Unwettern einhergegangen war.

Die Keller unterhalb des Flughafens waren voller Schlupfwinkel, in denen sie nicht nur Schutz vor der Witterung, Taratzen und Plünderern fanden, sondern manchmal auch den einen oder anderen Schatz in Form von Werkzeugen oder Verbandskästen. Bisweilen sogar Medikamente, von denen die meisten aber nach all den Jahrhunderten nicht mehr zu gebrauchen waren.

Natürlich waren sie nicht allein in dem Komplex, der von allen nur DeGoll genannt wurde. Auch andere Menschen hatten sich hier versteckt. Viele mit derselben vagen Hoffnung, in den unterirdischen Anlagen den bevorstehenden Weltuntergang zu überstehen, der letztendlich ausgeblieben war. Einige waren danach weitergezogen, andere waren geblieben. So wie Karmii, Lussia und ihre Kinder. Wo hätten sie auch hingehen sollen?

Dann waren diese seltsamen Lichter am Himmel erschienen. Und mit ihnen die Blitze und das Unwetter, das mit solcher Heftigkeit tobte, dass sie es selbst hier unten mitbekamen.

Die Luft im Kellerraum war zum Schneiden dick, und Karmii wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Flamme in der Petroleumlaterne, die sie in den Trümmern der Altstadt gefunden hatten, war merklich kleiner geworden.

„Mama! Mama, wach auf! Bitte!“

Karmii grunzte, als sie das Zerren an ihrem Pullover bemerkte. Sie fuhr erschreckt hoch und wischte sich über das Gesicht. Versehentlich schlug sie dabei Miroschs Arm beiseite. Es war stockdunkel in dem Verlies. Die Petroleumlaterne war erloschen.

Sie musste eingeschlafen sein!

„Mirosch! Wo ist …?“

„Sie biss sich auf die Unterlippe. Verflucht, warum hatte Lussia kein Öl nachgefüllt oder sie geweckt? Ihre Lethargie brachte sie noch zur Weißglut.

„Mama, ich habe Angst!“

Miroschs dünnes Stimmchen weckte ihre Muttergefühle. Karmii setzte sich auf, ignorierte das brennende Kribbeln in den Beinen und die stechenden Schmerzen in den Gelenken. Sie tastete nach ihrem Sohn und drückte ihn an sich. Er zitterte trotz der stickigen Wärme im Keller.

„Ich … ich muss mal!“

Sie strich ihm über das Gesicht, danach tastete sie zwischen den Laken nach der Taschenlampe, die mit einer Kurbel betrieben wurde. Gleichzeitig fragte sie sich, warum sie nichts von Lussia und Anschella hörte.

Endlich hatte sie die Taschenlampe gefunden und begann an der Kurbel zu drehen. Ein Surren erklang und kurz darauf wurde der winzige Kellerraum von einem Lichtstrahl erhellt.

Keine Spur von Lussia und Anschella.

Langsam tastete sie sich an der Wand in die Höhe. Warum hatte Lussia den Raum verlassen, ohne sie zu wecken? Das war gegen die Abmachung!

„Komm, wir sehen draußen mal nach, okee?“, sagte sie zu Mirosch. „Das Unwetter scheint nachgelassen zu haben.“

Karmii griff nach dem Bogen, den sie aus den Trümmern eines Einkaufszentrums geborgen hatte. Bespannt war er mit einer Taratzensehne, die Pfeile hatte sie selbst hergestellt. Sie steckten in einem ledernen...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.