Hodkinson | Odins Zorn | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 496 Seiten

Reihe: Die Chroniken des Nordens

Hodkinson Odins Zorn

Eine Wikinger-Saga

E-Book, Deutsch, Band 1, 496 Seiten

Reihe: Die Chroniken des Nordens

ISBN: 978-3-492-60531-1
Verlag: Piper ebooks
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Flucht soll ihn retten, doch im Exil warten Gefahren und Intrigen. Die Flucht aus seiner Heimat Island führt Einar Unnersson im Jahr 915 auf die Orkney Inseln und an den Hof seines Onkels. Jarl Thorfinn gilt als grausam und empfängt Einar keineswegs mit offenen Armen, im Gegenteil: Einar muss seine Treue erst beweisen. Er schließt sich den brutalen Wolfmäntel-Wikingern und der nord-irischen Kriegerprinzessin an, um in der Schlacht der Götter und Könige zu kämpfen. Einars Exil wird zum Überlebenskampf gegen Schwerter, Schilde und Verrat. Inmitten der unübersichtlichen Schlacht fragt er sich bald, wer der wahre Feind ist: Christen, Könige oder gar Odin selbst?  Ein historischer Wikingerroman über mutige Krieger, brutale Kämpfe und die raue See.

Tim Hodkinson wurde 1971 in Nordirland geboren. Er studierte mittelalterliche englische und altnordische Literatur an der Universität mit Fokus auf mittelalterlicher europäischer Geschichte. Er hat sein ganzes Leben lang geschrieben und hat ein starkes Interesse am historischen, mystischen und mysteriösen. Nachdem er mehrere glückliche Jahre in New Hampshire, USA, verbracht hat, ist er nun mit seiner Frau Trudy und drei reizenden Töchtern in ein Dorf namens Moira zurückgekehrt.
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Kapitel 2
»Ich sehe dich, Kjartansdottir.« Unn zuckte zusammen, als die Seherin sprach. Die Lippen der alten Frau verzogen sich spöttisch, als sie den Namen sagte, mit dem die Isländer Unn riefen. Noch einen Augenblick zuvor schien sie an der Schwelle des Schlafes gewesen zu sein. Sie saß mit untergeschlagenen Beinen vor dem Feuer, die Finger locker um ihren Eisenstab gelegt. Unns Blick fuhr zu der Holzschale, die neben der Seherin auf dem Boden stand. Sie enthielt noch immer Reste des Tranks, den sie am Abend zubereitet hatte, eine Mischung aus Saatgut, Kräutern und getrockneten Zweigen, die in warmem Wasser gelegen hatten. Je mehr die Alte davon getrunken hatte, umso wilder waren ihre Prophezeiungen geworden, umso unverständlicher ihr Gemurmel und umso leerer ihr Blick. Aber das alles schien nun schlagartig verschwunden zu sein. »Du sprichst meinen Namen aus, als würde er einen schlechten Geschmack in deinem Mund hinterlassen«, sagte Unn leise, sich der vielen Schläfer in dem dunklen Langhaus bewusst. Die Alte zuckte mit den Schultern und sah zur Seite, als wäre ihr das egal. »Ich weiß, dass das nicht dein richtiger Name ist«, antwortete sie. »Ich weiß, dass du ihn verbirgst.« Beide Frauen hatten ihre besten Jahre hinter sich, aber im Gegensatz zu der alten, runzeligen Seherin hatte Unn noch einiges von ihrem guten Aussehen bewahrt. Ihre Wangen fingen an zu erschlaffen, und Krähen hatten ihre Fußabdrücke an den Rändern ihrer dunklen Augen hinterlassen, aber es war noch immer zu sehen, dass sie in ihrer Jugend eine atemberaubende Schönheit gewesen war. Die Seherin oder volva, wie die Isländer sie nannten, war am Vortag eingetroffen. Sie zog von Hof zu Hof und lebte von der großzügigen Gastfreundschaft der Menschen. Seit einigen Jahren hielt sie sich nun schon in Island auf. Ursprünglich stammte sie aus Norwegen, und wer vermochte schon zu sagen, wo sie davor gewesen war. Im Gegensatz zu anderen zauberkundigen seiðr-Frauen, die gern mit einem Gefolge junger Mädchen umherreisten, die sie bei ihren Ritualen unterstützten, indem sie Trommeln schlugen und heilige Lieder oder Beschwörungen sangen, war Heid allein. Aber ihr Ruf eilte ihr voraus, und jeder Hof in Island, der etwas auf sich hielt, wünschte sich einen Besuch von ihr. Die Ankunft der volva war ein Zeichen, dass man für wichtig genug befunden worden war, ihren Besuch zu verdienen – und reich genug, um ihren Lohn zahlen zu können. Ihre Vorhersagen waren beeindruckend in ihrer Präzision, ihre Zauber versagten nie, und davon abgesehen, wer würde es schon wagen, jemanden abzuweisen, der in den magischen Künsten so erfahren war. Ihre Flüche waren so effektiv wie ihre Heilzauber. Über Flüche wusste Unn Bescheid. »Ich habe meine Arbeit getan«, sagte die alte Frau und sah Unn an. »Die Geister sind fort. Es gibt nichts mehr zu sagen. Du hättest früher kommen sollen, wie die anderen.« Unn nickte und wollte wieder aufstehen. Dann hielt sie inne und holte tief Luft. Sie musste ihre Frage stellen. »Ich habe dir zu essen und eine Unterkunft für die Nacht gegeben. Ich habe dich mit viel Silber bezahlt, damit du meine Gäste unterhältst«, sagte sie mit zitternder, aber entschlossener Stimme. »Sie haben dir auch viele Geschenke gemacht. Mir steht meine Zeit zu.« »Unterhaltung?« Die Alte schnaubte. »So betrachtest du meine Gabe?« Unn biss sich auf die Lippe. War sie zu weit gegangen? Sie teilte den Glauben ihrer Nachbarn nicht, aber man hatte ihr in ihrer Jugend beigebracht, dass es nie von Vorteil sein konnte, jemanden zu beleidigen, der mit den Geistern der Anderswelt sprechen konnte. Manchmal sagten auch Dämonen und Teufel die Wahrheit. Die Nachbarn respektierten Unns anderen Glauben, aber die Gesetze des Landes besagten, dass sie ihren Gott nicht außerhalb ihrer vier Wände anbeten durfte. Toleranz beschränkte sich nur auf diejenigen, die sie kannten, und dessen war sie sich bewusst. Die Alte sah sie einen Moment lang an. Dann schoss ihre blutbefleckte Hand so schnell, wie eine jagende Katze nach einer Maus schlägt, über das ersterbende Feuer. Unn hatte nicht damit gerechnet, dass sich eine gebrechliche Frau so schnell bewegen kann, und war überrumpelt. Die Alte griff in den Halsausschnitt ihres Kleids, ihre Finger verschwanden darin wie eine Spinne aus Knochen. Mit einem Ruck zog sie das Amulett hervor, das daran hing. Bei seinem Anblick verzogen sich die Lippen der volva erneut. Zwei sich überschneidende Halbkreise aus Silber bildeten die Umrisse eines Fisches. Eine beeindruckende Handwerksarbeit. »Ich habe es gewusst.« Heid ließ das Amulett los und lehnte sich zurück. »Du betest den Christengott an. Ich gehöre zu Odins Kindern. Warum kommst du zu mir?« Unn schüttelte den Kopf. »Ich frage nicht für mich. Du hast recht. Wo ich aufwuchs, folgten wir unserem Herrn Jesus Christus. Aber man hat uns beigebracht, die Kräfte der weisen Frauen und Seher zu respektieren. Als du vorhin die Zukunft vorausgesagt hast …« »Warum verbirgst du, wo du herkommst?«, unterbrach die Seherin sie mit zu wässrigen Schlitzen verengten Augen. »Ich weiß, dass du nicht von hier bist. Ich weiß, dass du weder zu unserem Volk noch zu unserem Glauben gehörst. Was ist das für ein Akzent? Irisch?« »Das spielt keine Rolle.« Unn blickte sich hastig im Raum um. »Wo ich herkomme, ist für dich nicht von Belang.« Die Seherin kicherte leise. »Woher weißt du diese Dinge?«, zischte Unn heiser. Heid legte die Stirn in gereizte Falten, da sie das offensichtlich für eine sehr dumme Frage hielt. »Ich bin eine Seherin, schon vergessen?« Sie blickte Unn mit grausamer Intensität an. Ein verschlagenes Lächeln huschte über ihre Lippen. »Ich weiß viele Dinge. Nicht nur von den Geistern. Ich reise umher. Ich bleibe hier und da. Ich höre zu. Oft höre ich Dinge, die ich nicht hören sollte. Ich bin eine spákona, die in die Zukunft blickt, aber ich werde auch gut für Dinge entlohnt, die ich im Heute erspähe. Vielleicht habe ich Neuigkeiten für dich, die dich interessieren könnten.« »Was könnte mich schon am Tratsch meiner Nachbarn interessieren? Vielleicht ist Hrafnkel Hallfredssons preisgekröntes Pferd gestorben? Oder ist Bjarni Njalssons Ziege auf Grettir Gunnlaugssons Sommerweide gewandert?« Heid grunzte. »Möglicherweise wärst du nicht so sarkastisch, würde ich dir sagen, dass mir vor vier Nächten auf einem Hof im Süden ein Händler von den Orkneyinseln begegnet ist.« Unn blieb der Mund offen stehen. Die Seherin lächelte. »Ah! Ich dachte mir, dass dich das interessiert. Wir waren beide Gäste von Thorkill auf Mostar. Thorkill erzählte von der erstaunlichen Unn Kjartansdottir, der noch immer so schönen Irin, die nur zusammen mit ihrem Sohn den eigenen Hof bewirtschaftet. Der Händler interessierte sich dafür. Sehr sogar. Er hat viele Fragen gestellt. Wo kommst du her? Wann bist du hergekommen? Teilst du unseren Glauben? Solche Dinge eben. Er hat gesagt, dass der Jarl von Orkney sehr daran interessiert sein würde, davon zu hören.« Unn runzelte die Stirn und sah auf die glühenden Scheite. Ihr Atem ging schwerer, dann blickte sie vom Feuer hinauf in die Schatten, die das Dachgebälk verbargen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Ihre Schultern sackten nach unten, und einen Augenblick lang wirkte sie am Boden zerstört. »Ich wünschte, ich könnte dir für diese Neuigkeit danken«, sagte sie. In ihren Augen glänzten Tränen. Wieder warf sie einen nervösen Blick in den Raum. »Ich wusste, dass dich das interessiert.« Ein triumphierendes Lächeln breitete sich auf Heids Gesicht aus. »Dein Sohn …« Schlagartig veränderte sich Unns Miene. »Was ist mit Einar?« Ihre Zähne blitzten weiß im Feuerschein auf. Die Alte kicherte leise, und Unn starrte sie aufgebracht an. »Ein prächtiger Junge«, sagte Heid. »Groß und stark. Und ein Dichter. Der Skalde hat ganz schön eifersüchtig ausgesehen, als dein Junge die drápa von Hrolf Kraki sang.« Trotz ihrer von der Gegenwart der Alten verursachten Beklommenheit verspürte Unn Stolz, als sie daran dachte, wie Einar die ganze Versammlung mit seinem Vortrag des Heldengesangs in seinen Bann...


Hodkinson, Tim
Tim Hodkinson wurde 1971 in Nordirland geboren. Er studierte mittelalterliche englische und altnordische Literatur an der Universität mit Fokus auf mittelalterlicher europäischer Geschichte. Er hat sein ganzes Leben lang geschrieben und hat ein starkes Interesse am historischen, mystischen und mysteriösen. Nachdem er mehrere glückliche Jahre in New Hampshire, USA, verbracht hat, ist er nun mit seiner Frau Trudy und drei reizenden Töchtern in ein Dorf namens Moira zurückgekehrt.

Tim Hodkinson wurde 1971 in Nordirland geboren. Er studierte mittelalterliche englische und altnordische Literatur an der Universität mit Fokus auf mittelalterlicher europäischer Geschichte. Er hat sein ganzes Leben lang geschrieben und hat ein starkes Interesse am historischen, mystischen und mysteriösen. Nachdem er mehrere glückliche Jahre in New Hampshire, USA, verbracht hat, ist er nun mit seiner Frau Trudy und drei reizenden Töchtern in ein Dorf namens Moira zurückgekehrt.


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