Howey | Sandtaucher | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

Howey Sandtaucher

Roman

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

ISBN: 978-3-492-99480-4
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Unsere Welt ist zerstört, begraben unter mächtigen Sanddünen, die alles verschluckt haben, was die Zivilisation einst ausmachte. Die wenigen Überlebenden an der Oberfläche führen ein einfaches, entbehrungsreiches Dasein. Doch sie haben sich eine besondere Fertigkeit angeeignet: das Sandtauchen. Tief unter den Dünen begeben sie sich auf die Suche nach den wertvollen Artefakten aus vergangener Zeit. Dabei finden sie etwas, das ihnen äußerst gefährlich wird ... Der furiose Science-Fiction-Roman von Bestsellerautor Hugh Howey.
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4 – Die Grabung
In dieser Nacht lag Palmer in dem überfüllten Zelt wach und lauschte dem Schnarchen und Husten von Fremden. Der Wind heulte noch lange und trug das Flüstern des Landes mit sich, dann ließ er nach. Das langsame Dämmern des Morgens war willkommen, das Dunkel im Zelt wurde zu Grau und dann zu Cremefarbe. Als er nicht länger still liegen und seine Blase unter Kontrolle halten konnte, schlüpfte Palmer von seinem Platz zwischen Hap und der Segeltuchwand, schnappte sich seinen Rucksack und seine Stiefel und schlüpfte hinaus. Die Luft war noch kühl von der wolkenlosen Nacht, der Sand war die am Vortag gespeicherte Hitze losgeworden. In der Dunkelheit im Westen hingen nur noch wenige Sterne. Die Venus stand allein hoch über den Dünen auf der anderen Seite. Irgendwo war die Sonne aufgegangen, aber sie würde sich noch eine ganze Stunde lang nicht über der Wüste zeigen. Bevor sie zwischen den hohen Sandbergen brennen konnte, hoffte Palmer bereits zu tauchen. Er genoss die Kühle des tiefen Bodens, auch wenn die Taschen aus feuchtem Sand den Tauchfluss behinderten. Er setzte sich, kippte die Stiefel um, Sand rieselte heraus und häufte sich zu kleinen Pyramiden. Er klopfte sich die Socken ab, zog die Stiefel wieder an und schnürte sie sorgfältig zu, machte einen doppelten Knoten. Er konnte es kaum erwarten, seine Flossen anzulegen und loszulegen. Er überprüfte seine Ausrüstung. Einer der Prospektoren kam aus dem Zelt, räusperte sich und spuckte nahe genug neben Palmer auf den Boden, dass der es bemerkte, aber sich nicht sicher sein konnte, ob er das Ziel gewesen war. Nach einigem Nachdenken, während der Mann gegen eine Düne pinkelte, kam Palmer zu dem Schluss, dass die Reichweite aus fragwürdiger Absicht zwischen vier und fünf Fuß betrug. Es fühlte sich akademisch an. Ein drahtiger Mann mit schwarzer Haut trat aus Brocks Zelt. In dem schwachen Morgenlicht sah Moguhn weniger Furcht einflößend aus. Nach der Art und Weise zu urteilen, wie sich die beiden Männer in der vergangenen Nacht unterhalten hatten, musste er Brocks Stellvertreter sein. Moguhn sah Palmer mit hochgezogenen Brauen an, als wollte er den jungen Mann fragen, ob er sich schon auf die Herausforderung des Tages eingestellt hatte. Palmer senkte den Kopf, sowohl als Gruß wie auch zur Bestätigung. Er fühlte sich großartig. Fertig für den tiefen Tauchgang. Er überprüfte die beiden großen Druckluftflaschen, die auf dem Rücken seiner Tauchausrüstung befestigt waren, und nahm eine Reihe von tiefen und schnellen Atemzügen, bereitete seine Lungen vor. Es war nicht nötig, in die von Brock gewünschte Tiefe vorzustoßen. Sein Tauchervisier konnte durch ein paar Hundert Meter Sand blicken. Er musste nur so tief gehen, wie er konnte, die dreihundert vielleicht zum ersten Mal schaffen, das dokumentieren, was auch immer sie dort sehen würden, und dann wieder nach oben kommen. Mehr konnte man nicht von ihm verlangen. Hap kam aus dem Zelt und beschattete die Augen vor der kommenden Morgendämmerung. Er schien auf das Tieftauchen noch nicht vorbereitet zu sein. Palmer dachte an ihm bekannte Leute, die in den Sand gegangen waren, um nie wieder gesehen zu werden. Hatten sie das am Morgen beim Aufwachen schon gefühlt? Hatten ihre Knochen gewusst, dass jemand an diesem Tag sterben würde? Hatten sie das Gefühl ignoriert und waren trotzdem aufgebrochen? Er dachte an Roman, der außerhalb von Springston nach unten gegangen war, um nach Wasser zu suchen. Er war nie zurückgekehrt und man hatte ihn nie gefunden. Vielleicht hatte Roman gewusst, dass er besser nicht gehen sollte, hatte es im letzten Augenblick deutlich gespürt, sich aber verpflichtet gefühlt und das Gefühl abgeschüttelt, das an seiner Seele gezerrt hatte. Möglicherweise taten er und Hap in genau diesem Augenblick das Gleiche. Brachen trotz ihrer Zweifel und Befürchtungen auf. Wortlos überprüften die beiden Männer ihre Ausrüstung. Palmer holte ein paar Streifen Schlangendörrfleisch aus dem Rucksack und gab Hap einen davon. Sie kauten das würzige Fleisch und nahmen kleine Schlucke aus ihren Feldflaschen. Als Moguhn ihnen Bescheid sagte, dass die Zeit zum Aufbruch gekommen war, packten sie ihre Tauchausrüstung wieder ein und luden sich die schweren Bündel auf den Rücken. Diese Männer hatten behauptet, zweihundert Meter tief gegraben zu haben, um ihnen den dringend benötigten Vorsprung zu verschaffen. Palmer kannte solche Bemühungen; jeder Taucher würde nach einer Stelle suchen, die so tief wie möglich zwischen langsamen Wanderdünen lag – aber zweihundert Meter? Das war tiefer als die Quelle in Springston, aus der sein kleiner Bruder jeden Tag Eimer voller Sand schleppte. Es war ausgesprochen schwer, so viel Sand zu bewegen und ein Nachrutschen zu verhindern. Der Wind hatte bedeutend mehr Hände als die Leute, die in der Erde buddelten. Die Wüste begrub sogar all die Dinge, die auf dem Sand gebaut waren, nicht nur die darunter. Und hier verließen sich Hap und er auf Piraten, die für sie das Dach freihalten sollten. Wäre seine Schwester hier gewesen, sie hätte ihn grün und blau geprügelt, weil er sich auf diesen Unsinn eingelassen hatte, und ihn dann an den Füßen über die heißen Dünen nach Hause geschleift. Sie hätte ihn allein schon dafür umgebracht, dass er sich überhaupt mit Briganten eingelassen hatte. Dabei war sie mit solchen Leuten ausgegangen. Aber seine Schwester war nun mal eine Heuchlerin. Schärfte ihm ständig ein, Autorität infrage zu stellen. Solange es nicht ihre Autorität war. »Mehr habt ihr nicht?« Moguhn sah ihnen zu. Er hielt die schwarzen Hände in die Ärmel seiner weißen Kleidung geschoben, die er so locker wie Frauenkleidung trug. Hell wie sie war, floss sie um seine Knöchel und tanzte wie die Hitze. Er sah aus wie die Nacht, die in den Tag gehüllt war. »Das ist alles«, antwortete Hap und lächelte. »Hast du noch nie einen Sandtaucher gesehen?« »Schon eine ganze Menge.« Moguhn wandte sich ab und bedeutete den Jungen, ihm zu folgen. »Die letzten beiden, die das versucht haben, trugen jeweils drei Flaschen. Das ist alles.« Palmer glaubte sich verhört zu haben. »Die letzten beiden, die das versucht haben?«, fragte er. Aber Moguhn schob sich an den Zelten vorbei zwischen die Dünen, und er und Hap mussten sich anstrengen, um mit ihm mithalten zu können. »Was hat er gesagt?«, fragte Palmer seinen Freund. »Konzentrier dich auf den Tauchgang«, erwiderte Hap grimmig. Der Tag war noch jung und die Wüstenluft noch immer kühl, aber Haps Nacken glänzte bereits vor Schweiß. Palmer rückte seine Ausrüstung höher und marschierte durch den weichen Sand, sah zu, wie sein Atem in der Morgenbrise, die durch die Dünen flüsterte, kleine Wölkchen bildete. Sobald sie das Zeltlager hinter sich gelassen hatten, glaubte Palmer in der Ferne das tiefe Dröhnen eines Motors zu hören. Es klang wie ein Generator. Die Dünen wichen zurück, der Boden ging in eine Schräge über, die Sandhügel gaben den Blick auf ein breites Stück offenen Himmel frei. Vor ihnen wartete eine Grube, die größer als die Wasserquelle von Shantytown war. Es war ein umgekehrter Berg, eine riesige, auf den Kopf gestellte Pyramide aus fehlender Erde. In der Ferne flog Sand aus einem Rohr und wurde vom Wind nach Westen getragen. Männer arbeiteten bereits auf dem Hang. Bis nach unten mussten es mindestens hundert Meter sein. Das war nur die Hälfte von dem, was man ihnen versprochen hatte, aber das Ausmaß der hier mitten im Nichts geleisteten Arbeit war ein sehenswerter Anblick. Hier arbeiteten Piraten mit Ehrgeiz, die sich länger als nur eine Woche organisieren konnten. Ganz unten auf der Sohle der Grube ragte die riesige Gestalt auf, die für das alles hier verantwortlich war: Brock. Palmer folgte Hap und Moguhn den Hang hinunter; losgetretener Sand rauschte wie eine Lawine vor ihnen weg, die die Männer unten besorgt betrachteten, als sie sich in ihre Richtung wälzte. Als Palmer ihr Ziel erreichte, verklang das Geräusch des knatternden Generators. Er zog die Stiefel aus dem losen Sand, der ununterbrochen in Bewegung war und ihn zwang, das ständig zu wiederholen. Die anderen standen auf einer Metallplatte. Die Plattform war schwer zu erkennen, da der losgetretene Sand sie bedeckte. Palmer hatte Schwierigkeiten zu verstehen, wie die Grube überhaupt existieren konnte, wodurch die Sandwolke ausgestoßen wurde, wie man die Grabung aufrechterhielt. Hap musste genauso verwirrt sein, denn er fragte Brock, wie das möglich war. »Das ist nicht mal die Hälfte«, antwortete Brock. Er gab zwei von seinen Männern ein Zeichen, die sich bückten und Sand wegwischten. Man befahl Palmer, ein paar Schritte zurückzutreten, während jemand einen Griff anhob. Verrostete Scharniere quietschten, eine Luke wurde aufgestemmt. Jemand leuchtete hinein, und Palmer sah, wo sich die restlichen hundert Meter befanden. Ein zylindrischer Schacht führte durch den festen Sand direkt in die Tiefe. Einer der Männer nahm zwei Seile und begann, sie zu entrollen. Palmer spähte in das bodenlose schwarze Loch, diese große, schattenverhangene Tiefe. Seine Knie wurden weich. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.« Brock machte eine Handbewegung. Einer der Männer trat vor und zog das Halstuch vom Mund. Er half Hap, seinen Rucksack abzunehmen und wollte ihm auch mit der Ausrüstung helfen, doch der winkte den alten Mann zurück. Palmer befreite sich von seinem Bündel, behielt den Mann aber im Auge. Sein Bart war lang, grau und strähnig, aber Palmer glaubte, in ihm Yegery zu erkennen, einen alten Bastler, den seine Schwester kannte. »Du hattest früher doch diesen Tauchladen in Low-Pub«, sagte Palmer. »Meine Schwester hat mich mal mitgenommen. Yegery, oder?« Der Mann musterte...


Howey, Hugh
Hugh Howey, Jahrgang 1975, verdiente sein Geld als Skipper, Bootsbauer, Dachdecker und Buchhändler, bevor er als Romanautor erfolgreich wurde. Mit seinem großen Endzeitthriller »Silo« gelang ihm der internationale Durchbruch. Inzwischen verkaufte sich die Trilogie weltweit mehr alsdrei Millionen Mal.

Hugh Howey, Jahrgang 1975, verdiente sein Geld als Skipper, Bootsbauer, Dachdecker und Buchhändler, bevor er als Romanautor erfolgreich wurde. Mit seinem großen Endzeitthriller »Silo«, der zunächst als Erzählung angelegt war und so überwältigend viele Leser fand, dass ein Roman daraus wurde, gelang ihm der internationale Durchbruch. Inzwischen verkaufte sich die Trilogie weltweit mehr als 3 Mio. mal.

Hugh Howey, Jahrgang 1975, verdiente sein Geld als Skipper, Bootsbauer, Dachdecker und Buchhändler, bevor er als Romanautor erfolgreich wurde. Mit seinem großen Endzeitthriller »Silo«, der zunächst als Erzählung angelegt war und so überwältigend viele Leser fand, dass ein Roman daraus wurde, gelang ihm der internationale Durchbruch. Inzwischen verkaufte sich die Trilogie weltweit mehr als 3 Mio. mal.


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