Hucke / Lindemann | Frühlingsfahrt | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 139, 180 Seiten, Format (B × H): 121 mm x 187 mm, Gewicht: 185 g

Reihe: Lindemanns

Hucke / Lindemann Frühlingsfahrt

Ein Kraichgau-Krimi aus dem Kelterhof
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-96308-030-2
Verlag: Lindemanns VERLAG & AGENTUR
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Ein Kraichgau-Krimi aus dem Kelterhof

E-Book, Deutsch, Band 139, 180 Seiten, Format (B × H): 121 mm x 187 mm, Gewicht: 185 g

Reihe: Lindemanns

ISBN: 978-3-96308-030-2
Verlag: Lindemanns VERLAG & AGENTUR
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Der Kelterhof zwischen Kraichgau und Stromberg gelegen, ist ein Weingut, wie es idyllischer kaum sein kann. Weshalb um alles in der Welt liegen eines schönen Morgens während der Weinlese gleich zwei Tote im Weinberg der Schäufeles?

Johannes Hucke, Autor der erfolgreichen Wein-Krimis „Rotstich“ und „Die Brettener Methode“ sowie des „Kraichgauer Weinlesebuches“, blättert seine neuen spannenden Roman in der Rückschau auf: Er erzählt von einer schicksalhaften Freundschaft, von einer romantischen Frühlingsfahrt, die durch das Neckartal über Bad Rappenau schließlich ins beschauliche Großvillars führt, von allerlei Genüssen, die der Heimat heilig sind. und von einer zwischenmenschlichen Konstante, deren zerstörerische Energie dem friedlichsten Nachbarn keine Ruhe gönnt: Rache!

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Ein Halbtoter Beginnen wir noch einmal ganz woanders, sozusagen von vorn: im Frühling, wo alles beginnt, was Anspruch auf Vorhandensein erhebt. Wo alles Leben sich erneuen soll, um mit frischem Mut seinen Weg anzutreten – es sei denn, es ist bereits am Ende angekommen. Die Dichter aller Zeiten haben behauptet, es sei besonders grausam, im Frühling zu sterben. Es sei nämlich unzumutbar, teilnahmslos beiseite zu treten, wenn alle sich freuen und ihre Verjüngung bejubeln. Trauernd durch erblühende Alleen zu ziehen, unbeteiligt, doppelt ausgegrenzt, doppelt allein – solch ein Schicksal wäre doch wirklich keinem zu wünschen! Diese traurigen Helden auf der Schattenseite des Frühlings, ja, die gibt es freilich auch; von einem solchen müssen wir erzählen, wenn wir die Geschichte erzählen wollen, die am Wengertshäusle zu Großvillars so brutal zu Ende ging. Doch geschieht ja auf Erden nicht alles nach bewährtem Muster, wie dies unsere stets nach Sinn und Verstehen trachtende Einbildungskraft uns vorgaukeln mag; bisweilen treffen Dinge aufeinander, die voneinander nichts ahnen konnten, und vermengen sich im Kontrast, so dass am Ende kein Freund der Wahrheit mehr zu behaupten wagt, man habe kommen sehen, was geschah ... Beginnen wir in einem Vorort von Heidelberg, einem jener Stadtteile, die ihre Existenz allein dem Nimbus und der Attraktivität der sandsteinroten Universitätsstadt zu verdanken haben. Hier wohnen Leute, die wohl die Nähe zum Traditionellen suchten, die nimmermehr sagen würden, sie lebten im Emmertsgrund oder auf dem Boxberg oder in irgendeiner namenlosen Neubausiedlung Richtung Wieblingen; nein, es steht ja „Heidelberg“ in ihrer Adresse – und dieser Name glänzt wie ein Ehrenzeichen hinter der nur Eingeweihten auf Anhieb entschlüsselbaren Postleitzahl. – Warum die besagten Rand-Heidelberger kein Domizil in der Mitte bezogen haben oder doch in besser beleumundeten Wohngebieten wie Neuenheim oder Handschuhsheim, ist leicht erklärt: Es fehlte an Kontakten, an Ersparnissen, vielleicht auch an Geschicklichkeit. Freilich, kaum dass man Quartier in der Banlieu bezogen hat, redet man sich aufs Praktische hinaus: die besseren Parkmöglichkeiten, die hervorragende Infrastruktur, die Familienfreundlichkeit. Von einer solchen Familie wollen wir berichten, genauer: von ihrem Oberhaupt ... wobei in unserem Falle durchaus keine Bezeichnung weniger zuträfe. Nikolaus Henn (er hieß einmal Grashof mit Nachnamen, bevor er sich verehelichte), langjähriger Mitarbeiter einer Dachziegelfirma im Innenbetrieb, braver Familienvati, Mitglied im ökumenischen Kirchenchor, Besitzer mehrerer goldener Kundenkarten, lebte seit vierzehn Jahren in einer dieser ästhetisch wenig mitreißenden, gleichwohl mit Privatparkplatz und Mini-Gärtchen ausgestatteten Behausungen im Weichbild Heidelbergs. Kaum hatte Annedore – seine Annedore – in den Heiratsantrag eingewilligt, waren die Planungen für einen Umzug aus der Altstadt hinaus in eine „familiengeeignete“ Wohngegend begonnen worden. Für Nikolaus’ Geschmack war das sehr schnell vor sich gegangen; er hätte sich gerne noch Zeit gelassen – mit der Hochzeit, mit dem Umzug, mit dem Kind. Viel lieber hätte er noch ein paar Jährchen damit verbracht, Annedores im Übermaß vorhandene Lieblichkeit ungestört zu genießen. Doch Annedore hatte bereits genossen – und zwar ausgiebig, was sich zu Nikolaus’ Erschrecken in unaufhörlichen Konfrontationen mit ehemaligen Liebhabern niederschlug. Wo auch immer sie miteinander unterwegs waren, in Bahnhöfen, Eisdielen, Supermärkten, unablässig trafen sie auf sonderbar schluffige Gestalten, die allesamt ausnehmend vertraut mit ihr taten. Nikolaus wagte Anzeichen von Eifersucht zu zeigen, doch seine Auserwählte lachte ihn aus, was für ein Spießer er doch sei. – Nun, die begehrte Frau, inzwischen deutlich über dreißig, war eindeutig in die Familiengründungsphase eingetreten. Zu diesem Behufe mochte ihr Nikolaus als formbarer Kindsvater, geduldiger Ernährer und fügsamer Hanswurst erscheinen. Auf einmal bekamen die Dinge ihr eigenes Tempo, und er konnte sich mitunter nur noch bestürzt umsehen, bevor er verwirrt hinterdrein hastete. Was ihm dabei in keiner Weise bewusst war: In der Sekunde der Eheschließung im Rathaus am Heidelberger Marktplatz begann die Geschichte seiner Verstoßung. Wir treffen auf Nikolaus Henn an jenem Abend Ende März, welcher für ihn mit einem unerwarteten, dabei außerordentlich folgenreichen Einschnitt beginnen sollte. Annedore hatte Kerzen angezündet, zwei Stück, die sie zu beiden Seiten des Küchentischs aufstellte. Sie tat das manchmal: die Wohnung schmücken, das Alltägliche mit einer Idee von Festlichkeit impfen – doch gewöhnlich nur dann, wenn sie Besuch empfing und niemals, wenn nur Nikolaus zugegen war. Annedore nötigte Nikolaus, Platz zu nehmen. Erwartungsvoll kam er der Aufforderung nach. Erwartungsvoll? Wahrhaftig! Nikolaus wartete immer noch. Seit vierzehn Jahren war er der Auffassung, Annedore würde doch einmal erkennen, dass er der Richtige für sie sei – auch wenn während dieser knapp anderthalb Jahrzehnte wenig, nein, so gut wie nichts davon zu spüren gewesen war. Sie setzte sich ihm gegenüber und begann zu sprechen. Auch das war selten: Annedore begann selten Gespräche. Wenigstens nicht mit Nikolaus – es sei denn, es handelte sich um Dienstleistungen wie Renovierungsaufträge, Fahrten zum Baumarkt oder den täglichen Transportservice für Valentin, den dreizehnjährigen Sohn. „Du hast’s uns aber hübsch gemacht“, begann Nikolaus in seiner schüchternen Weise; aufgrund verschiedentlicher herber Erfahrungen traute er sich nicht einmal mehr, Komplimente auszusprechen. „Hör mal zu“, schnitt ihm Annedore das Wort ab und goss sich einen Schafgarbentee ein. „Ich wollt dir was sagen.“ „Da bin ich aber gespannt.“ Ein knapper, gewohnt sauertöpfischer Blick traf ihn. Dennoch, wie gesagt, er hoffte noch. Wie ungeschickt von ihm ... „Ich hab heut auf dem Markt mein’ schpirituelle Lebenspartner kenneg’lernt.“ Eigentlich sagte sie „Lääbnspattna“, denn kaum dass die Ehe seinerzeit geschlossen worden war, verfiel sie dauerhaft in das Idiom der Gegend, wo sie aufgewachsen war: Oberschwaben. Vorher, in der Zeit des Kennenlernens, hatte Annedore nur hochdeutsch gesprochen; zumindest vermeinte sich Nikolaus daran erinnern zu können, wie fein und bedacht diese Stimme geklungen hatte, niemals plump oder motzig oder gar aggressiv. Das hatte sich dann rasch geändert. Nun aber saß er ihr gegenüber und lächelte. Hatte er nicht richtig zugehört? Beinahe. Nach wie vor in der trügerischen Überzeugung befangen, nur ihm allein stehe die Etikettierung „Lebenspartner“ zu, hatte er das hingeschnodderte „auf dem Markt“ („auf’m Maekt“) schlicht überhört. Erst als Annedore präzisierte „Er heißt Ramon“, begann Nikolaus zu begreifen. Nun verhielt es sich ja so, dass Nikolaus’ Gattin seit langem gewissen mysteriösen Tätigkeiten oblag, die man gemeinhin der Sphäre der Esoterik zurechnet. Nikolaus konnte mit solchen Dingen nichts anfangen, sah jedoch keinerlei Gefahr darin. In seiner Betrachtungsweise war Annedores Schwärmerei für alles Indische, aber auch Indianische, bald Ostasiatische, bald Zentralafrikanische ein Hobby wie Turmspringen oder Rollhockey. Sicher, es füllte sich das gemeinsame Häuschen nach und nach mit allerlei Zierrat, dem er selbst wenig abgewinnen mochte – überall schummerten Salzlampen, blinkten Energiesteine, baumelten Traumfänger, worin er sich meistens verfing, von der Decke herab – , doch hatte er ohnehin nach wenigen Wochen des Zusammenlebens registriert, dass er sich auf dem Gebiete der Inneneinrichtung wohl komplett werde anpassen müssen. Hatte Annedore (zu Nikolaus’ Befremden) schon kurz nach der Hochzeit ihr soziales Leben weitgehend eingestellt, den Kontakt zu all den Freundinnen und vor allem Freunden, die sie noch zu WG-Zeiten in großer Zahl besucht hatten, abgebrochen, so begann sie nach und nach, immer mehr „Seminare“ mit schwer ergründlicher Thematik zu besuchen. „Sei dir selbst eine Insel“, so lautete der Titel jener ersten Wochenendveranstaltung, von der Annedore sogar ein wenig erzählte. Danach erzählte sie nichts mehr. „Was meinst du denn?“, fragte Nikolaus leise. Und Annedore rollte die Augen. Seine Begriffsstutzigkeit war für sie schon immer Anlass für Spott und Zurückweisungen gewesen. Gemäß einer verachtungsvollen Gewohnheit rollte sie also ihre Augen, zog die Stirne kraus und erläuterte unmissverständlich, dass sie sich scheiden lassen wolle, übrigens so schnell als möglich. Ein gemeinsames Leben, es sei ja ohnehin recht fade gewesen, komme für sie nicht länger in Frage. Sohn Valentin bleibe selbstverständlich bei ihr. Der Kontakt zum Erzeuger (damit meinte sie Nikolaus) werde selbstredend fair geregelt, sie denke an eine Zweidrittel-Eindrittel-Aufteilung. Schon morgen solle sich Nikolaus auf Suche nach einer geeigneten Wohnung für ihn selbst begeben, bitteschön weit genug entfernt, aber nicht zu weit, der Kindsbetreuung wegen, die gerade auch nachts zu erfolgen habe. Die monatlich zu entrichtende Unterstützungssumme belaufe sich auf 664,42 Euro; sie habe sich erlaubt, den Betrag schon einmal zu berechnen. Nikolaus glotzte von einer Kerzenflamme zur anderen, räusperte sich mehrmals und brachte nur ein piepsendes „Aber warum denn?“ heraus. Annedore war sein Schicksal ... wenngleich in ganz anderer Hinsicht als er sich dies einst ausgemalt hatte. Durch eine Kommilitonin hatte er sie kennengelernt. Annedore machte damals in zweiter Ausbildung eine Lehre als medizinisch-technische Assistentin. Schon ihr Äußeres erschien ihm über alle Maßen auffällig und liebenswert: ihre langen,...



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