Buch, Deutsch, 946 Seiten, GB
Eine kommunikations- und historiographiegeschichtliche Studie
Buch, Deutsch, 946 Seiten, GB
Reihe: Reformationsgeschichtliche Studien und Texte
ISBN: 978-3-402-11624-1
Verlag: Aschendorff Verlag
Der elsässische Franziskaner Thomas Murner zählt zweifellos zu den faszinierendsten Persönlichkeiten der frühen Reformation. Unter den altgläubigen Kontroverstheologen kann er als Medienexperte gelten, der für seine Gegner gerade deshalb eine Gefahr darstellte: Reformatorische Flugschriften zeigen die Karikatur des katzenköpfigen Bettelmönchs als Erzfeind Luthers. Kaum ein anderer Vertreter der alten Kirche ist so sehr Zielscheibe und Opfer einer verdammenden Spottpropaganda geworden, deren Zerrbilder die Forschung bis in die Moderne geprägt haben.
Die vorliegenden Bände verfolgen das Ziel, eine kritische Analyse und Neubewertung von Murners gegen die Straßburger und Schweizer Reformation gerichtetem Wirken unter kommunikations- und historiographiegeschichtlichen Fragestellungen vorzunehmen. Anhand seines Beispiels geht es um Möglichkeiten und Grenzen für öffentliche Lutherkritik in den 1520er Jahren. Dazu untersucht die Studie den engen Bezug zwischen imagebildenden Präfigurationen und der Konstruktion identitätsstiftender Feindbilder in der reformatorischen Öffentlichkeit sowie deren Auswirkung auf Spielräume kommunikativen Handelns. Eine Netzwerkanalyse offenbart die Bedeutung der im Hintergrund bleibenden persönlichen Beziehungen zu Mitstreitern, Freunden und Förderern, die Reformationsgegnern wie Murner buchstäblich wie publizistisch das Überleben sicherten. Die der Studie zugrunde liegenden Quellen, darunter Murners Briefwechsel, runden die Studie im zweiten Band ab