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E-Book, Deutsch, 247 Seiten

Klein Die CureVac-Story

Vom Risiko, die Medizin zu revolutionieren

E-Book, Deutsch, 247 Seiten

ISBN: 978-3-593-44904-3
Verlag: Campus Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Alles begann mit einer Doktorarbeit und der Entdeckung des medizinischen Potenzials des Botenmoleküls messenger RNA. Am Ende stehen prominente Investoren wie Dietmar Hopp oder die Gates-Stiftung, Hunderte Millionen staatlicher Finanzierung, der Aufstieg zum Börsenstar und zum erfolgreichen Impfstoffentwickler. Dazwischen liegt ein steiniger Weg auf der Suche nach Unterstützung.
Biotech-Unternehmer Wolfgang Klein hat die Anfangszeit als Finanzchef von CureVac selbst miterlebt. Er erzählt die einzigartige und anekdotenreiche Geschichte auf dem Weg zum Weltunternehmen. Dabei gibt er Einblicke in eine faszinierende Technologie und beschreibt die Hürden für Innovation am Standort Deutschland. CureVac hat es trotzdem geschafft: Die in Tübingen erfundene Technologie ist dabei, die Medizin zu revolutionieren.
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Kapitel Einleitung
CureVac – ein deutsches Einhorn
Ein Einhorn ist ein seltenes Wesen. Vielleicht kennen Sie es von Bildern, die kreative Menschen für den Einband von Fantasy-Geschichten oder Kinderbüchern gemalt haben. Es sieht aus wie ein edles Pferd. Stolz kommt es daher und strotzt nur so vor Kraft. Mit seinem gewundenen, langen und spitzen Horn erscheint es ganz schön wehrhaft. Meist sieht man es unter blauem Himmel auf saftigen grünen Wiesen grasen, und majestätisch überstrahlt es alles um sich herum mit herrlich glänzendem, von funkelndem Sternenstaub durchwirktem weißem Fell. Manche haben sogar Flügel und können fliegen. Gibt es Einhörner wirklich? Wer weiß, vielleicht anderswo, sagen wir Kindern, wenn sie uns fragen. Aber der eine oder andere malt sich vermutlich doch aus, was für eine tolle Sache es wäre, wenn ein Einhorn auf seiner Wiese stünde. Solche Gedanken haben US-amerikanische Investoren irgendwann dazu bewogen, den Begriff des »Unicorn«, also des Einhorns, als Bild für ein außerordentlich erfolgreiches Start-up-Unternehmen zu prägen. Eines, das schon bald nach der Gründung seine Bewertung auf über eine Milliarde US-Dollar gesteigert hat. Und dies womöglich, bevor das Unternehmen auch nur ein einziges Produkt am Markt verkauft hat. Denn Produkte von Einhörnern befinden sich nicht selten noch in der Entwicklung. Den Traum, dass sich ihr zuletzt finanziertes Unternehmen ebenfalls zu einem Einhorn entwickelt, hegen gewiss nicht nur US-amerikanische Risikoinvestoren. Wer Einhörner aber ausschließlich als gierige Fantasie eines Investors abtut, als Inbegriff des American Dream, wer sie nur als Symbol von Turbokapitalismus wahrnimmt, der verkennt fahrlässig ihre Rolle als Treiber von Innovation, Wohlstand und – in deren Windschatten – sozialer Sicherung. Einhörner sind ein Gewinn für die Gesellschaft, in der sie aus dem Ei schlüpfen. Bewertungen von über einer Milliarde US-Dollar, bevor das erste Produkt verkauft wurde, lassen sich nur rechtfertigen, wenn die Investoren ein Produkt oder eine Dienstleistung (oder auch mehrere) erwarten, die sich mit besonders guter Marge an besonders viele Kunden verkaufen lassen. Dazu müssen diese Produkte oder Dienstleistungen wesentlich besser als alles schon Bestehende oder gänzlich neu sein. Solche Produkte tragen in besonderem Maße zu nachhaltiger Beschäftigung und einem höheren Steueraufkommen bei. Und wenn Einhörner sogar neue Technologien für ganze Produktklassen oder Industrien vorantreiben, dann begründen sie weit über ihr eigenes Unternehmen hinaus einen Wohlstandszuwachs für eine Gesellschaft. Wie rar sind sie also, diese Vorzeigegründungen? 494 Einhörner zählte eine Statistik des Hurun Research Institute, des Forbes Magazine der Chinesen, im Jahr 2019. Ein Schelm, wer angesichts der Tatsache schmunzelt, dass die chinesische Erhebung China (206) auf Platz 1 sah, mit drei Einhörnern Vorsprung vor den zweitplatzierten USA (203). Indien, wer hätte es gedacht, lag auf Platz drei (21). Danach rangierten fast schon unter »ferner liefen« Großbritannien (13), Deutschland (7) und Israel (7), Letzteres trotz seiner gerade mal 9 Millionen Einwohner. Und unser Nachbar, die Schweiz – an Einwohnern kleiner als Baden-Württemberg –, schaffte es mit drei Exemplaren auf Rang elf. Besonders interessant wird es, wenn man die Zahl der Einhörner an der Bevölkerungsgröße misst. Nennen wir die Kennzahl mal die »Einhorn-Quote« und definieren sie als Zahl der Einhörner pro eine Million Einwohner. Bei dieser Kenngröße schnitt Israel (0,78) zehnmal besser als Deutschland (0,08) ab und schlug auch die USA (0,68), China (0,15) oder Indien (0,02). Die »Einhorn-Quote« der Schweiz wiederum lag mit 0,33 um das Vierfache höher als in Deutschland. Noch extremer zeigt sich das Verhältnis beim Blick auf einzelne Regionen in den USA: So beherbergte der vier Millionen Einwohner zählende Großraum Boston mit acht Einhörnern und einer Quote von 2,0 mehr Exemplare der Gattung als ganz Deutschland. Und allein in der San Francisco Bay Area weideten bei einer Quote von knapp 8,0 sogar 55 dieser Wundergeschöpfe. Das sind fast achtmal so viele wie in ganz Deutschland oder hundertmal mehr Einhörner pro Einwohnermillion als bei uns.1 Warum sind diese Viecher so ungleich verteilt? Was lockt sie an, was vertreibt sie? Was führt die Mehrzahl in die USA und nach China? Wie kommen kleine Länder mit relativ wenigen Einwohnern und daher kleinen Märkten dennoch zu immens erfolgreichen Gründungen? Gerade wir Deutschen als viertgrößte Wirtschaftsmacht der Erde müssen uns leider immer noch sehr die Augen reiben, wenn sich ein Einhorn die Ehre gibt, bei uns zu grasen. Doch es gibt sie. Sogar in einer von deutschem Investment derart vernachlässigten Branche wie der Biotechnologie. Allen Widrigkeiten zum Trotz. Eine dieser Ausnahmeerscheinungen ist die Firma CureVac in Tübingen. Das um die Jahrtausendwende gegründete Unternehmen erfüllte von 2015, als die Bill und Melinda Gates Foundation in seine Entwicklung investierte, bis zum Börsengang 2020 die Kriterien eines Einhorns: eine Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar, nicht an der Börse notiert und – kein notwendiges Kriterium, aber durchaus typisch – noch kein Produkt verkauft. Im Sommer 2020 ging CureVac mitten während der Covid-19-Pandemie in New York mit fulminantem Start an die Börse. Ein Treiber seines Unternehmenswerts war seine Impfstoffentwicklung gegen SARS-CoV-2. Der neuartige Impfstoff basierte auf einer von CureVac erfundenen messenger-RNA- (mRNA-)Technologie, die das Unternehmen nach der Jahrtausendwende fast ein Jahrzehnt lang als Pionier für mRNA-Medikamente unter äußerst schwierigen Voraussetzungen mehr oder weniger allein auf weiter Flur vorangetrieben hatte. Ein Einhorn ist immer – ganz besonders aber in Deutschland – Anlass, die spannende Unternehmensgeschichte Revue passieren zu lassen. Das gilt umso mehr, wenn das Einhorn, wie im Fall von CureVac, aufgrund eines aufsehenerregenden Investments der Bundesregierung im Sommer 2020 landesweite Bekanntheit erlangt hat. Grund genug also, über die Hintergründe der Geburt des Unternehmens, seine anfangs schwierige Finanzierungsgeschichte und seine ausgefuchste Technologie zu berichten. Was genau ist diese messenger-RNA? Was macht die CureVac-Technologie aus, die das Unternehmen mit der Bewertung eines kleinen DAX-Unternehmens an die New Yorker Börse gehen ließ? Wie funktioniert der gerade entwickelte SARS-CoV-2-Impfstoff? Warum bietet die Herstellung der mRNA einen so großen Vorteil im Vergleich zu anderen therapeutischen Molekülen? Für welche medizinischen Anwendungen ist mRNA wie geschaffen und für welche vielleicht nicht? Ein Einhorn steht aber auch sinnbildlich für das Risiko, dem sein eigenes Gedeihen ausgesetzt ist. Einhörner können scheitern. Vielleicht erfüllt eine Technologie wichtige Anforderungen nicht, die an ihre Sicherheit, ihre Wirksamkeit oder auch nur an ihre Kosteneffizienz gestellt werden, um im Markt zu überleben. Dasselbe kann für die Produkte gelten, die auf Basis der betreffenden Technologie entwickelt werden. Wenn dieser Fall eintritt, dann scheitern zusammen mit dem Einhorn alle, die sich seinem Gedeihen gewidmet haben: Zunächst müssen sich Gründer und Mitarbeiter eine andere Beschäftigung suchen, und die einst rosigen Karriereaussichten im Technologieunternehmen lösen sich in Luft auf. Dann sind da die Investoren, seien es Business Angels oder Wagniskapitalunternehmen und ihre Finanziers, die in aller Regel ihre Investments komplett abschreiben können. Ihr Geld ist für alle Zeiten verloren. Schließlich leidet das Umfeld einschließlich der Banken und Vermieter, die ebenfalls oft in der Hoffnung auf dauerhafte, profitable Geschäftsbeziehungen Risiken eingegangen sind. Es entstehen Leerstände beispielsweise bei spezialisierten Laboren, die vielleicht gar nicht so leicht weiterzuvermieten sind. Oder ausstehende Darlehen müssen abgeschrieben werden, wenn ein gescheitertes Start-up in die Insolvenz geht. Das außergewöhnliche und faszinierende Beispiel von CureVac erlaubt es, gerade angesichts des eben beschriebenen Risikos den Finger auf den Puls des Innovationsstandorts Deutschland zu legen. Denn natürlich wollen wir in Zukunft möglichst viele CureVacs bei uns haben. Wie gut trägt der rechtliche und gesellschaftliche Rahmen in Deutschland dazu bei, dass Gründer, Investoren sowie das unterstützende Umfeld das mit Technologie-Start-ups verbundene Risiko übernehmen? Die Umstände des besonderen Erfolgs von CureVac belegen, wie sehr dieses leuchtende Beispiel das Ergebnis der besonderen Hingabe und Risikobereitschaft aller Beteiligten war und wie wenig das Produkt...


Klein, Wolfgang
Wolfgang Klein ist promovierter Naturwissenschaftler, Mitgründer und CEO des Augenmedikamente entwickelnden Unternehmens Katairo GmbH. Von 1999 bis 2001 hat er ein MBA-Studium in Krems absolviert, zusammen mit Ingmar Hoerr, dem Gründer von CureVac. Von 2002 bis 2010 war er Finanz- und Personalchef bei CureVac. Auch nach seiner aktiven Zeit hat er den Draht zu den führenden Personen im Unternehmen nie verloren und die mRNA-Entwicklung weiter aufmerksam verfolgt.

Wolfgang Klein ist promovierter Naturwissenschaftler, Mitgründer und CEO des Augenmedikamente entwickelnden Unternehmens Katairo GmbH. Von 1999 bis 2001 hat er ein MBA-Studium in Krems absolviert, zusammen mit Ingmar Hoerr, dem Gründer von CureVac. Von 2002 bis 2010 war er Finanz- und Personalchef bei CureVac. Auch nach seiner aktiven Zeit hat er den Draht zu den führenden Personen im Unternehmen nie verloren und die mRNA-Entwicklung weiter aufmerksam verfolgt.


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