Buch, Deutsch, 546 Seiten, Format (B × H): 144 mm x 213 mm, Gewicht: 682 g
Ursprünge, Verlauf, Folgen
Buch, Deutsch, 546 Seiten, Format (B × H): 144 mm x 213 mm, Gewicht: 682 g
ISBN: 978-3-593-50308-0
Verlag: Campus Verlag GmbH
Das Buch wurde ausgezeichnet mit dem ITB BuchAward 2016 in der Kategorie 'Länderwissen – aktuell'
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Politikwissenschaft Politikwissenschaft Allgemein Politische Studien zu einzelnen Ländern und Gebieten
- Wirtschaftswissenschaften Volkswirtschaftslehre Internationale Wirtschaft Volkswirtschaften einzelner Länder und Regionen
- Wirtschaftswissenschaften Volkswirtschaftslehre Finanzkrisen, Wirtschaftskrisen
- Wirtschaftswissenschaften Finanzsektor & Finanzdienstleistungen Finanzkrisen
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Weltgeschichte & Geschichte einzelner Länder und Gebietsräume Geschichte einzelner Länder Europäische Länder
Weitere Infos & Material
Inhalt
Vorwort der Herausgeber 9
Aussprache und Transkription griechischer Wörter 11
Einleitung 13
Wolfgang Schultheiß
I. Verlauf der Krise
Griechische Politik 2009-2014: Der Kampf um Kredite und der mühsame Weg zu Reformen35
Pános Kazákos
Die griechische Gesellschaft unter dem Druck der Krise54
Aléxandros-Andréas Kýrtsis
Krise, aber nicht Unregierbarkeit: Das griechische Parteiensystem im Umbruch70
Vassiliki Georgiadou
II. Gründe der Krise
Die Ursachen der griechischen Wirtschaftskrise: Eine europäische Perspektive89
Manólis Galenianós
Staatsverständnis und Klientelismus in Griechenland111
Andréas Stergíou
Parteien und Gewerkschaften126
Gustav Auernheimer
Die Korruption im modernen Griechenland142
Kóstas Bakoúris und Vasílis Sotirópoulos
III. Historische Perspektive
Staat und Gesellschaft in Griechenland seit 1830 161
Antónis Liákos
"Leider sind wir bankrott" - Zahlungsausfälle in der Geschichte Griechenlands im 19. und frühen 20. Jahrhundert182
Korinna Schönhärl?
Die griechische Staatsverschuldung und die Krise198
Tássos Giannítsis
Das politische System Griechenlands
seit 1974216
Thános Verémis
Griechenland in der Europäischen Union234
Andréas Stergíou?
IV. Äussere Rahmenbedingungen
Griechenland und seine Nachbarn 255
Jánnis Valinákis und Sotíris Sérbos
Flüchtlinge - griechisches Problem und europäische Herausforderung269
Karl Kopp
V. Deutsch-Griechische Problemfelder
Griechenland im Zweiten Weltkrieg285
Richard Clogg
Reparationsforderungen: Umfang, Rechtsfragen, politische Rahmenbedingungen299
Kate?ina Králová und Nikola Karasová
Die Rolle der Medien326
Hans Bickes, Tina Otten und Laura Chelsea Weymann
Deutsche und Griechen: Eine Beziehung mit Missverständnissen352
Ulf-Dieter Klemm
VI. Die Diskussion über den richtigen Weg
Der Umgang mit Staatsbankrotten im Euroraum: Bislang nur Hilfskonstruktionen373
Sebastian Dullien und Daniela Schwarzer
Der GREXIT - Warum ein Austritt aus der Währungsunion hätte helfen können395
Kai Carstensen
VII. Die Krise als Chance: Praktische Ansätze
Auf der Suche nach einer effizienten öffentlichen Verwaltung415
Calliope Spanou
Die Reform der griechischen Steuerverwaltung431
Panajótis Karkatsoúlis
Die EU-Task-Force für Griechenland: Internationale Beratung am Beispiel der griechischen Steuerverwaltung448
Sebastian Weinzierl?
Kalter Krieg hinter den Kulissen: Die Auflösung von Monopolstrukturen461
Tássos Télloglou
Exportindustrie und Tourismus: Ihr Potenzial für die wirtschaftliche Erholung Griechenlands470
Michael Massourákis
Griechenland als Energieproduzent: Potenzial und Rahmenbedingungen492
Danái Diakouláki
Ein Investitionsfonds für die griechische Wirtschaft511
Helmut von Glasenapp und Aristoménis (Aris) M. Syngrós
VIII. Anhang
Griechische Regierungen seit 1952527
Abkürzungen529
Autorinnen und Autoren533
Sach- und Personenregister540
Einleitung
Wolfgang Schultheiß
Als die Welt noch in Ordnung war
Als ich 2005 den Posten des Botschafters in Athen antrat, war Griechenland im Aufwind. Es hatte nicht nur erfolgreiche Olympische Sommerspiele organisiert, die Fußballeuropameisterschaft und den Eurovision Song Contest gewonnen. Auch die griechische Wirtschaft boomte. Ihre Wachstumsraten lagen weit über dem europäischen Durchschnitt.
Deutschland war das bei den Griechen beliebteste Land. Nicht nur, weil die siegreiche Fußballmannschaft von einem Deutschen trainiert worden war. In Griechenland lebten (und leben noch immer) etwa eine Million Griechen, also ein knappes Zehntel der Bevölkerung, die in Deutschland gearbeitet haben und nach durchweg guten Erfahrungen wieder nach Griechenland zurückgekehrt sind. Deutschland war - neben Italien - Griechenlands größter Handelspartner; 180 deutsche Tochtergesellschaften und Niederlassungen gaben dort 30.000 Menschen Brot und Arbeit. Es gibt das Deutsche Archäologische Institut in Athen, Goethe-Institute und Deutsche Schulen in Athen und in Thessaloniki. Mehr als zwei Millionen deutsche Touristen kamen jedes Jahr ins Land. Kurz: Die bilateralen Beziehungen zu Griechenland konnten kaum besser sein.
Deutsch-griechische Vergangenheit
Die guten Beziehungen hatten auch historische Gründe. Der erste König des modernen Griechenland, Otto (1833-62), war ein bayerischer Prinz aus dem Haus Wittelsbach. Er und seine mitgebrachten bayerischen Berater legten die Grundlagen für Verwaltung, Streitkräfte und Universität. Und obwohl die Beziehungen zwischen Otto und den Griechen, die ihn nach 30 Jahren wieder nach Hause schickten, alles andere als spannungsfrei waren, blieben die kulturellen Verbindungen eng. Im Ersten Weltkrieg blieb Griechenland wegen der Sympathien König Konstantins für Kaiser Wilhelm zunächst neutral, doch trat es 1917 unter Ministerpräsident Venizélos auf der Seite der Entente in den Krieg ein.
Auch zu Beginn des Zweiten Weltkriegs versuchte Griechenland, sich aus dem Konflikt herauszuhalten. Doch vergebens. Als italienische Truppen im Herbst 1940 in Griechenland einfielen, wurden sie von den Griechen bis weit nach Albanien zurückgeschlagen. Hitler glaubte, seinem wichtigsten Verbündeten zu Hilfe eilen zu müssen, und ließ die Wehrmacht im April 1941 in Griechenland einmarschieren. Drei Jahre eines besonders blutigen Besatzungsregimes folgten. Auf die Befreiung von den Deutschen folgte der Bürgerkrieg (1946-49). Richard Clogg befasst sich in seinem Beitrag ausführlich mit dieser Zeit.
Griechenland war eines der ersten Länder, die Deutschland nach dem Krieg die Hand zur Versöhnung reichten. Bundespräsident Heuss machte 1956 hier seinen ersten Staatsbesuch. Anfang der 1960er Jahre kamen die ersten griechischen Gastarbeiter nach Deutschland, gerade aus den Orten, die durch deutsche Zerstörungen ihrer Lebensgrundlage beraubt worden waren. Zur Zeit der Obristendiktatur (1967-74) fanden viele griechische Exilpolitiker Zuflucht in Deutschland. Der griechische Staatspräsident Károlos Papoúlias und der frühere Ministerpräsident Kóstas Simítis (1996-2004) gehören zu ihnen. Sie sind die bekanntesten Namen einer großen Gruppe politisch engagierter junger Griechen, die später in ihrem Land wichtige Positionen bekleiden sollten. Die gesellschaftliche Aussöhnung wurde dadurch politisch besiegelt. In Würdigung der Demokratisierung des Landes unterstützten Giscard d'Estaing und Helmut Schmidt mit ihrem ganzen politischen Gewicht den Beitritt Griechenlands zur EG (1981). Ulf-Dieter Klemm geht in seinem Beitrag auf die Höhen und Tiefen der Beziehungen zwischen beiden Ländern ein.
Im Spiegel der Medien
Es war daher völlig überraschend, dass Deutschland 2010 bei den Griechen vom Spitzenplatz an das Ende der Beliebtheitsskala abstürzte. Das Zögern der Bundesregierung, Griechenland schon Anfang 2010 finanziell unter die Arme zu greifen, und ein veritabler Medienkrieg waren die Gründe dafür. De