Knight | Nur eine Chance | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

Knight Nur eine Chance

Thriller
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7517-0995-8
Verlag: Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Thriller

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

ISBN: 978-3-7517-0995-8
Verlag: Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Für den Polizisten Jake Ellis ist es ein Tag wie jeder andere. Bis Molly, die Tochter seiner Freundin, blutüberströmt vor seiner Tür steht. Im selben Moment gibt es einen Alarm: Ein Mann hat einen Überfall begangen, bei dem eine Frau schwer verletzt, ein Passant getötet und ein Kind entführt wurde. Der Name des Täters: Jake Ellis. Jake ahnt, was auf ihn zukommt - und dass jemand versucht, ihm etwas anzuhängen. Daher packt er Molly und flieht. Er weiß: Seine Unschuld zu beweisen ist seine einzige Chance ...


Alex Knight ist ein britischer Schriftsteller. Er lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in der Nähe von Glasgow.

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2
Achtundfünfzig Minuten zuvor
»Weißt du«, sagte Molly zu ihrer Mutter, »es gibt Studien, die belegen, dass manche Menschen genetisch prädisponiert sind, Nachteulen zu sein.« »Prädisponiert«, murmelte ihre Mutter, während sie den Wagen abbremste, auf die Linksabbiegespur wechselte und auf eine Lücke im Verkehr wartete. »Ein wirklich tolles Wort.« »Genau. Es ist also diskriminierend, wenn du mich zwingst, so früh aufzustehen.« »Das ganze Leben ist diskriminierend, Molly.« Rachel Donaldson betrachtete ihre Tochter von der Seite und hob eine Augenbraue. Sie trank einen Schluck Kaffee aus ihrem wiederverwendbaren Becher, während auf der Gegenspur in langsamem Tempo ein Bus vorbeizog. Als der Fahrer anhielt und sie vorbeiwinkte, stellte Rachel den Becher hastig in den Getränkehalter. Sie bedankte sich mit einem knappen Winken und bog ab. »Siehst du?«, fuhr Molly fort und sah demonstrativ auf die Uhr am Armaturenbrett. »Wir haben noch genug Zeit. Wie ich dir gesagt habe.« »Wir hatten Glück mit dem Verkehr.« Molly verdrehte die Augen und blickte aus dem Fenster. Schlimm genug, dass Mom an jedem Schultag ein solches Theater machte. Wenigstens am Wochenende sollte man ausschlafen dürfen. Dummerweise konnte Molly den Kurs nur am Samstagmorgen besuchen. Sonst gab es nur noch eine andere Möglichkeit am späten Dienstagnachmittag, was noch ungünstiger war, da Mom dann arbeiten musste. Molly wäre dieser Termin natürlich lieber gewesen, und sie hatte vorgeschlagen, dass sie einfach den Bus nehmen und alleine zum Studio fahren konnte. Schließlich war sie schon dreizehn und kein Baby mehr. Doch Mom hatte dieses Ansinnen rundheraus abgelehnt. »Vielleicht, wenn die Abende wieder heller werden«, hatte sie geantwortet, in einem so lapidaren Tonfall, als spräche sie von 2028 oder einer noch ferneren Zukunft. Plötzlich schnappte ihre Mutter nach Luft und trat mit aller Kraft auf die Bremse. Molly wurde nach vorne geschleudert, sodass sich der Sicherheitsgurt stramm vor ihrer Brust spannte. Der Wagen blieb nur wenige Zentimeter vor dem Mann stehen, der vor ihnen auf die Straße getreten war. Die Stoßstange berührte beinahe seine Beine. Er trug einen fleckigen grauen Kapuzenpullover und hatte sich einen zusammengerollten Schlafsack unter den Arm geklemmt. Er warf einen abwesenden Blick auf den Wagen und hob zum Dank eine schmutzige Hand. Dann setzte er seinen Weg fort und überquerte die Straße. Rachel fluchte leise. Nachdem sie sich bei Molly erkundigt hatte, ob es ihr gut ginge, fuhr sie langsam weiter. Nach zwei Blocks bogen sie in die Sullivan Street ab und mussten hinter einem Transporter anhalten, der die enge Straße blockierte. Ein Lieferant lud gerade die Ladung aus. »Ich kann den Rest zu Fuß gehen.« »Hab einfach einen Moment Geduld«, erwiderte Rachel, und ihr Tonfall machte deutlich, dass dies kein Vorschlag war, sondern ein Befehl. Mom war in Gedanken bei ihrer Arbeit. Molly spürte das. Rachel hatte heute Morgen einen Termin, was auch der Grund war, warum sie früher als nötig unterwegs waren. Das Klingeln eines Handys übertönte den Song von Ariana Grande im Radio. Ein mulmiges Gefühl beschlich Molly, als sie nach ihrem Telefon griff. Sie betete insgeheim, dass Kaitlyn Logan nicht schon wieder einen ihrer Instagram-Posts kommentiert hatte und sie als Karottenkopf bezeichnete oder Schlimmeres. Doch dann bemerkte sie, dass es das Smartphone ihrer Mutter war, das aufleuchtete. »Kannst du mal nachsehen, wer das ist?«, fragte Rachel, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Molly legte ihr Handy auf dem Armaturenbrett ab und schnappte sich das ihrer Mutter. Es war ein Anruf von Jake, Moms neuem Freund – wobei, so neu war er nun auch wieder nicht. »Es ist Jake, soll ich rangehen?« Rachel schüttelte den Kopf. »Ich rufe zurück.« Molly hörte, wie sich ihnen ein Motorrad von hinten näherte. Ein Biker in Lederkluft versuchte, zwischen ihnen und dem Lieferwagen hindurchzufahren. Vielleicht merkte der Mann, wie Molly ihn beobachtete, denn just in dem Moment, als sie auf gleicher Höhe waren, drehte er den Kopf und blickte zu ihnen ins Wageninnere. Er fuhr so langsam, dass Molly ihr verzerrtes Spiegelbild in seinem Helmvisier sehen konnte. Natürlich war es nur eine Vermutung, dass die Person auf dem Motorrad ein Mann war. In der Lederkluft und unter dem geschlossenen Helm konnte sich genauso gut eine Frau verbergen. Mollys Freundin Nicole hätte sie dafür gerügt, dass sie das männliche Geschlecht als Standard voraussetzte – und damit unbewusst gängige Geschlechterstereotype bediente. Wie auch immer, dachte Molly. Der oder die Motorradfahrer:in richtete seinen/ihren Blick wieder auf die Straße, nachdem er/sie sich an der Motorhaube von Moms rotem Ford Escape vorbeigequetscht hatte. Molly fiel der Aufdruck auf der Rückseite des Motorrads ins Auge – Flammen und Teufel. Sie blickte zu ihrer Mutter, die entnervt seufzte, als der übergewichtige Lieferbote gemächlich zur Fahrertür des Transporters schlenderte und ihr halbherzig mit einem Wink dankte. Er stieg ein und fuhr davon. »Endlich«, murmelte Rachel und folgte dem Transporter noch, bis sie an der nächsten Kreuzung links auf den Parkplatz des Gemeindezentrums abbog. Das Elite Center war ein einstöckiges Backsteingebäude. Zu beiden Seiten der Eingangstür befanden sich Fenster, eines davon dauerhaft mit Holzlatten vernagelt. Auf dem Schild über dem Nebeneingang des Studios stand zwar in großen Lettern Elite Fitnesscenter, doch das Gebäude erinnerte Molly immer an jene heruntergekommenen Häuser, die von Crack-Junkies bewohnt wurden. Das Innere war zum Glück wesentlich ansprechender. Man sollte sich nicht von Äußerlichkeiten zu voreiligen Schlüssen verleiten lassen, dachte Molly. Der Parkplatz war um diese Uhrzeit leer, doch Mom steuerte automatisch die Parkfläche an, auf der sie immer standen. Molly schnallte sich ab und packte den Türgriff, bereit, die Tür zu öffnen, sobald der Wagen zum Stehen kam. Der Hausmeister schloss das Gebäude immer pünktlich um sieben Uhr auf, und es machte ihm nichts aus, wenn Molly drinnen wartete, bis ihr Kurs begann. »Hast du deine Wasserflasche?«, fragte Rachel. Molly antwortete nicht, weil sie von einem Geräusch abgelenkt wurde. Es war das Kreischen des Motorrads, das sich ihnen wieder näherte. Diesmal schien der Motor unter Volllast zu arbeiten. Molly blickte sich um. Der Motorradfahrer hatte gewendet, schoss aus der Richtung heran, in die er gefahren war, und bog in einer scharfen Kurve auf den Parkplatz ein. »Was ist los, Molly?« Molly beobachtete, wie der Motorradfahrer in einem weiten Bogen über den Parkplatz raste und auf Moms Seite des Wagens zuhielt. Er schien langsamer zu werden. Rachel wandte sich um, als das Motorrad neben ihrem Fenster zum Stehen kam. »Oh, Mist«, murmelte sie, »ich hoffe, ich bin nicht …« Molly wunderte sich, warum ihre Mutter plötzlich stockte. Doch dann sah sie die Waffe in der rechten Hand des Motorradfahrers. Er zielte damit direkt auf sie. »Molly …«, sagte Rachel. Sie hatte keine Zeit, den Satz zu Ende zu bringen. Das Fenster auf der Fahrerseite explodierte, und Molly spürte, wie etwas Nasses auf ihr Gesicht spritzte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis das Donnern des Schusses zu ihr durchdrang. Der Motorradfahrer richtete die Waffe neu aus und beugte sich in den Wagen, um einen besseren Winkel für seinen nächsten Schuss zu bekommen. Molly blickte in die Mündung der Waffe und wich instinktiv zurück. Im nächsten Moment zuckte ein weißer Blitz auf, und im Fallen hörte Molly den zweiten Schuss, der gedämpfter in ihren Ohren klang als der erste. Sie fühlte sich wie in Trance. Nur langsam wurde ihr bewusst, dass sie rückwärts aus der Beifahrertür gestürzt war. Sie musste die Tür geöffnet haben, als sie, eine Hand noch immer am Türgriff, vor der Waffe zurückgewichen war. Molly rappelte sich auf und rannte geduckt zum Heck des Wagens. Unwillkürlich schrie sie auf, als ein weiterer Schuss das Seitenfenster über ihrem Kopf zerbersten ließ. Sie erreichte die Heckklappe und kauerte sich an die hintere Stoßstange. Das Motorrad heulte wieder auf. Oh Gott, fuhr es Molly durch den Kopf, was war mit Mom, war sie …? Sie versuchte, nicht daran zu denken, und konzentrierte sich stattdessen. Wenn der Mann sie erwischen wollte, musste er entweder die Maschine wenden oder – wesentlich einfacher – absteigen und um das Auto herumkommen. Sie hörte, wie er unter seinem Helm einen gedämpften Fluch ausstieß. Ein weiterer Schuss ertönte. Diesmal zersplitterte die Heckscheibe. Molly blickte sich verzweifelt um. Etwa zehn Meter entfernt ging es in eine schmale Gasse zwischen dem Fitnesscenter und der Häuserreihe an der Straße. Sie erstarrte. Es war zu riskant. Doch hier zu bleiben war noch riskanter. Plötzlich hörte sie das alles durchdringende Dröhnen einer Hupe. Ein blauer Pick-up hatte auf der Straße vor dem Parkplatz angehalten. Der Fahrer, ein großer bärtiger Mann mit einer schwarzroten Kappe der Giants auf dem Kopf, starrte mit ungläubigem Gesicht auf die Szene, die sich vor seinen Augen abspielte. »Verschwinde da!«, schrie er. Seine Stimme klang befehlsmäßig, doch in seinen Augen sah Molly den Schrecken. Sie rannte los, ohne sich noch einmal umzusehen. Als hinter ihr...



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