Laepple / Bärend / Neuser | Biblisches Wörterbuch | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 624 Seiten

Laepple / Bärend / Neuser Biblisches Wörterbuch

E-Book, Deutsch, 624 Seiten

ISBN: 978-3-417-22766-6
Verlag: SCM R. Brockhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Ein seit Jahrzehnten bewährtes Nachschlagewerk erscheint in neuer Form: das Biblische Wörterbuch. Es führt in alle wichtigen Begriffe der Bibel (so etwa "Abendmahl", "Heiligung", "Gemeinschaft" oder "Offenbarung") ein und erklärt diese in klarer, gut verständlicher Weise. Dabei werden die Wortbedeutung, der biblische Hintergrund und vor allem die Bedeutung für unser Leben heute ausführlich dargestellt.

Das Biblische Wörterbuch ist eine Hilfe für jeden, der biblische Inhalte für sich erschließen und an andere vermitteln möchte. Was der christliche Glaube aussagt, wird dabei gerade den Nicht-Theologen in ansprechender Weise vor Augen geführt.
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B
Babylon
I. Wortbedeutung 1.) Der im AT verwendete Name »Babel« wird in 1Mo 11,9 vom hebr. Wort balal (= verwirren) her erklärt. Im NT steht der griech. Name »Babylon«. Er geht zurück auf den Namen, wie er in babylonischer Sprache heißt: babilani. Die Babylonier selbst erklärten diesen Namen als »Tor der Götter«. Im Deutschen kennen wir die Rede vom »babylonischen Turm« und der »babylonischen Sprachverwirrung« (1Mo 11) sowie vom »Sündenbabel«. 2.) Lage und Geschichte: Babylon lag am Unterlauf des Euphrat in Mesopotamien (im heutigen Irak) und damit im Schnittfeld von sumerischer und semitischer Kultur und war zunächst Teil anderer Reiche. Ab ca. 2000 v.?Chr. gewann Babylon an eigenständiger Bedeutung. Durch König Hammurapi (ca. 1790-1750; vor allem berühmt durch seinen Gesetzestext, den Codex Hammurapi) entstand das altbabylonische Reich. Er besiegte unter anderem die Stadt Mari und dehnte damit seine Herrschaft nach Obermesopotamien aus. Darüber hinaus hatte Babylon weitreichende kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen. Bald nach Hammurapi endete die Zeit der Selbstständigkeit Babylons; es hatte aber immer eine große kulturelle Bedeutung. Nach dem Niedergang der neuassyrischen Herrschaft kam Babylon ab ca. 650 v.?Chr. zu neuer Bedeutung als Großmacht. Unter Nebukadnezar (ab 605) hatte das neubabylonische Reich die Vorherrschaft im Vorderen Orient, einschließlich Syrien und Palästina, übernommen. Im Frühjahr 597 und zum zweiten Mal im Sommer 587 (oder 586) eroberten die Babylonier ? Jerusalem (Beginn des »babylonischen Exils«). 539 v.?Chr. nahm der persische König Kyrus (vgl. Jes 45,1-7) die Stadt Babylon ein. Babylon wurde Teil des noch größeren persischen Reiches. In dieser Zeit begannen Juden aus dem babylonischen Exil zurückzukehren (vgl. Esra 1-6), viele blieben aber auch dort. Diese babylonische Diaspora bildete bis weit in die islamische Zeit einen wichtigen Teil des Judentums. II. Der Begriff in der Bibel A. Im Alten Testament 1.) Urgeschichte In der Urgeschichte finden wir zwei Berichte, die die große Bedeutung von Babylon zeigen: Nimrod, der gewaltige Jäger, ist der Erste, der Macht gewinnt und Städte baut, darunter auch Babylon (1Mo 10,8-12). Demgegenüber zeigt die Geschichte vom Turmbau (1Mo 11,1-9), wie die große kulturelle Leistung aus Unsicherheit und Ruhmsucht und Übertretung der von Gott gesetzten Grenzen entstand, aber letztlich zum Scheitern und zur Entfremdung der Menschen untereinander führte (Sprachverwirrung). 2.) Das Ende Jerusalems Nachdem die ? Propheten wiederholt die ? Strafe Gottes für das soziale und religiöse Fehlverhalten des Gottesvolkes angekündigt hatten und nachdem der König Jojakim die Vasallität gegenüber Babylon gebrochen hatte, eroberte im Jahre 597 der babylonische König Nebukadnezar ? Jerusalem (Einnahme der Stadt am 16. März 597 v.?Chr.). Er brachte den inzwischen an die Regierung gekommenen König Jojachin und die »oberen Zehntausend« (darunter den Propheten Hesekiel) nach Babel (2Kön 24,14) und setzte in Jerusalem Zedekia zum König ein. Nach einigen Jahren fiel auch Zedekia von Babel ab, obwohl der Prophet Jeremia ihn gewarnt hatte (Jer 27). Die Babylonier kamen mit ihrem Heer und belagerten, eroberten und zerstörten die Stadt, den Palast und den ? Tempel (Sommer 587 oder 586). Viele Bewohner Jerusalems wurden nach Babel gebracht (2Kön 25; »babylonisches Exil«; vgl. Ps 137: »An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten«). 3.) Die Bedeutung
des babylonischen Exils a) Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es mehr als hundert Jahre zuvor, nämlich mit dem Ende des Nordreichs Israel durch die Assyrer im Jahr 722 v.?Chr., bereits zu einer ähnlichen Deportation gekommen war. Dieses assyrische Exil wurde – aufgrund der Botschaft der Propheten (Amos, Hosea) – ebenso wie dann das babylonische Exil als Strafgericht Gottes gesehen (2Kön 17). Die Propheten Jeremia und Hesekiel kündigten das Exil als Strafe Gottes an für den religiösen Abfall von ihm (? Götze/Götzendienst/Abbild) und für die sozialen Vergehen, als Strafe für Unrecht und Unterdrückung, ? Unzucht und Untreue (vgl. auch Jer 2-11; Hes 5). Die Babylonier und der babylonische König sind Strafwerkzeug Gottes. Sich ihnen zu ergeben bedeutet, sich Gott zu ergeben (Jer 27,12; 38,17-18). b) Königtum und ? Tempel, und damit die großen sozialen und religiösen Institutionen, waren untergegangen. So wurden das gepredigte und geschriebene Wort wichtiger als Tempelkult und ? Opfer, auch wenn man annehmen muss, dass es in Jerusalem am Ort des zerstörten Tempels weiterhin Gottesdienste gab. Die Israeliten erkennen, dass Gott auch in der Fremde da ist und sie dort nach seinem Willen leben können (Hes 1; Jer 29). Sie sollen nicht nur Fremde sein, sondern sogar »zum Besten der Stadt« mitwirken (Jer 29,7). c) Auch im ? Gericht und über alle menschliche Unbußfertigkeit hinaus (Hes 33,31-32; ? Buße) erweist Gott seine ? Treue. Er lässt das Volk neu erstehen. In dieser Zeit ergehen ? Verheißungen, die über ihre Zeit und über das AT hinausweisen: Jes 40-55; Jer 31; Sach 9,9. d) Die faszinierende babylonische Religion und Kultur wurden zu einer großen Herausforderung für den Glauben der Israeliten. Die Babylonier hatten Israel besiegt. War der Gott von Babel mächtiger als der Gott Israels? In Jes 40-55 spricht Gott sein Volk immer wieder darauf an und verkündigt: »Ich, ich bin der Herr! Außer mir gibt es keinen Retter« (Jes 43,11, Elberfelder; 44,26). e) Die Weltstadt Babylon wurde zum Inbegriff und Symbol von Gottlosigkeit, Hochmut und Menschenverachtung. Jes 13 und 14 kündigen den Untergang von Babel und damit das Ende aller Tyrannei und ? Sünde an. B. Im Neuen Testament Ob Babylon in neutestamentlicher Zeit noch bewohnt war, ist unklar. Aufgrund der alten Traditionen und als Landschaftsbezeichnung hatte der Name »Babylon« jedoch weiterhin große Bedeutung. Im NT ist Babylon auf dem Hintergrund atl. und frühjüdischer Traditionen an zwei Stellen Symbol und Deckname für die Stadt Rom. 1.) In 1Petr 5,13 werden Grüße gesandt: »Es grüßt euch aus Babylon die Gemeinde, die mit euch auserwählt ist.« Damit ist vermutlich Rom gemeint. »Babylon« ist hier Deckname und zugleich Hinweis auf die Lage der Gläubigen. So wie die Juden in Babel, so sind die Christen in der Welt (im Römischen Reich) Fremdlinge angesichts einer scheinbaren politischen und religiösen Übermacht (vgl. 1,1; 2,11-12; 4,12ff). 2.) Ebenfalls die Bedeutung »Rom« hat Babylon in der Offenbarung des Johannes (14,8; 16,19; 17,1 bis 19,10): Rom auf sieben Hügeln (17,9), als wirtschaftliches und politisches Zentrum (17,4-8), als Zentrum heidnischer Religion und Ausschweifung (17,1-5; die Götter und Göttinnen wurden oft auf Tieren reitend dargestellt, die röm. Prostituierten trugen Stirnbänder mit ihren Namen). In Rom starben die meisten Märtyrer (17,6). Allerdings weist die Offenbarung auch über das damalige Geschehen hinaus und offenbart den tieferen Hintergrund, nämlich den Konflikt zwischen Christus und der ihm treuen Gemeinde einerseits und den alles aufbietenden antigöttlichen Mächten andererseits. Dieser Konflikt bricht immer wieder auf und kann bis an die tiefsten Wurzeln der Existenz der Kirche gehen. »Babylon« kann alle Macht aufbieten. Doch alle antigöttliche Macht kann den Sieg Christi nicht verhindern: Babylon geht unter, das neue ? Jerusalem kommt von Gott her (Offb 21-22). III. Der Begriff heute 1.) Die Entwicklung der Völker und Kulturen ist immer verbunden mit der Entstehung von Städten. In diesem Sinn wird in 1Mo 10 von der Gründung einiger Städte berichtet, darunter Babel. Jede Stadt hat ihren eigenen Charakter. Auch wir reden von Athen oder Rom, von Paris, Berlin und New York, von Frankfurt oder Wien, von Moskau, Washington und Peking – und wir meinen damit oft eine bestimmte Kultur und Lebensart oder auch Herrschaftssysteme. Die Menschen in den verschiedenen Städten haben ihre Prägung und Eigenart. Davon ist auch die Reaktion der Menschen auf das Evangelium mit beeinflusst. (Paulus begann seine Mission immer in den Städten!) Wie sind unsere Städte? Wie ist die Stadt, in der ich lebe oder die ich kenne? Welcher Einfluss geht von ihr aus? Wie prägt die Stadt ihre Bewohner? In welcher Form ist hier die Botschaft von Jesus Christus lebendig? In welcher besonderen Weise soll sie den Menschen dieser Stadt gesagt werden und ihr Leben verändern? 2.) Die Aufnahme der Rede von Babylon in der Offenbarung des Johannes kann für die Deutung unserer von Zerstörung und Untergang bedrohten Welt und der an vielen Orten verfolgten Christen hilfreich und tröstlich sein. So wie Gott die Israeliten durch die Wegführung hindurch rettet, so wie den Christen in Rom der Sieg Gottes verheißen wird, so dürfen wir wissen: Die Not angesichts der gottfeindlichen Mächte kann sehr groß sein, aber es gilt, dass Christus (? Jesus/Christus) Sieger ist und allen anderen Mächten ihr Ende angesagt ist. Von hier aus verbietet sich für Christen eine »apokalyptische Schwarzseherei«, die sich von der Welt zurückzieht nach dem Motto: »Wir leben ja doch in einem Sündenbabel, wozu sollen wir uns noch für eine Besserung der Zustände einsetzen?« Jeremia forderte in seinem Brief (Jer 29,1ff) die Verbannten auf, »zum Besten der Stadt« mitzuwirken. So sind auch die Christen neben der Aufgabe, das ? Evangelium weiterzugeben, aufgefordert, »zum Besten der Stadt« zu wirken. Der einzelne Christ, die ? Gemeinde und die Kirche sollen also dazu beitragen, dass der Lebensraum und die Umgebung lebens- und menschenwürdig sind. Das reicht...


Ulrich Laepple, Jahrgang 1948, war von 1980 bis 1991 war als Gemeindepfarrer tätig und danach 11 Jahre im Amt für Gemeindeentwicklung und Missionarische Dienste. Seit 2002 ist er theologischer Referent für diakonisch-missionarischen Gemeindeaufbau.

Hatmut Bärend, Jahrgang 1942, ist ehemaliger Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste der EKD und stellvertretender Vorsitzender der Lausanner Bewegung in Deutschland. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.


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