E-Book, Deutsch, 520 Seiten
Lane Shadowborn
21001. Auflage 2021
ISBN: 978-3-522-65487-6
Verlag: Planet!
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Is my soul too dark for you? | Mitreißende Urban Fantasy um dämonische Wesen und eine verbotene Liebe
E-Book, Deutsch, 520 Seiten
ISBN: 978-3-522-65487-6
Verlag: Planet!
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Melanie Lane stammt aus der schönen Stadt Hamburg, wo sie lebt und in ihrem eigenen Design Studio schockverliebt arbeitet. Sie ist begeisterungsfähig, laut, trinkt gerne Vino und verabscheut Schubladendenken. Als bekennende Feministin lebt sie Themen wie Gleichberechtigung und Diversität, was sich auch stets in ihren Büchern wiederfindet. Sie liebt Sarkasmus, das Meer und ist eine absolute Tierliebhaberin.
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Prolog
Der Gott Voodoo erschuf die Welt aus dem Chaos. Dann trennte er sie in zwei Teile. Wie die zusammengehörigen Seiten eines Buches oder zwei Teile eines Puzzles. Eine Hälfte für die Geister- und Schattenwesen und eine Hälfte für die Menschen. Beide Hälften durchdringen sich seither ständig. Es gibt weder Oben noch Unten. Keine Schranke zwischen Leben und Tod.
Dies gilt ganz besonders für meine Stadt: New Orleans. Die Stadt des Genusses und der Sünde. Des leichten Lebens, aber auch der Naturkatastrophen. Eine Hochburg des Jazz, aber auch – und vor allem – die Hauptstadt des Voodoo-Kults.
Handlesen, okkulte Riten, Liebeszauber und dunkle Magie. Das alles sagte man New Orleans nach. Und es stimmt.
Voodoo-Shops an jeder Ecke, Quacksalber, Möchtegern-Priesterinnen und Priester und Touristenfallen .
Sie alle waren Betrüger. Alle, bis auf einige wenige. Die wahren Familien des Voodoo. Jene, die mithilfe der Loas in den drei Kulten des Voodoo praktizierten.
Die vom Voodoo-Gott erschaffenen Geisterwesen, die Loas, waren jedoch mit Vorsicht zu genießen. Nur allzu oft passierte es, dass Touristen in ihre Falle gerieten und sich unwissentlich der ewigen Dunkelheit verschrieben. Der Voodoo-Kult war wie jede Religion in seinem Ursprung unschuldig und rein. Die Menschen waren es, die ihn entweder zu etwas Gutem nutzten, oder aber ihn missbrauchten. Was leider häufig vorkam, denn Unwissenheit führte zu Fehlern, und Fehler konnten tödlich enden.
Auch die Familien des Voodoo waren vor diesen Fehlern nicht immer gefeit.
Von diesen Familien war meine mit Abstand die bekannteste.
Jeder in New Orleans kannte den Clan der Benoits und jeder kannte mich. Juliette Agatha Benoit. Nachfahrin der berühmt berüchtigten Voodoo-Königin Adelaide Benoit. Angebliche Legenden der Menschen erzählten von Marie Lavreau, der Voodoo-Königin des Bayou, aber die Lavreaus waren ein Witz gegen uns. Eine Mischung aus Scharlatanen und niederen Hexen. Niemand interessierte sich für die Lavreaus. Jeder aber interessierte sich für die Benoits. Sie fürchteten uns, sie fürchteten .
Und das zu Recht.
Bei den meisten Familien und Häusern des Kults war das Praktizieren von schwarzer Magie verpönt. Angeblich widersprach es dem Ursprung des Voodoo.
Die Benoits hatten mit diesem Vorurteil schon längst gebrochen. Wir hatten verstanden, dass schwarze Magie sich nicht auf Magie bezog, die von Natur aus böse oder zwingend auf irgendeine Weise schlecht war. Wenn wir von Schwarz und Weiß, Dunkelheit und Licht sprachen, sprachen wir in Wahrheit von Zerstörung und Schöpfung. Manchmal zerstörte man, und manchmal erschuf man. Beides konnte sowohl gut als auch böse sein. Magie war Magie, aber je dunkler die Magie, desto höher ihr Preis. Und desto größer das Opfer.
Ein Opfer, welches Adelaide bereit gewesen war zu erbringen. Zu ihrer Zeit, als New Orleans noch keine Touristenmeile, sondern eine Stadt voller finsterer Kreaturen und Intrigen gewesen war, war meine Ahnin einen Pakt mit dem Schattenreich eingegangen. Nicht mit irgendeinem niederen Geschöpf, oh nein, Adelaide hatte einen Pakt mit Veles, dem Schattenkönig höchstpersönlich, geschlossen. Mehr Macht, mehr Magie, mehr für die Frauen unseres Clans, im Austausch für die Seelen Unschuldiger. Während die anderen Clans und die Zirkel der Hexen daran arbeiteten, die Schattenwesen fernzuhalten, versorgten wir Veles und seine Wesen mit genau der Essenz, die sie nährte und es ihnen ermöglichte, das Schattenreich zu verlassen. Grandma pflegte stets zu sagen: Einen Tod muss man sterben. Und was waren schon ein paar Seelen, wenn man dadurch zur mächtigsten Voodoo-Familie von ganz New Orleans wurde? Nichts. Zumindest nicht für die Frauen meiner Familie. Bei Vollmond musste jedes weibliche Mitglied eine Seele an den Schattenkönig übermitteln, ansonsten wurden wir vertragsbrüchig und verloren unsere wertvolle Extramagie und mit ihr unseren einzigartigen Status.
Eine Seele pro Monat, für jede der Benoit-Frauen in zwei Generationen. Dabei hatte ich – mit Erreichen meiner Teenagertage – den Platz meiner Grandma eingenommen. Das machte sechs Seelen im Monat, zweiundsiebzig Seelen im Jahr – nicht dass ich mitzählte. Zumindest nicht offiziell, denn im Gegensatz zu mir hatte niemand aus meiner skrupellosen, etwas verrückten und definitiv blutrünstigen Familie ein Problem damit, unschuldige Seelen ans Schattenreich auszuliefern. Weder meine Mutter Sandria noch meine Tanten Eugenia und Eloise.
Meine Cousinen hatten sogar eine Art Sport daraus gemacht. Prudence und Priscilla duellierten sich jeden Monat, wer die wertvollere Seele über unsere Loa an Veles übermittelte.
Ich war gerade mal vierzehn Jahre alt gewesen, als meine Mutter mich gezwungen hatte, ein Leben zu beenden.
, hatte sie mir mit Einsetzen meiner Periode nüchtern erklärt.
Und das war mein zweites Problem.
Problem Nummer eins: Ich musste unschuldige Seelen an irgendeinen Schatten-Psychopathen in einer Parallelwelt, die unsere überkreuzte, ausliefern.
Problem Nummer zwei: Ich war genau wie Mom eine direkte Nachfahrin von Adelaide Benoit und damit würde ich den Clan nach ihrem Abdanken eines Tages anführen. Man würde von mir erwarten, mir einen geeigneten Mann zu suchen – um unsere Blutlinie stark zu halten – und mindestens eine Erbin zu produzieren. Wir Benoits hielten nicht viel vom Heiraten und ganz bestimmt taten wir es nicht aus Liebe, oh nein, unsere Vereinigungen waren strategisch klug. Männer hatten in unserer Welt nur einen Zweck, einen sehr simplen, sie waren Samenspender. Mehr nicht. Meine Mom hatte mir früh eingebläut, dass ich so viel Spaß haben konnte, wie ich nur wollte, aber mein Uterus gehörte der Familie.
Seit meinen Teenagertagen wurde ich darauf vorbereitet, die fieseste und fähigste Priesterin in ganz New Orleans zu werden. Das Wort ›Hexe‹ mochten wir nicht. Hexen brauten Tränke, schnürten Beutelchen und wohnten mit mindestens zehn Katzen, die allesamt genauso schrullig wie sie selbst waren, in ihren verstaubten Zirkel-WGs. Wir waren . Und wir besaßen einen direkten Draht zur Schattenwelt – zumindest meine Familie –, wenn wir einmal im Monat durch unsere Loa Kontakt zu Veles aufnahmen und ihm unser Opfer übergaben. Sie war unser Sprachrohr. Quasi eine sichere Leitung direkt zum Schattenkönig. Aber nicht nur zu ihm. Missbrauchte man die Macht der Loas, konnte man durch sie so ziemlich jedes Geisterwesen der Schattenwelt beschwören und in unsere Welt ziehen. Dabei lungerten trotz all der Bemühungen der anderen Clans bereits zu viele von ihnen in den düsteren Ecken unserer Welt. Incubi, Poltergeister, Parasiten, Skinner oder Banshees, die Liste war lang und furchterregend.
Also hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, die anderen Clans zu unterstützen, und so viele der Schattenwesen, wie ich nur konnte, zu pulverisieren und zurück ins Schattenreich zu schicken. Wenn's nach mir ginge, dann sollten die Bastarde ruhig dort bleiben, wo sie hingehörten. Anstatt Menschen zu töten, wie der Rest meiner Familie es mit Freude tat, beschränkte ich mich auf Schattenwesen. Für alles andere hatte ich meine eigene Methode. Eine Methode, die ich nach meinem zwanzigsten Geburtstag angefangen und seither perfektioniert hatte. Vor fünf Jahren hatte ich mich gefragt, wer ich eigentlich sein wollte. Eine mörderische Irre, die Unschuldige für Magie abschlachtete? Oder eine relativ normale Mitzwanzigerin, die die Gesetze der Magie und die unseres Paktes mit dem Schattenkönig ein wenig verbog, um nicht ganz ihren Verstand zu verlieren. Mit zwanzig hatte ich bereits so viele Menschen getötet, dass es für den Rest meines Lebens reichte. Herzlichen Dank.
Also hatte ich in der Bar meines mittlerweile besten Freundes angeheuert. Deans Bar lag inmitten des French Quarter und war beliebt bei Einheimischen und Touristen. Nette Menschen, nicht ganz so nette Menschen und der Abschaum von New Orleans gaben sich im die Klinke in die Hand. Und danach landeten sie am Tresen, bei mir. Ich servierte ihnen einen Drink, hörte mir ihre Sorgen an und nebenbei, ganz unauffällig, zapfte ich ihnen etwas von ihrer Seelenessenz ab. Nur ganz wenig. So viel, dass es im kosmischen Gleichgewicht gar keinen Unterschied machen würde. Das tat ich so gut wie jeden Abend bei drei bis vier Menschen, sechs Tage die Woche, und am Ende des Monats, wenn der Mond voll am Nachthimmel stand, hatte ich genug Essenz zusammen, um eine komplette Seele an unsere Loa Brigitte zu übergeben. So musste ich nicht draußen herumlaufen, auf der Suche nach geeigneten Opfern, oder gar töten, hielt mich aber an den Pakt und alle waren glücklich. Okay, glücklich war vielleicht übertrieben, doch es rettete mir den Arsch, von Monat zu Monat. Längerfristig konnte man in einer Stadt wie New Orleans sowieso nicht denken.
Und das war okay. Ich hatte mich mit meinem Schicksal arrangiert. Dennoch konnte ein Mädchen träumen. In meinen Träumen war ich keine Benoit. Ich war frei und konnte tun und lassen, was ich wollte. Leider entsprach das nicht der Realität. Einer Realität, in der ich noch genau sechs Tage hatte, um meine Aufgabe zu erledigen, bevor der Schleier sich erneut heben und meine Patchwork-Seele ihren Weg zu Veles finden würde. Danach begann der Albtraum von Neuem. Und jedes Mal fragte ich mich, wie lange ich diese Art zu leben noch ertragen würde. Aber so war es nun mal. Wie meine Freundin Dawn immer zu sagen pflegte: Willkommen in New Orleans, .
Willkommen in der...