Buch, Deutsch, Band 21, 280 Seiten
Reihe: REVISITED
Ein kleines Zelt, eine in eine Wolldecke eingewickelte Geige, Wäsche zum Wechseln und eine Dose Kekse: Das ist die ganze Ausrüstung Laurie Lees, als er an einem strahlenden Junimorgen sein Heimatdorf in Gloucestershire verlässt und sich auf den Weg nach London macht. „Neunzehn Jahre war ich alt, noch nicht trocken hinter den Ohren, aber ich
verließ mich auf mein Glück.“ Mithilfe seines Geigenspiels schlägt er sich als liebenswürdiger, alle Eindrücke intensiv erlebender Vagabund zunächst bis London durch.
Da Laurie weder ein anderes Land noch eine andere Sprache kennt, wählt er Spanien als nächstes Reiseziel, er betritt es in Vigo und durchwandert es bis nach Gibraltar, macht Bekanntschaften mit Bauern und Bettlern, den Armen und Ärmsten, musiziert für Brot und Wein und schläft in Olivenhainen und einfachsten Bauernhöfen. Es ist das Jahr 1935, und der kommende Bürgerkrieg wirft seine Schatten voraus.
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Als die Dämmerung kam, voller Motten und Käfer, war ich zu müde, um mein Zelt aufzuschlagen. Also legte ich mich mitten auf einer Wiese nieder und blickte hinauf zu den strahlenden Sternen. Die samtene Leere der Welt und die Schwaden weichen Grases, auf denen ich lag, überwältigten mich. Schließlich schläferten mich die nächtlichen Nebel ein – in meiner ersten Nacht ohne Dach und ohne Bett.
Kurz nach Mitternacht weckte mich Regen, der mir ins Gesicht sprühte; der Himmel war schwarz und kein Stern mehr zu sehen. Zwei Kühe bliesen mir schnaufend ihren Atem ins Gesicht, und das Elend jenes Augenblicks ist mir unvergessen. Ich kroch in einen Graben und lag wach bis zum Morgengrauen, allein und durchnässt auf diesem Feld ohne Namen. Doch als am Morgen die Sonne aufging, verschwand das Gefühl der Einsamkeit. Vögel sangen und warmer Dunst stieg aus dem Gras. Ich stand auf und schüttelte mich, aß ein Stück Käse und machte mich wieder auf Richtung Süden.