E-Book, Deutsch, Band 2, 480 Seiten
Reihe: The Wilmot Sisters
Liese Better Hate than Never
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-96981-063-7
Verlag: Moon Notes
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Spicy Romcom über den schmalen Grat zwischen Hass und Zuneigung
E-Book, Deutsch, Band 2, 480 Seiten
Reihe: The Wilmot Sisters
ISBN: 978-3-96981-063-7
Verlag: Moon Notes
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Chloes Geschichten sind voller Wärme, Herz und Humor und handeln oft von Charakteren, die wie sie selbst neurodivergent sind.
Weitere Infos & Material
1 Kate
So lebe ich jetzt: Mein gesamter irdischer Besitz steckt in einem vertrauenswürdigen, wenn auch nur auf drei Rädern rollenden, wackligen Koffer; mein Kontostand beträgt haargenau sieben Dollar und fünfundsiebzig Cent; und ich habe keine Ahnung, wie es weitergehen soll.
Das habe ich jetzt davon, dass ich mein monatliches Horoskop ernst nehme.
Dieses verdammte Horoskop.
Ich strecke mich wie ein Seestern auf dem Bett meiner Schwester Juliet aus, starre in mein Gesicht in dem direkt danebenstehenden Spiegel und frage es: »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?«
Mein Spiegelbild hebt eine Braue, als wolle es sagen
Ächzend taste ich auf der Matratze herum, bis ich mein ramponiertes, aber noch funktionierendes Handy finde, über den Bildschirm wische und Musik anmache. Hier im Zimmer ist es zu still, und meine Gedanken sind zu laut.
Kurz darauf ertönt der erste Song von meiner Playlist mit dem passenden Namen . Aber es hilft nichts, auch die kraftvollste feministische Hymne kann nichts daran ändern, dass ich immer wieder dazu neige, erst zu handeln und dann zu denken, dass ich mich so schnell von einer Herausforderung verleiten lasse, dass eine kleine Familienkrise mit einem leicht ironisch klingenden Horoskop zusammenfällt – und schaut her, wo ich gelandet bin:
Zu Hause, wo ich schon seit beinahe zwei Jahren nicht mehr war und seit meinem Abschluss nie länger als eine Woche geblieben bin. Genauer gesagt im Zimmer meiner älteren Schwester Juliet, die gerade über den Atlantik fliegt, auf dem Weg in ihren Urlaub in einer urigen Hütte in den schottischen Highlands, die ich gebucht habe. Eine Hütte, die, wie mir schnell klar wurde, nachdem ich mir die Schulter gebrochen hatte und meine üblichen fotojournalistischen Aufträge erst mal an andere abgeben musste, für mich zu teuer war (denn weder Planen noch Sparen war je meine Stärke).
Da ich mir eine Hütte gemietet hatte, die ich mir nicht leisten konnte und Juliet ganz dringend einen Tapetenwechsel brauchte, war ein Tausch natürlich die gute Lösung. Aber jetzt, allein in der Wohnung meiner Schwester und mit jeder Menge Zeit zum Nachdenken, bin ich mir nicht mehr so sicher.
Als würde sie meine Gedankengänge erahnen, leuchtet auf dem Handy eine Nachricht von Bea, meiner zweiten älteren Schwester und Juliets Zwillingsschwester, auf. In den kurzen Sätzen spüre ich, wie glücklich sie ist, und eine Welle der Gelassenheit durchströmt mich, erinnert mich beruhigend daran, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Schließlich kann Jules so ihre dringend benötigte Auszeit nehmen und Bea sich mit ihrem Freund versöhnen.
BEEBEE: Hey, KitKat. Sorry, dass ich gleich verschwunden bin, als du angekommen bist. Aber du hast ja kapiert, warum ich so dringend mit Jamie reden musste. Heute Abend bin ich zurück & dann sehen wir uns, OK?
Ich beiße mir auf die Lippen und denke über meine Antwort nach. Weder Bea noch Jules wissen nämlich, wie viel von ihrer misslichen Lage oder der Lösung weiß, die durch meine Rückkehr möglich wurde. Denn meine Schwestern haben keine Ahnung, dass Mom bei unserem monatlichen Telefongespräch und Update ausgepackt und mir alles erzählt hat, was ich nicht mitgekriegt habe:
Juliet und ihr Verlobter haben Bea und Jamie, den Sandkastenfreund dieses Verlobten, miteinander verkuppelt. Besagter Verlobter entpuppte sich dann jedoch als toxisches Brechmittel, und Jules beendete die Beziehung. Obwohl Jamie seinen alten Freund ebenfalls in die Wüste schickte, hat Bea ihre Beziehung zu Jamie vorübergehend auf Eis gelegt; sie wusste, dass Jamie ihre Schwester schmerzhaft daran erinnern musste, wie sehr ihr Verlobter sie verletzt hat. Solange es Jules nicht besser ging, hatte Bea das Gefühl, dass sie und Jamie getrennt bleiben sollten, selbst wenn es ihr das Herz brach.
Als ich von Mom hörte, welche Suppe sich meine Schwestern eingebrockt hatten, wobei sie schneller sprach und ihre Stimme schriller wurde, je mehr ihre Besorgnis zunahm, wurde mir zum ersten Mal klar, dass ich nach Hause kommen . Den Menschen, die ich liebte, ging es schlecht, und tatsächlich hatte ich zumindest dies eine Mal das Gefühl, ich könne ihnen helfen, sei es auch nur auf unbedeutende, kleine Weise.
Sicher, meine Methode erforderte einige… äh, Unwahrheiten. Aber das war die Sache wert. Winzig kleine Halbwahrheiten. Total harmlos, eigentlich.
Mein Spiegelbild mustert mich skeptisch.
Ich zeige ihm den Mittelfinger, konzentriere mich wieder auf mein Handy und tippe Bea eine Antwort.
KITKAT: Falls du es wagst, dich heute Abend hier zu zeigen, BeeBee, schick ich dich sofort dahin zurück, wo du herkommst.
BEEBEE: Ich will aber nicht, dass du an deinem ersten Abend zu Hause allein bist. :(
Ich seufze leise, obwohl ich zugleich ein warmes Gefühl der Zuneigung verspüre. Typisch ältere Schwester.
KITKAT: Newsflash, ich bin gern allein. Alles, was Mom im Kühlschrank hat, gehört jetzt mir. Und außerdem kann ich nackt zu Joan Jett durch die Wohnung tanzen.
BEEBEE: Newsflash, als ob du das nicht machen würdest, wenn ich da wäre.
Ich lache auf, rolle mich vom Bett und gehe in den Flur.
KITKAT: Mir geht’s gut. Echt.
BEEBEE: Sicher?
KITKAT: Ganz sicher. Versprochen.
BEEBEE: Du kannst jederzeit zu Mom & Dad, wenn dir die Decke auf den Kopf fällt.
Ich werfe einen finsteren Blick auf den Bildschirm, denke an den Mann, der neben dem Zuhause meiner Kindheit wohnt und der, seit ich denken kann, stets die Quelle allen Übels war.
Ich werde ganz sicher nicht zu meinen Eltern fahren und damit das Risiko eingehen, Christopher Petruchio über den Weg zu laufen – mein größter, langjährigster Feind, der Fluch meines Daseins, ein Arschloch von geradezu epischer Größe –, denn das Universum ist ein mieser Verräter und wird es, falls irgendwie möglich, immer so einrichten, dass ich das Pech habe, zufällig Christopher zu begegnen.
KITKAT: Mir geht’s gut. Hör auf zu schreiben, zieh los & treib’s mit deinem Freund, bis ihm Hören und Sehen vergeht.
BEEBEE: Wird erledigt.
BEEBEE: OH! Hab noch was vergessen. Cornelius muss gefüttert werden. Kannst du das machen? Das Futter steht in einem Container im Minikühlschrank, mit dem Datum von heute.
Ich spähe in Beas Schlafzimmer, und dort watschelt ihr Igelhaustier in seinem aufwendigen, abgeschirmten Käfig herum. Ein Lächeln zieht meine Mundwinkel nach oben, als er aufsieht und schnüffelnd mit seiner kleinen Nase wackelt. Ich bin eine erklärte Tierliebhaberin, und obwohl ich noch nie einen Igel versorgt habe, bin ich zuversichtlich, dass ich der Sache gewachsen bin.
KITKAT: Kein Problem!
BEEBEE: Vielen, vielen Dank!!
KITKAT: Immer gern. Und jetzt HÖR AUF ZU TEXTEN & GEH ZU DEINEM FREUND.
BEEBEE: NA GUT! WENN’S SEIN MUSS!
Ich schiebe das Handy in meine Gesäßtasche, lehne mich an die Wand im Flur und reibe mir über das Gesicht. Ich habe Jetlag, bin körperlich völlig erschöpft und surre andererseits vor Energie. Ich kann es nicht ausstehen, wenn ich zeitgleich müde und aufgekratzt bin, aber so ist das Leben eben. Bloß weil ich körperlich total fertig bin, heißt das noch lange nicht, dass mein Hirn die Botschaft mitgekriegt hat.
Unter dramatischem Stöhnen schlendere ich im Wohnzimmer umher, lasse mich aufs Sofa plumpsen, und in diesem Augenblick vibriert mein Handy. Ich reiße es aus der Tasche.
BEEBEE Moment, noch eine Sache.
BEEBEE: Falls du deine Meinung änderst, kurze Erinnerung: Die Friendsgiving-Party, von der ich dir erzählt habe, geht von 16–20 Uhr. Es gibt KÜRBISKUCHEN.
Ich verdrehe die Augen, als ich über das Display wische und meine Antwort tippe. Ja, Kürbiskuchen ist eine Schwäche von mir. Aber mein Hass auf Christopher, der dort sein wird, ist erheblich größer.
KITKAT: Vergiss es, Beebee. Aber netter Versuch.
Okay, vielleicht ist meine Schwäche für Kürbiskuchen doch einen größer, als ich zugeben möchte.
Sie ist allerdings nicht so stark, dass ich auf dieser Party vorbeischaue und das Risiko eingehe, Christopher zu sehen. Stattdessen gibt es Nanette’s in nächster Nähe, eine unglaublich gute Bäckerei, zu der...