Maspoli / Pils | Peter Hauri | Buch | 978-3-99028-933-4 | www.sack.de

Buch, Deutsch, 104 Seiten, Format (B × H): 300 mm x 195 mm, Gewicht: 700 g

Maspoli / Pils

Peter Hauri


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-99028-933-4
Verlag: Bibliothek der Provinz

Buch, Deutsch, 104 Seiten, Format (B × H): 300 mm x 195 mm, Gewicht: 700 g

ISBN: 978-3-99028-933-4
Verlag: Bibliothek der Provinz


Es war in den frühen 1970er Jahren, als sich der Blick auf die Natur veränderte, man erstmals ihre Gefährdung realisierte. Gleichzeitig riefen die Nach68er Jahre zu vermehrter Sensibilisierung gegenüber der eigenen spirituellen Natur. Das führte zu einem regelrechten Exodus aufs Land. „Neuer Regionalismus“ nannte man das später.
Einer der feinfühlig auf die neue Atmosphäre reagierte, war Peter Hauri, Werklehrer von Beruf und damals Chef-Bühnenbildner am Neumarkt-Theater in Zürich. 1973 zog der 33jährige gebürtige Seenger ins Seetal. Er war nicht der Einzige – auch Mitglieder der einstigen Aarauer „Gruppe Ziegelrain“ waren schon da und andere mehr.
Die bildende Kunst, die Malerei, wurde für Peter Hauri Lebensinhalt, verbunden mit einer intensiven Auseinandersetzung mit fernöstlichem Gedankengut, wie es in dieser Zeit viele geradezu magisch anzog. Freiheit von Denken und Handeln in einem selbstbestimmten Leben war die Losung; das Unterrichten an diversen Bezirksschulen sicherte Hauri hiefür die existentielle Grundlage.
1978 lädt ihn Elisabeth Staffelbach, die seit Herbst 1976 zusammen mit Madeleine Thomann die Galerie „Brättligäu“ am Kronenplatz in Lenzburg führte, zu seiner ersten Einzelausstellung in der Region ein. Möglicherweise auf Empfehlung von Hugo Suter, der die einführenden Worte sprach.
Die Thematik der Mischtechniken auf Papier war noch sehr breit, doch einem der Texte, die ich damals für die Aargauer Zeitungen schrieb, gab ich den Titel „Dem vom Zahn der Zeit Bedrängten“, eine Uberschrift, mit der man auch die aktuelle Ausstellung im Kantonsspital Aarau überschreiben könnte.
Hievon auf ein 40jähriges, kohärentes künstlerisches Werk zu schliessen, wäre freilich falsch.
Dennoch ist da etwas, auf das ich beim Nachdenken über Peter Hauri immer wieder stosse, nämlich den Wunsch des Künstlers etwas durch Malerei aufzuwerten, selbst dem Unscheinbarsten , Verwahrlosesten, Abgebröckeltsten Respekt, Würde, gar Schönheit – vielleicht auch Liebe – zurück zu geben.
Peter Hauri hat das nicht aus einer Position der Stärke heraus gemacht, er war selbst immer auch ein Teil der Bedrängnis. Vieles, von dem er träumte, löste sich bald einmal in Schall und Rauch auf. Und doch ging es immer wieder darum, es im Transformationsprozess der Malerei zumindest sichtbar werden zu lassen. Stets – und das zieht sich als weiterer roter Faden durch das Werk – ist die Ausgangssituation eine Fotografie – in den allermeisten Fällen eine auf Reisen oder auch in allernächsten Nähe selbst gemachte Aufnahme. Peter Hauri war selten ohne seine Kleinbildkamera unterwegs, für den Fall, dass …, wer weiss …, er plötzlich einem „Bild“ begegnen würde. Die Ausgangs-Fotografie konnte – vor allem im Frühwerk –auch eine wo immer gedruckte, dann oft figürliche Vorlage sein. Selbst ungegenständlich scheinende Bilder haben – mehr oder minder versteckt – diese Basis. Eines der nachhaltigsten Beispiele hiefür ist das grösste, je von Peter Hauri ausgeführte Kunst am Bau-Projekt für die Schulanlage Rütihof in Zürich als er 1995/96 auf fünf je 7 x 3 Meter grossen Tafeln verwitterte Grabsteine soweit vergrösserte bis sie nur noch als subtile, farblich jedoch intensivierte, Spuren von ihrer erlebten Zeit erzählten.
Viele Werke von Peter Hauri zeigen ähnliche Prozesse, weniger von Grabplatten ausgehend, sondern vielleicht von einem Schweizer-Bundes-Bahn-Waggon, einer Hintertüre, einer Mauerecke, einem Gehweg, einem Raum-Durchblick, einer Täfelung mit verblassten Deko-Elementen.
Bevor ich detaillierter darauf eingehe, sei auf eine Gruppe von Bildern verwiesen, die in Opposition zum bisher ausgeführten stehen. Es war 1987 als ich diesen erstmals begegnete, in der Galerie del Mese in Meisterschwanden. Peter Hauris Bilder waren „explodiert“! Etwas in ihm schien sich aufzubäumen. Im Gespräch merkte ich indes schnell, es war nicht die grosse Heiterkeit ausgebrochen, die Bilder waren eher ein existenzielles Auflehnen gegen die immer wieder aufkommenden Depressionen. Aber die Bilder waren da! In Rot, Gelb, Blau, Grün, Weiss und Schwarz fächerte er Naturimpressionen auf, liess Bäume von oben nach unten von unten nach oben wachsen. Es war in den 1980er-Jahren – dem Jahrzehnt der „Wilden“ – klar, dass auch das mitspielte bei diesen letztlich als feuriges „Intermezzo“ in seinem Gesamtwerk da stehenden Bildern. Es war Gestik und Emotion in Farbe!
Doch zurück zu den Werken in der Ausstellung, die mehrheitlich dem Spätwerk zuzuordnen sind. Einigen bin ich zuletzt 2013 im Müllerhaus in Lenzburg begegnet, der wohl letzten grösseren Ausstellung Peter Hauris zu Lebzeiten, die sein Freund, der Züricher Bildhauer Piero Maspoli kuratiert hatte. Wenn ich meiner damaligen Ansprache folge, sind es nicht reine Aquarelle, sondern eine Mischung aus Aquarell- und Gouachefarben, in jedem Fall ist es erstaunlich wie sehr die Malerei und ihr Trägermedium – das Papier – gleichsam eins sind. Man vergesse nie: Peter Hauri war ein Meister seines Fachs! Und die Malerei an sich interessierte ihn stets ebenso wie die inhaltliche Bedeutung seiner Motive.
Diese ist dennoch nicht zu unterschätzen, denn die letzten 20/25 Jahre seines Lebens waren eine Zeit, in welcher er oft sagte, er male nicht mehr für die Öffentlichkeit, sondern für sich. Die Reduktion von Formen und Farben, die wir in vielen späten Werken sehen, sind darum auch inhaltlicher Ausdruck gewollter, gesuchter Vereinfachung und Stille; mit wenigen Lichtblicken in Farben.
In diesem Rückzug verstecken sich zwei Punkte. Der eine ist, dass der selbstgewählte Tod seiner Lebenspartnerin, der vor allem durch Gedichte bekannten Marianne Zwahlen (später Marianne Hauri-Zwahlen) ihn in seinem Innersten gleichsam gebrochen hat. Die Beziehung war aufgrund der psychischen Fragilität Mariannes immer eine äusserst schwierige, aber Peter Hauri wollte seine Partnerin im Leben halten und als ihm dies letztlich nicht gelungen war, plagten ihn – zu Unrecht notabene – Schuldgefühle, die eine weiterführende Karriere als Maler im extravertierten Netzwerk des Kunstbetriebs mehr und mehr verunmöglichte. Und dann war da, last but not least, die angeschlagene Gesundheit, die das Malen oft zur Anstrengung machte. Doch jetzt dürfen wir die Bilder ans Licht holen!

( in der Ansprache zur Ausstellung von Peter Hauri im Kantonsspital Aarau, 17. Oktober 2019)
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Weitere Infos & Material


Hauri, Peter
Peter Hauri: geboren am 30. Juni 1945 in Zürich.
Bürger von Zürich und Seengen/Aargau.
Gestorben am 1. Oktober 2017.

Ausbildung:
Primar- und Sekundarschule in Zürich
1962–1965 Lehre als Elektromechaniker in der SBB Werkstätte Zürich
1965 Vorbereitende Klasse der Kunstgewerbeschule der Stadt Zürich
Anschliessend Hospitant der Klasse „Farbe und Form“ an der Kunstgewerbeschule Zürich
1979 Methodik Kurs für Werklehrer
1983 Beginn des Zeichenlehrerstudiums am Seminar für gestalterische Lehrberufe in Zürich
1988/1989 Aargauische Bezirkslehrerprüfungen
Zeichenlehrerdiplom

Berufstätigkeiten:
Zum Teil freie Tätigkeit und Weiterbildung als Maler und Bildhauer
1969–1972 Mitarbeiter des Eisenplastikers Silvio Mattioli in Schleinikon im Kanton Zürich
1972–1973 Werkstattchef des Theaters am Neumarkt in Zürich
1973 Wegzug von Zürich nach Seengen
Wiederaufnahme der künstlerischen Tätigkeit und Teilzeitarbeit als Casserolier, Siebdrucker, Stand- und Ladenaufbaugrafiker, etc.
1975 Werk- und Zeichenlehrer an der freien Volksschule in Mägenwil
1977–1984 Werklehrer in Dottikon
1988–1993 Teilpensum als Zeichenlehrer an der Bezirksschule Wohlen
1991–1996 Teilpensum als Zeichenlehrer an der Kreisbezirksschule Mutschellen, infolge Rückgang der Schülerzahlen Wegfall dieses Pensums
Januar – August 1997 Wiederaufnahme des Zeichenunterrichts an der Kreisbezirksschule Mutschellen als Stellvertreter
Januar – August 1998 Stellvertretung Zeichnen an der Bezirksschule Bremgarten (Vollpensum)
Sommer 2000 Leitung eines Methodikkurses für Lehrkräfte alles Schulstufen
Februar 1999 – Februar 2000 Stellvertretung: Zeichnen, Freies Gestalten, Technisches Zeichnen, Klassenlehrstunde an der Bezirksschule Rothrist
24. April 2000 – 7. Juli 2000 Stellvertretung Zeichnen, Freies Gestalten Bezirksschule Aarburg
März 2001 Projekt und Projektwoche: Bildermalen mit Schwerstbehinderten im Bruderklausenheim in Horw (Luzern)
Mai – Juni 2001 Stellvertretung Allgemeines Werken an der Bezirksschule Fahrwangen
August 2001 – Februar 2002 Stellvertretung Allgemeines Werken an der Oberstufe in Schöftland
Februar 2020 – Juli 2002 Stellvertretung Technisches Zeichnen/Allgemeines Werken in Lenzburg
Seit August 2002 Werk- und Zeichenlehrer im Aufnahmeheim Safenwil
2004 Stellvertretung an der Berufsmittelschule Lenzburg – Raum- und Farbenlehre

Künstlerische Tätigkeiten:
Ausstellungen (Auszug)
1968 Einzelausstellungen in Bern, Winterthur und Zürich
1971 Galerie la Fourmier in Zürich
1977 Galerie in Lenzburg
1985/91/93 Werkstattgalerie Jules Gloor Aarau
1987 Galerie del Mese, Meisterschwanden
1987 Sonderausstellung im Kunsthaus Aarau (Gast an der Weihnachtsausstellung)
1990 Galerie zum Schlössli Gonntenschwil
Seit 1971 regelmässige Teilnahme an den Jahresausstellungen im Kunsthaus Aarau
2001 Galerie Antonigasse Bremgarten
2013 Kulturkommission Lenzburg – Ausstellung im Müllerhaus-Keller, Lenzburg

Öffentliche Arbeiten:
1970 Wandbild Rötelstrasse Zürich
1971 Wandbild Shoppingcenter Spreitenbach
1988 Bilderzyklus Neue Aargauer Bank Muri
1992 Bilderzyklus Eingang West Kantonsspital Aarau
1994 Künstlerischer Schmuck Schule Rütihof Zürich, Wandbilder
1998 Schule Sarmensdorf Skulpturengruppe (Bronce)

Stipendien:
1971 Kunststipendium des Kantons Zürich
1978 Werkjahr vom Kuratorium des Kantons Aargau

Ankäufe:
1971/84/85/87 Ankäufe des Kunsthaus Aarau
1988 Ankauf Kantonsspital Aarau (Röntgenabteilung)
1990 Ankauf Landwirtschaftliche Schule Muri
2001 Gemeinde Ehrlinsbach als Geschenk für die Klinik Barmelweid

Bibliografie:
„Diese Kunst fördert der Kanton Aargau“, Katalog vom Kuratorium, Kanton Aargau
Sammlungskatalog II, Aargauer Kunsthaus Aarau
Pressetexte u.a. unter: www.annelisezwez.ch

Maspoli, Eva Talesia
Eva Talesia Maspoli: geboren am 9. April 1998 in Waidhofen an der Thaya, aufgewachsen im Waldviertel/Österreich. Sie maturierte dort und ist nach der Schule in die Schweiz gekommen, um in Luzern den Gestalterischen Vorkurs (2017/18) zu absolvieren.
Danach bewarb sie sich an der Hochschule der Künste Bern für den Studiengang Konservierung und Restaurierung und wurde angenommen.
Seit September 2018 studiert sie an der Hochschule der Künste.
Schon seit Kindheit an begleitete sie durch das Elternhaus die Kunst und Gestaltung. Auf dem Weg bis hier hin träumte sie unter anderem von einmal Tänzerin, Musikerin, Clown, Flugzeugpilotin, Gärtnerin oder Zoowärterin zu werden.



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