E-Book, Deutsch, Band 131, 100 Seiten
Reihe: Der neue Dr. Laurin
Maybach Der Partyschreck
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98986-645-4
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der neue Dr. Laurin 131 - Arztroman
E-Book, Deutsch, Band 131, 100 Seiten
Reihe: Der neue Dr. Laurin
ISBN: 978-3-98986-645-4
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie 'Der kleine Fürst' in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Der zur Waise gewordene angehende Fürst Christian von Sternberg ist ein liebenswerter Junge, dessen mustergültige Entwicklung zu einer großen Persönlichkeit niemanden kalt lässt. Viola Maybach blickt auf eine stattliche Anzahl erfolgreicher Serien zurück, exemplarisch seien genannt 'Das Tagebuch der Christina von Rothenfels', 'Rosenweg Nr. 5', 'Das Ärztehaus' und eine feuilletonistische Biografie. 'Der kleine Fürst' ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
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Lukas Bethmann sah auf die Uhr und beschleunigte seine Schritte. Er hatte in der letzten Woche, wenn auch nur in Gedanken, Buch geführt über seine Begegnungen mit der interessanten Schwarzhaarigen, die wie er eine Vorliebe für die Croissants der Bäckerei Schweitzer in der Nähe seines Büros hatte. Zwei dieser Croissants kaufte er dort jeden Morgen vor der Arbeit und aß sie später am Vormittag zu einem großen Milchkaffee. Er war niemand, der gerne frühstückte, er konnte in den ersten Stunden des Tages sogar am besten arbeiten, wenn er noch gar nichts gegessen hatte. Aber so gegen halb elf, wenn er schon einen ordentlichen Berg weggeschafft hatte, waren zwei Croissants mit Milchkaffee genau das richtige Mittel, um ihm für einige weitere Stunden die nötige Energie zu geben.
Seine gedanklichen Aufzeichnungen, die Schwarzhaarige betreffend, hatten Folgendes ergeben: Sie traf zwischen zehn und zwanzig nach acht an der Bäckerei ein, immer. Manchmal hatte er es leider eilig, da konnte er nicht so lange trödeln, bis sie kam, wenn es bei ihr ›spät‹ wurde, also zwanzig nach. Wenn sie allerdings schon um zehn nach acht kam, verpasste er sie womöglich. Heute war es genau viertel nach, er konnte Glück, aber leider auch Pech haben.
Zu sehen war sie jedenfalls nicht, weg konnte sie eigentlich auch noch nicht sein, dann hätte er sie auf dem Weg hierher noch sehen müssen. Entweder stand sie also schon im Laden oder sie kam spät. Er trödelte noch einen Moment lang herum, doch sie kam nicht und so öffnete er die Tür zur Bäckerei – und da stand sie an der Theke! Er hörte sie sagen, mit dieser etwas heiseren Stimme, die er so anziehend fand wie ihre ganze Erscheinung: »Zwei Croissants, bitte.«
Als sie die Türglocke hörte, drehte sie sich um, sah ihn und lächelte. Sein Herz machte einen Satz. Aber er wusste bereits, dass er sie auch heute wieder nicht ansprechen würde, denn in einer knappen Viertelstunde begann sein Arbeitstag mit einer wichtigen Teamsitzung, er war ohnehin schon spät dran. Aber morgen, dachte er, morgen habe ich Zeit.
Die Schwarzhaarige bezahlte und lächelte ihm wieder zu, als sie an ihm vorbei langsam zur Tür ging. Ihm schien, dass sie sogar ein bisschen zögerte, als sie direkt neben ihm war. So, als hätte sie ihn ermuntern oder selbst etwas sagen wollen … Aber der Augenblick war vorüber, bevor er sich ganz im Klaren darüber war, ob sie ihren Schritt wirklich verlangsamt oder ob er sich das nur gewünscht hatte.
»Wie immer?«, fragte die Verkäuferin, und er nickte.
Wenn er, wie heute, die Bäckerei nach ihr verließ, war die Schwarzhaarige nicht mehr zu sehen, gleichgültig, wie sehr er sich beeilte. Das hatte er schon mehrfach ausprobiert. Er war auch schon früher da gewesen und hatte sich fest vorgenommen, draußen auf sie zu warten und sie endlich anzusprechen, aber nie schien es zu passen. Mal fehlte ihm der Mut, mal war sie noch früher gekommen.
Morgen, dachte er, als er mit den Croissants die wenigen Schritte hinüber zu seinem Büro lief. Er war Bauphysiker, zusammen mit zwei Freunden hatte er eine Firma gegründet, die auf ökologisches Bauen spezialisiert war. Sie berieten Privatleute, aber auch Firmen bei der Planung ihrer Neubauten und arbeiteten eng mit verschiedenen Architekturbüros zusammen. In den drei Jahren ihres Bestehens hatten sie sich bereits einen erstklassigen Ruf erworben. Er war jetzt sechsundzwanzig Jahre alt, einige hielten ihn für einen Überflieger. Er selbst sah das nicht so, er war allerdings zielstrebig, das schon, weil er sehr früh gewusst hatte, was er einmal werden wollte. Zum Glück hatte er in Fabian und Felix zwei Mitstreiter gefunden, mit denen er auch privat gut auskam. Sie zogen am gleichen Strang. Die beiden waren etwas älter als er.
Fabian Horst hatte er während eines Praktikums kennengelernt, sie waren schnell Freunde geworden, und eines Abends hatte Felix in einer Kneipe neben ihnen gestanden, ihnen eine Weile zugehört und schließlich gesagt: »Ich habe ähnliche Pläne wie ihr und suche Leute, mit denen zusammen ich sie verwirklichen kann.«
Felix war der Älteste, achtundzwanzig war er vor Kurzem geworden. Er hatte also auch schon etwas mehr Erfahrung gehabt als die beiden anderen, und vor allem hatte er gewusst, worauf man achten musste, wenn man eine Firma gründete. Sie hatten ein schwieriges erstes Jahr hinter sich bringen müssen, es aber dank der Unterstützung ihrer Eltern geschafft, und danach war es langsam, aber stetig bergauf gegangen.
Als er das Büro betrat, saß Fabian schon vor seinem Rechner. Er sah auf, grinste, als er die Tüte mit den Croissants sah, und fragte: »Und? Wie heißt sie?«
»Ich …«, begann Lukas unsicher, brach aber ab, als Fabian anfing zu lachen.
»Was habe ich dir gesagt? Du sprichst sie auch heute wieder nicht an. Wenn ich bloß wüsste, wieso nicht! Du bist doch sonst nicht so schüchtern, auch nicht bei Frauen.«
»Frag mich nicht, ich weiß es nicht, aber ich denke, morgen ist es …«
Fabian lachte wieder. »Ich glaube es erst, wenn es einen Beweis dafür gibt.«
Felix traf ein, er hatte die letzten Worte gehört: »Beweis wofür?«
»Dass er die Frau, von der er uns jetzt seit Wochen erzählt, endlich angesprochen hat.«
»Wie?«, rief Felix. »Das ist immer noch nicht passiert?«
Lukas ließ ihre Frotzelei gelassen über sich ergehen, es war gewissermaßen zu ihrem Morgenritual geworden, seit er die Schwarzhaarige zum ersten Mal erwähnt hatte.
Wie so oft stellte er sich vor, er stünde vor der Tür, sähe drei junge Männer lachen und herumalbern und hörte ihnen zu, ohne zu wissen, wer sie waren. Was würde er denken? Sie waren nicht nur vom Wesen her sehr unterschiedlich, sondern auch vom Aussehen. Er selbst war blond und blauäugig, dazu groß und sportlich. Felix hatte ihn einmal ›den Traum aller Schwiegermütter‹ genannt, und da war etwas dran, das wusste Lukas. Die Mütter seiner Freundinnen hatten ihn ohne Ausnahme schnell ins Herz geschlossen. Felix war das dunkelhaarige Gegenstück, ebenfalls groß und sportlich, aber alles, was an Lukas hell war, war an Felix dunkel. Wenn er im Sommer zweimal im Schwimmbad gewesen war, war seine Haut bereits dunkelbraun. Fabian dagegen war deutlich kleiner als seine beiden Freunde, er lehnte Sport ab – ›Sport ist Mord‹ war einer seiner Lieblingssprüche – und er hatte den Kopf voller rotbrauner Locken. Außerdem neigte er zur Fülle, wozu er aber mit großem Selbstbewusstsein stand. Er aß leidenschaftlich gern und trug einen Gutteil seines Verdienstes in teure Restaurants.
Als Felix jetzt fragte: »Wollen wir? Wir haben ja einiges zu tun«, kehrten schlagartig Ernst und Konzentration ein. Es ging vor allem um die Entscheidung, ob sie eine oder zwei Personen zu ihrer Entlastung einstellen sollten. Felix, der die Finanzen verwaltete, hatte die Kosten durchgerechnet und legte ihnen nun seine Überlegungen dar.
»Mit anderen Worten«, schloss er seine Ausführungen, »wir täten gut daran, zuerst mit einem Assistenten oder einer Assistentin auszukommen, das belastet unsere Finanzen schon recht ordentlich. Wir haben gut verdient, aber wir tragen ja auch noch Schulden ab und haben kaum Rücklagen. Nur, wenn wir niemanden einstellen, schaffen wir weniger Aufträge und verdienen entsprechend weniger. Ich bin also dafür, dass wir jemanden einstellen, die oder der uns einiges von den Routinesachen abnimmt, die viel Zeit fressen. Aber ein Risiko bleibt es, das sage ich ganz deutlich. Wir sind erfolgreich, aber auf festen Füßen stehen wir noch längst nicht. Da muss bloß ein großer Auftrag verloren gehen, schon geht es uns an die Existenz.«
Felix war übervorsichtig, das wussten die beiden anderen, aber sie waren ihm dankbar dafür, denn sie selbst wären vielleicht wagemutiger gewesen angesichts ihrer Erfolge und hätten mehr riskiert. Das wäre vielleicht sogar gut gegangen, aber eine Garantie dafür gab es natürlich nicht, also war vorsichtiges Handeln bei allem, was sie planten, erst einmal geboten.
Fabian und Lukas stellten noch einige Fragen, dann diskutierten sie über die Aufgaben der oder des Angestellten sowie das Gehalt, bevor sie Felix‘ Vorschlag schließlich zustimmten.
»Ich kann die Anzeige formulieren«, bot Lukas an.
»Das hatte ich gehofft«, sagte Felix. »Mit Worten kannst du besser umgehen als ich.«
»Und ich«, erklärte Fabian fröhlich. »Was steht sonst noch an?«
Sie arbeiteten alle Punkte ab, die sie sich aufgeschrieben hatten, dann endlich wandten sie sich ihrem Tagesgeschäft zu.
Erst als er, später als sonst, seine beiden Croissants aß, gestattete Lukas es seinen Gedanken, sich kurz der Schwarzhaarigen zuzuwenden, aber dann klingelte das Telefon bereits wieder, und der nächste mögliche Auftrag für die junge Firma winkte.
*
»Sie haben ein Myom an der Gebärmutter«, sagte Leon Laurin zu seiner jungen Patientin Laura Arenz, als sie wieder aus der Umkleidekabine kam. Sie war die erste Patientin seiner gynäkologischen Sprechstunde an diesem Tag. »Es ist klein und muss erst einmal nicht entfernt werden, aber wir behalten es im Auge. Es wäre keine große Sache, es zu entfernen, aber ich halte einen solchen Eingriff derzeit für unnötig.«
»Was ist ein Myom?«, erkundigte sich Laura.
»Eine gutartige Geschwulst. Man lässt Myome in der Regel in Ruhe, solange sie nicht stören, etwa, weil sie zu groß geworden sind oder an einer ungünstigen Stelle sitzen. Beides ist bei Ihnen nicht der Fall. Das Myom ist klein und stört nicht. Ich sehe es mir regelmäßig an und achte darauf, ob es wächst. Sie können es einfach wieder vergessen.«
»Schon passiert«, sagte Laura. »Und...




