Mayo | EIN MÄDCHEN SPIELT FALSCH | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 216 Seiten

Mayo EIN MÄDCHEN SPIELT FALSCH

Der Krimi-Klassiker!

E-Book, Deutsch, 216 Seiten

ISBN: 978-3-7487-8351-0
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



»...und die Halle des Grand Hotels, in der ich diese Zeilen diktiere, sieht genauso aus, als stamme sie aus einem Humphrey-Bogart-Film. Unwillkürlich erwartet man, Bogart in seinem Trenchcoat hereinkommen zu sehen, und ich wette, dass die Gäste nicht einmal aufblicken würden, wenn er tatsächlich hereinspazierte.«
Das sagt Charles Hood in Nicaragua, kurz bevor er einen ganz besonderen Art Bombe begegnet.
Denn jetzt betritt Matilda Roebeck die erregende, farbenprächtige, verkommene Szenerie. Welch ein herrliches Supermädchen - und in welch dunkle Abenteuer ist sie verstrickt...!
 
James Mayo (eigtl. Stephen Coulter, * 21. August 1914; † 16. Juli 1986) war ein britischer Schriftsteller und Journalist. Besonders bekannt sind seine Kriminal-Romane um den kultivierten Spion Charles Hood.
Der Roman Ein Mädchen spielt falsch erschien erstmals im Jahr 1971; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1973.
Der Verlag DER ROMANKIOSK veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe DIE MITTERNACHTSKRIMIS.
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ZWEITER TEIL
      Zehntes Kapitel     Es ist deprimierend. Ich stehe auf und fange an, im Zimmer hin und her zu laufen. Zuerst weise ich den Gedanken von mir, dann bin ich mir nicht mehr so sicher. Verdammt komisch, dass ich sie anfangs in Gedanken die verrückte Blondine nannte. – War da irgendetwas, was ich im Unterbewusstsein zur Kenntnis nahm? Endlich kommt Margy herein. »Das Ministerium für öffentliche Gesundheit sagt, dass es einen Señor Gilberto Cardena gibt; er hat mit dem Amt für Geisteskrankheiten zu tun, es befindet sich im Nebengebäude des Ministeriums in der Avenue del Centenario, aber er ist dort nur vormittags anzutreffen.« »Schon gut, vielen Dank, Margy!« Das deprimiert mich noch mehr. Ich blicke auf die Armbanduhr: fünf Uhr zwanzig. Ich spaziere ins Vorzimmer und sage Margy, dass ich gehe. »Wollen Sie nicht Miss Roebeck anrufen?«, fragt sie. »Später!« Sie wirft mir einen altmodischen Blick zu, warum nimmt ausgerechnet sie das Mädchen so sehr in Schutz? Unten angekommen, schlendere ich ins Reisel hinüber; sieben oder acht Leute sind in der Halle, das gertenschlanke Ding mit den weißen Lippen macht am Empfang Dienst und kommt an den Platz, wo ich stehe. Ich gebe ihr die Telefonnummer und bitte sie, Miss Matilda Roebeck anzurufen. »Sagen Sie ihr, sie solle mich um halb sieben in der Bar erwarten. Und sagen Sie nur, dass ich gebeten habe, ihr dies auszurichten.« Sie hat neue, doppel-flatterige Augenwimpern angeklebt, die man klappern hört, wenn sie zwinkert. »Möchten Sie nicht selber mit ihr sprechen?« »Dann wird ihr Freund eifersüchtig. Wenn Sie’s für mich tun möchten, Schätzchen...« »Okay.« Der Gedanke schien ihr Spaß zu machen; das ist bei Frauen immer so. Ich gehe in die Bar und lasse mir bei einem Glas Whisky Zeit; dann, um sechs Uhr zehn, als Miss Roebeck meiner Schätzung nach auf dem Weg hierher ist, gehe ich durch die Seitentür hinaus und fahre hin zu Jack McGinnis’ Wohnung. Falls sie wirklich aus Glendale kam, musste ich es wissen. Es war für mich ein unerwarteter Schlag. Ich konnte mir zwar die elegante Schreckenskammer vorstellen, wollte aber nicht glauben, dass sie dorthin gehörte. Ich parkte gleich um die Ecke in einer Seitenstraße, ging zu der Wohnung und schloss auf. Ohne es mir gegenüber in Worte zu fassen, wusste ich, dass ich Miss Matilda Roebeck nicht so leicht aus meinen Gedanken verdrängen konnte. Weil sie irrsinnig war? Vielleicht. Sie hatte im Wohnzimmer die Möbel umgestellt; es sah jetzt besser aus. Im Schlafzimmer knipste ich die kleine Lampe an und sah mich um, spürte einen leichten Hauch ihres Parfüms, ihre Anwesenheit in der Wohnung, irgendetwas Vertrautes. Sie hatte ausgepackt, aber man konnte nicht behaupten, dass sie zu den Leuten gehörte, die ordentlich auspacken. Überall lagen Kleider herum, verstreute Häufchen von Seide, Ketten und Schmuckstücken, Make-up, Eyeliner, Töpfchen, Tuben und Fläschchen. Mir gefiel es zwar so besser, als wenn sie das Zeug mit Lavendelduftkissen in die Schubfächer und die Nachthemden in eine Schachtel mit rosaroten Schleifen oder so etwas darauf gelegt hätte; aber die Suche wurde dadurch nicht einfacher. Ich wühlte alles durch, ich suchte in allen Kleidungsstücken nach einem Firmenzeichen aus Glendale, fand aber keins, wenn sie auch zwei Sachen in Columbus, Ohio, gekauft hatte; und Abercromby hatte ja gesagt, Glendale liege in Ohio. Es gab allerdings andere Etiketts, auf denen New York und London stand, und das Make-up-Zeug konnte sie überall gekauft haben. Keine Drogen, keine Papiere, mit Ausnahme von ein paar Hotelprospekten aus Miami ganz unten im kleineren Koffer. Einen davon hatte sie benutzt, um sich die Abflugzeiten der TACA-Fluggesellschaft in Richtung Süden zu notieren, was ihre Erzählung, wie sie Sullivan zu entkommen versuchte, zu bestätigen schien. Aber natürlich konnte es auch bedeuten, dass sie auf der Flucht aus Glendale diese Route gewählt hatte. Ich durchsuchte das Wohnzimmer, kehrte ins Schlafzimmer zurück, nahm eine Nagelfeile und begann die Cremetöpfchen zu untersuchen – man kann nie wissen. Auf einmal gab es am Fenster hinter mir ein klirrendes Krachen, und irgendwas schlug in die Wand. Ich brauchte nicht erst zu überlegen, was das wohl sein mochte, ich warf mich zu Boden, und ein paar weitere Schüsse knallten herein, trafen den Spiegel und ließen Glassplitter umherfliegen. Zwischen mir und dem Fenster stand das Bett. Ich zog die Pistole, kroch um das Bettende herum und erreichte das Lampenkabel. Ich riss es aus der Steckdose und richtete mich gebückt auf, so dass ich aus dem Fenster sehen konnte. Unten sah ich das Dach der Einfahrt in die unterirdische Garage, zwei Meter weiter einen Eisenzaun und dahinter ein kleines Stückchen Straße. Ich konnte niemanden entdecken, hörte jedoch einen Wagen anfahren, aus dem Stand, und der Fahrer schaltete hastig aus einem Gang in den nächsten, um schnell davonzukommen. Ich ging hinaus und stellte mich auf die andere Seite der dunklen Straße; es war eine ruhige Wohngegend, nichts Ungewöhnliches war zu bemerken, es war wie in jeder anderen größeren Stadt: Man kann mit einer achtschüssigen Magnum ohne weiteres jemandem durchs Fenster ballern, und die Nachbarn glauben, es handle sich um Fehlzündungen eines Autos oder das Fernsehen oder sonstwas. Ich wartete einige Minuten lang und ging dann wieder hinein. Einer der Querschläger hatte eine hässliche Narbe auf die Schranktür gezeichnet. Ich ließ die Jalousien herunter und suchte nach den Geschossen. Es waren Null-Komma-Zweiunddreißiger, aber das bewies gar nichts, wenn auch Jack McGinnis mit einer Pistole des gleichen Kalibers erschossen worden war. Irgendjemand hatte ein Interesse daran, auch mich aus Miss Roebecks Umgebung zu entfernen. Vielleicht Ray Sullivan? Ich steckte die Kugeln in die Tasche, schaltete alle Lampen ein, hob ihre beiden Koffer aufs Bett und klappte sie auf. Ich zerrte die Schubladen aus der Kommode, schob zwei Lamellen der Jalousie auseinander und verließ die Wohnung. Vor dem Haupteingang des Wohnblocks befand sich ein kleiner Patio mit ein paar welken Büschen. Ich stieg über sie hinweg und ging auf dem Dach der Garageneinfahrt weiter, bis ich zum Schlafzimmerfenster kam, wählte mir eine Stelle, die in tiefem Schatten lag, und lehnte mich dort gegen die Mauer. Nach ungefähr fünfzehn Minuten hielt ein Taxi am Eingang. Miss Roebeck, in einen braunen und cremefarbenen Hosenanzug gekleidet, stieg aus, bezahlte und ging ins Haus. Es gab eine kurze Pause, dann konnte ich durch den Spalt in der Jalousie sehen, wie sie ins Schlafzimmer kam. Sie stand regungslos da, starrte rundum, auf das zerbrochene Fenster, die Kugelspur, den zertrümmerten Spiegel, ihre Koffer auf dem Bett. Ich beobachtete ihr Gesicht: Sie hatte entsetzliche Angst; die Unterlippe schob sich unter die Zähne, sie war völlig verkrampft. Sie wollte nicht in dieses Zimmer gehen, sie wusste ja nicht, ob vielleicht jemand hinter der offenen Schranktür lauerte, aber sie bekam sich wieder in die Gewalt, sagte laut irgendetwas vor sich hin und ging hinein, blickte sich nochmals um; und ich hätte geschworen, dass sie sich völlig natürlich benahm. Nichts an ihr ließ auf eine geistige Störung schließen, sie hatte nur große Angst und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie stand da, sah sich um, dann legte sie die Handtasche hin, fummelte eine Zigarette heraus, zündete sie an – alles ganz so, wie man es normalerweise erwartet hätte. Ich verließ mein Versteck, ging um das Haus zum Eingang; und als ich bei der Wohnung anlangte, öffnete sich die Tür, und sie schickte sich an, herauszukommen. Als sie mich sah, zuckte sie heftig zusammen und schlug sich die Hand vor den Mund. »Was ist los?« Sie trat ein paar Schritte zurück, mich immer noch anstarrend. Ich gab der Tür einen Tritt, dass sie hinter mir ins Schloss fiel. Matilda ließ die Hand sinken. »Wo sind Sie gewesen?« »Ich habe einen anstrengenden Tag im Büro verbracht, Liebling.« »Ich bekam einen Anruf, mich mit Ihnen im Reisel zu treffen – es war eine Frau. Ich fuhr hin und wartete, aber Sie kamen nicht. Eben bin ich zurückgekommen, und in der Zwischenzeit hat jemand eingebrochen, ich weiß nicht wie, die Tür war verschlossen, alles ist kaputt...« Sie führte mich ins Schlafzimmer, zeigte auf die Glassplitter, die Kugelspur, das Fenster. Wir standen und betrachteten alles; ich machte die passenden Bemerkungen; dann drehte sie sich um und sah mich an – ihr herrlicher, nach unten geschwungener Mund, – und sie warf mir einen l-a-n-g-e-n Blick zu und sagte schließlich: »Das waren Sie, nicht wahr?« »Was sagten Sie?« »Sie waren hier. Sie lockten mich mit diesem Anruf fort, mit diesem fingierten Anruf. Sie kamen her, ich hätte es wissen müssen; aber vielleicht ist es nicht wichtig. Was ist passiert?« »Jemand schoss auf mich.« »Schoss auf Sie? Wer...? Jemand, den Sie hier erwischten?« »Von draußen.« »Und wenn man Sie umgebracht hätte, dann hätte man behauptet, ich sei es gewesen – ich hätte Sie hergelockt. Das wäre zu viel gewesen, um noch ein Zufall zu sein – erst Mr. McGinnis, dann Sie.« »Also hören Sie...« »Warum sind Sie hergekommen?« Sie sah mir forschend ins Gesicht, und ich dachte bei mir, dass sie ganz hübsch intelligent sei. »Es gab da eine Kleinigkeit, die heute zur Sprache kam. Ich wollte das nachprüfen.« »Was für eine Kleinigkeit?« »Es klingt besser, wenn man etwas dazu trinkt«, sagte ich und führte sie ins Wohnzimmer, und als ich uns...


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