McBride | Reiter der Apokalypse | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 555 Seiten

Reihe: Der Armageddon-Zyklus

McBride Reiter der Apokalypse

Roman

E-Book, Deutsch, Band 1, 555 Seiten

Reihe: Der Armageddon-Zyklus

ISBN: 978-3-641-03748-2
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



»Ein ehrfurchtgebietender Autor!« Brian Keene

Die Welt steht am Rande des Abgrunds: Der dritte Weltkrieg droht. Und während das Pulverfass Mittlerer Osten explodiert, wird eine alte Prophezeiung Wirklichkeit: Die vier Reiter der Apokalypse ziehen aus, und die Hölle folgt ihnen nach. Alle Armeen und Waffen der Welt werden schlagartig bedeutungslos angesichts der vier Schreckensgestalten und ihrer Geißeln Tod, Krieg, Pestilenz und Hunger ...

Realistisch, fantastisch und von schrecklicher Schönheit!



Michael McBride lebt mit seiner Frau und ihren vier Kindern im Schatten der Rocky Mountains.
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»Bring sie zu mir«, raunte der Mann ihr ins Ohr. Sein Atem stank von der eitrigen Infektion, die in seinem Bauch schwelte. »Ich kann ihre Schmerzen lindern.«
Am hinteren Ende des Zeltes lag das Mädchen auf einem Feldbett in den Armen seiner Mutter und wimmerte. Selbst die zärtlichen Berührungen der Mutter bereiteten dem Kind Schmerzen, es wand und krümmte sich, und die verkohlte, mit Blasen übersäte Haut schälte sich in Fetzen von seinen Armen. Das Morphium war bereits verbraucht, und alles, was er tun konnte, war, die freiliegenden Nervenenden mit dem wenigen verbliebenen Lidocain und Topocain notdürftig zu versorgen. Das betäubte kurzzeitig den Schmerz, und das Mädchen fand ein paar kostbare Momente Trost und Schlaf. Sie war nicht älter als sieben Jahre und erinnerte Adam Newman an seine kleine Nichte zuhause. Langes, dünnes, pechschwarzes Haar, in dem sich der Schein der Laterne widerspiegelte wie in frischem Teer. Große, tief braune Augen, die ab und zu verängstigt unter den zusammengekniffenen Lidern hervorlugten, während unablässig Tränen über ihre geröteten Wangen liefen; ihre Haut war von einem hellen Braunton.
Das Zelt war mit Feldbetten überfüllt, auf denen Männer und Frauen unbehaglich im Zwielicht vor sich hin dösten. Es blieben nur wenige Stunden, bis sie aufwachen und etwas zu essen und vor allem Schmerzmittel brauchen würden.
Draußen heulte der Wind, Salven von Sandkörnern malträtierten das Zelt wie Schüsse aus Schrotflinten, und die westliche Zeltwand wölbte sich bedrohlich nach innen; schließlich wurde einer der Pflöcke aus dem Boden gerissen, und die lose Spannleine peitschte gegen den Eingang.
Die Mutter hatte das schreiende und strampelnde Mädchen zweiundsiebzig Stunden am Stück getragen; den Windungen des Gave Rud folgend, hatte sie mit ihrer Tochter auf den Armen zu Fuß das zerklüftete Zagrosgebirge überquert, nur raus aus Bagdad, immer Richtung Nordosten, bis in die iranische Provinz Hamadan. Vor zwei Tagen waren sie zusammen mit zwölf anderen Flüchtlingen angekommen - vier waren bereits weitergezogen, zwei halfen bei den verzweifelten Bemühungen, westlich des Camps einen Windbrecher zu errichten, damit der verheerende Sturm das kleine Häufchen khakifarbener Zelte nicht einfach vom Erdboden fegte, und die anderen sechs befanden sich in einer halben Meile Entfernung auf dem behelfsmäßigen Friedhof, begraben unter sechs Steinhaufen. In den letzten sechs Wochen hatten sie mehr als zweihundert Flüchtlinge behandelt, alle flohen vor dem, was seit dem Einmarsch Syriens im Irak geschah. Die meisten brauchten nur eine Mahlzeit und einen Platz für die Nacht, doch in den letzten Tagen kamen immer schwerere Verletzungen dazu, so wie die Arme des Mädchens, die von dem Flammenwerfer eines Polizisten versengt worden waren, als sie versuchte, dem Tumult zu entkommen, der im Streit um ein Auto ausgebrochen war. Oder der Mann auf der Pritsche vor ihm, dessen Bauch offensichtlich von mehreren Schrapnellen getroffen worden war.
Das Mädchen zuckte zurück und schrie auf. Ihr rechter Unterarm platzte auf wie ein Hot Dog, und eine zähe, eitrige Flüssigkeit spritzte über das Laken.
»Wir können nicht riskieren, dass die Infektion auf sie übergreift. Sie gehört in eine Spezialklinik für Brandwunden, nicht hierher, in ein dreckiges Zelt mitten in der Wüste«, sagte Adam und löste seinen müden Blick gerade lange genug von dem Mädchen, um dem Mann in die Augen zu sehen. Seit einer Woche hatte er nie länger als zwei Stunden am Stück geschlafen. Sie waren nur zu fünft in dem Lager, und eigentlich konnten sie pro Woche nicht mehr als zwei Dutzend Flüchtlinge versorgen - auf keinen Fall aber diese unablässige Flut, die sich jetzt über die Grenze ergoss. Fast alle ihre Medikamentenvorräte waren erschöpft, sogar das Ibuprofen mussten sie auf eine Tablette pro Dosis rationieren; deshalb wartete Adam jedes Mal, bis sein Schädel kurz vorm Zerplatzen war, bevor er der Versuchung nachgab. Ihre Verpflegung beschränkte sich mittlerweile auf geschmorte Kartoffeln und Karotten mit Fleisch - das heißt, falls irgendein Wildhund lange genug den Mond anheulte, damit Zielfernrohr und Gewehrkugel seinem Klagelied ein Ende setzen konnten.
Das Gesicht des Mannes war fast völlig mit Tätowierungen bedeckt. Schwarze Finger fächerten sich von der Nasenwurzel hin zu seinen Schläfen auf; wenn er die Augen schloss, sahen sie aus wie übergroße Krähenfüße, deren Sporne sich genau über dem Nasenbein berührten. Arabische Schriftzeichen bedeckten seine Stirn wie kleine schwarze Flammen, und sein langes Haar war zu einem Zopf gebunden, der zerzaust neben ihm auf dem Kissen lag. Dünne Schlangenlinien zogen sich wie Tigerstreifen von den Wangen bis hinter zu den Ohren, seine Lippen waren tiefschwarz. Verschiedene schwarze Muster schlängelten sich an seinem Hals empor wie Efeu, als hätten sie ihre Wurzeln irgendwo unter dem ehemals blütenweißen, jetzt von getrocknetem Blut geschwärzten Laken. Es gab so wenige unbedeckte Stellen auf seinem Körper, dass man leicht übersehen konnte, wie eine tödliche Blässe sich über seine sonnengegerbte Haut ausbreitete.
»Ihre Wunden können geheilt werden«, flüsterte der Mann.
In der Ecke des Zeltes blickte die Mutter des Mädchens kurz auf; der Klang der Unterhaltung hatte ihre Aufmerksamkeit erregt, auch wenn sie kein Wort verstand.
»Wir tun alles, was wir können!«, schnappte Adam, während er sich die Finger gegen die Schläfen presste, um den pochenden Schmerz zu unterdrücken.
»Ich kann ihre Wunden heilen«, wiederholte der Mann und reckte eine zitternde Hand unter seiner Decke hervor. Er machte eine Faust und streckte dann seinen Zeigefinger aus, um Adam näher heranzuholen. »Beugen Sie sich zu mir.«
Ohne den Blick von den großen braunen Augen des Mannes zu nehmen, rollte Adam in seinem Drehstuhl sitzend auf den Mann zu, bis seine Knie an den Rahmen des Feldbetts stießen; dann bewegte er sein Gesicht vorsichtig, sehr vorsichtig auf die ihm entgegengestreckte Hand zu.
Plötzlich schnellte sie mit einer Präzision und Leichtigkeit nach vorne, die Adam nie für möglich gehalten hätte, und packte Adams Schädel - Daumen und Mittelfinger umfassten seine Stirn und begannen, gegen seine Schläfen zu pressen. Die Hand stank, als hätte der Mann sie noch zwei Sekunden davor unter dem Laken in seine eigenen eitrigen Wunden gegraben.
»Lassen Sie mich los!« Adam fluchte und schlug nach dem Arm des Mannes, doch die Finger hielten ihn in ihrem eisernen Griff.


McBride, Michael
Michael McBride lebt mit seiner Frau und ihren vier Kindern im Schatten der Rocky Mountains.


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