Mitchell | Silent Victim | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Mitchell Silent Victim

Thriller

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

ISBN: 978-3-8412-1722-6
Verlag: Aufbau Digital
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Manches ist schlimmer als Mord.Emma ist eine liebende Ehefrau - und eine Mörderin. Vor Jahren hat sie ihren Lehrer, der sie als Teenager verführte, erschlagen und auf dem Grundstück ihres Elternhauses vergraben - so glaubt sie zumindest. Als ihr Ehemann Alex eine neue Stelle annimmt, muss Emma ihr Elternhaus verkaufen. Zuvor will sie die Leiche verschwinden lassen. Doch das vermeintliche Grab ist leer. In ihrer Not offenbart sie sich ihrem Ehemann und löst damit etwas aus, das ihre Familie zu zerstören droht ...Psychologische Spannung vom Feinsten - der Bestseller aus Großbritannien.

Carolin Mitchell hat lange Jahre als Polizistin gearbeitet und war auf Fälle von häuslicher Gewalt und besonders schweren sexuellen Vergehen spezialisiert. Sie stammt ursprünglich aus Irland und lebt nun mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in einem Dorf an der Küste von Essex. Mehr zur Autorin unter www.caroline-writes.com. Wolfgang Thon lebt als freier Übersetzer in Hamburg. Er hat viele Thriller, u. a. von Brad Meltzer, Joseph Finder und Paul Grossman ins Deutsche übertragen.
Mitchell Silent Victim jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Kapitel 12
Emma • 2017
Winzige Regentropfen bohrten sich wie Nadeln in mein Gesicht, als ich durch das Gras, die Blätter und den Schlamm ging, um den Graben zu bedecken, den ich soeben freigelegt hatte. Ich arbeitete wie auf Autopilot, als ich die zerbrochenen Zweige wieder an ihre Stelle zurückzog. Ich keuchte vor Anstrengung, weil ich mich beeilte, um alle meine Spuren zu beseitigen. Der eisige Wind drang durch meine Kleidung, und meine Finger und Zehen waren betäubt vor Kälte. In meinem Kopf herrschte blankes Chaos, während ich versuchte zu verstehen, was aus Luke geworden war. Als ich endlich zum Haus zurückkam, hatte ich nur noch wenige Minuten Zeit. Aber ich hatte nicht erwartet, meinen Ehemann vorzufinden, als ich die Hintertür öffnete. Ich weiß nicht, wer von uns beiden überraschter war. Aber der Ausdruck des Schreckens auf Alex' Gesicht sagte mir, in welchem Zustand ich mit meinen schlammverschmierten Klamotten und meinem zerzausten Haar sein musste. Er verschwendete keine Zeit und bombardierte mich sofort mit Fragen. »Wo bist du gewesen? Ich habe versucht, dich zu erreichen! Warum hast du dein Telefon nicht mitgenommen?« Ich warf einen Blick auf mein Handy. Es lag auf dem Küchentisch. In der Hast meines Aufbruchs hatte ich es dort liegen lassen. Stammelnd versuchte ich eine Antwort herauszubringen. »Entschuldige. Ich bin mit dem Quad gefahren und – heruntergefallen.« »Sieh dir deine Hände an!« Er drehte meine zitternden Hände mit den Handflächen nach oben. »Sie bluten, und du bist vollkommen schmutzig.« »Ich bin über einen Buckel gefahren und in einen Graben gefallen.« Es erleichterte mich, dass meine blutenden Blasen auch durch einen Sturz zu erklären waren. Alex glättete mein Haar; sein Runzeln verstärkte sich, als er sich auf mein Gesicht konzentrierte. »Sweetheart, du stehst ja völlig neben dir. Vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung. Soll ich dich in eine Notaufnahme fahren?« »Nein.« Ich stützte mich Halt suchend auf eine Stuhllehne und bedauerte das sofort, weil meine Blasen schmerzhaft protestierten. Ich versuchte immer noch damit klarzukommen, was ich gefunden hatte. »Ich – ich muss Jamie vom Kindergarten abholen.« »Er ist oben in seinem Zimmer. Ich habe ihn auf dem Heimweg abgeholt.« Alex betrachtete mich immer noch von Kopf bis Fuß. »Ich habe früher Schluss gemacht und bin in das Geschäft gefahren. Ich dachte, wir könnten zusammen als Belohnung einen Besuch bei McDonald's machen. Dann sagte mir Theresa, dass du früher Schluss gemacht hättest, und ich habe versucht, dich anzurufen. Ich habe mir Sorgen gemacht, als du nicht ans Telefon gegangen bist.« »Entschuldige.« Ich war immer noch benommen. Meine Gesichtshaut spannte sich an den Stellen, wo der Schlamm getrocknet war. Ich zog den Schal aus meinem Haar, das durch den Fahrtwind zerzaust und verfilzt war. »Ich brauche eine Dusche. Es geht ganz schnell.« »Ich habe dir etwas zu essen gekauft.« Er deutete auf die Mikrowelle. »Ich habe es auf einen Teller gestellt. Soll ich es warmmachen? Ich kann dir auch etwas Gesünderes zubereiten, wenn dir das lieber ist.« »Ich habe schon gegessen«, antwortete ich tonlos. »Wir können über den Umzug reden, wenn ich geduscht und umgezogen bin. Warum zeigst du mir nicht einfach die Häuser, die du in Leeds ins Auge gefasst hat?« Sein Gesicht hellte sich auf, und ich gratulierte mir zu dieser geschickten Ablenkung. Als ich an Jamies Zimmer vorbeiging, warf ich einen kurzen Blick hinein. Sein Haar war noch feucht, er hatte gebadet und trug seinen Pyjama, während er auf seinem Bett saß, umringt von seiner Armee aus Teddys, während er sein neues Buch über den Feuerwehrmann Sam durchblätterte. Er konnte eine sehr introvertierte kleine Seele sein, und er genoss das Alleinsein, wenn die Stimmung ihn packte. Ich zog mich vorsichtig von der Tür zurück, nachdem ich mich in dem Flurspiegel gesehen hatte. Mein Aussehen hätte ihn nur verwirrt. Als ich unter der Dusche stand, verschwanden Ströme aus Schlamm und Blut im Abfluss. Meine Handflächen brannten, als ich mein Haar wusch. Ich fuhr mit der Seife über die Rundungen meines Körpers und spürte, wie eine vertraute Angst geweckt wurde. Ich hatte zugenommen; ich konnte es spüren. Im Kopf rechnete ich die Kalorien, die ich in dieser Woche verzehrt hatte, gegen die Übungen auf, mit denen ich sie hatte verbrennen wollen. Es waren nicht genug. Es waren niemals genug. Ich ließ die Seife fallen und verfluchte mich, weil ich zuließ, dass ich mich wieder heruntermachte. Wie egozentrisch konnte ich denn sein? In einer solchen Zeit sollte ich mich auf meine Familie konzentrieren und darauf, wie ich uns aus dem Schlamassel herausholen konnte, den ich angerichtet hatte. Ich würde Alex sagen, dass ich noch einen letzten Blick auf das Land geworfen hatte. Eigentlich hatte ich erfreut sein sollen; so, wie der Graben ausgesehen hatte, war er schon lange nicht mehr aufgefüllt worden. Es war vorbei. Sofort meldete sich eine vertraute Stimme in meinem Kopf. Wen willst du da veralbern? Du hättest tiefer graben müssen. Es wird niemals vorbei sein, das weißt du genau! Ich rieb mir Pflegespülung ins Haar, während meine Gedanken mich wie eine Schlange zu umschlingen schienen und sich immer fester zusammenzogen, bis ich das Gefühl hatte, als würde ich platzen. Ich hob mein Gesicht zum Duschkopf hoch, stand unter dem heißen prickelnden Wasserstrahl und war atemlos, während ich zu verstehen suchte, was an diesem Tag passiert war. Luke war tot. Tot und verschwunden. Aber wenn er doch durch irgendein Wunder überlebt hatte … Mein Herz sprang mir bei diesem Gedanken fast aus der Brust. Er konnte nicht mehr lebendig sein. Außerdem war er kein Mensch, der mich in Ruhe gelassen hätte. Und wir lebten viel zu isoliert, als dass irgendein herumstreunender Spaziergänger ihn zufällig hätte finden können. Und selbst wenn jemand hierherkam, gab es immer noch die Kein-Durchgang-Schilder, die mein Vater entlang der angrenzenden Felder befestigt hatte, um unbefugtes Betreten zu verhindern. Aber ich hatte tief genug gegraben, um ihn finden zu können. Also wo war er? War es wirklich möglich, dass er irgendwo da draußen herumlief und darauf wartete zurückzukehren? Ich wäre fast aus der Haut gefahren, als Alex an die Badezimmertür klopfte. »Geht es dir gut da drin?« Seine Stimme klang heiser und besorgt. Ich holte tief Luft, bevor ich antwortete, stellte den Hahn ab und nahm meinen Bademantel vom Haken an der Wand. »Ich bin in einer Minute bei dir.« Ich seufzte und wünschte mir, dass mein Mann es nicht für nötig hielte, mich jede Minute des Tages zu beobachten. »Ich habe dir einen Tee gemacht. Lass ihn nicht kalt werden.« Ich fuhr mir mit einem Kamm durchs Haar, zog eine alte Jeans an und hüllte mich in eine viel zu große Strickjacke. Ich hatte so gut wie nichts gegessen; mein Magen beschwerte sich knurrend über diese Vernachlässigung. Aber mir war dieses Unbehagen lieb. Dadurch fühlte ich mich geerdet, lebendig. Unser Herd in der Küche strahlte bullige Hitze aus. Ich schlürfte mürrisch meinen Tee und stellte mir vor, wie diese zuckrige Flüssigkeit in mein System sickerte. So wie er schmeckte, war er mit fetter Kuhmilch und mindestens drei Löffeln Zucker malträtiert worden. Ich hätte fast das Gesicht verzogen, aber Alex beobachtete mich. Seine Miene verriet seine Besorgnis. Diesmal war sie auch berechtigt. Meine alten Gewohnheiten meldeten sich wieder; ich schien sie einfach nicht aufhalten zu können. »Ich glaube, ich weiß, was mit dir los ist.« Mit den Fingern fuhr er über die tiefen Furchen unseres schweren Eichenküchentischs. Mein Herz setzte einen Schlag aus. War er mir gefolgt? Hatte ich vielleicht im Schlaf geredet? Dann stieg ein weiteres Gefühl in mir auf – Erleichterung. Ich hatte diese Bürde schon so lange mit mir herumgeschleppt, und vielleicht konnte Alex mir helfen. Dass er immer noch mit mir hier saß, sprach Bände. Vielleicht hätte ich ihm schon von Anfang an die ganze Wahrheit anvertrauen sollen. »Es liegt an deiner Mutter, stimmt's? Du machst dir Sorgen, dass sie dich nicht finden kann, wenn wir umziehen.« Er schob seine Hand über den Tisch und berührte meine Finger. Sein Ehering schimmerte in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne, die durch unser Küchenfenster fielen. Ich spürte das Zittern meiner Unterlippe; Tränen stiegen mir in die Augen, während er sprach. Er drückte meine Hand sanft; die Wärme seiner Haut spendete mir flüchtig Trost. »Ich habe überlegt«, fuhr er fort, »ob wir nicht einen Privatdetektiv engagieren könnten, der versucht, sie zu finden. Immerhin müssen wir auch an Jamie denken. Er hat noch eine Großmutter. Wäre es nicht schön, wenn er sie kennenlernen könnte?« Ich öffnete die Lippen, als ich ungläubig die Luft ausstieß. Das war das Letzte, was ich von ihm erwartet hatte. Die Erkenntnis, dass ich mit meinen Problemen ganz allein war, überkam mich erneut. Ich musste allein mit den Konsequenzen dessen fertig werden, was ich getan hatte. Die Enttäuschung steigerte meine Verbitterung. Hatten wir nicht schon genug Schwierigkeiten, auch ohne dass wir meine Mutter in diese ganze Sache hineinzogen? Ich holte tief Luft, als ich versuchte, ihm das zu erklären. »Ich war vollkommen am Boden zerstört, als Mutter uns verlassen hat. Sicher, sie war nicht gerade perfekt. Sie war temperamentvoll und launisch, und wenn sie trank, ließ sie ihre Wut an mir aus. Trotzdem habe ich sie geliebt.« Ich senkte...


Thon, Wolfgang
Carolin Mitchell hat lange Jahre als Polizistin gearbeitet und war auf Fälle von häuslicher Gewalt und besonders schweren sexuellen Vergehen spezialisiert. Sie stammt ursprünglich aus Irland und lebt nun mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in einem Dorf an der Küste von Essex.
Mehr zur Autorin unter www.caroline-writes.com.

Wolfgang Thon lebt als freier Übersetzer in Hamburg. Er hat viele Thriller, u. a. von Brad Meltzer, Joseph Finder und Paul Grossman ins Deutsche übertragen.

Mitchell, Caroline
Carolin Mitchell hat lange Jahre als Polizistin gearbeitet und war auf Fälle von häuslicher Gewalt und besonders schweren sexuellen Vergehen spezialisiert. Sie stammt ursprünglich aus Irland und lebt nun mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in einem Dorf an der Küste von Essex.
Mehr zur Autorin unter www.caroline-writes.com.

Wolfgang Thon lebt als freier Übersetzer in Hamburg. Er hat viele Thriller, u. a. von Brad Meltzer, Joseph Finder und Paul Grossman ins Deutsche übertragen.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.