Müller, Birgit
Auch ich gehöre zu den vielen, die als kleines Mädchen Pferde geliebt haben. Wenn irgendwo bei einem Volksfest oder Jahrmarkt Pferde waren oder wenn es auf einem Hof Pferde gab, konnte mich nichts und niemand von ihnen fernhalten.
Da standen diese mächtigen, starken und zugleich so sanften und ruhigen Tiere still und friedlich in ihren Boxen und gaben nur hin und wieder ein Schnauben und Prusten von sich. Und dann ihre riesigen Köpfe mit den dunklen, schönen Augen, die einem bis in den tiefsten Grund des Herzens zu blicken scheinen, und ihren langen wallenden Mähnen! Hätte man mich gelassen, wäre ich wohl auf jeden großen runden Hintern und geräumigen, weich gepolsterten Rücken gekrochen, der sich mir darbot, und hätte reiten wollen.
Erst als ich dreißig Jahre alt war, gelang es mir tatsächlich, auf einem Hof bei Ismaning Reitunterricht auf Fjordpferden zu nehmen. Sechzehn Stunden waren es insgesamt, die ich nehmen konnte. In dieser Zeit entstand wie von selbst meine nachfolgende Erzählung.
Doch von 2002 bis 2003 stürzte mein Leben gemeinsam mit meinen Finanzen ein, so dass ich das Geld für die Reitstunden nicht mehr aufbrachte und der Hofbesitzerin und Reitlehrerin mitteilen musste, dass für mich der Unterricht beendet war. So tief und schmerzhaft war dieser Verlust für mich, dass ich siebzehn Jahre lang von Pferden nichts mehr wissen wollte; denn hätte ich noch einmal Kontakt zu ihnen aufgenommen und sie wieder aufgeben müssen, hätte mir dies endgültig das Herz gebrochen.
Bis ich im Jahr 2018 zuerst allein und dann mit Freunden das Pferde-Musical EQUILA ansah, das im neu entstehenden Pferde-Erlebnispark in Fröttmaning unweit der Allianz Arena aufgeführt wurde, und ein Keim, den ich zerdrückt und für immer vernichtet glaubte, langsam und zögernd neu in mir zum Leben erwachte. Und bis ich meine Erzählung von damals wieder ausgrub.
Ob ich „Eine Handvoll Südwind“ eines Tages fortsetzen werde, weiß ich nicht. Um weiterschreiben zu können, wo ich aufgehört habe, müsste ich wieder an die Pferde heran und mich intensiv mit ihnen beschäftigen.
Doch momentan wage ich es noch nicht. Denn wer einmal eine große Liebe verloren hat und sie unverhofft eines Tages wiederfindet, will sie nicht ein zweites Mal für immer verlieren…